26 Kasım 2011 Cumartesi

Didyma Kult von Apollon

Didyma, Ursprung des Heiligtums

Der Ursprung des Heiligtums geht in vorgriechische Zeit zurück wie Pausanias (V 13,11) berichtet; die Griechen ersetzten bei der Einwanderung den einheimischen Kult durch den Kult des Apollon und seiner Zwillingsschwester Artemis, die dort einen eigenen  bisher noch nicht entdeckten  jedoch weniger bedeutenden Tempel hatte. Auf diese Zweiheit könnte der Name, der karischen Ursprungs ist, deuten (doch ist dies umstritten).

Die Kultmale waren eine Quelle, deren Wasser man wie in Delphi prophetische Kraft zuschrieb und der heilige Lorbeerbaum des Apollon. Sie galten als die Stelle, an der Zeus und Leto der Überlieferung nach ihr Beilager gehalten und Apollon und Artemis gezeugt haben. Vielleicht ist die Verehrung der Quelle auch darauf mit zurückzuführen, dass sie süßes Trinkwasser führte, während sonst in der näheren Umgebung nur Bitterwasser vorkommt und Trinkwasser auch jetzt noch weit herangeführt werden muss.

Die Kultmale wurden unter freiem Himmel verehrt und da sie nicht überdeckt werden durften, musste auch der spätere Tempel in seinem Innern einen Hof (Sekos) bilden. Die Orakelpriester nannten sich Branchiden nach ihrem Ahnherm Branchos, einem Hirten, dem Apollon die Gabe der Weissagung verliehen hatte; sie erteilten die Orakelsprüche von der hochliegenden Schwelle der Haupttür des Tempels.

Didyma, Geschichte des Heiligtums

Das Orakelheiligtum von Didyma spielte im ionischen Osten eine ebenso wichtige Rolle wie das Heiligtum in Delphi für Griechenland, doch war es auch weit über die Grenzen loniens bekannt, denn am Ende des 7. Jahrhunderts weihte der ägyptische Pharao Necho dem Heiligtum eine Rüstung und in der Mitte des 6. Jahrhunderts stiftete der Lyder-König Kroisos, wie Herodot berichtet (II 159, 1 92), goldene Votivgeschenke. Bei den jüngsten Grabungen wurden Reste des ältesten Temenos und einer Halle aus dem 8/7. Jahrhundert tatsächlich gefunden und Scherbenfunde weisen noch weiter zurück in den Anfang des Jahrtausends.

Seit 392 lag der Tempel verödet und die Verschüttung und Versandung durch Schwemmboden machte besonders an der Ostseite rasche Fortschritte. Bald nach Theodosius wurde im Innenhof des Tempels eine christliche Kirche ein gebaut in Gestalt einer dreischiffigen, querschifflosen mit Emporen und polygonaler Apsis versehenen Säulenbasilika. Die Apsis lag auf den Stufen der grossen Freitreppe im Innern, die als Priesterbänke genutzt wurden. Zu ihrem Bau wurde der Naiskos des Tempels, in dem das Kultbild stand, zertrümmert und das außerhalb liegende Prophetenhaus verbaut, der Tempel selbst aber unberührt gelassen. Die alte Orakelquelle wurde zum Hagiasma der Kirche und durch eine enge Treppe mit dem Altarraum der Kirche verbunden.

Unter Justinian erhob sich der Persergefähr wegen erneut die Notwendigkeit, die Burg zu verstärken, es werden eine Wehrgangtreppe und ein überdeckter Gang zu einem außerhalb neben dem Altar des Tempels liegenden Brunnen angelegt. Im Lauf des frühen byzantinischen Mittelalters hat dann ein Erdbeben die nicht gut gebaute Kirche zerstört, während der Tempel erhalten blieb. Die Kirche wird kümmerlich als einschiffiger Saal wieder .hergestellt und im Sekos siedelt sich ein unbedeutendes Dorf an. Der Zweisäulensaal und der Zwölfsäulensaal (Prenaos) werden mit hölzernen Zwischengeschossen versehen und als Speicher für 01 und Stroh benutzt. Durch einen Brand dieses Materials im 10. Jahrhundert sind die verheerenden Zerstörungen entstanden, die man heute überall noch erkennt, ist doch der kostbare Marmor dabei zu Kalk gebrannt und vom darauffallenden Regen schnell zermürbt worden.

