Die sieben Erzengel
In den Ostkirchen
werden die Engel in wesentlich mehr Textstellen im Gebet während des
liturgischen Jahres erwähnt und mit viel mehr Festtagen ihrer zu Ehren gefeiert
als in der Westkirche. Auch werden die Engel viel mehr in Bildern verehrt. Die
Ostkirche kennt in ihren Bildern bis zu
acht Erzengel. Die Namen der 7 Erzengel sind: Michael, Gabriel, Raphael,
Uriel, Jehudiel, Barachiel und Salathiel. Als 8. Erzengel Jeremiel.
Erzengel Michael und Gabriel
Die Geschichte der Erzengel
Das Wort Erzengel
kommt aus dem Griechischen und Lateinischen und soll aufzeigen, dass es sich um
einen »Vorsteher«, einen »höchsten Engel« handelt. Im Alten Testament (AT), das
fünf oder sechs Engelsfürsten erwähnt, wird der Name des mächtigen Fürsten
Michael (im Buch Daniel) dreimal genannt. Die Bezeichnung »Erzengel« war dem AT
und auch sonst in der Antike unbekannt.
Doch es heißt im Buch Tobias (12,15): "Ich bin Raphael, einer von
den sieben heiligen Engeln, die die Gebete der Heiligen emportragen und mit ihm
vor die Majestät Gottes treten."
Im Neuen
Testament wird der Erzengel Michael ausdrücklich im Judasbrief (1,9) genannt:
"Als der Erzengel Michael mit dem Teufel rechtete und über den Leichnam
des Mose stritt, wagte er nicht, den Teufel zu lästern und zu verurteilen,
sondern sagte: Der Herr weise dich in die Schranken." Die Offenbarung des
Johannes (1,4 und 12,7) nennt unter den
sieben Geistern/ Engeln Gottes ausdrücklich Michael: "Johannes an die
sieben Gemeinden in der Provinz Asien: Gnade sei mit euch und Friede von Ihm, der
ist und der war und der kommt, und von den sieben Geistern vor seinem
Thron" und "Da entbrannte im Himmel ein Kampf; Michael und seine
Engel erhoben sich, um mit dem Drachen zu kämpfen. Der Drache und seine Engel
kämpften"
Das Neue
Testament (NT) erst kennt den »Erzengel« und nennt ein einziges Mal einen
solchen mit Namen: Michael. Die »Sieben«, eine im AT gottgewollte
Vollkommenheitszahl, greift das Buch Tobit (12, 15) für die sieben Engel auf,
die das Gebet der Heiligen emportragen und vor die Majestät des heiligen Gottes
treten, so auch Johannes für die Sieben Engel der Apokalypse. Sieben Männer
wählten die Apostel für die Diakonia, den Dienst an den Tischen (Apg 6,1 -
8,1a). Diese »Sieben« hat wahrscheinlich ihr Zahlenvorbild in den »Sieben einer
Stadt«, den sieben Hirten (Vorstehern) des jüdischen Ortsvorstands. Darauf geht
die Zahl der späteren sieben Erzengel zurück. Noch die Synode von Laodicea
(zweite Hälfte des 4. Jhdts.) erkennt nur die drei namentlich in der Bibel
genannten Engel —Michael, Gabriel und Raphael — an; aber der Kult anderer,
nichtkanonischer Engel bestand trotz katholischer Widerstände weiter. Die
Synode von Rom (745) verurteilte ein Gebet, das die Namen Uriel, Raguel und
Tubuel erwähnte.
Der Erzengelkult
war zunächst im ost-kirchlichen Raum verbreitet und erstreckte sich auf vier:
Michael (insbesondere in Konstantinopel), Gabriel, Raphael und Uriel. Auf den
Mosaiken von S. Maria Maggiore in Rom (4./5. Jhdt.), S. Apollinare Nuovo in
Ravenna (520-530) und auf den byzantinischen Mosaiken aus normannischer Zeit
(12. Jhdt.) auf Sizilien (Apsis im Dom von Monreale; Vierung der
Martorana-Kirche in Palermo) wie auf dem Kuppelfresko in der Verklärungskirche
in Nowgorod (1378) erscheinen, in ewiger Anbetung begriffen, eben diese vier
namentlich bezeichneten Erzengel. Eine apokryphe Vita Johannes des Täufers
erzählt, dass Christus Zacharias, den Vater des Johannes, erweckt habe, um ihn
zusammen mit Johannes zu taufen. Die vier Erzengel hätten Zacharias dann vor
dem Jerusalemer Altar begraben.
Für die Namen der
Sieben (Michael, Gabriel, Raphael, Uriel, Jehudiel, Barachiel und
Salathiel/Sealtiel) spielte eine große Rolle die Vision des Amadeus Ménes de
Silva (1420-1482). Als man 1516 ein altes Fresko mit sieben Erzengeln in der
Kirche »Sette Angeli« in Palermo entdeckte, breitete sich der Kult der Sieben
über Italien hinaus aus. Die Malerei in Palermo, der J. Durand 1886 eine Studie
widmete, ist nur schriftlich überliefert. Bekannt sind aber Namen und Attribute
der Erzengel.
Diese wurden nach
dem Befund von Palermo im Westen im 16. Jahrhundert neu geordnet, denn der
sizilianische Priester Antonio Lo Duca hatte bei Papst Pius IV. die Errichtung
der Kirche Santa Maria degli Angeli in Rom (1560-1566) durchgesetzt, obwohl
noch unter Pius IV. die Namen der Sieben auf dem Bild der Maria wieder getilgt
wurden.
Katholische
Theologen bestanden weiter auf der Siebenzahl. In den folgenden Jahrhunderten
folgte auch die Ostkirche (nur in Russland und danach in Serbien) mit diesen
Sieben und einem achten Erzengel (Jeremiel) nach, zuerst (?) in der
Kuppelausmalung der 1754 erbauten Andreas-Kirche in Kiev. Die russische
orthodoxe Kirche (auch die russischen Altgläubigen) erkennt somit acht Erzengel
an: Michael, Gabriel, Raphael, Uriel, Salathiel, Jehudiel (kirchenslavisch:
Jegudiel), Barachiel und Jeremiel.
Diese (vor allem
die Tetrade Michael, Gabriel, Uriel und Raphael, die am Thron Gottes Stehenden)
und weitere nichtkanonisierte Engelfürsten findet man in den jüdischen
Apokryphen und dem Talmud:
Metatron (Mittaron
neben dem Thron, der Engel der feurigen Säule nach Ex 13,21 und 14,19ff., der
die Juden führte), Piel (= »Gott zeichnet aus«, der Lehrer Jakobs, der mit ihm
kämpfte), Remiel, Sariel, Anael (Ananyal), Raguel, Raziel (Radziel =
»Geheimnisse Gottes«, vertrieb Adam aus dem Paradies), Fanuel und Sadakyal
(Sedekiel oder Zadkiel »göttliche Gerechtigkeit«). Solche Namen listet u. a.
die Handschrift »Speculum humanae salvationis« auf.
Insbesondere die
christlichen kleinasiatisch-kappadokischen Denkmäler führen die Namen anderer
Erzengel: Misrael (in Carikli Kilise), Phiogotheel (Elmali Kilise und Karanlik
Kilise) und Sychael (Karanlik Kilise, ein Erzengel, der in Anligen von
Fieberkrankheiten angerufen wurde). Ein Amethyst-Siegel überliefert nur die
Namen: Raphael, Renel, Uriel, Michael, Gabriel und Azael. Auf einer
Gabriel-Ikone aus dem 16. Jahrhundert in der JohannesLampadistes-Kirche in
Zypern sind sechs Erzengel dargestellt: Gabriel, Sychael, Goael, Uriel, Raphael
und Phloriel.
