Nasreddin (Nasreddîn Hoca) Er lebte im 13./14. Jahrhundert in
Akşehir im südwestlichen Anatolien gelebt hat. Er lebte in südwestanatolische
Akşehir und es gibt ein Mausoleum mit seinem Namen, das sich dort befindet. Er
is bekannt mit humoristischer prosaischer Geschichten im gesamten
türkisch-islamisch beeinflussten Raum vom Balkan bis zu den Türkvölkern
Zentralasiens.
Ihm wurden
allerlei witzige, humorvolle oder schwankhafte Erzählungen nachträglich zugeschrieben.
In vielen Erzählungen spielt er einfach eine Witzfigur wie Fritzchen, in
anderen eine Art Till Eulenspiegel, wobei es durchaus Ähnlichkeiten in den
Geschichten zu Eulenspiegel gibt (siehe beispielsweise Der Klang des Geldes,
die vergleichbar bei Till Eulenspiegel oder in Grimms Märchen vorkommt).
Manchmal spielt
Nasreddin in seinen Witzen die Rolle eines schlauen Menschen, manchmal die
eines Idioten. Bedingt durch die weite geographische Verbreitung und die lange
zeitliche Überlieferung wurden Nasreddin immer wieder neue Geschichten
zugeschrieben. So konnte es nicht ausbleiben, dass die ihm zugeschriebenen
Witze eine bunte Mischung aus Volksweisheit, Schlauheit, aber auch derben oder
anzüglichen Inhalten sind.
Die ersten
Anekdoten über Nasreddin Hoca in türkischsprachigen Quellen befinden sich in
der Saltuḳ-nāme von Ebülhayri Rumi (gest. 1480) und in Letāʾif von Lamiî Çelebi
(gest. 1531). Lamiî Çelebi gibt Nasreddin Hoca als Zeitgenossen von Şeyyad
Hamza (14. Jahrhundert) an. In der populären Tradition hat sich allerdings die
Auffassung durchgesetzt, die auf den osmanischen Reisenden Evliya Çelebi
zurückgeht. Evliya Çelebi schreibt im 17. Jahrhundert über seine Reise zum
vermuteten Grabmal Nasreddin Hocas in Akşehir und gibt dabei eine Anekdote an,
in der Nasreddin Hoca mit Timur (gest. 1405) auftritt. Versuche, den Charakter
Nasreddin zu historisieren, gelten allerdings als spekulativ. Hierbei sollte
auch erwähnt werden, dass es auf historischen Stiftungsurkunden (Vakfiye) aus
den Jahren 1257 und 1266 einen Verweis auf eine Person namens Nasreddīn Ḫoca
gibt, die vor den Kadi treten musste. Ob es sich um die gleiche Person handelt,
bleibt spekulativ.
Vor der weiten
Verbreitung gedruckter Bücher erfolgte die Überlieferung vor allem mündlich,
eine Tradition, die sich unter anderem in der Türkei bis heute erhalten hat.
Hier finden regelmäßig Hoca-Nasreddin-Festivals statt, in denen seine Witze
inszeniert werden. Die meisten Bücher mit Witzen von Hoca Nasreddin sind in der
Türkei erschienen, doch gibt es auch dort nur wenige umfangreiche Sammlungen.
Und wenn es doch klappt?
Der Hodscha sitzt
am Ufer des Aksehir-Sees und wirft Joghurt hinein. Ein Vorübergehender fragt
erstaunt: "Was tust du denn da, Hodscha?"
"Ich setze
Joghurt an", erwidert dieser.
"Wie soll
denn in einem See Joghurt entstehen?"
"Ich
weiß", meint der Hodscha, "es ist unmöglich, es kann einfach nicht
sein. Aber was, wenn es doch klappt?"
Dein Topf ist gestorben
Der Hodscha hat
sich von einem Nachbarn einen Topf ausgeliehen, den er ihm, nachdem er ihn
gebraucht hat, zurückgibt. In den Topf aber hat er einen kleineren gestellt,
und als der erstaunte Nachbar fragt, was das denn bedeute, antwortet er:
"Der Topf
war wohl trächtig, er hat ein Junges bekommen."
Nach einiger Zeit
leiht sich der Hodscha wieder einmal den Topf vom Nachbarn aus. Die Zeit
vergeht, aber der Hodscha gibt den Topf nicht wieder zurück. Schließlich
verlangt der Eigentümer seinen Topf zurück. Doch der Hodscha meint betrübt:
"Mein Beileid, dein Topf ist leider gestorben."
"Seit wann
kann denn ein Topf sterben?", fragt der Nachbar.
