28 Eylül 2012 Cuma

Helmuth von Moltke in Kappadokien


Moltke in Kappadokien

Helmuth von Moltke - Unter dem Halbmond
Aus den "Briefen über Zustände und Begebenheiten in der Türkei aus den Jahren 1835 bis 1839"


50.
Reise nach Iconium – Der Erdschiesch und Cäsarea – Kara-Djehennah – Iconium – Die Kilikischen Pässe – Der Bischof von Tomarse – Der Awscharenfürst
Malatia, den 3. November 1838
Am 3. Oktober verließ ich Malatya, begleitet von einem Dragoman, einem türkischen Tschausch [çavuş], einem Tataren und einem Seïs oder Pferdeknecht mit dem Handpferd. Schnell jagten wir über die weite, von hohen, schon mit Schnee bedeckten Bergen umgebene Ebene von Malatia fort und stiegen im Tal von Hekimhan sanft, aber stetig auf das hohe Plateau des mittleren Kleinasiens; es war dies derselbe Weg, den ich im Frühjahr mit so vieler Beschwerlichkeit zurückgelegt hatte, diesmal aber, vom schönsten Herbstwetter begünstigt, ging es in starken Märschen rasch vorwärts, umso mehr, als die Gegend höchst einförmig und ohne Interesse ist.
Während eines Ritts von zweiundzwanzig Wegstunden, zwischen Hekimhan und Deliklitaş , erblickten wir nur zwei bewohnte Orte; die Berge treten zurück, und so weit das Auge reicht, entdeckt es nur unangebaute Flächen oder kahle Hügel.
Auf der Ebene von Deliklitasch ist man 4000 bis 5000 Fuß über dem Meer; es fiel mir auf, das Korn noch auf dem Halm, die Leute bei der Ernte zu finden, wenige Tage zuvor war hier schon Schnee gefallen. In unserem nördlichen Himmelsstrich reichen einige warme Sonnenstrahlen, die ganze Vegetation zu beleben, hier fängt das Frühjahr überall sehr spät an und die Ernte zieht sich bis in den Winter hinein.
Man hatte mich genötigt eine Bedeckung von Bewaffneten mitzunehmen, die ich bis Kaisarieh [Kayseri] in jedem Dorf wechselte; sie sollten uns gegen die räuberischen Anfälle der Awscharen schützen, eines turkmenischen Wanderstammes, der im Winter im Gebiet von Adana haust, den Sommer aber auf asiatischem Boden lagert und dann seine kleinen Bedürfnisse auf Unkosten anderer zu beziehen pflegt. Es waren kürzlich Tataren angefallen, Reisende geplündert und sogar vor zwei Nächten ein Dorf angegriffen worden, was alle übrigen Ortschaften in Schrecken gesetzt hatte.
Der Marsch ging in derselben öden und einförmigen Hochebene westlich weiter, mein Tatar richtete es immer so ein, dass er Pferde und Frühstück in einem Giaur-köj [Cavurköy] oder christlichen Dorf forderte, denn dort ist er Herr von dem Augenblick seiner Ankunft, bis der Hufschlag seines Pferdes verhallt.
Von Scharkischla [Şarkkışla] aus war es mit dem schönen Wetter vorbei, der Regen strömte unbarmherzig auf uns herab, meine Kleider waren so schwer, dass sie mich fast erdrückten, und die armen Pferde konnten die Füße kaum aus dem tiefen Lehmboden herausziehen. Unser Einzug in das Städtchen Gemerick [Gemerik] ergab einen trübseligen Anblick; ich kroch in ein Paar weite rote Beinkleider und den Pelzmantel des Mullahs, während mein wattierter Überrock an einem mächtigen Feuer geröstet und die Stiefel ausgegossen wurden. Eine halbe Stunde jenseits des Städtchens aber war es wieder dasselbe Elend.
Wir übernachteten in einem Dorf unweit Pallass [Palas (Tuzla)] an den Salzquellen, welche die Gegend mit Salz versorgen; es gibt aber dort weder Pumpen noch Dampfmaschinen, weder Gradierhäuser noch Kochherde, die flachen Teiche füllen sich von selbst, die Sonne trocknet sie aus, das Salz bleibt zurück und Kamele in langen Reihen tragen es davon. Als am folgenden Morgen früh der Wolkenvorhang sich auseinander zog, stand vor uns der mächtige Riese Erdschiesch [Erciyes]; er hatte während der Nacht ein neues, schneeweißes Kleid angelegt, purpurn gefärbt von der Sonne, der er schon ins Antlitz schaute, obwohl sie für uns noch tief unter dem Horizont weilte; fünfzig Stunden weit bis nahe vor Konieh [Konya] sah ich den Giganten hoch über alle anderen Berge emporragen. Die Form dieses Berges ist überaus schön; der schroffe Gipfel spaltet sich in drei Zacken, die mit ewigem Schnee überschüttet sind, und rings umstehen diese Riesenpyramide eine Menge runder Bergkegel mit überaus abschüssiger Böschung, der Fuß ist mit endlosen Weinbergen bedeckt und verläuft sich in eine Ebene, aus der die Kuppeln und Minaretts des neuen Cäsarea [Kayseri] emporstreben.
Kaisarieh [Kayseri] ist eine der hübschesten Städte in der Türkei, zwar sind die Straßen auch hier eng und schmutzig, aber die Häuser haben ein freundliches Aussehen; sie sind aus schönem Sandstein erbaut und Fenster und Türen sind künstlich geschnitzt; die Dächer bilden flache Terrassen, von denen aus man eine schöne Aussicht auf den nur zwei Stunden entfernten Erdschiesch, auf das alte Kastell im Innern der Stadt und die weite fruchtbare Fläche hat, die diese umgibt.
Am folgenden Morgen war das Wetter eine Mischung aus Regen, Sturm und Hagel, der Weg aus Sumpf, Stein und Geröll; es war mir anfangs sehr auffallend, auf einer vollkommenen Horizontalfläche zwischen so hohen, steilen Bergen hinzujagen, bald aber mussten wir einen Sattel erklettern und jenseits zogen wir längs eines der Sasslyk [sazlık] oder Sümpfe hin, welche jenen Teil Asiens charakterisieren und worin fast alle Flüsse nach kurzem Lauf versiegen.
Auf diesem Ritt war mir ein Dragoman abhanden gekommen und ich musste den Tatar absenden, um ihn wieder einzufangen; dem armen Menschen waren die Hände erstarrt, er war gestürzt und hatte sich den Fuß beschädigt; es blieb aber nichts übrig, als weiterzureisen nach Indje-suj (Schmalwasser) [İncesu], einem hübschen Städtchen in einer Schlucht, aus deren rötlichem Gestein ein großes Hann mit Mauern und Moscheen erbaut ist, das die ganze Breite des Tals schließt. Dort wurde der erste Physikus requiriert und es erschien der Tschoban [çoban] oder Viehhirte, welcher versicherte, dass nichts gebrochen sei, sondern nur eine Quetschung stattgefunden habe; der Dragoman war aber sehr besorgt und fragte drei Tage lang jeden Menschen, der uns begegnete, ob er nicht ein Kyrekschi [kürekçi] oder Wundarzt sei.
Nachdem wir unter fortwährendem Regen eine Hochebene überschritten hatten, öffnete sich gegen Abend vor uns ein tiefes Tal, an dessen Hang wir wohl eine halbe Stunde hinabstiegen; jenseits breitete sich das hübsche Städtchen Uergyp [Ürgüp] aus, überragt von einer alten Burg auf einem senkrecht abgeschnittenen Felsen, der von Höhlen wunderbar durchwühlt ist. Die Häuser in Uergyp sind überaus zierlich aus Stein errichtet; aber nichts ist leichter, als hier ein Haus zu bauen. Der Sandstein ist weich wie Kreide, er verhärtet sich an der Luft und das Loch im Felsen, aus welchem die Steine geschnitten werden, ist wieder ein Haus, das im Sommer kühl, im Winter warm, zu allen Zeiten trocken ist und in keiner Feuerversicherungsanstalt assekuriert zu werden braucht.