In der jüdischen
Kabbala (12.-17. Jhd.) werden den sieben Hauptengeln bestimmte Wochentage,
Farben und Planeten zugewiesen: Michael — Sonntag, Sonne und Goldgelb; Gabriel
— Montag, Mond und Silbergrau; Samael — Dienstag, Mars und Rot; Raphael —
Mittwoch, Merkur, das Spektrum; Sedekiel — Donnerstag, Jupiter und Blau; Anael
bzw. Barakiel — Freitag, Venus und Grün, Lichtrosa und Lichtblau;
Sabbataios/Schepteel — Samstag, Saturn und Schwarz. Insbesondere die
Kabbalisten versuchten, durch die geheime Kunst der Gematrie die Namen der
diversen Engel herauszufinden. Man kam durch Vertauschung und spekulative
Deutung der Buchstaben-Zahlenwerte bestimmter Wörter im Buch Exodus 14, 19-21)
auf 72 (!) Namen der Engel, die in der »weißen Magie« (Theurgie) als Vermittler
angerufen wurden. Augustinus warnte die Engelbeschwörer, dass sie in Gefahr
seien, statt dessen Dämonen heraufzubeschwören. Gegen solche und andere
magisch-astrologische Vorstellungen in Verbindung mit Engeln hat sich u. a.
Kosmas von Jerusalem gewandt, als er von den Lehren der Magier, des Zoroaster,
Ostanes und Hystaspes sprach. Man hat eine gewisse Abhängigkeit der Darstellung
der sieben Erzengel von solchen Vorstellungen in der Synaxis nicht übersehen,
doch auf Ikonen sind sie (noch) nicht nachgewiesen worden.
So ist es in sich
logisch, dass russische Ikonen bis ins 18. Jahrhundert hinein nur die Namen von
vier Erzengeln — Michael, Gabriel, selten Raphael und noch seltener Uriel —
wiedergeben. Erst die Ikonen jüngerer
Zeit [18. Jhd aufwärts] aus dem Südwesten Russlands (Ukraine, Weißrussland)
weisen die Namen aller sieben bzw. acht Erzengel auf. Im 17. Jahrhunde waren ja
die Grenzen zwischen Orthodox und der Union mit Rom im kleinrussischen Raum in
Bewegung geraten. Polen und die römisch-katholisch beeinflussten Kiever
Theologen sowie niederländische Stiche waren die Vermittler.
Die Ikonographie,
insbesondere szenische Darstellungen zahlreicher Wunder der Erzengel, wurde
entscheidend beeinflusst von den byzantinischen Monatsbüchern (Menäen) des
griechischen Stundengebets (ähnlich unseren westlichen Lesehorebüchern; Ende 8.
Jhd.), die später Simeon Metaphrastes (+ 940) und andere byzantinische
Schriftsteller ergänzt haben. Eine große Rolle im Engelkult spielten andere
ältere Schriften, aber auch neuere Kompilationen wie »Wunder und Lobpreis des
Erzengel Michael« (eine griechische Handschrift aus dem 12. Jhd. im
Historischen Museum Moskau) des byzantinischen Diakon und Schriftstellers
Panteleonos und der »Kodex Damaskinos«
von Damaskino (Ende 16. Jhd.). Erste Übersetzungen der Monatsbücher ins
Kirchensklavische hatten bereits die Sklavenapostel Kyrill und Methodius
im 9. Jhd. geliefert. Für die russische
Ikonenmalerei war von großer Bedeutung , dass Erzbischof Gennadij 1499 die noch
nicht ins Kirchenslavische übersetzten Bücher des Alten Testaments (u.a. 1, 2
und 3 Esra, Tobit) übersetzte, und dass etwa später der russische Metropolit
Makarij seine berühmten »Großen Lesemenäen« edierte. Der letzte Band der
Makarij-Menäen wurde 1552 fertiggestellt.
Zusammenfassend
lässt sich sagen, dass unter den Erzengeln das Paar Michael und Gabriel eine
herausragende Stellung inne hat. An zweiter Stelle folgt Gabriel (allein) und
mit großem Abstand auch Uriel. Das gilt sowohl für die byzantinisch- wie für
dien russisch-orthodoxe Kirche. Nach der Mitte des 18. Jahrhunderts haben
Moskauer Theologen zwar weitere drei Erzengel, die von Rom und Kiev propagiert
wurden, anerkannt und sogar einen vierten (Jeremiel) hinzugefügt, wodurch sich
die Zahl acht ergab. Dennoch wurden nicht acht, sondern sieben Erzengel auf
Ikonen gemalt — außer in »Kleinrussland«, d.h. in der Ukraine und Weißrussland.
In
deutschsprechenden Landen gibt es vereinzelt Kirchen, in denen die 7 Erzengel
dargestellt sind. So in der Kirche von Mettenheim bei Mühldorf (Bayern) und in
der Kirche (Unterkirche der Pfarrkirche) von Oetz im Oetztal in Tirol. In
Mettenheim sind folgende Engel mit Namenschild dargestellt: Michael, Raphael,
Uriel, Jehudiel, Barachiel, Sealtiel und der Schutzengel Namens Abdiel, und
ohne Namenschild Gabriel. Bilder der Erzengel von Mettenheim kannst du sehen
auf Seite http://br-thomas-apostolat.de/heiligen/Erzengel.htm
Ebenso wurden
vereinzelt Gebetsbildchen zu Ehren der 7 Erzengel heraus gegeben. So ein
Bildchen Anfang des letzen Jahrhunderts von Carl Poellath, Schrobenhausen.
In der
Zeitschrift "Erneuerung in Christus, Salvator Mundi", Nr. 5/2001
Sept/Okt, 10. Jahrgang, Erscheinungsort Gaming, wurde ein jüngeres westliches
Bild von den 7 Erzengeln mit dem Titel: "Maria, Mutter der Kirche"
veröffentlicht. Hier sind sie ohne Namen, aber mit Wortbändern dargestellt.
Michael
Der hebräische
Name Michael bedeutet »Wer ist wie Gott?« Der Erzengel Michael ist einer der
sieben Erzengel im Judentum, Christentum und Islam. Im Talmud wird das
Verhältnis Michaels zu den anderen Engeln mit dem Verhältnis verglichen, das
der irdische Hohepriester zu Israel hat. Den Juden gilt er als »der Engel aus
dem Süden«. Im AT ist Michael der wichtigste der Engel, ihr Anführer (Buch
Jesus Navin 5,13-15; Dan 10,13 und 21; 12,1). Deswegen wird ihm in der Regel
die bevorzugte Stelle zur Rechten Christi zugewiesen. In der biblischen und
griechischen Tischordnung lag der besonders zu Ehrende zur Rechten des
Gastgebers: »So spricht der Herr zu meinem Herrn: Setze dich mir zur Rechten«
(Ps 110,1). Er ist der Schutzengel des Volkes Israel und der Stadt Jerusalem,
der Fürsprecher des Alten und Neuen Bundes. »Michael erhielt als seinen Anteil
das Judenvolk« (Johannes Chrysostomos) .
Michael kommt
noch in der Apokalypse des Johannes (12,7f.) und im Brief des Judas (9) vor.
Nach dem apokryphen Buch Henoch besiegte Michael, der Fürst des Vierten
Himmels, als Anführer der Himmlischen Heerscharen den aufständischen Erzengel
Luzifer und sein Heer und warf sie in die Hölle. »Der heilige Erzengel Michael
hat auf Befehl Gottes den gefallenen Geist in die Hölle gestoßen.« So lautet
die Beischrift auf einer südrussischen Ikone der Zeit um 1800.