"Oho, Herr
Nachbar", erwidert da der Hodscha, "dass Töpfe Junge kriegen können,
glaubst du, aber dass sie sterben, das glaubst du nicht?"
Der allwissende Turban
Ein Mann, der des
Lesens unkundig ist, bekommt einen Brief und bittet den Hodscha, ihn ihm zu
übersetzen. Der Hodscha tut sein bestes, kann das Geschriebene aber nicht
entziffern. Es ist wohl Arabisch oder Persisch.
"Ich kann es
nicht lesen", erklärt er schließlich, "frag lieber einen
anderen."
"Und du
willst ein Gelehrter sein", sagt der Mann ärgerlich, "du solltest
dich deines Turbans schämen, den du trägst!"
Da nimmt der Hodscha
seinen Turban ab, setzt ihn dem Mann auf und sagt: "Wenn du meinst, der
Turban sei allwissend, dann lies du doch den Brief!"
Hat der Dieb denn gar keine Schuld?
Dem Hodscha wurde
der Esel gestohlen. Ein Nachbar, der davon erfährt, fragt den Hodscha
vorwurfsvoll: "Warum hast du aber auch die alte Stalltür nicht längst
erneuert?"
Ein anderer
Nachbar meint: "Du hast bestimmt vergessen, den Riegel
vorzuschieben!"
Und ein dritter
sagt: "Du hast aber einen tiefen Schlaf, Hodscha! Der Dieb kommt, geht in
den Stall, holt den Esel heraus, und du schläfst und merkst überhaupt
nichts!"
So findet jeder
etwas auszusetzen. Dem Hodscha wird es bald zu bunt: "Also Nachbarn,
alles, was recht ist! Bin ich denn ganz allein schuldig an der Sache, hat denn
der Dieb gar keine Schuld?"
Glaubst du dem Esel oder mir?
Ein Nachbar
bittet den Hodscha um dessen Esel. Der Hodscha aber, der das Tier nicht
weggeben möchte, antwortet: "Der Esel ist nicht hier, ich habe ihn zur
Mühle geschickt."
Kaum hat er das
gesagt, fängt auch schon der Esel im Stall lauthals an zu schreien.
"Du hast
doch gesagt, der Esel sei nicht da, und jetzt schreit er", meint der
erstaunte Nachbar.
Da antwortet ihm
der Hodscha: "Mir, mit meinem weißen Bart, mir glaubst du nicht, aber
einem Esel glaubst du!"
Der Mund ist kein Sack, dass man ihn zubinden
könnte
Der Hodscha ist
unterwegs zum Dorf. Er hat seinen Sohn auf den Esel gesetzt und geht selbst
nebenher. Da kommen ein paar Leute vorbei und sagen: "Schau dir das an!
Der alte Mann muss zu Fuß gehen und der Junge sitzt auf dem Esel. Er sollte
sich was schämen!"
Der Hodscha, der
dies hört, lässt seinen Sohn absteigen und setzt sich selbst auf den Esel. Doch
schon nach einer Weile hört er, wie sich zwei, die am Wegrand sitzen,
unterhalten: "Der große Kerl sitzt auf dem Esel und lässt den armen Jungen
nebenher gehen. Gibt es denn kein Mitleid mehr auf der Welt?"
Da holt der
Hodscha seinen Sohn mit auf den Esel und so reiten sie beide weiter. Kommt ein
Bauer des Weges und meint: "muss dieses schwache Tier denn euch beide
tragen? Das ist ja unglaublich. Der arme Esel wird sich das Rückgrat brechen."
Der Hodscha
steigt daraufhin ab und nimmt auch seinen Sohn vom Esel herunter. So gehen sie
weiter, der Esel voraus und die beiden hinterdrein. Als sie nicht mehr weit vom
Dorf entfernt sind, hören sie, wie ein Mann zum anderen sagt: "Schau dir
bloß die zwei Hohlköpfe an! Der Esel spaziert voraus und die zwei marschieren
hinterher. Wie kann man nur so dumm sein?"
Da sagt der
Hodscha zu seinem Sohn: "Du hast es gehört, das beste ist immer, man tut,
was man selbst für richtig hält. Den anderen kann man nie etwas recht machen.
Und der Mund ist auch kein Sack, dass man ihn einfach zubinden könnte."
Älterer Bruder
Als Nasreddin
Hodscha noch ein Kind war, fragte ihn ein Erwachsener: “Wer ist älter, du oder
dein Bruder?”
Nasreddin dachte
eine Weile nach und antwortete dann: “Letztes Jahr erzählte meine Mutter mir,
dass mein Bruder ein Jahr älter sei als ich. Demnach müssten wir in diesem Jahr
gleichaltrig sein.”