Die Hochebene hinter Uergyp ist mit Weinfeldern bedeckt, von tiefen Schluchten durchschnitten, an deren schroffen Rändern seltsame Burgen sich erheben, wie man sie auf alten Tapeten abgebildet findet; zur Rechten zieht das weite, offene Tal des Kisil-Irmak (des roten Stroms) [Kızılırmak]. Wir erblickten nach einem kurzen schnellen Ritt das weiße Kastell, das die große freundliche Stadt Newschehr krönt.
In Newschehr [Nevşehir] machte ich die Bekanntschaft einer Notabilität dieses Landes, die den Titel Kara-Djehennah [kara cehennem] oder schwarze Hölle führt; dieser Mann, dessen eigentlichen Namen fast niemand kennt, hatte bei der Janitscharenvertilgung eine so blutige Rolle gespielt, er hatte damals und seitdem so viel Festigkeit, Grausamkeit, Mut und Jähzorn gezeigt, dass ihm jedermann aus dem Wege ging, seinen Namen nur mit einer gewissen Ehrfurcht und leise aussprach und mein Tatar mich zweimal fragte, ob ich in Newschehr wirklich beim Müsselim absteigen wolle.
Mein Herr will sogleich Pferde.Dein Herr wird warten können.Du kennst meinen Bey nicht, es ist ein angesehener Mann.Mein Bey ist noch ein ganz anderer Mann; hast du noch nicht von Kara-Djehennah gehört? Diese Unterredung war eben gepflogen worden zwischen dem vorausgeeilten Tataren und der Dienerschaft, als ich in den Hof des Serajs ritt. Der Müsselim sei beim Namass (dem Gebet), hieß es, ich könne ihn nicht sprechen. Ich schlenderte daher in eine nahe gelegene schöne Moschee mit dem schlankesten Minarett, das ich irgendwo gefunden; als ich zurückkam, hieß es, der Müsselim-Effendi sei noch nicht aufgestanden. Nun kenne ich aber meine Türken gut genug, um zu wissen, dass hier durch Warten oder Nachgeben nichts zu gewinnen war; ich erklärte daher dem versammelten Schwarm von Kawassen und Agas zuversichtlich und laut, dass ich unverzüglich zum Müsselim geführt zu werden beabsichtige, dass ich nicht gewohnt sei, mich im Hof empfangen zu lassen, und schritt ohne weiteres die Stiege hinauf und in ein Zimmer, in das fast gleich darauf der Bey eintrat, ein Mann mit der imposantesten Persönlichkeit, die mir vorgekommen. Der Höllenfürst und ich begegneten uns wie zwei Männer, die gleich sehr bemüht sind sich nichts von ihrer Würde zu vergeben; das schöne Gesicht des Beys mit eisengrauem Bart schien anzukündigen, dass Krieg und Frieden noch nicht bei ihm entschieden sei, ich wiederum nahm nicht die geringste Kenntnis von seiner Anwesenheit, ließ mir, wie es die Sitte erfordert, die schweren Reitstiefel durch meine Leute ausziehen und schritt dann nach dem obersten Sitz; erst, nachdem ich mich dort niedergelassen hatte, begrüßte ich, die Hand an die Brust legend, meinen Wirt mit dem feierlichen Merhabah!, und der Bey, um mir eine Probe von seiner europäischen Lebensart zu geben, antwortete: Adio!
Nach den ersten Zügen aus der Pfeife, die ich mir reichen ließ, wechselten wir einige Redensarten; der Müsselim fragte mich, ob ich ihn wohl schon kenne. Ich habe dich nicht gesehen, aber wohl von dir gehört, sagte ich. – Was hast du gehört?Dass du ein guter Artillerist bist und Kara-Dejehennah heißt. Nicht für jeden Mann wäre der höllische Zuname ein Kompliment gewesen, meinem Bey schloss es aber das Herz auf; alsbald brachte man Frühstück und Kaffee und, zum freudigen Erstaunen meines Tataren, treffliche Pferde, mit denen wir noch denselben Tag sechzehn Stunden bis Akseraj [Aksaray] weiterjagten; dort kamen wir bei finsterer Nacht an.
Die Ebene, die sich vor Akseraj (dem weißen Schloss) bis Konieh [Konya] ausbreitet, sieht dem Meer ähnlicher als dem Land; dreißig Stunden weit erblickt der Wanderer keinen Baum, keinen Strauch und meilenweit kein Dorf, kein Haus und kein Ackerfeld. Es ist die ebenste Ebene, die ich gesehen, und nur am fernsten Horizont zieht sich ein blasser Streif blauer Berge, die wie auf der See in der Luft zu schweben scheinen. Eine dürftige Vegetation bedeckt die weite Fläche, meist ein gestrüppartiges Kraut, das die Kühe sehr lieben, und das unter den Hufen der Pferde einen überaus angenehmen Geruch verbreitet. in Konieh bereitet man ein Öl aus diesem Kraut, von dem ich eine Probe mitgenommen habe und das mir schöner zu riechen scheint als das Rosenöl. Der ganze Boden ist hier mit Salz und Salpeter gesättigt und der gänzliche Mangel an Wasser macht jeden Anbau unmöglich; mitten durch die Einöde ziehen die Ausläufer eines Sumpfes nach dem Salzsee von Chodsch-hissar [Sereflikoçhisar] zu, der völlig ohne Abfluss ist. An diesen Sumpflachen findet man einige Jaïla [yayla], eine sehr gebräuchliche Benennung für Häuser, welche die Turkmenen im Sommer bewohnen, um ihre Herden zu weiden, im Gegensatz von Kischla [kışla], Winterwohnung. Dicht neben jenem Sumpf erhebt sich das mächtige Sultan-Hann [Sultanhan]; das Portal desselben, aus Marmor, ist so hoch, so reich verziert und so prachtvoll, wie das irgendeiner großen Moschee in Konstantinopel; aber durch diese in einer solchen Gegend höchst überraschende Pforte tritt man in einen Hof der Verödung; die doppelte Reihe schöner Bogengänge ist meistens eingestürzt, und eine kleine Lehmhütte zwischen den Trümmern des Wartturmes ist der einzige bewohnbare Fleck. Unter den prächtigen Gewölben fand ich eine unglaubliche Menge von trockenem Kamelmist, die einzige Feuerung, welche man sich für den Winter zu verschaffen weiß.
Als Wegweiser durch die Einöde dienen die beiden schönen Gipfel des Hassan-Dagh [Hasan dağı]; sie scheinen früher Vulkane gewesen zu sein, der eine, der oben schief abgeschnitten ist, zeigt einen weiten Krater, aus dem wieder ein Spitzkegel hervorragt.
Der zweitägige Ritt mit denselben Pferden achtunddreißig Stunden weit, auf dem wir bis Konieh nur zwei bewohnte Orte getroffen haben, ist einer der ermüdendsten, deren ich mich erinnere; froh war ich, als ich die Kuppeln, die Minaretts und die vielen Bäume von Konieh am Fuße steiler Berge endlich deutlich hervortreten sah.