In seiner Hand
hält der Satanbezwinger den Lichtglobus mit einem Kryptogramm, das aus den zehn
Anfangsbuchstaben des Trishagios-Hymnus besteht.
Mehrere
Kirchenväter beziehen sich auf Daniel 10,13, wo er als ,,archontes"
(Herrscher), »einer der obersten Fürsten« und in 12,1 als »Großfürst, den
Söhnen seines Volkes beistehend« bezeichnet wird. Erst im NT (Brief des Judas
9) wird er »Erzengel« genannt. Es ist die einzige Stelle im NT, wo das Wort
überhaupt vorkommt. Von frühchristlicher Zeit an werden Michael und Gabriel
wahlweise Christus und der Gottesmutter, die insbesondere in der katholischen
Kirche als »Regina angelorum« gefeiert wird, oder auch beiden zugeordnet.
Aufgrund seiner
biblisch bezeugten Erscheinungen, aber auch wegen seiner ungewöhnlichen
Schutzrolle nimmt der heilige Erzengel Michael in der christlichen Theologie
und Frömmigkeit schon seit dem 4. Jahrhundert eine außerordentliche Stellung
ein. In der nachapostolischen Zeit gilt Michael als Bote und Beschützer par
excellence. Er vertraut die Gebete der Christen dem himmlischen Vater an und
begleitet die Seelen der Verstorbenen ins Paradies, wie er überhaupt mit dem
Totenkult in Verbindung gebracht wird. Nach Gregor von Tours übergibt Jesus
Christus die Seele seiner verstorbenen Mutter dem Erzengel Michael, der am Tage
des Jüngsten Gerichts als »praepositus paradisi« dient.
Ein apokrypher
Text der häretischen Bogomilen, der zur »Liste der göttlichen Bücher« gehört,
ist die Legende vom See Tiberias, die uns zumindest in russischen Varianten aus
dem 15./16. Jahrhundert überliefert ist. Als weder Himmel noch Erde
existierten, sondern nur der See Tiberias, flog Gott durch die Lüfte
(wahrscheinlich in Form eines Engels). Da sah er einen Vogel im See schwimmen.
Das war Satanael. Gott fragt ihn, wer er sei. »Ich bin Gott«, sagt Satanael
schlicht. »Und wie nennst du mich dann?«, fragt Gott etwas ungehalten. — »Du
bist der Gott der Götter und der Herrscher aller Herrscher«, antwortet ihm
Satanael. Diese Antwort muss Gott so imponiert haben, dass er den Satan auf den
Meeresgrund hinuntertauchen ließ und ihn zum Herrn der Engel ernannte. Später
aber, als Satanael seinen Thron über die Wolken erheben wollte, befahl Gott dem
Erzengel Michael, ihn hinabzustürzen.
In der breiten
und würdigen biblischen Überlieferung hilft Michael zur Zeit der Syrerkriege
(701 v. Chr.) den Bedrängten in Jerusalem (vgl. Dan 10,13; 12,1). Als Held
bewährt er sich im Kampf gegen den Teufel, als dieser den Leib Moses an sich zu
reißen versucht (Jud 9). Der Evangelist Johannes beschreibt die
Himmelsschlacht, in der Michael und die anderen Engel gegen den Satan bzw. den
Drachen und seine Engel kämpfen und der Frau der Offenbarung ihren Schutz
gewähren (Offb 12,7-12). Er stürzt den Drachen (Offb 20,2-3) und vernichtet als
Anführer der himmlischen Scharen den Antichrist (Kommentare zur Apokalypse).
Michael wird daher auf Ikonen meistens als der den Luzifer stürzende Kämpfer,
Drachentöter (unter etwa 50 Heiligen, die als solche gelten), als Anführer der
himmlischen Scharen (griech.: »Archistrátegos dynameiön Kyriou«) dargestellt.
Er ist der eigentliche ritterliche Held und Krieger unter den Erzengeln.
Entsprechend zahllos sind die Ikonen zum Thema. Ausgerüstet mit mächtigen
Flügeln, gekleidet nach römischem Kriegervorbild, zieht er das Schwert aus der
Scheide. Eine besondere Aufgabe erfüllt er auch beim Jüngsten Gericht, als
Anführer des Engelszugs in den Hades, wo er den Teufel tötet. Byzantinische
Elfenbeintafeln (5. Jhd.) zeigen ihn als Herold, gemalte Ikonen als Priester am
Opferaltar, den die Orthodoxen als Thron Christi bezeichnen. Am häufigsten
aber, als Deesis-Engel, flankiert er zusammen mit Gabriel den thronenden
Christus Pantokrator oder den präexistenten Christus Emmanuel. Letzteres Thema
schreibt auch das Malerbuch Henneneia für die Ausmalung des inneren
Kirchenportals vor.
Michaels
Heiligtümer sind in Rom, an der Via Salaria beim Vorgebirge Hostia, und in
Konstantinopel bereits im 4. Jahrhundert belegt. In Byzanz war Michael der
besondere Beschützer und Patron der Kaiser. Bereits Kaiser Konstantin hatte in
einem Vorort von Konstantinopel eine Erzengelkirche bauen lassen, die man
später Michaelion nannte, und auch in Alexandria baute man eine Michaelskirche
über einen früheren Kleopatratempel. Kaiser Justinian 1. (527-565) hat in
Konstantinopel, wie Prokopios berichtet, sechs Michaelskirchen bauen lassen.
Im Mittelalter
gab es in der byzantinischen Reichshauptstadt nicht weniger als 15
Michaelspatrozinien. Durch sein Einschreiten soll Konstantinopel zweimal
gerettet worden sein: 626 vor den Avaren und 676 vor den Arabern (vgl. die
Szene auf den Bronzetüren von Monte Gargano, Konstantinopel, 1076).
Im 9.
Jahrhundert, unter Kaiser Basilios dem Makedonier, nahm sein Kult weiter zu.
Auf dem ersten Paar der zwölf kaiserlichen Fahnen war nach Kodimus (De officiis
6) der Erzengel Michael dargestellt. Das berühmte Mosaik über der Kaisertür der
Hagia Sophia in Konstantinopel (wohl 907) zeigt ihn halbfigurig in einem
Medaillon als Patron der byzantinischen Kaiser-Krieger. Dieses und ein zweites
Muttergottes-Medaillon flankieren den thronenden Christus, vor dem Kaiser Leo
VI. kniet. Im Heroon, der Michaelskapelle der kaiserlichen Grabeskirche des
Pantokratorklosters in Konstantinopel, befand sich die Proskynesis-Titelikone
des »Unkörperlichen Erzengels gegenüber dem Erlöser«.
Die ägyptische
Tafel des Erzengels Michael aus dem 6. Jahrhundert im Pariser Cabinet des Médailles
ist wohl die früheste uns überlieferte Porträtikone des Heiligen. Sie zeigt das
Brustbild eines nimbierten bartlosen Jünglings mit Edelstein-Tänie im Haar,
gekleidet in die antike Offiziersuniform mit bestickter Chlamys. Dieses Bild
ist eine Ikone, die, wie Belting bemerkt hat, »die Traditionslinie vom
Gedächtnisbild zum Heiligenporträt überschritten hat. Die Bildgegner, besonders
die Juden, haben diese Inkonsequenz den Christen zum Vorwurf gemacht: Sie
wurden mit dem Argument beschieden, Gott habe den Engeln eine physische
Erscheinungsgestalt verliehen, um sie den Menschen sichtbar zu machen.