Wie eine Inschrift meldet, wurde das Kastell im Jahre 988 noch einmal wiederhergestellt, doch zerstört ein Erdbeben noch vor der Eroberung durch die Seldschuken diese kümmerlichen Anlagen vollständig. Nach dem Mongolen-Sturm tritt eine völlige Verödung des Platzes ein. Der italienische Reisende Cyriacus von Ancona sah 1446 den Tempel noch fast vollständig erhalten, dann zerstörte ihn ein mächtiges Erdbeben und die Trümmer bildeten einen Marmorberg, auf dem spätere Siedler ihre Häuser und eine Windmühle errichten. Aus diesem Hügel ragten nur drei stehengebliebene Säulen Arb 4.5).

Didyma, Geschichte der Ausgrabungen

Die erste archäologische Grabung fand 18 72/73 durch die Franzosen 0. Rayet und A. Thomas statt. Sie legten einen tiefen Schnitt in der Längsachse des Sekos an, um das Kultbild des Kanachos zu suchen. Ihre Grabung wurde in dieser Hinsicht eine Enttäuschung, doch gelang es ihnen immerhin, einen ziemlich genauen Plan des Tempels zu zeichnen und die gewaltigen Dimensionen des Bauwerks festzustellen.

Umfangreicher waren die Grabungen der Franzosen B. Haussoulher und E. Pontremohi in den Jahren 1895/96. Sie kauften einige Häuser über der Front des Tempels, rissen sie nieder und legten den Stufenbau und die Frontbasen frei und führten einen Schnitt an der Nordseite aus, um die stehenden Säulen in ganzer Höhe messen zu können. Haussouhlier verzweifelte schließlich an den hohen Kosten und gab die Arbeit schnell wieder auf

In dem Zustand in dem Haussoulhier die Ruine hinterlassen hatte (Abb. 5), befand sie sich noch, als auf Betreiben des Ausgräbers von Priene und Milet, Theodor Wiegand, die damals königlich Preußischen Museen zu Berlin auch die Ausgrabungen von Didyma übernahmen. Am 11. Mai 1905 wurde das deutsche Forschungswerk durch den damaligen Botschafter bei der Hohen Pforte, Freiherr Marschall von Bieberstein, eröffnet und von Th. Wiegand bis zu seinem Tode 1937 geleitet. Ihm zur Seite standen die Architekten G. Kawerau, H. Knackfuss, A.v. Gerkan und G. Niemann. Bis 1913 war die Freilegung im wesentlichen geschafft. Bis dahin wurden insgesamt 178 000 Tagwerke für die Grabungen geleistet. Es handelt sich dabei nicht um eine Ausgrabung im eigentlichen Sinne, sondern um das Abräumen und Sortieren der großen, durch die Erdbeben aufgehäuften Werkstücke. In meisterhafter Weise hat insbesondere Knackfuss nicht nur die Trümmer entwirrt und geordnet, sondern zugleich einen Teil der Sekosmauern wieder aufgebaut und aus allen formlosen und nichtssagenden Werkstücken eine starke Mauer. die heutige Umgrenzungsmauer, um den ganzen Bezirk gebaut, um eine Grenze gegen das Dorf und den Erddruck des höher liegendes Geländes zu setzen. Zugleich sicherte er brüchige Teile der suine. insbesondere die durch Feuer geschwächten Wände und Säulen des Pronaos. In den Jahren 1924/25, 1930 und 1938 wurden