Die türkischen Städte sehen überhaupt sehr verödet aus, aber keine mehr als Konieh [Konya]; es ist weniger verfallen durch die Zeit, als zerstört durch Menschenhände. Ein Jahrhundert hat hier immer seine Denkmäler erbaut aus den Trümmern der vorhergehenden; in der christlich-römischen Zeit riss man die Tempel ein, um Kirchen zu erbauen; die Moslems verwandelten die Kirchen in Moscheen und die Moscheen liegen heute in Trümmer. Eine hohe lange Mauer mit hunderten von Türmen umschließt nur ein ödes Feld mit einigen zerfallenen Ruinen; in dieser Mauer siehst du heidnische Altäre, christliche Grabsteine, griechische und persische Inschriften, Heiligenbilder und genuesische Kreuze, den römischen Adler und den arabischen Löwen ohne Rücksicht eingefugt, wie die Werkstücke eben zu einer Scharte oder Zinne passten, und eine große türkische Inschrift an jedem Turm sorgt dafür, dass niemand in Zweifel bleibe, wer die Barbaren waren, die dieses Werk vollbrachten. Auf einem Hügel mitten in der Stadt, der früher wahrscheinlich die Akropolis getragen hat, befinden sich die Ruinen mehrerer Moscheen und einer byzantinischen, sehr zierlichen Kirche. Von dort übersieht man alle die vielen eingestürzten Kuppeln von Bädern und Turbehs [türbe] oder Gräbern türkischer Heiliger, einzelne schlanke Minaretts aus bunt glasierten Ziegeln neben einem Schutthaufen, der früher einen Dom bildete, ausgedehnte Mauern, alte Türme und dahinter die schöne Baumgruppe des großen Dorfes Sileh [Sille], das sich ins nahe Gebirge hinzieht. Ich trat durch die enge, halb verschüttete Tür in ein altes Gemäuer und fand mich plötzlich in dem schönsten Hof, den die Phantasie sich ausmalen kann; die arabischen Spitzbögen, die schlanken Säulen aus bunten Ziegeln, im Hintergrund ein weites, halb eingestürztes Gewölbe mit Arabesken aus schwarzen, dunkel- und hellblauen Ziegeln, dies alles bildet ein Ganzes, von dem ich unseren Architekten wohl eine Kopie wünschen möchte.
Nur die heutige Generation hat gar nichts gebaut als eine Kaserne und die Lehmhütten, in welchen sie sich verbirgt. Konieh liegt gegenwärtig außerhalb der alten Mauer und bildet eigentlich eine weite Vorstadt von einer Stadt, die nicht mehr existiert.
Hadschi-Aly, der Gouverneur des ausgedehnten Sandschaks [sancak] von Konieh, ein Pascha vom alten Schlag, hatte mich sehr freundlich empfanden und mir den Konak des Müsselims zur Wohnung angewiesen, der besser logiert war als Se. Exzellenz in ihrem Seraj aus Lehm; er wünschte, dass ich die Reise nach dem Külek-Boghas [Külek Boğazı] in Begleitung Ejub-Paschas, des Zivilgouverneurs der Provinz, machen sollte, und ich musste deshalb ein paar Tage in Konieh verweilen; zum Abschied schickte der alte Herr mir vier Beutel durch seinen armenischen Bankier.
Da wir nun Geldgeschenke nicht annehmen, so bat ich diesen meinen Dank und die Summe an den Pascha zurückzutragen. Der Bankier fand das sehr schön, bat aber doch, einen anderen mit der Kommission zu beehren, da er seine Fußsohlen viel zu lieb habe, als dass er dem Pascha so etwas vorschlagen könne: Dieser werde von solcher Prozedur nichts begreifen, als dass die Summe mir zu gering gewesen wäre. Sprach ich nun selbst mit dem Pascha, so würde es mir schwer geworden sein, ihm begreiflich zu machen, weshalb ein Franke zwar wohl eine Dose oder eine Uhr für 200 Gulden, 200 Gulden aber nicht annehmen könne; sprach ich nicht mit ihm, so steckte der Bankier das Geld ruhig ein. Unter diesen Umständen nahm ich das Geschenk an, bedankte mich schön und ließ es sofort unter meinen Dragoman, den Tschausch und den Tataren verteilen; die Umstehenden fanden dies sehr großmütig und besonders sehr töricht, aber sie wussten schon, dass die Franken alle etwas delih [deli] oder närrisch sind.
Von Konieh aus ritten wir einen ganzen Tag, ohne mehr als zwei Dörfer zu berühren, und trabten noch die Hälfte der folgenden Nacht durch die weite, öde Ebene, bevor wir das jenseitige Bergufer bei Karapunar [Karapınar] (schwarzer Brunnen) erreichten. Abends langten wir in Eregli [Ereğli] an, einem unter Bäumen begrabenen Städtchen am Fuße der Gebirge, von denen ein prächtiger Bach in einem romantischen Tal herabrauscht, der aber schon nach zweistündigem Lauf in der Ebene bitter und salzig wird und sich in einen Sumpf verläuft.
Die Stadt ist ziemlich groß, aber fast ganz entvölkert. Die warmen Quellen, die in der Vorzeit gewöhnlich dem Herkules geweiht waren, haben dem Ort seinen Namen gegeben, aber außer ein paar Kapitellen fand ich keine Spur mehr von dem alten Herakleia.
Die weite Ebene hatte sich jetzt in ein Tal verengt, das immer schmaler zusammenlief; zur Rechten zieht der hohe Bulgur wie eine Mauer ohne Unterbrechung und fast in gleicher Höhe zwanzig Stunden weit hin. Jene Bergwand ist es, die Adana von Kleinasien abtrennt und durch die nur ein einziges Tal oder vielmehr eine tiefe Schlucht hindurchführt und eine Verbindung öffnet zwischen Syrien und Anatoli; diese Pylen (Pforten) haben daher auch von Cyrus, Xenophon und Alexander bis auf Ibrahim-Pascha herab eine wichtige Rolle gespielt in den Zügen der Heere und eine noch wichtigere, obschon weniger bemerkte, in den Zügen des Handels und des Verkehrs der Völker. Meinem Kollegen, dem Hauptmann Fischer, war die Aufgabe zuteil geworden diese Kilikischen Pässe, heute Külek-Boghas [Külek Boğazı], durch welche europäische Heere sonst gegen Persien, Indien und Ägypten vorgedrungen, den ägyptischen Kriegsvölkern zu schließen, welche diesmal, wie vor fünf Jahren, drohten gegen Europa vorzubrechen.
Bei Ulukischla [Ulukışla] traten die Bergwände von beiden Seiten zusammen; es ist dort der größte und schönste Hann im Osmanischen Reich, man könnte ein Regiment Kavallerie bequem darin unterbringen, und obwohl seit Jahrhunderten kein Ziegel daran repariert wurden, so ist das Ganze doch noch gut erhalten. Dieses ausgedehnte Bauwerk ist mit einem Bad und einer Moschee versehen; die 100 Fuß langen, weit gespannten Gewölbe, die sorgfältige Ausführung des Ganzen zeugen von der Wichtigkeit, die einst diese Straße für den Handel hatte; jetzt freilich ist sie verödet und kaum sieht man ein paar Maultiere mit Weintrauben oder Kohlen auf derselben dahinziehen.
Sieben Stunden weiter, bei Tschifte-Hann [Çiftehan], hat sich das Tal schon in eine Schlucht verwandelt, hohe zackige Felsen schließen es und die Sohle hat nur Raum für den Bach, der über die Steinblöcke rauscht. Der Weg windet sich am rechten Ufer hinab; hier herrschte reges Leben: Die beiden Hanns neben der Brücke waren neu aufgebaut und dienten den Arbeitern zur Behausung; die Berge ertönen von der Axt der Holzhauer und dem Sturz der alten Pinienstämme. Aber in dieser Szene der Tätigkeit suchte ich den Urheber vergebens; ich fand meinen Kameraden in einem feuchten Stübchen des Hanns von einem heftigen Fieber geschüttelt. Bei einer so wichtigen Aufgabe war indes keine Zeit, krank zu sein, und noch am selben Tag beritt er mit mir die nächste Umgebung; wir kehrten erst bei dunkler Nacht heim, an den Thermen oder heißen Quellen vorüber, von denen schon Xenophon spricht.