Darstellbar ist also jede durch Offenbarung bezeugte Gestalt des christlichen
Kosmos.«
Öfter in der
Monumentalmalerei als auf Ikonen kommen Michael-Zyklen vor. Die Hermeneia
schreibt 16 Szenen aus seiner Vita vor, zwölf biblische und vier aus späteren
Legenden. Freilich fehlen sie in den wichtigsten Kultstätten des Erzengels: in
der Kapelle der Nea-Kirche des Kaisers Basilios I. in Konstantinopel, wo
wichtigste Reliquien aufbewahrt wurden (z. B. das Kreuz des Kaisers Konstantin
und das Horn des Jesus Navin), und auch in Chonae. Man vermutet, dass
Michael-Zyklen aus Konstantinopel hervorgegangen sind. Im Kircheninnern sind
sie im Naos oder in Seitenkapellen zu finden. Die Erscheinung des Erzengels
Jesus Navin vor Jericho, das Wunder in Chonae und die Synaxis sind drei
populäre Szenen, die besonders in kretischen Erzengel-Zyklen im 14. -15.
Jahrhundert vorkommen. Diese gehen auf die byzantinischen Monatsbücher des Stundegebetes
(8. Jhd.), eine Schrift des Damaskinos und die Schrift »Wunder und Lobpreis des
Erzengels Michael« des byzantinischen Schriftstellers Panteleonos zurück.
Panteleonos beschreibt unter dem 6. September (Wunder in Chonae) und dem 8.
November nicht weniger als 36 Wunder des Erzengels Michael, darunter die
Errettung Konstantinopels vor den Sarazenen, Wunder im Athos-Kloster Dochiariou
u.a.
Man suchte bei
Michael Beistand im Krieg, im jenseitigen Leben und beim Jüngsten Gericht. Er
wurde angerufen um gute Gesundheit. Michael gilt als Schutz-heiliger der
Kranken, aber auch der Händler, der Soldaten und der Seeleute. In der
russischen Ikonographie wird er uns vorgestellt in seiner Zuständigkeit für
Landwirtschaft (Pferdezucht) und Handwerk.
Diesem kriegerischen
Erzengel wurden auch in Russland sehr viele Kirchen geweiht. Die Goldmünze des
Fürsten Vladimir Monomach (Ende 11. Jhd.) zeigt Michael in frontaler Haltung.
Vor der siegreichen Schlacht über den Mongolenfeldherrn Mamaj auf dem
Kulikovo-Feld im Jahre 1380 ging Großfürst Dmitrij Donskoj in die Kirche des
»Himmlischen Führers und Archistrategen Michael, um sich vor seiner Ikone
niederzuwerfen«, heißt es in der russischen Chronik.
Eine der
schönsten russischen Monumentalikonen (236 cm hoch) ist die Michael-Vita-Ikone in der
Erzengeiskathedrale des Moskauer Kreml. Die um 1399 im Umkreis Theophanes‘ des
Griechen entstandene Patrozinium-Ikone stellt im Mittelfeld den Erzengel mit
dem blanken Schwert dar. 18 Szenen umrahmen das zentrale Bild.
Sie bilden den
frühesten und vollständigsten Zyklus der »Taten« des Michael in der
Ikonenmalerei: Dreifaltigkeit, Synaxis, Weissagung Hesekiels (Ezechiels),
Daniel, Kampf um die Seele des Moses, Jakobsleiter, die drei Jünglinge im
Feuerofen, Erscheinung vor Josua, die Befreiung des Petrus; Michael erscheint
dem Mönch Pachomios im Gewand eines Büßermönchs; Jakobs Kampf mit dem Engel,
Vernichtung von Sodom und Rettung Lots, der Sieg über das assyrische Heer des
Königs Sanherib, Sintflut, David und Urija oder die Bestrafung Nebkadnezzars,
David und Batseba, Sündenbekenntnis Davids und schließlich das Wunder in
Chonae.
Michaels
Attribute: Die häufigsten Darstellungen auf Ikonen sind jene als Heerführer,
auf einer Wolke stehend, gekleidet in der Art eines römischen Kriegers mit
kurzem Chiton, Schuppenhemd und roter Chlamys. Die Beine stecken in Stiefeln
mit goldenen »Beinlingen«. Wahlweise trägt Michael Stab, Speer oder Lanze,
Licht-Globus, Schwert (oft gezückt), zuweilen ein Flammenschwert. In der Szene
des Jüngsten Gerichts posaunt Michael um Mitternacht, die Toten aufweckend. Bei
der Darstellung der Passionsmadonna trägt er das wichtigste Passionswerkzeug
Christi, das Kreuz (mit ihm erscheint er auch dem Kaiser Konstantin), während
Speer und Schwamm dem Gabriel überlassen sind. Russische Ikonen zeigen ihn seit
dem 17. Jahrhundert als bekrönten Fürsten unter dem kosmischen Regenbogen, die
mächtigen Engelsflügel ausgebreitet, auf feurigem Pferd reitend, überladen mit
Attributen: Speer, Lanze, Posaune und geschlossenem Evangeliar.
Die Festtage
Michaels feiert die orthodoxe Kirche am 6. September und am 8. November; in der
römisch-katholischen Kirche ist der »Michaelstag« seit 1970, zusammen mit dem
Fest für Gabriel und Raphael, auf den 29. September festgelegt.
In Mettenheim bei
Mühldorf, Oberbayern, ist der Erzengel
Michael Patron der Kirche. Er ist dreimal dargestellt: Im Altarbild, mit dem
Flammenschwert und den Schild "Wer ist wie Gott?" den Satan in die
Hölle stürzend; zwischen den Tafeln der gefallenen Soldaten im ersten Weltkrieg
mit Falmmenschwert in der linken Hand und Waage in der rechten Hand haltend;
und wie auf dem Altarbild als Teufelsbewinger in Figur dargestellt in der
Taufkapelle.
Auf dem
Schrobenhausener Gebetsbild Anfang letzten Jahrhunderts ist St. Michael als der
himmlische Sieger in Ritterrüstung dargestellt, der den den Luzifer mit den
Füßen tritt. In der linken Hand hält er die Palme, in der rechten Hnd die
Siegesfahne.
»Michael,
Anführer und Vorkämpfer und Fürst der Engel!« (Doxastikon zu den Aposticha) Der
Frzengel Michael wird, wohl seit dem 6. Jahrhundert, auf Ikonen — nach Daniel
10,13, wo er mit dem Engel der Perser kämpft, nach der Apokalypse, der
Hermeneia und vielen anderen Quellen — als Krieger, den Luzifer stürzender
Kämpfer, Drachentöter und Archistrategos/Anführer der Himmlischen Scharen
dargestellt.
Seit dem 17.
Jahrhundert zeigen russische Ikonen, einem Thema aus der Offenbarung des
Johannes folgend, den Erzengel Michael als bekrönten Engelfürsten, Kriegsherrn
und Teufelsbezwinger. Gekleidet in Schuppenharnisch und roten Mantel, reitet
Michael auf einem geflügelten feurigen Pferd. Zwischen seinen ausgestreckten
Armen spannt sich der welt-umfassende Regenbogen, der Thron Gottes; aus seinem
Mund ertönt die Posaune. Er hält in der Rechten das Evangelienbuch, schwenkt
mit der Linken ein Weihrauchgefäß, und gleichzeitig bringt er es fertig, mit
seinem Kreuzstab den gefallenen Engel Luzifer bzw. den Teufel zu treffen.