Arabischunterricht
Ein Freund
Nasreddin Hodschas wollte die arabische Sprache lernen. Der Hodscha bot sich
als leichtfertig als Lehrer an, obwohl er die Sprache selbst nicht besonders
gut beherrschte.
Als der
Unterricht begann, wollte der lernbegierige Schüler wissen: "Wie sagt man
auf Arabisch: ‘Bitte eine kalte Suppe’?"
Nasreddin Hodscha
ließ sich nicht in Verlegenheit bringen und antwortete schlagfertig: "Oh,
es ist nicht nötig, das zu lernen. Du brauchst die Wörter ‘kalte Suppe’ nicht,
denn die Araber mögen ihre Suppe heiß!"
Beim Müller
Einmal brachte
Nasreddin Hodscha einen Sack mit Getreide zur Mühle, um es dort mahlen zu
lassen. Da gerade niemand anwesend war, ergriff der Hodscha die günstige
Gelegenheit beim Schopf und füllte Getreidekörner aus anderen Säcken in seinen
eigenen um.
Plötzlich aber
stand der Müller neben ihm und fragte: "Hodscha, was machst du denn
da?" Der Hodscha machte ein harmloses Gesicht und sagte: "Ich bin ein
dummer Mann. Ich mache einfach das, was mir in den Sinn kommt."
Da antwortete der
Müller: "So ist das also. Dann mach es doch auch einmal umgekehrt und
fülle Körner aus deinem Sack in meinen um."
Nasreddin Hodscha
war um eine Antwort nicht verlegen: "Ja Herr, ich bin zwar dumm, aber so
weit geht die Dummheit nun doch nicht!"
Das Gewicht der Katze
Nasreddin Hodscha
aß gerne Fleisch und brachte eines Tages ein ganzes Kilo vom Markt nach Hause.
Er überließ das Fleisch seiner Frau zur Zubereitung und verließ das Haus
wieder, um noch einige Besorgungen zu machen. In der Zwischenzeit kamen einige
Nachbarinnen zu seiner Frau, und sie lud sie ein, von dem köstlichen Fleisch zu
probieren, von dem bald nichts mehr übrig war. Als der Hodscha zurückkam und
zum Mittagessen nur Suppe serviert bekam, traute er seinen Augen nicht.
"Wo ist das
Fleisch?", fragte er seine Frau.
"Das hat die
Katze gefressen", erwiderte sie.
Der Hodscha sah
die Katze an, die sehr klein und mager war. Er nahm die Katze und legte sie auf
die Waage. Sie zeigte genau ein Kilo an.
Da rief Nasreddin
Hodscha sehr erstaunt aus: "Wenn dies das Fleisch ist, wo ist denn dann
die Katze? Wenn aber dies die Katze ist, wo ist dann das Fleisch?"
Der Berg
Der Hodscha
brüstete sich manchmal mit seinen angeblich übernatürlichen Kräften. Die Leute
wollten einen Beweis dafür sehen und baten ihn, den Berg zu sich zu rufen.
“Berg”, schrie
der Hodscha, “komm zu mir!”
Natürlich bewegte
sich der Berg nicht und so rief er wieder und wieder. Schließlich ging
Nasreddin Hodscha auf den Berg zu. Einer der Männer fragte ihn:”Wohin gehst
du?”
Der Hodscha
erwiderte: “Ich bin nicht so ein widerspenstiger und eigensinniger Mann. Wenn
der Berg nicht zu mir kommen will, werde ich zu ihm gehen."
Der Besuch des Sultans
Ein großes
Ereignis stand bevor: der Sultan persönlich wollte in Nasreddin Hodschas Stadt
kommen. Der Hodscha war unsicher, wie der sich in Gegenwart des Herrschers
verhalten sollte. Einer der Beamten des Königs unterwies ihn, wie er auf die
üblichen Fragen des Sultans antworten sollte. Der Sultan würde zunächst fragen,
wie lange Nasreddin schon in der Stadt lebte und wie viele Jahre er studiert
hätte. Nasreddin Hodscha lernte seine Antworten auswendig, aber der Sultan
stellte die Fragen in anderer Reihenfolge:
"Wie viele
Jahre hast du studiert?"
"38 Jahre,
oh Sultan", antwortete der Hodscha.
"Wie alt
bist du denn?"
"Dreizehn
Jahre", erwiderte Nasreddin.
"Wie kann
denn das möglich sein? Bist du verrückt, oder bin ich es?"
Auf diese
unerwartete Frage hin überlegte Nasreddin Hodscha nur kurz, bevor er antwortete
"Wir sind beide verrückt, aber jeder auf eine andere Weise!"