Am folgenden Morgen ritt Fischer mit dem Pascha und mir über Tagta-Köpry [Tahtaköprü] bis eine Stunde von Akköpry [Akköprü] vor, wo die ägyptischen Grenzposten stehen; dann über hohe Berge nach Dschevisly-Hann [Cevizlihan], wo dieselbe Tätigkeit herrschte wie bei Tschifte-Hann, und tags darauf nach Maaden [Maden Köy]. Die Kraft des Willens siegte bei Fischer über die Schwäche des Körpers; wenn der Fieberanfall kam, so legte er sich eine Stunde unter einen Baum oder neben einer Fontäne nieder, wir machten ein Feuer aus Reisig und trockenem Gras, kochten einen Tee und setzten dann den Weg, so gut es gehen wollte, fort. In Maaden verließ ich meinen Kameraden und habe leider seit der Zeit noch keine Nachricht von ihm.
Die Gebirge streichen vom Külek-Boghas an ebenso mauerartig nördlich, wie sie bis dort östlich gezogen waren; bei Djevisly-Hann bildet der Apuyschkir-Dagh  gegen Westen eine senkrechte Felswand von mehr als 1000 Fuß Höhe. Dieser Bergdamm endet plötzlich bei der weiten Sumpfebene von Mussa-Hadschi (Pilger Moses). Mir kam es nur darauf an, einen Weg durchs Gebirge direkt nach Malatia [Malatya] zu finden, dem aber stellten sich neue Schwierigkeiten von allen Seiten entgegen. Es gebe gar keinen solchen Weg, hieß es, und die Gegend sei durch die Awscharen so unsicher, dass man ohne starke Eskorte sie nicht passieren könne. Ich hatte ein Schreiben Hadscht-Aly-Paschas an den Müsselim von Devely [Develi] mit, der persönlich für mein Weiterkommen verantwortlich gemacht wurde; dieser erklärte, dass er die Verantwortung meiner Reise in der gewünschten Richtung nicht auf sich nehmen könne, wenn ich mich aber an den Bischof von Tomarse [Tomarza] wenden wollte, so wäre das der Mann, der mir den besten Geleitbrief gegen die Awscharen geben könne, und bis dahin werde er mir so viel Eskorte mitgeben, als ich nehmen wolle.
Ich war nicht wenig verwundert, den Müsselim, der ein Moslem war, so von einem armenischen Bischof reden zu hören, der ein Giaur ist, und beschloss den Vorschlag anzunehmen. Mein Dragoman, der selbst Armenier ist, setzte sofort eine armenische Schrift, ein Meisterstück von einem Empfehlungsbrief, auf; nächst dem Padischah und dem Müsselim von Devely gab es keinen so großen Mann mehr im Osmanischen Reich wie mich, und der Müsselim petschierte seinen Namen darunter.
Tomarse liegt in einer weiten Ebene, die mit Ackerfeldern und Viehweiden bedeckt ist; vor der Stadt erblickt man die Trümmer einer schönen byzantinischen Kirche, welche die Türken zerstört haben, aber in der Stadt ragt stolz, aus Steinen gefügt, ein neues Gotteshaus empor, das der Bischof im vorigen Jahr vollendet hat. Die Giaurs sahen uns beim Vorüberreiten in der Stadt so zuversichtlich an, als fühlten sie sich unter dem Schutz ihres geistlichen Hirten sicher gegen die Bedrückung, die ein Besuch wie der unsrige, gewöhnlich mit sich bringt. Der Bischof hatte unlängst einen Feldzug gegen die Awscharen unternommen und einige zwanzig Räuber in sein Kloster eingesperrt; ich fing an mir den Tomarser Prälaten ungefähr wie einen Kurfürsten von Köln vorzustellen.
Der Dragoman war vorausgeeilt mit seinem epistolischen Meisterstück, um, wenn ja etwas daran fehlte, es mündlich zu interpretieren; man führte mich nun nach einer Felsspalte, in der ein paar kleine Häuschen, von einer Mauer umgeben, lagen; das war das Kloster und die Residenz des Bischofs. Im Hof empfing mich ein kleines wohlgenährtes Männchen, das war der Bischof.
Nachdem mein freundlicher Wirt mich mit Kaffee, Likör und Pfeife erquickt hatte, fragte ich ihn nach dem Ursprung seiner weltlichen Gewalt. Es hatte vor zehn Jahren die gesamte Bevölkerung von Tomarse den Beschluss gefasst auszuwandern, um dem unerträglichen Druck der türkischen Behörden zu entgehen; damals überzeugte der Bischof die Leute zu bleiben und übernahm selbst die Iltesam [iltizam] oder die Pacht der Abgaben. Da außer den Armeniern eine große Anzahl Moslems im Ort wohnen, so hatte man, um die Form zu retten, einen Woiwoden über sie eingesetzt, der aber ganz von dem Bischof abhängt, der uns einen neuen Beweis gab, dass unterm Krummstab gut wohnen ist.
Der Bischof erzählte mir ferner, dass ich von den Awscharen wenig zu befürchten hätte; die Awscharen seien ebenso wenig ein Volk aus lauter Räubern wie irgendein anderes; freilich gebe es viel loses Gesindel unter ihnen, aber diese seien die Feinde ihres eigenen Stammes so gut wie der Fremden und von ihm verfolgt.
Am folgenden Mittag erreichte ich Ekrek [Ekrek]; die Gegend ist felsig, die Schichtung des Gesteins vollkommen waagerecht, durch den Regen ist zuweilen das Erdreich zwischen zwei solchen Schichten ausgewaschen und es haben sich weite unterirdische Räume gebildet, welche Wohnungen für Menschen und Herden bilden.
In Ekrek erfuhr ich, dass Suleiman-Pascha, der Gouverneur von Marasch [Karamanmaraş], sich in Gögsyn [Göksun] befinde, dem nächsten Dorf auf der von mir eingeschlagenen Richtung auf Albistan [Elbistan]; Gögsyn war aber volle zweiundzwanzig Stunden auf schwierigen Gebirgswegen entfernt, mit denselben Pferden war diese Tour ein einem Tag nicht zu machen und unterwegs gab es kein Dorf, kein Haus, kein festes Obdach. Da war es denn ein großes Glück für mich, dass einige der gefürchteten Awscharen da waren, und wie ich die vorige Nacht unter dem Dach eines armenischen Bischofs geschlafen, so lagerte ich die nächste unter dem Zelt eines turkmenischen Fürsten.
Ein Aga Suleiman-Paschas, den ich in Ekrek gefunden, eilte voraus, um Osman-Bey meinen Besuch anzukündigen; das war einigermaßen nötig, denn der Bey, auf dessen Wort 2000 Reiter aufsitzen, hatte unlängst seinem jüngsten Sohn eine Frau gekauft, und der achte und letzte Hochzeitstag ward eben heute gefeiert, auch gab es für mich keine bessere Empfehlung als die Suleiman-Paschas, auf dessen Grund und Boden der Wanderstamm des Sommers lagerte.
Wenn die Moslems nicht recht über die Empfangszeremonie des Fremden mit sich einig sind, so richten sie es gern so ein, dass sie bei seinem Eintreffen das Gebet verrichten, dann brauchen sie von niemandem Kenntnis zu nehmen und vermeiden wenigstens das ihnen so lästige und anstößige Aufstehen vor einem Ungläubigen. Osman-Bey fand ich, nachdem ich von Musik empfangen worden war, in seinem großen Zelt aus schwarzem Ziegenhaar auf dem Teppich kniend und gegen die Kaaba von Mekka gewendet; es waren schöne seidene Polster am oberen Ende ausgebreitet, neben einem großen Feuer, das unter dem nach einer Seite ganz offenen Zelt loderte, vor ihm war das Leibpferd des Beys, wie üblich, an allen vier Füßen gefesselt und an einen Pflock in der Erde festgebunden; der Sattel wird auch des Nachts nicht abgenommen und ein Tschüll oder eine große Decke aus Filz ist der einzige Schutz der harten turkmenischen Pferde gegen die Witterung; die übrigen Rosse sprangen frei und ohne Fesseln auf der Weide herum.