Michael tritt also in voller Rüstung auf, und die Maler lassen hier ihre Phantasie
spielen. Aber diese Phantasie hat einen sehr ernsthaften Hintergrund; denn
unter diesem mächtigen apokalyptischen Reiter stürzen die brennenden weltlichen
Gebäude in die Sintflut. Gottvater in einem Wolkensegment oder Christus
Emmanuel hinter dem aufbereiteten Altar ergänzen die Hauptdarstellung, die
meistens mit der kirchenslavischen Beischrift »Bild des heiligen Archistrategen
Michael, Anführer der schrecklichen Mächte« bezeichnet wird. Bei akribisch
gemalten Ikonen kann man im Hintergrund weitere erklärende Beischriften in
Russisch-Kirchenslavisch finden, die, wie so oft, aus einer Synthese
verschiedener Texte entstanden sind, in diesem Falle biblischer.
Diesen Festtag
feiert die orthodoxe Kirche am 6. September, dem Festtag des heiligen Archippos.
Patriarch Sisinnios von Konstantinopel (+ 427) soll die erste Legende vom
Wunder des Erzengels zu Chonae verfasst haben. Die aus dem 9. Jahrhundert
stammende Tradition, wie sie im Menologion vom 6. September überliefert ist,
beschreibt ein Wunder in oder in der Nähe von Chonae, dem antiken Kolossai,
unweit von Hierapolis und Laodicea, am Fluß Lykos. In der Einleitung finden
auch die in Phrygien und Kleinasien wirkenden Apostel Philippus und Johannes
Erwähnung, die von Hierapolis (dem heutigen Pamukkale) nach Chairetopa ziehen
und die Erscheinung des Erzengels weissagen.
In
Chairetopa/Chonae existierte — beinahe hundert Jahre, bevor der heilige
Archippos im 4. Jahrhundert dorthin kam —ein bescheidenes Gotteshaus bei einer
Heilquelle, die der Erzengel Michael hatte sprudeln lassen. Hier geschah eine
Vielzahl von Heilwundern. So z.B. erhielt die taubstumme Tochter eines
Laodiceers durch die Heilwirkung der Quelle ihre Sprache wieder. Auch während
der 60 Jahre, die angeblich der Eremit Archippos über der Quelle wachend
verbrachte, wird von Heilungen und Wundererscheinungen berichtet. (Einen
Priester Archippos erwähnte schon der Apostel Paulus im Brief an die Kolosser:
Kol 4,17.) Schließlich beschlossen die Heiden, den populären Heilskult
auszulöschen. Sie wollten die heilende Quelle verunreinigen, indem sie die
Wasser eines anderen Flusses darin einleiteten. Zuerst versuchten sie, den
Fluss Chryses umzuleiten, doch das Wasser floss zu beiden Seiten an der
heilenden Quelle vorbei. Nach diesem Misserfolg stauten 5000 (!) Heiden die
beiden Gebirgsflüsse, den Lykokapros und den Kouphos, und erwarteten in ihrer
gottlosen Einfältigkeit, dass die Heilquelle versieen würde. Als sich aber die
beiden von den Gebirgen herabstürzenden Flüsse dem Heiligtum näherten, flehte Archippos
in seiner Not zu Michael. Und nun fuhr der Erzengel »wie eine feurige Säule«
unter Donnergetöse vom Himmel herab und spaltete mit seinem Stab einen riesigen
Felsen von oben bis unten. Er ließ durch diese Kluft das gestaute Wasser
abfließen, wobei die Wassermassen unterirdisch weitergeleitet werden, ohne der
Kirche Schaden zuzufügen. Die Heiden aber wurden in die Tiefe gerissen. Michael
segnete das Wasser und erklärte, dass in Zukunft jeder, der den Namen der
Heiligen Dreifaltigkeit und den heiligen Michael, den Anführer der Himmlischen
Heerscharen, anrufe, von all seinen Gebrechen geheilt werde.
Das Heilwasser
brachte tatsächlich viele Kranke und Pilger von weither nach Chonae. Durch das
Michaels-Wunder wurde Chonae zum Mittelpunkt des Erzengelskultes in Phrygien.
Die Erzengel-Michael-Kirche war eines der größten und prächtigsten Gebäude der
ganzen Region. Der Heilungsbrauch von Chonae ging offensichtlich, wie so oft,
auf eine vorchristliche Kultstätte zurück. Der Kult um den Erz.engel Michael
hat eine phrygische Gottheit, wahrscheinlich den Gott Men-Karoi, verdrängt. So
wie die Bäder von Hierapolis oder die heißen Quellen von Laodicea hatte der
phrygische Gott auch diese heilenden Wasser hervorsprudeln lassen. Mit der
Christianisierung des Landes wurde die einheimische Tradition auf den Erzengel
Michael übertragen.
Die
kleinasiatischen Christen im Phrygien des 3. und 4. Jahrhunderts sahen also den
Erzengel Michael nicht als Krieger. Sie verehrten vielmehr seine ärztliche
Wundermacht. Hier in Phrygien, wo sich der Glaube an die Macht der Himmlischen
Heerscharen bis in das apostolische Zeitalter zurückverfolgen lässt, war die
Verehrung der Engel und des Erzengels Michael so weit verbreitet, dass schon
der Apostel Paulus die Gemeinde zu Kolossai ausdrücklich vor jenen Leuten, die
in ihren Visionen die Engelsmächte schauen (Kol 2,18), warnte. Und auch bei der
Synode von Laodicea am Lykos (ca. 363) sahen sich die Kirchenväter gezwungen,
die Engelverehrung der Phrygier als einen verdeckten Götzendienst zu verdammen.
Der griechische Kirchenschriftsteller Theodoretos von Kyrrho bei Antiocheia
erwähnte um 450 eine Michaels-Kapelle in Kolossai, also ca. 100 Jahre vor der
Errichtung der großen Erzengel-Kirche. Wegen seiner ungeschützten Lage im Tal
wurde Kolossai, wie auch Laodicea, ständig angegriffen. Schließlich zogen die
Bewohner von Kolossai weg und ließen sich an den Hügeln des Kadmos-Berges
nieder, wo Kaiser Justinian I. (6. Jhdt.) zu ihrem Schutz Befestigungsanlagen
errichten ließ.
Zur Zeit des 7.
ökumenischen Konzils in Nikaia (787) nannte sich der Bichof der Stadt noch »von
Kolossai«, obwohl er tatsächlich schon als Bischof von Chonae fungierte. Der
Name Kolossai war also noch im 8. Jahrhundert bekannt. Um 860 wurde Chonae zum
Frzbistum erhoben, so dass am Konzil von Konstantinopel 869 ein Erzbischof von
Chonae teilnahm. An die Stelle von Kolossai war nun endgültig Chonae getreten.
Zwar existierte
noch die große Michaels-Kirche von Kolossai im Lykos-Tal, aber für die nächsten
300 Jahre hieß sie »Hl. Michael von Chonae«. Einem Bericht von Niketas
Choniates zufolge wurde die Kirche 1189 von den Türken unter der Führung eines
abtrünnigen Griechen zerstört. Die Anhöhe von Kolossai/ Chonae, die ehemalige
Akropolis der Stadt, liegt 4,5
km nordwestlich von dem heutigen türkischen Dorf Honaz
entfernt. Der türkische Name der Ortschaft verrät den ursprünglichen
phrygischen Ortsnamen: Chonae-Honaz. Östlich der Anhöhe fließt durch eine
Schlucht der Lykos. Am Ostufer liegen heute noch verstreut einige Reste der
einst berühmten Michaels-Kirche zu Chonae.
Nicht zufällig
wird man durch den Michaels-Kult in Chonae auf den Bezug Michaels zu Quelle,
Fluß oder Meer — in Verbindung mit hochgelegenen Orten — erinnert, den viele
westeuropäische Kirchen und Klöster aufweisen — etwa der Monte Gargano, auf dem
er schon 493 erschienen sein soll, und Mont Saint-Michel in der Normandie.