Der Fastenmonat Ramadan
Wisst ihr, wie
Nasreddin Hodscha die 30 Tage im Monat Ramadan zählte? Für jeden Fastentag
legte er einen Stein in einen Topf. Seine kleine Tochter beobachtete ihn einmal
dabei und beschloss, ihrem Vater beim Sammeln von Steinen zu helfen. Ohne sein
Wissen legte sie also ein paar Steine dazu.
Nach ein paar
Tagen wurde der Hodscha von einem Nachbarn gefragt: "Der wie vielte
Fastentag ist heute eigentlich?" Nasreddin Hodscha flitzte zu seinem Topf
und zählte die Steine. Stellt euch seine Überraschung vor, als er auf 125
Steine kam! Aus Angst, ausgelacht zu werden, antwortete er dem Nachbarn:
"Heute ist der 45. Tag."
Der Nachbar war
sehr erstaunt. "Wie kann das sein, obwohl der ganze Fastenmonat Ramadan
nur 30 Tage hat?", fragte er.
Verlegen
antwortete Nasreddin Hodscha: "Wenn man den Topf fragt, ist heute sogar
der 125. Tag."
Liebe Kinder, ihr
habt es viel besser als der Hodscha. Öffnet einfach an jedem Abend im Ramadan
zum Iftar ein Türchen eures Kalenders, und ihr werdet euch bestimmt nicht
verzählen.
(Diese Geschichte
ist auf der Rückseite des Ramadankalenders 2000 in deutscher und
türkischer Sprache abgedruckt.)
Der Gebetsruf
Gerade als vom
Minarett der Ruf zum Gebet erklang, beobachteten die Leute, dass der Hodscha
von der Moschee wegeilte. Jemand rief ihm hinterher: "Wohin läufst du, Hodscha?"
Der Hodscha rief
zurück: "Das war der lauteste und durchdringendste Ruf, den ich je gehört
habe. Ich gehe jetzt so weit von der Moschee weg, bis ich herausfinde, aus
welcher Entfernung der Gebetsruf noch gehört werden kann!"
Der Gelehrte
Ein Bauer, der
nicht lesen konnte, brachte Nasreddin Hodscha einen Brief und bat ihn, diesen
vorzulesen. Doch der Hodscha beschied ihn: "Die Handschrift ist so
schlecht, dass ich den Brief nicht lesen kann."
Da wurde der
Bauer böse und sagte: "Du trägst den Turban des Gelehrten und kannst noch
nicht einmal einen Brief lesen!"
Da setzte der
Hodscha seinen Turban ab, legte ihn vor sich hin und meinte: "Wenn du
denkst, dass jeder, der einen Turban trägt, ein Gelehrter ist, dann setz du ihn
auf und lies den Brief vor!"
Der Kochtopf
Eines Tages lieh
sich Nasreddin Hodscha einen großen Kochtopf von seinem Nachbarn aus. Einige
Tage später gab er ihn mit einem zusätzlichen kleinen Topf darin zurück.
"Was ist
denn das?", fragte der Nachbar und blickte verwundert auf den kleinen
Topf.
"Oh, während
dein Kochtopf in meinem Haus war, hat er den kleinen geboren", erwiderte
der Hodscha.
Sein Nachbar war
über diese Mitteilung sehr erfreut und nahm beide Töpfe an sich. Einige Zeit
darauf lieh sich der Hodscha erneut den großen Kochtopf von seinem Nachbarn
aus. Diesmal wartete der Nachbar jedoch vergeblich auf die Rückgabe, sodass er
schließlich den Hodscha fragte: "Warum gibst du mir meinen Topf nicht
zurück?"
"Ich kann
ihn dir nicht zurückgeben, denn dein Kochtopf ist gestorben", antwortete
Nasreddin Hodscha.
"Gestorben,
wie kann ein Topf sterben?", fragte der Nachbar ungläubig.
"Warum
nicht?", erwiderte der Hodscha. "Wenn du glaubst, dass der Kochtopf
gebären kann, dann musst du auch glauben, dass er gestorben ist."
Der neue Mond
Nasreddin
Hodschas Freunde wollten einmal von ihm wissen:
“Hodscha, wenn
der neue Mond kommt, was passiert dann mit dem alten?”
Nasreddin Hodscha
fiel es nicht schwer, seine Unwissenheit über dieses Thema zu verbergen, und so
lieferte er ihnen gleich die Antwort:
“Sie schneiden
ihn in Stücke. Daraus entstehen die Sterne!”