Nachdem ich es mir möglichst bequem gemacht hatte, kam der Bey herbei, begrüßte mich freundlich und nachdem Kaffee und Pfeifen das zu Anfang jedes Besuches schickliche Stillschweigen gelöst hatten, erkundigte er sich nach meiner Heimat, ungefähr wie wir einen Mondbewohner ausfragen würden, wenn er wie ein Meteorstein auf unseren Planeten herabfiele; er wollte wissen, ob das Meer bei uns wäre? – Ja! Und des Winters gehen wir darauf spazieren. – Ob viel Tabak bei uns wüchse? – Wir holten das meiste davon aus der Neuen Welt. – Ob es wahr wäre, dass wir unseren Pferden die Ohren und die Schwänze abschnitten? – Nein, bloß die Schwänze. – Ob Quellen bei uns flössen? – Ja, wenn sie nicht zugefroren sind. – Ob es Kamele bei uns gäbe? – Ja, aber bloß zum Ansehen für Geld. – Ob Zitronen wüchsen? – Nein. – Ob wir viele Büffel hätten? – Nein. – Beinahe hätte er gefragt, ob die Sonne bei uns schiene, er unterdrückte indes mit einem erstickten Allah! Allah! die Bemerkung, dass mein Land wohl ursprünglich nur für Eisbären bestimmt sei.
Das große Zelt, in dem wir uns befanden, war eigentlich der drawing room des Beys, die Winterzelte der Turkmenen sind sonst klein und backofenförmig; sie bestehen aus einem kreisförmigen Gitter, überdeckt von einem Dom aus leichten, zierlich gefugten Stäben, das Ganze ist mit Filz überzogen und mit langen Halftern umwickelt. Wenn man in ein solches Zelt ein Kohlenbecken setzt, so ist es bald wie eine Badstube.
Das fürstliche Diner bestand aus Milch, Reis, Käse und Brot; um einen schwierigen Etikettepunkt zu umgehen, wurde die Tafel vor mir gedeckt, d. h. ein Leder an die Erde ausgebreitet und hölzerne Löffel darauf gelegt; die ganze Gesellschaft kam dann dorthin. Der Bey aber blieb sitzen und aß erst, nachdem wir fertig waren.
Nach der Mahlzeit fing das Ballett an; es schien mir wirklich viel unterhaltender als das im Opernhaus zu Berlin und war jedenfalls wohlfeiler in Szene gesetzt. Ich will dir eine Beschreibung davon geben:
Der Schauplatz ist eine schöne Wiese, im Hintergrund begrenzt durch hohe schneebedeckte Berge, über die sich eben die fein geschweifte Sichel des Neumondes erhebt; statt der Lampenbeleuchtung lodert in der Mitte ein Feuer aus mächtigen Fichtenstämmen; das Orchester besteht aus einer großen Trommel und zwei Dudelsäcken, die ihre Symphonie mit besonderem Nachdruck vortragen. Das Publikum ist allerdings sehr gemischt, außer uns meist Büffel und Kamele, die ihre langen wunderlichen Hälse hoch über die niedrigen Zelte emporstrecken; um das Feuer tanzt nun ein junger rüstiger Bursche in seiner weiten turkmenischen Tracht, den Turban auf dem Kopf, Messer und Pistolen im Gürtel; und wenn körperlicher Anstand die völlige Beherrschung aller Bewegungen der Glieder ist, so konnte man ihm diese Eigenschaft nicht absprechen.
Plötzlich schießt aus dem Dunkel gegenüber ein zweiter Kämpe hervor, der ihn zu fassen strebt; der Angegriffene schwingt sich mit der größten Schnelligkeit um das Feuer, wirft sich zu Boden, springt wieder auf und sucht sich auf alle Weise der Verfolgung zu entziehen; da kommt ihm ein Kamerad von seiner Partei zu Hilfe, der nun auf den Verfolger Jagd macht. Es setzt oft arge Stöße, aber die größte Fröhlichkeit herrscht; man sieht die kräftigsten Gestalten, unter deren Fersen die Erde dröhnt; dort springt einer hoch in die Luft, ein anderer setzt mitten durch die Flammen; hier haben sich zwei gefasst, ringen mit aller Anstrengung unter schallendem Gelächter der Umstehenden. Jedenfalls muss man sehr gesunde Gliedmaßen haben, um in diesem Ballett drei bis vier Stunden lang mitzutanzen.
Diese Turkmenen haben mir sehr gefallen; sie haben jene natürliche Höflichkeit, die aus Wohlwollen entspringt, während sie uns anerzogen ist. Nichts kam dem in unserem Zelt versammelten Publikum seltsamer vor als mein Bett, obwohl es mir selbst sehr spartanisch schien und nur aus ein paar Decken und weißen Tüchern bestand; als ich aber, um mich schlafen zu legen, einen Teil meiner Kleider abtat, da konnte die Versammlung ein allgemeines Lächeln nicht unterdrücken. Wirklich machte die übrige Gesellschaft so wenig Nachttoilette, dass sie nicht einmal die Pistolen aus dem Gürtel zog. Die Gastfreiheit ist diesen Leuten natürlich; man macht nicht die mindesten Umstände, weder beim Kommen noch beim Gehen, und als ich am folgenden Morgen vor Sonnenaufgang abritt, hatte ich Mühe jemanden zu finden, der mir mein Trinkgeld abnehmen wollte.
Abends traf ich in Gögsyn [Göksun] ein, wo Suleiman-Pascha lagerte, und da es schon dunkel war, so schickte er mir einige seiner Agas mit Fackeln entgegen. Die Aufnahme war die freundlichste; am folgenden Morgen früh kam mir der Pascha schon mit seinem Besuch zuvor, er hielt mich für diesen Tag fest und schenkte mir ein schönes turkmenisches Pferd zum Abschied; ich revanchierte mich mit einem Paar Pistolen.
Die vorhandenen Karten von Kleinasien vermögen durchaus keine Vorstellung von der wirklichen Beschaffenheit des Landes zu geben; ich hatte erwartet, von Ekrek aus über lauter hohe Gebirge fortzuziehen, und war nicht wenig überrascht, eine weite Ebene zwischen schneebedeckten Bergen in der Richtung von Westen nach Osten zu finden, eine Öffnung in diesem Hochgebirge, als ob die Natur selbst den Menschen einen Durchgang bahnen wollte. So geht es bis Albistan oder El-bostan [Elbistan] fort, einem sehr hübschen Städtchen mit prächtigen Pappeln und Obstbäumen in einer Ebene, die mit zahlreichen Dörfern und Feldern bedeckt ist. Hinter dem Städtchen erhebt sich schroff der schöne Scherr-Dagh , an dessen schwarzen Wänden die weißen Minaretts und Kuppeln sich abzeichnen.
Die besonderen Verhältnisse, unter denen ich reise, schließen mir Gegenden auf, die zu durchstreifen jedem Europäer bisher unmöglich war; Gegenden, die man noch heute zum Teil nicht ohne militärische Eskorte durchziehen oder, wie den Karsann-Dagh , nur im Gefolge eines Heeres betreten kann. So günstige Umstände vereinigen sich selten und ich benutze sie gewissenhaft; ich habe jetzt auf mehr als 700 geographischen Meilen dies Land durchkreuzt und von sämtlichen die Wegeaufnahmen gezeichnet.