Trotz dieser gründlichen und mit großen Kosten durchgeführten Arbeiten bestehen natürlich immer noch Fragen, besonders über die frühe Geschichte des Heiligtums und über die Anlagen in der weiteren Umgebung des Tempels. Das Deutsche Archäologische Institut Istanbul hat daher seit 1962 die Arbeiten wieder aufgenommen, besonders zur Frühgeschichte schon wertvolle neue Erkenntnisse erbracht und zur Klärung der Topographie die Grabungen an verschiedenen Stellen innerhalb des Dorfes angesetzt. Die Stiftung Volkswagenwerk hat die Mittel zur Verfügung gestellt, mit deren Hilfe ein neues Forschungszentrum an Stelle des alten, 1922 abgebrannten Grabungshauses errichtet werden konnte zusammen mit einem kleinen Depot-Museum für wertvolle Bruchstücke und Kleinfunde und notwendige Sicherungsarbeiten in der Ruine ausgeführt wurden.

Didyma, Allgemeine Anlage des Heiligtums

Das Tempelareal liegt innerhalb des Dorfes Eski Hisar (früher auch Hieronda oder Yoran genannt), das zur Zeit nach Yeni Hisar verlagert wird, um die Freilegung der Umgebung des Tempels zu ermöglichen.

Vor dem Eingang zum Bezirk wurde der Torso eines sehr schön gearbeiteten Löwen aufgestellt, der in einer Feldmauer bei der Kovella-Bucht gefunden wurde (Abb. 6). Er nahm ursprünglich eine wie zum Sprung und Angriff ansetzende Haltung ein und wird in klassische Zeit, etwa um 400 v.d. Zeitwende datiert.

Innerhalb der Schutzmauer, die zugleich als Stützmauer gegen das höher gelegene, nicht ausgegrabene Gebiet dient, liegt der eigentliche Tempel; vor seiner Ostseite befindet sich der runde, archaische Altar, ein Brunnen und die gebogene Stützmauer einer Terrasse, die über fünf Treppen zugänglich war und auf der die Schatz-häuser für die Tempelabgaben standen. Entlang der Südseite lassen sich die Stufenreste und Ablaufschranken eines Stadions, hier wohl einer Wettlaufbahn für die Festspiele noch klar erkennen. An den anderen Seiten, an denen sich, wie die Ausgräber feststellten, keine antiken Anlagen befanden, wurden alle antiken Werksteine gelagert, die zum Tempel und anderen Gebäuden gehört haben.

Von der Höhe der Zugangstreppe, die zum Tempelareal herabführt, lässt sich die oben geschilderte Gesamtsituation klar übersehen. Der Tempel liegt in der Talmulde der heiligen Quelle (Abb. 7).

Bei der gewaltigen Vergrößerung des Tempels in hellenistischer Zeit musste der Tempel auf einen ungewöhnlich hohen Stufenunterbau von sieben hohen Stufen gestellt werden, um ihn in dieser Mulde nicht zu stark versunken erscheinen zu lassen. Zum bequemen Ersteigen dieses Unterbaus wurde an der Front eine Treppe in der Breite des inneren Tempelgebäudes angelegt, die seitlich von breiten Wangen begrenzt wird.

Dr hellenistisch-römische Tempel
Plangestaltung und Aufbau

Der Plan des Tempels wurde von dem Architekten Paionios, der auch den Bau des Tempels der Artemis in Ephesos leitete, zusammen mit dem Milesier Daphnis entworfen und steht noch ganz in der Tradition der klassischen Riesentempel von Samos und Ephesos, denen er an Größe kaum nachsteht, wie auch seines archaischen Vorgängers. Jedoch ergaben hier die Besonderheiten des Orakelkultes und die örtliche Situation, die zu Räumen in verschiedenen Höhenlagen zwangen, eine sehr spannungsreich gestaltete Architektur (Abb. 8).

Die Plangestaltung musste von den Kultmalen, der heiligen Quelle und dem Lorbeerstrauch ausgehen. Diese mussten unter freiem Himmel bleiben und anscheinend sollte auch das ganze Innenareal der Vorgängerbauten unberührt bleiben. Daher wurde eine neue hohe Umfassungsmauer geschaffen, die der Zella eines normalen, überdeckten Tempels entspricht. Um aus der Tiefe der in der Talsohle liegenden Kultmale zum hohen Stylobat des Tempels zu gelangen, war eine Treppen Anlage notwendig, die zu einem dem Sekos vorgelagerten Saal mit der eigentlichen Tempeltür hinaufführte. Da diese Tür nur Erscheinungstür war, von der aus die Priester den Orakelspruch an die dort wartenden Gläubigen verkündeten und nicht überschritten werden durfte, lag ihre Schwelle noch 1,47 m über der Vorhalle, dem Pronaos, hier mit 12 Säulen zwischen den Antenwänden.