Der Saft des Hasen
Ein Jäger brachte
Nasreddin Hodscha einen Feldhasen als Geschenk. Nasreddin Hodschas Frau
bereitete daraus ein schmackhaftes Gericht, das sie am Abend gemeinsam mit dem
Jäger verspeisten.
Ein paar Tage
später klopfte es an der Tür. Als der Hodscha öffnete, sah er sich einem
Fremden gegenüber und fragte: "Wer bist du und was willst du?"
Der Fremde
antwortete: "Ich bin der Nachbar des Jägers, der dir neulich den Hasen gebracht
hat."
Nasreddin Hodscha
bat ihn herein und sie aßen gemeinsam zu Abend.
Eine Woche später
klopfte ein anderer Unbekannter an die Tür. Auf Nasreddins Frage, wer er sei,
antwortete er: "Ich bin ein Verwandter des Nachbarn des Jägers, der dir
letzte Woche den Hasen geschenkt hat."
Auch ihn lud der
Hodscha zum Essen ein.
Wieder verging
eine Woche und wieder klopfte ein Unbekannter an Nasreddin Hodschas Tür. Kaum
hatte der Hodscha die Tür geöffnet, begann der Fremde: "Ich bin ein
Bekannter des Verwandten des Nachbarn des Jägers,..."
"... der mir
neulich den Hasen gebracht hat", ergänzte der Hodscha resigniert.
"Also bitte, tritt ein."
Nasreddin
Hodschas Frau brachte eine Suppentasse und setzte sie dem Gast vor. Der fing an
zu löffeln, verzog aber gleich den Mund und beschwerte sich: "Das ist ja
nur Wasser!"
Da erwiderte der
Hodscha, dem die ungebetenen Besucher längst lästig waren: "Ja mein
Freund, das ist der Saft des Saftes des Saftes des Hasen!"
Der Straßenverkäufer
Ein Freund
empfahl dem Hodscha, sauer eingelegtes Gemüse zu verkaufen, um damit etwas Geld
zu verdienen. Nasreddin Hodscha hielt das für eine gute Idee und besorgte sich
sogleich Gemüse und allerlei Geräte. Er befestigte zwei große Fässer an beiden
Seiten seines Esels und zog mit ihm los, um in den Straßen der Stadt sein
Gemüse anzupreisen.
Als sie in die
erste belebte Gasse kamen, wollte der Hodscha gerade "Eingelegtes
Gemüse" rufen, aber gerade da schrie der Esel lauthals sein
"Iaah" heraus, so dass niemand den Hodscha hörte.
Nasreddin Hodscha
versuchte sein Glück in der nächsten Gasse, aber dort erging es ihm genauso.
Gerade als er sein Gemüse anpreisen wollte, fing der Esel an zu schreien. So
ging es weiter, bis sie zum Marktplatz kamen.
Nasreddin Hodscha
fing wieder an zu rufen: "Eingelegtes Gemüse", und genau in diesem
Moment übertönte der Esel ihn mit seinem "Iaah".
Empört drehte der
Hodscha sich zu seinem Esel um und fuhr ihn an:
“Wer verkauft
hier eigentlich Gemüse, du oder ich?!"
Die Erde kippt
Eines Tages
fragte jemand den Hodscha: "Wie kommt es eigentlich, dass bei Tagesbeginn
alle Leute aufstehen und in unterschiedliche Richtungen gehen?"
"Ganz
einfach", erwiderte Nasreddin Hodscha. Wenn jeder in dieselbe Richtung
ginge, würde die Erde umkippen!"
Die Feigen
Einmal wurde
Nasreddin Hodscha von einem reichen Mann zum Essen eingeladen. Dessen Diener
trugen viele verschiedene Gerichte herbei, aber keine Feigen.
Der Gastgeber bat
den Hodscha: "Bevor du gehst, trage uns doch bitte einige Abschnitte aus
dem Koran vor, damit nach unseren Körpern auch unsere Seelen gestärkt
werden."
Der Hodscha
öffnete den Koran bei dem Abschnitt, der so beginnt: ‘Über Feigen und Oliven
und den Berg Sinai’. Nasreddin begann zu lesen: "Im Namen des gnädigen
Gottes. Über die Oliven und den Berg Sinai."
Sogleich
unterbrach ihn sein Gastgeber: "Du hast die Feigen vergessen!"
"Nein, mein
Freund", antwortete Nasreddin Hodscha. "Du bist derjenige, der die
Feigen vergessen hat!"
Die Rettung des Mondes
Wie ihr wisst,
fängt der Fastenmonat Ramadan erst an, wenn der neue Mond zu sehen ist. Was
würde man nur machen, wenn es den Mond auf einmal nicht mehr gäbe? Wenn ihr
euch nicht vorstellen könnt, dass der Mond ganz verschwinden könnte, dann lasst
euch erzählen, was Nasreddin Hodscha einmal erlebte ...