Ikonoklasmus - Bilderstreit


                                                             
In den Jahren 726 und 730 erließ Kaiser Leo III. zwei Edikte – das erste zur Entfernung, das zweite zur Vernichtung aller Bilder Christi, Marias und der Heiligen. Seitdem traten sich die Ikonodulen (Bilderfreunde) und Ikonoklasten (Bilderfeinde) in wilden Verschwörungen gegenüber. Es kam zu Verhaftungen, Auspeitschungen, Kerkerstrafen, Verbannungen und sogar Morden. Malern hieb man die rechte Hand ab, weil sie durch Anfertigung von Bildern gefrevelt haben. Im Jahr 754 wurden zahlreiche Klöster säkularisiert. Der Staat verwandelte sie in Speicher, Kasernen oder Arsenale und zwang Mönche und Nonnen zur Ehe. Immer mehr vermengten sich die religiösen Anliegen mit politischen Machtkämpfen. Kaiserin Irene ließ im Jahr 797 ihren eigenen Sohn blenden. Erst 843 entschied ein Konzil zugunsten der Bilderfreunde. Eine triumphale Prozession bewegte sich am 19. Februar 843 durch die Straßen Konstantinopels zur Hagia Sophia; auch die Besiegten mussten den Umzug mit Kerzen in den Händen mitmachen. Dem Bilderstreit lagen vier gegensätzliche Überzeugungen zugrunde:

1. Bildmagie. Der gesamte Orient glaubte seit urältesten Zeiten an die Zaubermacht heiliger Bilder. Auch die Römer geleiteten das Bild des Kaisers, das sie nach seiner Thronbesteigung in die Provinzen sandten, mit Weihrauch und Kerzen an den Sitz des Höchsten Beamten; es war ihnen Lebens- träger. Weihrauch und Kuss wurden seit dem 6. Jh. auch den Bildern Christi und den Heiligen zuteil. Vor allem erwarteten die Leute aus dem Volk von den Bildern wunderbare Lebensäußerungen.
2. Bildfreude. Byzanz war ein Reich der Griechen, die immer tiefste Freude an der anschaulichen Darstellung alles Seienden hatten, angefangen bei den Meistern der archaischen Plastik über Platon bis zu der in Athen geborenen Kaiserin Irene.
3. Bildhass. Aber Byzanz beherbergte auch viele Juden und grenzte an das Reich der Araber. Jüdische, islamische und christliche Bilderfeindschaft kam aus dem Wissen um die Bildlosigkeit Gottes und aus dem Zorn um seine Vermenschlichung und Verdinglichung. Die jüdischen Anhänger des neuen Glaubens fühlten sich dem alttestamentlichen Bilderverbot verpflichtet. Auch Paulus grenzte sich entschieden gegen die kunstfrohen Griechen ab. Tertullian (160-222) war der Ansicht, der Teufel habe Bildhauer, Maler und Verfertiger von Bildnissen in die Welt gesetzt, und forderte von den zum Christentum übertretenden Künstlern den Berufswechsel.
4. Bildpädagogik. Papst Gregor I. (590-604) urteilte römisch-vernünftig, Bilder seien nützlich im Dienst der christlichen Aufklärung, besonders bei den des Lesens Unkundigen. Diese Auffassung wurde in der westlichen Kirche maßgebend. Auch Bonaventura fand im 13. Jahrhundert die Bildkunst aus drei Gründen zweckmäßig: für die Unterrichtung der Einfältigen, zur Anregung des Gefühls und als Stütze des Gedächtnisses.

Eine Allgemein angenommene Theologie des Bildes aber entwarf ein Mönch Namens Johannes; Johannes aus Damaskus (675-749).    
Johannes wandte sich entschieden gegen die Vergötzung von Bildern, als seien sie Gott oder der heilige Mensch selber. Ebenso entschieden aber betonte er den Wert heiliger Bilder, und zwar mit Hilfe der platonischen Lehre von Urbild und Abbild. Er ging dabei von der These aus, dass die dem Abbild gewidmete Verehrung auf das Urbild übergehe. Im geweihten Bild lebe wirklich die Fülle Gottes und der Heiligen – nicht in der Gleichheit des Daseins, doch in der Wesensverbundenheit mit dem Urbild. Diese Anschauung sicherte Johannes auch biblisch, sowohl im Hinblick auf das Alte wie auf das Neue Testament. Das Alte Testament berichtet, dass Gott die Welt erschaffen hat. Nun sind aber alle sichtbaren Dinge Bilder unsichtbarer Gedanken Gottes, und der Mensch ist sogar das ‘Ebenbild’ Gottes. Da Gott die sichtbaren Dinge als Abbilder unsichtbarer Urbilder ins Leben rief, hat er selber Bilder gemacht. So sollten wir uns nach seinem Willen von den sichtbaren Bildern zu den unsichtbaren Urbildern führen lassen.
Dabei ist der stoffliche Charakter der Bilder nicht anstößig. Gott hat ja auch die Materie geschaffen, und so kann sie nicht böse sein. Vor allem aber nahm er in seiner Menschwerdung selber die Stofflichkeit an und hei- ligte sie so. Wollten wir die Materie verachten, so müssten wir auch den Leib und das Blut Christi in den Gestalten von Brot und Wein verachten, nur weil sie Materie sind. Seit Christus durch die Inkarnation das anschaubare Bild des unsichtbaren Vaters wurde, verlor das Bildverbot des Alten Testamentes seine Gültigkeit. Er war lediglich aus pädagogischen Gründen er- lassen worden, um die noch unerleuchteten Juden vor dem Götzendienst zu bewahren. In Christus aber erlangte die Natur Unverweslichkeit, als er von den Toten leibhaft auferstand, und seine Auferstehung schloss die Verheißung ein, dass am Ende der Tage die ganze Natur geheiligt werde. In diesem Glauben erschien Johannes von Damaskus jedes heilige Bild als ein 
Schritt zur endgültigen Heiligung der Natur.
Doch schart sah er auch die Grenzen des Bildes: Gott der Vater, der unsichtbar und unstofflich ist, entzieht sich der bildlichen Darstellung. “Wie könnte das Gestaltlose gestaltet werden? Wie mit Farben bearbeitet, was körperlos ist?” Andererseits schreibt er den heiligen Bildern heilige Macht zu: dem Bilde eigne jene Kraft und Gnade, die der heilige besaß, als er auf Erden lebte und vom Hl. Geiste erfüllt war. Indem er dem Bilde einen gewissermaßen sakramentalen Charakter zuerkannte, rechtfertigte er die bis heute lebendig gebliebene Ikonenkunst der Ostkirche.
Johannes erreichte es schließlich, die Bilderverehrung als rechtgläubig, die Bilderfeindschaft als irrgläubig darzutun. Mit dem Hinweis darauf, dass Gott Stoff angenommen und sich in Bildern offenbart habe, fragte er den Mensche : Bist du vielleicht erhabener als Er, dass du alles Sichtbare verachtest?

