Die Ruine des Sumela-Klosters befindet sich in 1071 m Höhe über der Schwarzmeerküste Nordostanatoliens, eingebettet in eine reizvolle Mischwaldlandschaft des Zigana - Gebirges, 47 km südlich von Trabzon ( Trapezunt ).
Über seine Gründung gibt es unterschiedliche Legenden. Deren hartnäckigste besagt, eine vom Hl. Lukas gemalte Ikone der Panagia (gr. "Allheiligste" - weswegen auch die griechische Bezeichnung "Panagia Soumelas”) sei nach Athen verbracht und dann von Engeln in eine Höhle eben dieses Zigana-Gebirges getragen worden. An deren Fundort hätten zwei griechische Einsiedler, Barnabas und Sophranias, eine erste Kirche gebaut.
Anderen, ebenfalls unbestätigten, Überlieferungen zu Folge soll die Klostergründung zu Zeiten Byzanz' unter Kaiser Theodosius II. (408 - 450) gewesen sein. Es sei in der Zeit Kaiser Justinians (527 - 565) von einem gewissen Belisalius renoviert und erweitert worden.
Mit Sicherheit war die Höhle, in die das Kloster gebaut wurde, vormals ein heidnischer Kultort.
Es scheint jedoch erwiesen, dass die als wundertätig geltende Ikone Mariens nicht so alt sein kann. J.P. Fallmerayer ( "Geschichte des Kaiserthums Trapezunt", 1827 ) besuchte das Kloster und berichtet über ausführliche Gespräche mit dessen Mönchen, die wiederum legendenhaft erzählten, Moslems hätten versucht, die Ikone zu vernichten, diese jedoch hätte Feuer und Beil widerstanden und sei sogar nicht davon geschwommen, als sie in den nahen Fluss geworfen worden war. Ein Riss in der Ikone soll Spur eines Beilschlags sein. Fallmerayer hielt die Ikone für eine Arbeit aus dem 17. Jh.
Der Name des Klosters leitet sich vielleicht vom Alt-Griechischen "melas" ab, was so viel, wie schwarz oder dunkel bedeutet. Vielleicht führten die Dunkelheit des Tales oder die dunkle Grundfarbe seiner Fresken zu dieser Namensgebung. Es ist aber auch bekannt, dass die Kaukasische Ikonenmalerei eine dunkle Grundtönung benutzte, um den Heiligenbildern einen mystischeren Ausdruck zu verleihen. Deshalb denkt man eine Verbindung des Klosters zu Georgien.
Möglicherweise hat die Bezeichnung ihren Ursprung aber auch im Namen des Berges, in dessen Höhle sich das Kloster befindet, der von Griechen "Mela" genannt wurde.
Eine dritte Auslegung der Benennung ist im, dem Georgischen verwandten, Lazischen zu suchen. In dieser Sprache bedeutet "sumi" drei, woher sich die Bezeichnung "Dreifaltigkeit" ableiten ließe. Dies eröffnet die Wahrscheinlichkeit, dass das Kloster vor der Zeit der Komnenen entstand, da sich diese des Griechischen - der Amtssprache des Byzantinischen Reiches seit Heraklios (610 - 641) - bedienten.
Die erste Urkunde über das Kloster stammt aus dem 13. Jh.
In der Ära der Komnenen, die das Königreich Trapezunt in Nachfolge einer Provinz des Lateinischen Kaiserreiches als Vasallen der Seldschucken bis 1461 regierten, war Alexios III. ( 1349 - 1390 ) ein großer Förderer des Klosters. Nicht unwahrscheinlich erscheint, dass bereits dessen Urgroßvater Ioannis II. Komnenos (1280 - 1285) Mönche, die sich als Eremiten in den umliegenden Bergen angesiedelt hatten, unterstützte.
Einer Sage nach wurde Alexios durch Einwirkung der Marien-Ikone aus einem schweren Unwetter gerettet. Aus Dankbarkeit habe er daraufhin das Kloster unterhalten. Eine Schrift über dem Eingang aus dem Jahre 1360 ( sie wurde 1650 entfernt ) besagte, dass dieser König "Herrscher über Ost und West", gar der Gründer ( kretor ) des Klosters sei. Derselbe habe auch eine Sonnenfinsternis auf Sumela erlebt, worauf hin er Münzen mit einem Sonnen-Symbol prägen ließ. 1365 wurden Sumela' Einkünfte per Erlass gesichert und die Mönche aufgefordert, der permanenten Bedrohung durch Turkvölker "gewahr zu sein ". Dies weist auf die auch strategische Bedeutung des Klosters hin.