Rings um diesen Kern des Bauwerkes wurde dann eine doppelte Säulenhalle gelegt, durch die der Tempel die Form eines sogenannten Dipteros erhielt. Der Grundriss ist nach strengen Regeln entworfen. alle Säulenjoche haben gleiche Weite und es bestehen feste axiale Beziehungen zwischen Säulen und Wänden. Daher lässt sich der Tempelgrundriss in ein Quadratnetz einzeichnen, dessen Quadrate der Größe einer Säulenplinthe und ebenso dem Abstand zwischen zwei Säulenplinthen entsprechen; die Quadrate haben also die Größe eines halben Säulenjoches. In dieses Schema ordnen sich alle Säulen ein, auch die 12 Säulen des Pronaos und die beiden Säulen in dem Raum hinter dem Pronaos (Abb. 9).

Ebenso fügen sich alle Langs- und Quermauern des Tempels und auch die Pilaster an der Innenseite der Sekosmauern in das Quadratschema ein. Der innere Tempelbau ist 11 Halbjoche breit und 33 Halbjoche lang, das Rechteck des inneren Baus steht also im Verhältnis 1:3. Die tatsächlich gemessene Breite und Länge betragen 29,16 m und 87,41 m, was 100: 300 Fuß entspricht. Die Gesamtmasse des Tempels an der Oberkante des Stufenbaus betragen 19:41 Halbjoche. Rechnet man auf jeder Seite 11/2Joche für den Stufenbau, also 3 Halbjoche hinzu, erhalten wir 22:44 Halbjoche, d. h. ein Verhältnis 1:2. Nach diesen Verhältnissen und nach dem Grundmaß des ganzen Joches, das in Didyma 5,30 m oder 18 Fuß beträgt, ist der ganze Tempel bestimmt.

Im ganzen sollte das Bauwerk 122 Säulen erhalten, von denen aber viele, besonders an der Südseite, niemals errichtet worden und andere zwar aufgerichtet aber unfertig ausgearbeitet stehen geblieben sind. Aus den aufgefundenen Baurechnungen wissen wir, dass die Errichtung einer einzelnen Säule 40 000 Drachmen erforderte oder bei 2 Drachmen Tageslohn 20 000 Tagwerke.

Die Höhenentwicklung des Tempels ist durch die noch stehenden beiden Säulen und das am Boden liegende Gebälk genau zu messen. Bereits Thomas hatte 1873 mit Hilfe eines über das Gebälk der stehenden Säulen geworfenen Seiles und einer damit hinauf-gezogenen Strickleiter die Säule bestiegen und von Gerkan hat während der deutschen Ausgrabungen das gleiche Experiment wiederholt. Beide Messungen ergaben 19,71 m Säulenhöhe und dies bedeutet bei einem unteren Durchmesser der Säulen von 1,96-2,00 m die in lonien übliche Säulenproportion von 1: 10.

Die Rekonstruktion des Tempels durch den Architekten G. Niemann lässt die Schlankheit der Säulen gut hervortreten; sie zeigt im Gebälk einen Fries mit einer Ranke und Medusenköpfen; einer dieser Köpfe liegt heute am Fuß der Zugangstreppe und gibt eine Vorstellung von der Größe einzelner Werkstücke und den gewaltigen Ausmassen des Tempels (Abb. 10).

Ursprünglich sollte des Gebälk in hellenistischer Weise ohne Fries errichtet werden und erst in römischer Zeit wurde dieser dem Stil der Zeit entsprechend - hinzugefügt.