Eines Nachts
hatte Nasreddin Hodscha großen Durst. Er ging in den Garten hinaus, denn zu
seiner Zeit holte man das Wasser noch vom Brunnen. Als er sich über den Brunnen
beugte, um Wasser zu ziehen, durchfuhr ihn ein gewaltiger Schreck: der Vollmond
sah von der Wasseroberfläche zu ihm empor.
Verzweifelt
überlegte der Hodscha: "Der Mond ist in den Brunnen gefallen. Ich muss ihn
retten."
Schnell holte er
ein Seil, befestigte einen Haken daran und ließ das Seil in den Brunnen
hinunter. Dann begann er, das Seil wieder hochzuziehen. Er musste sich sehr
anstrengen, denn das Seil hatte sich im Brunnen verhakt, während Hodscha unter
dem vermeintlichen Gewicht des Mondes stöhnte.
Plötzlich hielt
das Seil dem kräftigen Ziehen nicht mehr stand und riss. Nasreddin Hodscha fiel
auf den Rücken, und dabei erblickte er über sich am Himmel den Mond.
"Gott sei
Dank, es ist mir gelungen, den Mond zu retten," seufzte der Hodscha so
erleichtert, dass er seinen schmerzenden Rücken ganz vergaß.
Die richtige Seite
Eines Tages kam
eine Gruppe von Religionsgelehrten zusammen, um über verschiedene Fragen zu
diskutieren. Einer von ihnen stellte die Frage: "Sollte man bei einer
Bestattung an der rechten oder an der linken Seite des Sarges gehen?"
Sofort spaltete
sich die Gruppe in zwei Lager. Die eine Hälfte vertrat diesen Standpunkt:
"Nein, nicht an der rechten Seite, sondern besser an der linken." Die
andere Hälfte dagegen behauptete das Gegenteil: "Nein, nicht an der linken
Seite, sondern besser an der rechten."
So argumentierten
sie hin und her und konnten sich nicht entscheiden, welches die bessere Seite
sei. Da kam zufällig Nasreddin Hodscha vorbei und die Gelehrten fragten ihn
nach seiner Meinung. Der zögerte nicht lange und erwiderte fröhlich: "Es
kommt nicht darauf an, ob du nun an der rechten oder der linken Seite bist,
solange du nicht dazwischen bist!"
Die Wäscheleine
Nasreddin
Hodschas Nachbar wollte sich einmal eine Wäscheleine ausleihen. Der Hodscha
sagte ihm verlegen: "Verzeihung, aber ich benutze sie gerade. Ich habe
Mehl zum Trocknen daran aufgehängt." Der Nachbar fragte äußerst
verwundert: "Wie um alles in der Welt kann man Mehl an der Wäscheleine
aufhängen???"
Da antwortete
Nasreddin ihm lächelnd: "Nun, so schwierig ist das gar nicht, wenn man
seine Leine nicht verleihen möchte."
Die wirkungsvolle Moschee
Eines Tages hatte
Nasreddin Hodscha eine wichtige geschäftliche Angelegenheit in Bursa zu
erledigen, der damaligen Hauptstadt. Es tauchte jedoch ein Problem auf, das er
ohne Hilfe nicht lösen konnte.
Ein Freund riet
ihm, in der großen und berühmten Ulu-Moschee zu beten. Er empfahl dem Hodscha:
"Wenn du vierzig Tage hintereinander morgens vor dem Mihrab (Gebetsnische)
für dein Anliegen betest, wird dein Gebet erhört werden." Nasreddin hielt
sich genau an die Anweisungen seines Freundes, doch sein Gebet wurde nicht
erhört.
Einmal ging er in
die kleinere und weniger prächtige Orhan-Moschee, um dort zu beten. Noch am
gleichen Tag wurden seine Gebete erhört und alle seine Geschäftsprobleme auf
wundersame Weise gelöst.
Da ging Nasreddin
Hodscha zur Ulu-Moschee und rief mit lauter Stimme: "Du solltest dich
schämen, du riesengroße und prächtige Moschee. Deine einfache kleine
Nachbarmoschee hat etwas vollbracht, was dir nicht gelungen ist!"
Ein Festtag
Als Nasreddin
Hodscha einmal auf Reisen war, kam er in ein Dorf und sah mit Erstaunen, dass
alle Leute dort aßen und tanzten und fröhlich waren.
"Was für ein
gesegneter Ort!", rief der Hodscha. "Dort, wo ich lebe, haben die
Leute kaum etwas zu essen."