Zu Beginn der Herrschaft der Osmanen 1461 wurden dem Kloster all seine Privilegien durch Sultan "Fatih" Mehmet II, dem Eroberer Konstantinopels ( 1453 ), bestätigt. Auch alle nachfolgenden osmanischen Herrscher gewährten vergleichbare Erlasse. Darüber hinaus es sogar Geschenke, so von Sultan Selim I. ( 1512 - 1520 ) zwei silberne Kandelaber.
Im 18. Jh. gewann das Kloster, welches in enger Verbindung auch zu Athos stand, großes Interesse unter den wallachischen Woiwoden und wurde von dort reich beschenkt, weswegen umfangreiche Anbauten entstehen konnten. Auch konnten neue Fresken durch Bischof Ignatios 1749 finanziert werden.
Seine größte Blüte und Ausdehnung erlebte das Kloster im 19. Jh. Erhebliche Mittel erlangte man über den Verkauf von Kopien der wundertätigen Ikone, die von Mönchen im Kaukasus, in Russland und auf dem Balkan vertrieben wurden.
G.Palgrave schrieb 1871 seine Richtigstellung so mancher Legende nieder.
Nach Gründung der Türkischen Republik durch Mustafa Kemal Paşa Atatürk 1923 wurde das Kloster 1926 verlassen und zunächst dem Verfall preisgegeben. Dazu brannten 1930 noch die hölzernen Anbauten ab, nachdem unvorsichtige Schafhirten ein Feuer zum Aufwärmen entfacht hatten.
1972 nahm sich das Museum Trabzon auf Veranlassung des Kultusministeriums Ankara seiner an und bewahrte es durch permanente Bewachung vor weiteren Schäden. Leider aber sind auch seine ikonalen Fresken stark beschädigt, jedoch können sie restauriert und gerettet werden.
Nach dem Verlassen des Klosters verschwanden die meisten seiner Einrichtungsgegenstände. Die mit einem Goldrahmen versehene Ikone wurde von den letzten Mönchen nach Athen verbracht, wo sie ins Benaki-Museum geriet. 1951 wurde ein neues gleichnamiges Kloster bei Kastania/Veria in Nordgriechenland gebaut, die wieder als Wallfahrtsort für die Ikone dient. Alljährlich finden aber auch aus allen Ländern der Orthodoxie zu Maria Himmelfahrt am 15. August Wallfahrten nach Trabzon statt.
Das Sumela-Kloster wurde nach teilweise Abmauerung der großen Höhle, in der es sich befindet, erbaut. Durch mannigfaltige Anbauten erhielt es sein heutiges Aussehen. An beiden Seiten der Eingangspforte, die über einen steilen Treppenaufstieg erreicht wird, sind Wachhäuschen. Im Innenhof finden sich Zisterne und Küchentrakt. Die Mauer in der Höhlenöffnung und die Hauptkirche runden das Gesamtbild ab. Innerhalb der Anlage befinden sich etliche Kapellen und der Zellentrakt. Rechts im Hof finden sich Gästetrakt und Bibliothek mit herrlichem Blick hinunter ins Tal, die vermutlich 1860 errichtet wurden. Alle erhaltenen Zeichnungen zeigen, dass diese Gebäude zum Hof und zum Tal hin hölzerne Balkone hatten, die von aufeinander gesetzten Kragarmen getragen wurden.
Weltweit einmalig sind die Fresken innen und an der Außenwand er Hauptkirche, da sie ikonalen Stil Byzanz' und Georgiens vereinbaren.
D. Talbot Rice, ein Sumela-Forscher, meint, dass diese Fresken teils auf die erste Hälfte des 14., die übrigen auf das 15. Jhdt. datiert werden können. Sie zeigen neben der Panagia und dem Pantokrator vorwiegend Szenen aus dem Vita Jesu.
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