In der Rekonstruktion ist kein Giebel angenommen, doch hat v. Gerkan auf rechnerischem Wege wahrscheinlich gemacht, dass ein Giebel vorhanden war: Der Stufenbau hat 3,15 m Höhe, die Säulenhöhe beträgt 19,70 m, Epistyl und Gebälk haben zusammen 3,25 m. Rechnet man die gleiche Höhe für den Giebel, so ergibt dies zusammen 29,40 m oder 100 Fuß, wodurch die Gesamthöhe des Tempels zu seiner Breite in ein Verhältnis von 1:2 gesetzt wird, also ein ebenso klares Verhältnis wie der Grundriss.

 Die Ringhalle

Wenn man über die breite Fronttreppe zum Tempel emporsteigt, und die doppelte Ringhalle (Peristasis) betritt, steht man in einem Wald von Säulenstümpfen, der sich in den Pronaos hineinzieht. Mit Ausnahme der ersten Säulenreihe haben alle Säuen die gleiche Basisform: über der viereckigen Plinthe einen doppelten Trochilus (Spira) und darüber den mit waagerechten Riefen versehenen, nach außen gewölbten Tores; diese Basisform ist hellenistisch und an ihr erkannt man, dass diese Säulen schon in der ersten Hälfte oder Mitte des 2. Jh. v. Chr. fertiggestellt worden waren.

Ganz anders - und die sich symmetrisch entsprechenden jeweils gleich - gestaltet, sind die Basen der äußeren Säulenreihe: Neben Basen, bei denen über einer Spira in hellenistischer Art ein Zylinder mit Palmgttenkranz liegt, gibt es Basen, deren zwölfeckiger unterer Teil wechselnd mit Palmetten und der Sagenwelt entnommenen Meerwesen geschmückt sind und deren Torus mit Schuppen bedeckt ist, während bei einem weiteren Paar (2. von außen) die Spira mit doppeltem Mäander und der Torus mit gegenständigen Palmetten verziert sind

Diese Basen sind erst in römischer Zeit, vielleicht unter Caligula ausgearbeitet worden. Sie durchbrechen den strengen Stil des Tempels und lassen den unterschied zwischen der auf funktionelle Richtigkeit der einzelnen Bauglieder entwickelten hellenistischen Architektur und der auf malerische dekorative und repräsentative Prachtentfaltung ausgerichteten römischen Architektur erkennen. Hierzu gehört auch die barocke Gestaltung der Kapitelle und des schon erwähnten Frieses mit den Gorgonenköpfen . Bei den Eckkapitellen waren die Diagonalvaluten als Greifenkörper ausgebildet (ein Beispiel liegt am Fuß der Zugangstreppe zum Bezirk), daneben ragten Stierköpfe heraus und an den inneren Voluten waren Götterköpfe mit leidenschaftlichem Gesichtsausdruck angebracht . Diese Kapitelle gehören erst später Zeit, vielleicht dem 2. Jh. n. Chr. an. Hellenistische Normalkapitelle sieht man an dem stehenden Säulenpaar.

Die Ringhalle war noch nicht allseitig fertig; man hatte zunächst die Teile errichtet, die dem Besucher zuerst ins Auge traten. So standen an der Nordseite, der Ankunftsseite der Heiligen Strasse und der Prozessionen fast alle Säulen und waren auch schon ausgearbeitet und mit Kanneluren versehen. Auch die westlichen Hallen waren schon errichtet, jedoch noch unfertig, wie die am Boden liegenden Säulentrommeln zeigen, die man in ihrer durch das Erdbeben hervorgerufenen Fallage fixiert hat . An der Südseite des Tempels fehlten noch fast alle Säulen.

Den fertigen und den unfertigen Zustand kann man am besten an den drei noch stehenden Säulen erkennen. Die beiden Säulen mit dem darüberliegenden Epistyl sind bis auf alle Einzelheiten ausgearbeitet. Bei der unfertigen Säule ist nur das Kapitell fertig, da man es vor dem Versetzen am Boden ausarbeitete. Während die Plinthe schon sauber geglättet ist, sind von der aus 2 Blöcken bestehenden Basis nur die Teile fertig, die man nach dem Versetzen schlecht erreichen konnte; so sind an der Unterseite des Torus die Riefen schon weitgehend vollendet, jedoch die Hebebossen stehen geblieben, an der Spira befindet sich noch der Werkzoll und ebenfalls vier Hebebossen, d.h. an dieser Säule wurde nach dem Aufstellen nicht mehr gearbeitet.