Michael ersetzte im Zuge der Christianisierung des Westens auch dort heidnische
Gottheiten, etwa den griechisch-römischen Merkur, den germanischen Windgott
Wotan und den Lug der keltischen Druiden, wie man an vielen, ehemals heidnisch
geweihten Heiligtümern belegt hat.
Sowohl in der
byzantinischen als auch in der russischen Ikonographie war die Darstellung des
Michaels-Wunders zu Chonae ein beliebtes Thema. Die Szene erscheint auch auf
dem Bronzeportal von Monte Gargano (1076). Das mittelalterliche byzantinische
Malerbuch gibt für die Kalenderikone für den 6./19. September folgende
Beschreibung der Darstellung an: »Eine Kirche, drinnen der greise Heilige
Archippos mit einem spitzen Bart in Gebetshaltung. Der Erzengel Michael steht
vor ihm und sticht mit seiner Lanze in den Kirchenbrunnen, wobei der Stein
auseinanderbricht. In der Ferne sieht man zwei Gebirgsströme, die sich vor der
Kirche in einen Fluss vereinigen und durch den aufgebrochenen Stein fließen.
Darüber, am Flusslauf auf der Anhöhe, arbeiten Männer mit Äxten und Werkzeug.«
Gabriel
Der hebräische
Name Gabriel bedeutet »Gott hat sich stark gezeigt«; »Stärke Gottes/Vertrauter
(Mann) Gottes«, »fortitudo Dei, nuncius«, (Dan 8,16; Lk 1,26). Den »Engel
seines [Gottes] Angesichts« (nach Jes 63,9, ähnlich Mt 18,10) bezieht die
orthodoxe Lehre auf den Erzengel Gabriel, der vor dem inkarnierten Logos, im
Lichtschein der Majestät des Vaters steht, und nennt ihn »Engel des
Gottes-Antlitzes« oder »der vor seinem Antlitz steht«.
Neben Michael ist
also Gabriel einer der höchstrangigen Engel, den die Bibel mit Namen nennt. Er
gilt dem Alten Testament als Schutzengel des erwählten Volkes. Sein Platz war
an der Nordseite des Tempels. In der jüdischen Apokalypse ist er auch der
Straf- und Todesengel und der Herr des Paradieses, der Geist, der über den
Donner und über die Reife der Früchte gebietet. In der jüdischen Kabbala tritt
er als Lehrer des Patriarchen Joseph auf. Die Muslime glauben, dass, Mohammed,
der Prophet Allahs (570-632), durch die Vermittlung des Erzengels Gabriel,
arabisch »Djabril — Engel der Offenbarung«, die göttlichen Offenbarungen im
Koran niedergeschrieben hat und dann in den Himmel gefahren worden ist. Im
Koran, Sure 32,12, lesen wir: »Sprich: Der Engel des Todes, der über euch
eingesetzt wurde, wird eure Seele hinnehmen; zu eurem Herrn dann werdet ihr
zurückgebracht.« Lukas (16,22) dagegen spricht allgemein von Engeln, die die
Seele des Verstorbenen in Abrahams Schoß tragen. Wir haben erwähnt, dass als
eigentlicher Seelenbegleiter der Erzengel Michael galt.
Gabriel wird —
wie Michael — Archistrategos genannt und für »göttlich schön« gehalten. Er gilt
den Christen als der Engel, der die Gebete der Menschen dem Himmel überbringt
(vgl. Lk 1,19; 1,26). Gabriel ist der eigentliche Bote (angelos), Übermittler
froher Botschaften, Engel der Offenbarung von Gottes Willen und der
Verkündigung im Alten und im Neuen Testament. Gott schickt ihn, um Daniel
aufzurichten und ihm die Ankunft des Messias zu prophezeien. Am Fluss Ulai hat
Daniel eine Vision von einem gewaltigen Widder, der von einem noch gewaltigeren
Ziegenbock getötet wird. Es ist Gabriel, der Daniel diese Erscheinung als
Endzeitvision auslegt (Dan 8,15-27). Später begegnet er Daniel noch einmal, als
dieser ein Bußgebet für sein Volk spricht. Gabriel überbringt ihm als Antwort
darauf die Weissagung, dass der Messias nach 70 Jahrwochen (oder 490 Jahren)
kommen werde (Dan 9,21-27).
Lukas berichtet
in den Geburtsgeschichten Jesu davon, dass Gabriel dem Tempelpriester Zacharias
im Tempel von Jerusalem erscheint und ihm die Geburt seines Sohnes Johannes,
dessen Schicksal es sein wird, der Täufer zu sein, ankündigt, wobei er sich
selbst »Gabriel, der vor Gott steht«, nennt (Lk 1, 11-22). Ein halbes Jahr
später, in Nazaret, bringt er Maria die frohe Botschaft (»Euangelion«), dass
Gott sie zur Mutter seines Sohnes Jesus Christus erwählt hat (Lk 1, 26-45). Er
nennt ihr als Zeichen, dass ihre Verwandte Elisabeth ebenfalls Mutter werden
wird, wovon sich Maria bei ihrem Besuch dann überzeugen kann (Lk 1, 26-28.36f ). Auch dem Josef
erscheint Gabriel (genannt nur als Engel des Herrn, Mt 1,20)
mit der frohen Botschaft im Traum, später auch den Hirten (ebenfalls nur
genannt als Engel des Herrn, Lk 2,9). Apokryph sind Vorstellungen, dass zur
gleichen Zeit, als der Erzengel Uriel den kleinen Johannes aus der Wüste
zurückbringt, das Jesuskind aus Ägypten in den Jerusalemer Tempel kommt,
begleitet von Gabriel. Den Engel, der Adam verbietet, vom Baum der Erkenntnis
zu essen, und der Set, dem Sohn Adams, die Buchweisheit beibringt und auch
Jesus in Gethsemani stärkt, identifiziert die orthodoxe Kirche mit Gabriel; er
sagt den Heimgang der Muttergottes voraus. Ihm wird explizit die von den Engeln
übernommene Buchführung über die Taten der Menschen zugedacht. Oft erscheint er
daher mit einer Schriftrolle, als Pendant zum kriegerischen Michael, neben dem
Portal, das von der Vorhalle in den Kirchenraum führt. Dabei schreibt er »die
Gedanken der Eintretenden« auf, wie es in der Hermeneia heißt.
Gabriel, den
viele Forscher in vielfältige Beziehung zum griechischen Hermes bringen, tritt
in der Katakombenmalerei der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts zunächst in
antikem Idealgewand, ohne Flügel, die Rechte wohl zu Maria hin grüßend erhoben,
in der umstrittenen Verkündigungsszene in der Priscilla-Katakombe auf. Ikonen
geben ihm später Diakonskleidung (Albe, Dalmatika) und das prächtige Pluviale,
den bischöflichen Mantel. Eine byzantinische Miniatur von 879-883, heute in
Paris, zeigt ihn als Vertreter Gottes, den Kaiser Basilios I. krönend, in
derselben prächtigen Gewandung, mit juwelenbesetztem Diadem. Auf der
Elfenbeinplatte in Berlin krönt die Gottesmutter Kaiser Leo VI. Zugegen ist
Gabriel mit Zepter und Weltkugel. Auf späten russischen Ikonen wird er mit
Kerze und Jaspis-Spiegel dargestellt. Die Beischrift, z.B. auf einer
südrussischen Ikone um 1800, lautet: »Der heilige Erzengel Gabriel offenbart
Gottes Geheimnisse; er verkündete der allreinen Gottesgebärerin die aus ihr
hervorgehende Inkarnation des Logos.«
Attribute: Stab;
Welt- oder Lichtkugel. Bei abendländisch beeinflussten Ikonen kommt ein Spiegel
vor, von dem er die Befehle des Herrn abliest. Russische Autoren (wie Dmitrij
Rostovskij) geben als Attribute Kerze und Jaspis-Spiegel an. Letzterer soll die
unergründbaren Wege Gottes symbolisieren. Auf ukrainischen Ikonen sehen wir oft
Ziborium und Kerzenlaterne.