Die Zehn Gebote beginnen mit dem ersten Bildnisverbot in der hebräischen Bibel:

Mose mit den Gesetzestafeln
„Und Gott redete alle diese Worte: Ich bin der HERR, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft, geführt habe. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir. Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist: Bete sie nicht an und diene ihnen nicht!“
– Ex 20,1-5        (2. Buch Mose)
„Nehmt euch um eures Lebens willen gut in Acht! Denn eine Gestalt habt ihr an dem Tag, als der Herr am Horeb mitten aus dem Feuer zu euch sprach, nicht gesehen. Lauft nicht in euer Verderben und macht euch kein Gottesbildnis, das irgendetwas darstellt, keine Statue, kein Abbild eines männlichen oder weiblichen Wesens, kein Abbild irgendeines Tiers, das auf der Erde lebt, kein Abbild irgendeines gefiederten Vogels, der am Himmel fliegt, kein Abbild irgendeines Tiers, das am Boden kriecht, und kein Abbild irgendeines Meerestieres im Wasser unter der Erde. Wenn du die Augen zum Himmel erhebst und das ganze Himmelsheer siehst, die Sonne, den Mond und die Sterne, dann lass dich nicht verführen! Du sollst dich nicht vor ihnen niederwerfen und ihnen nicht dienen. Der Herr, dein Gott, hat sie allen anderen Völkern überall unter dem Himmel zugewiesen.“
– Dtn 4,15-19   (5. Buch Mose)
„Du sollst dir kein Gottesbildnis machen, das irgendetwas darstellt am Himmel droben, auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde. Du sollst dich nicht vor anderen Göttern niederwerfen und dich nicht verpflichten, ihnen zu dienen.“
– Dtn 5,8-10  (5. Buch Mose)
„Und Mose sprach zu Gott: Siehe, wenn ich zu den Kindern Israels komme und zu ihnen sage: Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt!, und sie mich fragen werden: Was ist sein Name? – was soll ich ihnen sagen? Gott sprach zu Mose: „Ich werde sein, der ich sein werde!“[3] (hebr. אהיה אשר אהיה). Und er sprach: So sollst du zu den Kindern Israels sagen: „Ich werde sein“, der hat mich zu euch gesandt. Und weiter sprach Gott zu Mose: So sollst du zu den Kindern Israels sagen: JHWH, der Gott eurer Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs, hat mich zu euch gesandt; das ist mein Name ewiglich, ja, das ist der Name, mit dem ihr an mich gedenken sollt von Geschlecht zu Geschlecht.“
– Ex 3,13-15   (2. Buch Mose)
„Bedrückt durch allzu frühe Trauer ließ ein Vater von seinem Kind, das gar schnell hinweggerafft wurde, ein Bildnis machen; so ehrte er einen toten Menschen als Gott und führte bei seinen Leuten geheime Kulte und festliche Bräuche ein. Im Lauf der Zeit verfestigte sich die frevelhafte Sitte und wurde schließlich als Gesetz befolgt; die Standbilder erhielten auf Anordnung der Herrscher göttliche Verehrung. Konnten die Menschen einen König nicht unmittelbar ehren, weil er weit weg wohnte, dann vergegenwärtigten sie den Fernen; sie machten von dem verehrten König ein Bildnis, das allen sichtbar war, um dem Abwesenden, als ob er gegenwärtig wäre, mit Eifer zu huldigen. Der Ehrgeiz des Künstlers führte dazu, dass auch jene, die den König gar nicht kannten, ihm göttliche Verehrung erwiesen. Wohl um dem Herrscher zu gefallen, bot er seine ganze Kunst auf, um ihn schöner darzustellen, als er war. Von der Anmut des Bildes hingerissen, betete die Menge den, der noch kurz zuvor nur als Mensch geehrt wurde, jetzt wie einen Gott an. Der Welt ist dies zum Verhängnis geworden: Die Menschen haben, unter dem Druck von Unglück oder Herrschermacht, Stein und Holz den Namen beigelegt, der mit niemand geteilt werden kann.“
– Weish 14,15-22    (Das Buch der Weisheit oder auch die Weisheit Salomos)

25 Eylül 2012 Salı

Die Eşrefoğlu-Moschee


Die Eşrefoğlu-Moschee


Die Eşrefoğlu-Moschee, benannt nach dem Gründer der Eşrefoğlu Dynastie, wurde im Jahr 1297 errichtet. Der Sohn des Eşrefs, Seyyiddin Süleyman Bey hat sie errichten lassen. Die Eşrefoğlu-Moschee ist die größte Holz-moschee der Türkei. Sie ist ein beeindruckendes Zeugnis der seldschuki-schen Zimmermannskunst.
Insgesamt 46 Holzsäulen mit geschnitzten Kapitellen gliedern den Raum in eine siebenschiffige Pfeilermoschee. Die über 7 m hohen Säulen tragen eine Holzbalkendecke, an der noch Reste der alten Bemalung zu sehen sind. Belichtet wird der Raum durch ein ausgespartes Deckengeviert. Heu- te bedeckt ein Glasdach dieses offene Quadrat. Der Platz unter dem of-fenen Geviert wird als Schneedepot (Karlık) bezeichnet.

Der Bereich vor der Gebetsnische ist nach typisch seldschukischer Art von einer Kuppel überhöht. Die Kuppel selbst ist mit Fayencen und einem In-schriftenband in kufischer Schrift geschmückt. Vor allem aber verdient der Mihrab besondere Beachtung. Er stellt ein großartiges Beispiel seld-schukischer Fayencekunst dar. Geometrische Muster und das Rankenwerk der sog. zweilappigen Blüte in blau, weiß und türkis schmücken die 6 m hohe und 4,5 m breite Gebetsnische.

Die Freitagskanzel besteht aus Walnußholz. Die reich und fein geschnitz-te Tür vor der Treppe stammt noch aus der Entstehungszeit. Verse aus dem Koran in kufischer Schrift umrahmen das Türblatt, das zu den Meis-terwerken der Holzschnitzkunst gehört.