Auch die Kanneluren der Säulentrommeln sind nur beim obersten Werkstück, dem Kapitell, ausgeführt. Dort mussten sie angegeben sein, weil man sie als Festpunkte für die spätere Ausarbeitung brauchte. Von dort zog man senkrechte Schnüre, an denen entlang die Kanneluren eingetieft wurden. Am unteren Rand jeder Säulen-trommel befindet sich eine kleine, glatt gearbeitete Fläche, in welche griechische Buchstaben eingehauen sind. Sie geben den theoretisch ermittelten Durchmesser an, den die Säule bei der Fertigstellung an dieser Stelle erhalten musste, damit die Verjüngung und eine kaum bemerkbare Entasis (Schwellung des Säulenschaftes) richtig gelang.

Das innere Tempelgebäude

Wenn man die doppelte Ringhalle durchschritten hat, gelangt man in den Pronaos, dessen Decke von 12 Säulen - drei Reihen von je 4 Säulen - getragen wurde (Dodekastylos). An diesen Säulen und den Wänden des Pronaos bemerkt man noch die sehr starken Brand-spuren aus der mittelalterlichen Festungszeit. Ein sorgsam ausgearbeitetes attisches Fussprofil, der untere Torus mit Flechtband, der obere mit waagerecht liegenden Schuppen, verläuft entlang den Innenwänden des Pronaos und an den Anten; an den Aussenwänden sind beide Motive erst angelegt.

Wenn man von einer der Anten oder rückwärtigen Ecken des Tempels an der Tempelmauer entlang blickt, bemerkt man, dass Fuss-profil, wie auch Wände und Gebälk nicht waagerecht versetzt sind,sondern eine Kurvatur aulweisen, sicherlich nach dem Vorbild des Parthenon, doch hier zum ersten Male bei einem ionischen Tempel. Die künstlerische Absicht war (wie bei der Schwellung [Entasis] der Säulenschäfte) spannungslose, gerade Linien und den Eindruck eines Durchhängens der Horizontalen zu vermeiden.

In der Rückwand des Pronaos befinden sich drei Türen, von welchen die mittlere, die wir als Frscheinungstür bezeichnet haben, ihre Schwelle etwa in Schulterhöhe (1,46 m) hatte, vom Pronaos aus also nicht betretbar war. Die 5,63 m breite Türöffnung war so hoch (14,00 m),dass eine Säule des Parthenon mit ihrem Gebälk darin hätte Platz finden können und einer der seitlichen Türgewändeblöcke hatte ein Gewicht von 70 To; es sind die grössten Marmorblöcke, die in griechischer Zeit verwendet worden sind und mit Schiffen von der Insel Thasos herangebracht und vom Hafen Panormos herangeschleift werden mussten.

Die beiden seitlichen Türen normaler Größe (1,20>< 2,25 m) sind die Eingänge zu zwei engen, überwölbten Korridoren mit Rampen, die in geheimnisvoller Weise zum Adyton, d.h. dem unüberdeckten Sekos hinabführten und die nur von wenigen Eingeweihten, die Zugang zum Inneren des Tempels hatten, benutzt werden durften. Am unteren Ende der Rampen liegen kleine Räume mit Kasettendecken. Es mag für jeden Besucher ein überwältigender Eindruck gewesen sein, wenn er aus dem mystischen Dunkel des Tunnels in den hellen, von Lorbeerbüschen begrünten Hof trat und sich dem zierlichen Kultschrein zwischen den hohen Wänden des Sekos gegenüber befand, über dem sich der Himmel wie eine leuchtende Decke spannte. Die Ausgangstüren haben dorische Formen, was in der sonst ionischen Formenwelt auffällt und mit einer bewussten Angleichung an die Athener Propyläen erklärt wird.