Festtag in der
orthodoxen Kirche: 26. März (am Tag nach der Verkündigung an Maria), 13. Juli
(seit dem 9. Jahrhundert zweites Fest, da die Feierlichkeiten am 26. März in
die Fastenzeit fallen; gedacht wird aller anderen Verkündigungen); Gabriels
Festtag in der katholischen Kirche ist der 29. September.
In Mettenheim weist der Engel Gabriel mit
rechten Hand nach oben. Auf dem Schrobenhausener Gebetsbild Anfang letzten
Jahrhunderts hält St. Gabriel, der himmlische Botschafter, gekleidet in einer
Art dunkelrotem Mönchsgewand, eine Laterne in der Rechten und einen Spiegel von
Jaspis in der Linken.
Raphael
»Medicina Dei«,
medicus; (Tob 3,16f.; 5,4; 12,15).
Der Engel Raphael
wird nur im Buch Tobit erwähnt, das innerhalb des Alten Testaments zur
Weisheitsliteratur zählt und wahrscheinlich erst im 2. oder 1. Jahrhundert v.
Chr. in Palästina auf Aramäisch oder Hebräisch verfasst wurde. Das älteste
erhaltene Exemplar liegt in griechischer Sprache vor; die römisch-katholischen
und orthodoxen Versionen orientieren sich an der griechischen »Septuaginta«; in
der jüdischen Bibel erscheint das Buch Tobit nicht, in der protestantischen
Bibel zählt es zu den Apokryphen. 1955 wurden Teile des Buches auf Aramäisch
und Hebräisch bei Qumran am Toten Meer entdeckt. Die Erzählung eines
unbekannten Verfassers, die in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts v. Chr.
nach dem Sieg der Assyrer über das Königreich Israel beginnt, handelt in der
antiken assyrischen Hauptstadt Ninive (nachweislich 612 v. Chr. zerstört). Mit
seinem Wandergesellen, dem von Gott »um zu heilen« gesandten »großen« Engel
Raphael, macht sich der junge Tobias auf den Weg. »Raphael war ein Engel, aber
Tobias wusste es nicht« (Tob 5,4). Raphael beschützt Tobias vor dem Dämon
Aschmodai. Er selbst gibt sich als einer der sieben Engel zu erkennen, die am
Throne Gottes stehen und die Gebete zu ihm emportragen (Tob 12,15). Ein
riesiger Fisch erschreckt Tobias am Tigris. Durch seinen Gesellen ermutigt,
packt ihn Tobias an den Flossen. Beide zerteilen und essen den Fisch. Auf
Raphaels Rat nimmt Tobias Galle, Leber und Herz heraus, da diese sich später
als Medizin erweisen werden (die Szene am Ufer wurde gelegentlich auf
russischen Ikonen wiedergegeben). Später wird Sara, der ein böser Geist
siebenmal den Verlobten getötet hat, mit der Fischleber von allen bösen
Geistern befreit, sie wird Verlobte des Tobias; der greise Vater Tobit wiederum
wird mit der Fischgalle geheilt.
Auch Sara betete
— wie Tobit — um Hilfe (Job 3,10-15). Und der biblische Erzähler fügt hinzu:
Das Gebet beider, Tobias‘ und Saras, fand Gehör bei der Majestät des großen
Raphael. Er wurde gesandt, um beide zu heilen (Tob 3,16-17). Wegen dieser
Heilung nennt der Engel sich »Raphael« (»Gott heilt«) und gilt als der Heiler
und Schutzengel unter den Erzengeln. Das apokryphe Buch Henoch 1 setzt ihn
unter den vier Nothelfern »über alle Krankheiten und Wunden der Menschen« ein.
Die Beischrift
auf einer südrussischen Ikone (um 1800) der Heiligen Heiler bezeichnet ihn als
»Arzt der menschlichen Krankheiten« und erklärt weiter: »Der heilige Erzengel
Raphael hat Tobias auf seiner Wanderung vor Unglück bewahrt und seinen blinden
Vater geheilt.« Seine früheste Darstellung findet sich in der Katakombe des
Friedhofs von Trassone.
Attribute:
Medizinbüchse / Gefäß mit Fischgalle; Kreuz und Stab.
Die orthodoxen
Festtage Raphaels, der als Schutzpatron der Reisenden, Ärzte und Apotheker
gilt, werden am 8. September und 8. November gefeiert, die Katholiken feiern
ihn seit 1970 zusammen mit Gabriel und Michael am 29. September.
In der Kirche von
Mettenheim trägt Raphael das Salbgefäß in der linken Hand und den Wanderstab in
der rechten Hand. Auf dem Schrobenhausener Gebetsbild Anfang letzten
Jahrhunderts ist St. Raphael, der himmlische Arzt, in hellblauen Wandergeand
alter Zeit gekleidet und hält in der Rechten den jungen Tobias und in der Linken
eine Arzneibüchse.
Uriel
(Hebr.: Urjieïl,
manchmal »Surial« und auch »Ariel«genannt; kirchenslavisch: Uriil)
Die
kirchenslavische Übersetzung im 3. Buch Esra (1. Jhd. n.Chr.), wo Uriel genannt
wird (3 Esra 4,1-34; 5,20; 10,28), erfolgte nach der Vulgata (Ende 4. Jhdt.).
Von diesem bei
slavischen Orthodoxen (russische Bibel) als kanonisch geltenden Buch gibt es
nur lateinische, also keine hebräischen oder griechischen Texte. Den Engel
Uriel schickt Gott zu Esra, um ihn über die Erkenntnisgrenzen der Menschen zu
belehren: »So wie die Erde dem Wald gegeben ist und das Meer seinen Wellen, so
können die Bewohner der Erde nur das, was auf Erden ist, verstehen; und nur die
Bewohner des Himmels können verstehen, was im Himmel ist« (3 Esra 4,20). Es
folgen sieben apokalyptische Visionen des Esra, deren Bedeutung ihm Uriel
erläutert.
In der
ostkirchlichen Liturgie wird Uriel zusammen mit den drei allgemein kanonischen
Erzengeln angerufen. Der aus dem Altjudentum übernommene Engel, dem er als
Regent der Sternenwelt und des Engelheeres galt, trägt einen bedeutungsvollen
Namen: »(Mein) Licht ist Gott« oder »Feuer (Licht) Gottes« (lat.: Lux vel ignis
Dei, fortis socius). Uriel kommt ansonsten außer in spätjüdischen
(rabbinischen) und gnostischen Schriften nur in umstrittenen bzw. nicht
kanonischen Büchern und Apokryphen vor.
Uriel, einer der
vier Erzengel, geleitet die Toten zum Thron Gottes, nachdem er die Hades-Tore
geöffnet hat (Oracula Sibylli.na), und bewacht danach das Paradiesestor. In
apokryphen Schriften wird erzählt, dass er Elisabeth und ihren kleinen Sohn
Johannes (den späteren Täufer) auf der Flucht in der Wüste begleitet und später
den vier Monate alten Johannes aus der Wüste herbeiführt. Uriel gilt aber auch
als Engel der Buße und Strafe, wohl weil er Esra eine siebentägige Fastenbuße
auferlegt hat (3 Esra 5,20).