"Eigentlich
geht es uns hier genauso", erwiderte ein Mann. "Heute ist aber ein
besonderer Festtag. Dafür hat jeder aus dem Dorf etwas zu essen aufbewahrt und
heute zubereitet. Deshhalb haben wir so viel zu essen und trinken und freuen
uns."
Darüber dachte
Nasreddin Hodscha eine Weile nach und seufzte dann:
"Wenn wir
nur jeden Tag so ein Fest haben könnten! Dann wäre jeder so glücklich wie heute
und niemand müsste hungern."
Billige Esel
An jedem Markttag
brachte der Hodscha einen Esel zum Markt und verkaufte ihn sehr billig. Der
Preis, den er für seinen Esel verlangte, lag immer weit unter den Preisen
seiner Konkurrenten. Eines Tages sagte ein reicher Eselhändler zu ihm:
"Ich weiß nicht, wie du es dir erlauben kannst, deine Esel so billig zu
verkaufen. Ich lasse meine Diener das Heu von den Bauern stehlen und befehle
ihnen auch, die Esel zu halten, ohne dass ich sie dafür bezahle. Und dennoch
sind deine Preise niedriger als meine." "Nun ja, das ist sehr
verständlich", antwortete der Hodscha. "Du stiehlst Futter und
Arbeitskraft - ich stehle Esel!"
Dann weiß ich,
was ich tu...
Der Hodscha ist
auf Besuch in einem Nachbardorf. Da verliert er seine Satteltasche. Die
Dorfbewohner, die er im Kaffeehaus trifft, warnt er: "Ihr tätet gut daran,
meine Satteltasche zu finden, sonst weiß ich nämlich, was ich tu..."
Die Leute
bekommen eine Heidenangst, alle sind in Aufregung. Der Ortsvorsteher ordnet
eine Suchaktion an und schließlich wird die Tasche gefunden.
"Hodscha",
fragt da der Ortsvorsteher, "du hast doch gesagt, du wüsstest, was du
tätest, wenn wir die Satteltasche nicht finden würden. Jetzt würde uns doch
interessieren: Was hättest du denn in dem Fall gemacht?"
Und der Hodscha
antwortet: "Was hätte ich schon tun sollen? Zu Hause habe ich noch einen
alten Teppich, aus dem hätte ich mir eine neue Satteltasche gemacht..."
Das Mehl auf der
Wäscheleine
Ein Nachbar kommt
zum Hodscha und möchte dessen Wäscheleine ausleihen. Der Hodscha geht ins Haus
und kommt bald darauf wieder zurück. "Tut mir leid, Nachbar", sagt
er, "jemand hat die Wäscheleine mit Mehl bestreut."
"Aber
Hodscha", meint der Nachbar, "wer sollte denn eine Wäscheleine mit
Mehl bestreuen?"
"Der, der
sie nicht verleihen will", antwortet der Hodscha kleinlaut.
Der Wind tat es
Der Hodscha
kletterte über den Zaun eines fremden Gartens und fing an, seinen Sack mit
allem zu füllen, was er in seine Hände bekommen konnte. Der Gärtner erwischte
ihn und schrie: "He, was machst du da?" "Ich wurde von einem
starken Wind hier her geblasen." "Und wer hat das Gemüse heraus
gerissen?" "Ich habe versucht mich daran fest zu halten, um zu
verhindern, von dem Wind weg gefegt zu werden." "Aber wie kommt es
dann, dass das Gemüse in diesem Sack ist?" "Das ist wirklich komisch.
Ich saß gerade hier und wunderte mich über dasselbe, als du hier her
kamst."
Die Nachtigall
Eines Tages
wollte der Hodscha frische Früchte essen, darum schlich er in einen fremden
Garten. Dort kletterte er auf einen Baum und aß all die Früchte, die in seiner
Reichweite waren. Etwas später kam der Besitzer des Gartens und fragte ihn
böse: "Was machst du da oben?" Der Hodscha versuchte sich heraus zu
reden und antwortete süß: "Oh, mein Herr, ich bin nur eine Nachtigall und
sitze hier oben und singe!" Der Mann amüsierte sich darüber und sagte
lachend: "Soso, du bist also eine Nachtigall? Dann lass mich mal ein Lied
von dir hören!" Der Hodscha machte komische Gesichtsausdrücke und gab
merkwürdige Töne von sich. Der Besitzer brach in Lachen aus und sagte:
"Mann, was für "ne Art von Singen ist das? Ich habe noch nie zuvor
eine Nachtigall so singen hören!" Der Hodscha erwiderte: "Ja, eine
unerfahrene Nachtigall singt nun mal so!"