Lage und Anfahrt 
Didyma, das ionische Orakelheiligtum in griechischer, hellenistischer und römischer Zeit, liegt inmitten des kleinen Dorfes Eski Hisar, 46 km südlich Söke und ist jetzt auf guter Asphaltstrasse leicht zu erreichen (izmir-Ku~adasi-Söke 116 km; Izmir - Ortaklar - Söke 113 km). Bald hinter Söke überquert man auf der Strasse nach Milas die jetzt kanalisierte und fruchtbare Mäander-Ebene (Menderes Ovas), biegt kurz hinter der Brücke über den Menderes rechts ab und gelangt durch Ackerland, Wein und Olivengärten hochsteigend auf das südlich des Mäander sich erstreckende Kalkplateau nach Akköy.
In altgriechischer Zeit war die heutige große Menderes Ovasi eine tief in das Und hineinreichende Meeresbucht, die langsam von Schlamm und Schuttmassen, die der Mäander mitführte, aufgefüllt wurde; der See von Bafa mit den Ruinen der antiken Stadt Herakleia am Fusse des Latmos-Gebirges (heute Be~parmak Dagi) ist noch ein letzter nun vom Meer abgeschnürter Meeresbusen. Die Abbildungen 1 und 2 zeigen die Situation in der Antike und heute.
In Akköy teilt sich die Strasse, nach rechts abbiegend gelangt man wieder hinab in die Mäanderebene nach Milet (über Yeni Balat), dessen Theaterberg man wie eine Insel aufragen sieht. Der Weg nach links entlang dem Rand der mit Macchia und Ölbaumpflanzungen bestandenen Hochfläche verläuft bald nahe der viele Bade-Möglichkeiten bietenden Meeresküste und erreicht nach 15 km das kleine Muhacirdorf Fski Hisar mit der großartigen Tempelruine und bald darnach das neue Dorf Yeni Hisar und die herrliche Meeres-Bucht Altinkum mit vorzüglichem Sandstrand, guten Fischrestaurants und modernen, bis zum Spätherbst geöffneten Hotels und Ferienhäusern
Die Heilige Strasse
Das Orakelheiligtum von Didyma war das Hauptheiligtum der Stadt Milet und durch eine Prozessionsstrasse mit dieser Stadt verbunden. Der Ausgangspunkt der Prozession war das städtische Apolloheiligtum, das sog. Delphinion an der Löwenbucht von Milet. Die Heilige Strasse begann am südlichen Stadttor und führte wahrscheinlich etwa der heutigen Strasse entsprechend nahe dem Meer entlang und an dem kleinen Hafen Panorinos vorbei, der heutigen Kovela-Bucht. Über diesen vom Heiligtum noch 2 km entfernten Hafen wurde das ganze Marmor-Baumaterial von den griechischen Inseln herbeigeschafft, dort landeten wohl auch die Pilger, die das Heiligtum aufsuchten.
Kurz vor dem Ort Eski Hisar, etwa 100 m links neben dem heutigen Weg, ist die 5-7 m breite Heilige Strasse freigelegt worden; sie war hier gepflastert und von Sitzstatuen der Branchiden (Priester des Tempels), liegenden Löwen und Sphingen und späten Grabmälern gesäumt, einige Sarkophage liegen noch an Ort und Stelle. Ein alter Stich (Abb. 3) vermittelt einen guten Eindruck. Einige der Sitzfiguren wurden 1858 von Newton in das Britische Museum gebracht, einige Statuenfragmente stehen beim örtlichen DepotMuseum. Nach der Inschrift auf einem neben der Strasse aufgefundenen und dort wieder aufgerichteten Meilenstein, war die Strasse 16,5 km lang und von dem Kaiser Trajan noch einmal ausgebaut worden. Im Norden ausserhalb des Dorfes wurden Teile der mit Marmorplatten gepflasterten Strasse freigelegt und können dort besichtigt werden.
Über die neueren Ausgrabungen an der Heiligen Strasse, den Artemisbezirk und die römische Therme siehe unten beio "Sonstige Reste in der Umgebung des Tempels."

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