In der Apokalypse
des Paulus — einem Apokryphon vom Ende des 4., Anfang des 5. Jahrhunderts, das
auch in slavischen Übersetzungen bekannt ist, wird erzählt, dass der dem
dritten Himmel entrückte Paulus von einem Engel ins Paradies begleitet wird.
Zwei singende Engel, die Uriel und Suriel genannt werden, stehen vor dem Thron,
der für den Apostel in einem Zelt von Licht bereitgestellt ist.
Uriel zeigen die
Mosaiken von S. Maria Maggiore in Rom (4./5. Jhd.), ein antikes Grabmal in
Sofia, Bulgarien (5. - 6. Jhdt.), das Mosaik in S. Apollinare Nuovo in Ravenna
(520-530), folkloristische Szenen in Ägypten (Fresko in Bawit), das
Kuppel-mosaik in der Sophienkathedrale in Kiev (11. Jhd.; erneuert), das südliche
Portal von Saint-Gilles in der Provence (1. Hälfte 12. Jhd.) und die
byzantinischen Mosaiken aus normannischer Zeit (12. Jhd.) auf Sizilien (Apsis
im Dom von Monreale; Vierung der Martorana-Kirche in Palermo, zusammen mit
Michael, Gabriel und Raphael in Relation zur Deesis des Bema). Noch um 1200 ist
Uriel auf der Holzdecke von St. Michael in Hildesheim und im 13. Jahrhundert
auf Tafelbildern der Schulen von Siena (»Antependium von Siena«) und Parma
dargestellt worden. Die Beischrift auf einer russischen Ikone der Heiligen
Heiler bezeichnet ihn als »leuchtendes Feuer Gottes, Erleuchter der
Umnachteten«.
Attribute: Stab,
Licht-Globus, Schwert (nach Dmitrij Rostovskij), Feuerflamme (auf der offenen
Hand), Laterne, Weihrauchschale. Einen besonderen Festtag Uriels (am 27. Tobi)
kennt nur die koptische Kirche.
In Mettenheim
trägt er in der linken Hand ein flammendes Schwert. Auf dem Schrobenhausener
Gebetsbild Anfang letzten Jahrhunderts
hat St. Uriel, der himmlische Licht - oder Feuerengel, das Schwert. Er
ist in grüner Albe und roter Diakons-Dalmatika gekleidet.
Salathiel
Kirchenslavisch::
Salafiil/Selafiil, »mein Gebet gilt Gott«; »oratio Dei«, orator; in Mettenheim
"Sealtiel"
Salathiel, der
»Führer des Volkes«, wird erwähnt in einem astrologischen Traktat und in 3 Esra
5,16-20, in
einem Vulgatatext also, der nicht in die griechische, aber in die
kirchenslavische Bibelübersetzung des russischen Bischofs Gennadij — wenn auch
erst 1499 — aufgenommen wurde, auf den sich aber schon einige Kirchenväter und
auch späte russische Katechismen beziehen. Im dritten Esra-Buch ist Salathiel
eigentlich antithetisch zu Uriel gestellt, als ein Engel, der den Propheten
Esra auf die Probe stellt oder gar in Versuchung führt: Und es war so: In der
zweiten Nacht kam zu mir Salathiel, der Führer des Volkes, und fragte mich:
Wo warst du, und
warum ist dein Gesicht so traurig? Weißt du denn nicht, dass dir Israel samt
seinem Land, in das es zog, übergeben worden ist? Also steh auf und iss Brot,
und lass uns nicht allein, wie ein Hirte seine Herde den Wölfen überlässt. Ich
aber sagte zu ihm: Geh weg und komm mir nicht nahe. Als er das hörte, ging er
von mir weg. Ich aber verbrachte sieben Tage in Fasten und Buße, stöhnend und
weinend, so wie es mir der Engel Uriel aufgetragen hatte.
Salathiel zeigen
schon die Wandmalereien der russischen Spas-Kirche von Neredica bei Novgorod
(1199). Die Beischrift auf einer südrussischen Ikone der Heiligen Heiler (um
1800) bezeichnet ihn als »Erzengel Selafliil — immerwährender Beter vor Gott
für die Menschen« bzw. erläutert: »Der heilige Erzengel Salathiel wird von Gott
dem Betenden gesandt«. Dieser Engel wird meist betend, mit vor der Brust
gekreuzten Händen dargestellt.
Auf dem
Schrobenhausener Gebetsbild Anfang letzten Jahrhunderts hält St. Sealtiel hält
als Bittengel die Hände zum Gebet gefaltet. Er ist in hellblauem, bis zum Boden
reichendem Frauengewand gekleidet.
Jehudiel
Jehudiel oder
Euchudiel /Jegudiil; »laus Dei«, renumerator,kirchenslavisch: chvala Bozija.
Er sorgt für die
Erfüllung von Gottes Gerechtigkeit. Die Beischrift auf einer südrussischen
Ikone der Heiligen Heiler (um 1800) bezeichnet ihn so: »Er preist Gott und die
Gottesmutter, steht den Mühseligen und den Gottesdienern bei.« Auf anderen
Ikonen ist zu lesen: »Der heilige Erzengel Jehudiel kümmert sich um die
Bewahrung des Gesetzes Gottes.« Er trägt die Krone, hält aber auch die
dreiteilige Peitsche für die Menschen bereit. Attribute: Stab, Krone und
Geißel.
Auf dem
Schrobenhausener Gebetsbild Anfang letzten Jahrhunderts hält St. Jehudiel, der
Vergeltungsengel, in der Rechten die
Himmelskrone, in der Linken eine Geißel. Bekleidet ist er in violettem
Mönchsgewand.
Barachiel
In der Kirche in
Mettenheim mit einem Buch in der Hand
Kirchenslavisch.:
Varachuil, »Segen Gottes«; »benedictio Dei«, adiutor; (3. Henochbuch 14,4 und
Sibyllina 2,315). Die jüdische Kabbala nennt ihn manchmal statt dessen Anael,
der dort mit dem Freitag, der Venus und den Farben Grün, Licht-rosa und
Lichtblau in Verbindung gebracht wird.
Die Beischriften
auf südrussischen Ikonen der Heiligen Heiler, um 1800, bezeichnen Barachiel als
»gesegnet von Gott« und »unseren Fürsprecher vor Gott, Überbringer der Gaben
Gottes« bzw. lauten: »Der heilige Erzengel Barachiel, der gesegnete Engel des
Herrn«. Dort auch ist sein Attribut ein Tuch voller Blumen, Symbol des
Überflusses und Segens Gottes.
Auf dem
Schrobenhausener Gebetsbild Anfang letzten Jahrhunderts ist St. Barachiel, der
Siegesengel, in weißer Albe, roter Diakonsdalmatika und himmelblauem Vespermantel,
in dem er vor dem Schoß einen Kranz von weißen Rosen zeigt, gekleidet.
Jeremiel
Darstellungen des
Erzengels Jeremiel scheint es in der Ikonenmalerei nicht gegeben zu haben.
Der Name bedeutet
»Erhöhung Gottes«, kirchenslavisch: vysota Bozija
Jeremiel wird,
wie Uriel und Salathiel, in den lateinischen und slavischen Versionen von 3
Esra 4,36 erwähnt: Esra fragt, wann der Tag der Erlösung kommen wird. Daraufhin
antwortet ihm »der Erzengel Jeremiel«, dass nur der Allmächtige, der die Zeit
gemessen und die Stunden gezählt hat, weiß, wann »die Zahl Sieben erreicht
wird«.
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