Gänsebeine
Nasreddin Hodscha
hat eine Gans gebraten, um sie dem Sultan Tamerlan zu bringen. Auf dem Weg zu
ihm bekommt er plötzlich Hunger und reißt der Gans ein Bein heraus, das er
verspeist. Bei Tisch bemerkt Tamerlan, dass der Gans ein Bein fehlt, und er
fragt:" Hodscha, was ist denn mit dem Bein passiert?"
Der Hodscha, der
gerade aus dem Fenster schaut, entdeckt ein paar Gänse am Brunnen. Sie stehen
auf einem Bein, das andere haben sie angezogen. Er zeigt sie Tamerlan:
"Bitte, in unserem Land haben alle Gänse nur ein Bein!"
Tamerlan ist
skeptisch. Er ruft einen Mann aus seinem Gefolge und flüstert ihm einen Befehl
ins Ohr. Schon nach kurzer Zeit hört man draußen ein Getöse, das von Trommeln,
Klarinetten, Tamburins und Becken herrührt. Die Gänse, von dem Spektakel
aufgeschreckt, stieben davon.
"Siehst du,
Hodscha", sagt Tamerlan, "das hat nicht gestimmt mit den Beinen. Alle
haben davon zwei."
Der Hodscha gibt
zurück: "Wenn man soviel Krach für dich veranstaltet hätte, hättest du
jetzt vier!"
Ich habe das Rezept
Der Hodscha kauft
beim Fleischer eine dünne Scheibe Leber. Auf dem Heimweg begegnet er einem
Freund, der ihm sagt, wie man Leber zubereitet.
"Ich
vergesse es bestimmt", sagt der Hodscha, "schreibe es mir doch bitte
auf ein Papier." Und der Freund schreibt es ihm auf. Wie der Hodscha dann
weitergeht, das Blatt mit dem Rezept in der einen Hand und der Leber in der
anderen, stößt plötzlich ein Milan herab und schnappt ihm die Leber weg. Der
Hodscha rennt ihm hinterher, doch als er merkt, dass er den Vogel wohl nicht
mehr erwischen wird, streckt er die Hand mit dem Rezept nach ihm aus und ruft:
"Es wird dir
nichts nützen, ich habe das Rezept!"
Iß, mein Pelz, iß!
Der Hodscha ist
zu einem Bankett eingeladen. Er trägt sein Alltagsgewand und wird von niemandem
beachtet. Das macht ihn betroffen. Er eilt nach Hause, wirft seinen prächtigen
Pelzmantel um und kehrt zu der Festgesellschaft zurück. Schon am Eingang wird
er in Empfang genommen und zu einem Podest geführt, wo man ihm den besten Platz
zuweist. Als die Suppe serviert wird, tunkt der Hodscha das Revers seines
Mantels in die Schüssel und sagt: "Bitte, bedien Dich. Iß, mein Pelz, iß,
mein Pelz!"
Den erstaunten
Gästen aber erklärt er:
"Die Ehre
gilt ja doch dem Pelz, soll der auch das Essen haben!"
Sagen wir neun
Der Hodscha hat
einen Traum. Ein Mann gibt ihm neun Goldmünzen, der Hodscha will aber unbedingt
zehn. Da wacht er plötzlich auf und merkt, dass er gar nichts in der Hand hat.
Sofort schlägt er die Augen wieder zu, streckt seine Hand aus und meint:
"Also gut, du sollst deinen Willen haben, sagen wir neun!"
Solange du nicht drinnen liegst
Der Hodscha wird
gefragt: "Auf welcher Seite des Sarges muss man bei einem Begräbnis gehen?
Vor dem Sarg, dahinter, rechts oder links davon?"
"Die Seite
spielt keine Rolle", antwortete der Hodscha, "solange du nicht
drinnen liegst!"
Wem es steht, dem steht es
Der Hodscha
predigt in der Moschee. Er erklärt, es sei Sünde, wenn Frauen sich schminkten.
Da weist einer der Zuhörer darauf hin, dass die Frau des Hodscha sich doch auch
schminke.
Da entgegnet er:
"Tja, wem es steht, dem steht es!"
Wer die blaue Perle hat
Der Hodscha hat
zwei Frauen. Beide fragen ihn immer wieder: "Welche von uns beiden hast du
am liebsten?"
Als die beiden
Frauen einmal nicht zusammen sind, gibt der Hodscha jeder eine blaue Perle und
bittet jeweils die eine, der anderen nichts davon zu sagen.
Als sie ihn dann
wieder einmal fragen, wen er denn lieber hätte, da antwortet er: "Wer die
blaue Perle hat, der gehört mein Herz!"
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