Die Tribüne für die Sänger ist ein Zutat aus osmanischer Zeit. Durch das Fenster an der Ostseite kann man einen Blick in den Grabraum des Stif-ters, seiner Frau und seines Sohnes werfen. Die Grabstätte wird heute noch als volkstümliches Heiligengrab verehrt.
Der Ursprung solcher Holzsäulenmoscheen liegen in Innerasien. In West-turkestan, zwischen Samarkand und Buchara, haben sich reich dekorier-te Holzsäulen und geschmückte Bretter aus Moscheen des 10.-12. Jh. er- halten. Geschnitzte Holzsäulen wurden auch als Stützen in turkmenischen Zelten verwendet. Die turkmenischen Nomadenstämme in Zentralasien haben, nachdem sie zum islamischen Glauben übergetreten waren, an-fänglich in Zelten gebetet. Diese tragbaren Gebetszelte wurden zum Vor- bild für die späteren Holzsäulenmoscheen.
Die Holzpfosten des zentralasiatischen Zeltbaus waren von fundamenta-ler Bedeutung. Ein von einem hornlosen, weißen Rind getragener Holz-pfosten im Zelt des Dschingis Khan galt als Sinnbild seines Weltreiches. Bei den Schamanen symbolisierte der Zeltpfosten den Himmelspfeiler und hatte sakralen Charakter.
Die Eşrefoğlu-Moschee ist der Mittelpunkt einer Külliye, die in osmani-scher Zeit durch ein großes Bad erweitert wurde. Der stattliche Bedes-ten, von 6 großen Kuppeln überdacht, stammt ebenfalls aus osmanischer Zeit. Hinter der Moschee liegt die Taş-Medrese, die nur noch als Ruine erhalten ist. Sie wurde um 1370 errichtet  

6 Eylül 2012 Perşembe

MARMARAY ISATANBUL


Die Idee eines Bosporustunnels stammt aus dem Jahr 1860. Da der Bosporus sehr tief ist und mit damaliger Technik eine Unterquerung nicht möglich war, plante man eine Art schwebenden Tunnel, der wie eine Brücke auf Pfeilern auf dem Meeresgrund ruhen sollte. Während der folgenden Jahrzehnte wurde die Idee weiter diskutiert. Ein zweiter Plan aus dem Jahr 1902 sah Tunnelröhren vor, die auf dem Meeresgrund lagen (ähnlich wie beim 1908 eröffneten Hudsontunnel in New York). Diese und die folgenden Entwürfe wurden jedoch letztlich nicht weiterverfolgt.
Aufgrund des rasanten Wachstums der Stadt und des städtischen Verkehrs wurde die Idee in den 1980er Jahren wieder aufgegriffen. Eine umfassende Studie wurde 1987 veröffentlicht. Ein weiteres Gutachten aus dem Jahr 1998 führte schließlich zur Entscheidung, die Pläne umzusetzen.
Am 19. August 1999 unterzeichneten der türkische Staatsminister Recep Onal und der japanische Außenminister Masahiko Koumuram in Ankara eine Vereinbarung über das Projekt. Damit wurde ein erstes Darlehen in Höhe von 117 Millionen US-Dollar freigegeben. Insgesamt hatte Japan die Absicht, 886 Millionen Dollar für das 1,6-Milliarden-Projekt zur Verfügung zu stellen. Die Fertigstellung war binnen vier Jahren vorgesehen. 2004 trat die EIB hinzu.

Istanbul liegt in unmittelbarer Nähe der Nordanatolischen Verwerfung, die rund 20 km südlich der Stadt in ost-westlicher Richtung durch das Marmarameer verläuft. Die Stadt lebt deshalb in ständiger Gefahr heftiger Erdbeben. Das letzte große Erdbeben der Region forderte 1999 über 24.000 Todesopfer; das Epizentrum dieses Bebens lag bei İzmit östlich von Istanbul. Der Marmaray-Tunnel ist deshalb darauf ausgelegt, stärksten Erdbeben zu widerstehen.



Technische Daten
  • Länge gesamt: 76,3 km
    • davon oberirdische Metro-Verkehrsanbindung: 63 km
    • Unterirdische Tunnel: 13,6 km
    • davon in bergmännischer Bauweise: 9,8 km
  • Anzahl der Stationen: 37 Stück
    • davon komplett unterirdisch: 3 Stück
  • Mindestlänge der Stationen: 225 m (Minimum)
  • Personenanzahl pro Stunde und Richtung: 75.000 Personen
  • Maximale Steigung: 18 ‰
  • Maximale Geschwindigkeit: 100 km/h
  • Regel-Geschwindigkeit: 45 km/h
  • Intervall pro Station: zwei bis zehn Minuten
  • Anzahl der Züge: 440 pro Tag (Prognose für das Jahr 2015)
Das Projekt umfasst einen 13,6 km langen Tunnel und die Modernisierung von 63 km bestehender Eisenbahnstrecke, um eine leistungsfähige Bahnverbindung zwischen den Städten Gebze (Asien) und Halkalı (Europa) zu schaffen. Der Bosporus wird in einem 1,4 km langen, erdbebensicheren Tunnel unterquert, der 56 Meter unter dem Meeresspiegel unter der Meerenge hindurch führen wird. Die 11 Tunnelelemente werden vorgefertigt und am Einbauort eingebracht. Diese Röhre wird mit zwei in bergmännischem Vortrieb gebauten Tunnelröhren verbunden, die in Kazlıçeşme auf der europäischen und in Ayrılıkçeşme auf der asiatischen Seite der Stadt beginnen.
In Yenikapı, Sirkeci und Üsküdar entstehen neue unterirdische Bahnhöfe, 37 weitere oberirdische Stationen werden im Bereich der auszubauenden Strecke errichtet oder modernisiert. An der Station Yenikapı wird ein Umsteigen zur U-Bahn und zur Stadtbahn möglich sein, die Station Sirkeci entsteht unter dem europäischen Hauptbahnhof der Stadt. In Üsküdar soll es eine Umsteigemöglichkeit zur Üsküdar-Dudullu-Linie (in Planung) und in İbrahimağa zur Kadıköy-Kartal-Linie (im Bau) geben.
Die Bahnstrecke wird (bis auf den Tunnelabschnitt) dreigleisig ausgebaut: Zwei Gleise sind für den Nahverkehr vorgesehen, ein Gleis für den Personen- und Güterfernverkehr. Im Tunnel gibt es zwei Gleise, die tagsüber für den Personennah- und -fernverkehr, nachts auch für Güterfernverkehr benutzt werden sollen. Für den Personennahverkehr soll eine Beförderungsleistung von 75.000 Fahrgästen pro Stunde und Richtung erreicht werden. Die Reisezeit von Gebze nach Halkalı soll 105 Minuten betragen.
Die Baukosten des ehrgeizigen Projekts werden rund 2,5 Milliarden € betragen. Die Japan Bank for International Cooperation (JBIC) und die Europäische Investitionsbank (EIB) tragen den größten Teil der Finanzierung. Wie so häufig bei großen Bauprojekten werden auch hier die Baukosten nicht eingehalten. Mit genauen Zahlen halten sich die Verantwortlichen jedoch sehr bedeckt.
Die Bauarbeiten begannen im Mai 2004. Die Fertigstellung war für 2009 geplant, wird sich aber verzögern, da bei den Arbeiten an der Station Yenikapı Überreste des antiken Hafens von Byzanz aus dem 4. Jahrhundert gefunden wurden. Die archäologischen Arbeiten dauern zurzeit noch an, bisher ist unklar, wann die Bauarbeiten fortgesetzt werden können. Derzeit ist mit einer Fertigstellung bis 2014 zu rechnen.

5 Eylül 2012 Çarşamba

Ich .... Reiseführer Yasar Gülec











Anamur Mamure


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                      Dogubeyazit   Arche Noah
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Kapadokien
Manavgat