26 Kasım 2011 Cumartesi

Didyma Kult von Apollon

Didyma, Ursprung des Heiligtums

Der Ursprung des Heiligtums geht in vorgriechische Zeit zurück wie Pausanias (V 13,11) berichtet; die Griechen ersetzten bei der Einwanderung den einheimischen Kult durch den Kult des Apollon und seiner Zwillingsschwester Artemis, die dort einen eigenen  bisher noch nicht entdeckten  jedoch weniger bedeutenden Tempel hatte. Auf diese Zweiheit könnte der Name, der karischen Ursprungs ist, deuten (doch ist dies umstritten).

Die Kultmale waren eine Quelle, deren Wasser man wie in Delphi prophetische Kraft zuschrieb und der heilige Lorbeerbaum des Apollon. Sie galten als die Stelle, an der Zeus und Leto der Überlieferung nach ihr Beilager gehalten und Apollon und Artemis gezeugt haben. Vielleicht ist die Verehrung der Quelle auch darauf mit zurückzuführen, dass sie süßes Trinkwasser führte, während sonst in der näheren Umgebung nur Bitterwasser vorkommt und Trinkwasser auch jetzt noch weit herangeführt werden muss.

Die Kultmale wurden unter freiem Himmel verehrt und da sie nicht überdeckt werden durften, musste auch der spätere Tempel in seinem Innern einen Hof (Sekos) bilden. Die Orakelpriester nannten sich Branchiden nach ihrem Ahnherm Branchos, einem Hirten, dem Apollon die Gabe der Weissagung verliehen hatte; sie erteilten die Orakelsprüche von der hochliegenden Schwelle der Haupttür des Tempels.

Didyma, Geschichte des Heiligtums

Das Orakelheiligtum von Didyma spielte im ionischen Osten eine ebenso wichtige Rolle wie das Heiligtum in Delphi für Griechenland, doch war es auch weit über die Grenzen loniens bekannt, denn am Ende des 7. Jahrhunderts weihte der ägyptische Pharao Necho dem Heiligtum eine Rüstung und in der Mitte des 6. Jahrhunderts stiftete der Lyder-König Kroisos, wie Herodot berichtet (II 159, 1 92), goldene Votivgeschenke. Bei den jüngsten Grabungen wurden Reste des ältesten Temenos und einer Halle aus dem 8/7. Jahrhundert tatsächlich gefunden und Scherbenfunde weisen noch weiter zurück in den Anfang des Jahrtausends.

Seit 392 lag der Tempel verödet und die Verschüttung und Versandung durch Schwemmboden machte besonders an der Ostseite rasche Fortschritte. Bald nach Theodosius wurde im Innenhof des Tempels eine christliche Kirche ein gebaut in Gestalt einer dreischiffigen, querschifflosen mit Emporen und polygonaler Apsis versehenen Säulenbasilika. Die Apsis lag auf den Stufen der grossen Freitreppe im Innern, die als Priesterbänke genutzt wurden. Zu ihrem Bau wurde der Naiskos des Tempels, in dem das Kultbild stand, zertrümmert und das außerhalb liegende Prophetenhaus verbaut, der Tempel selbst aber unberührt gelassen. Die alte Orakelquelle wurde zum Hagiasma der Kirche und durch eine enge Treppe mit dem Altarraum der Kirche verbunden.

Unter Justinian erhob sich der Persergefähr wegen erneut die Notwendigkeit, die Burg zu verstärken, es werden eine Wehrgangtreppe und ein überdeckter Gang zu einem außerhalb neben dem Altar des Tempels liegenden Brunnen angelegt. Im Lauf des frühen byzantinischen Mittelalters hat dann ein Erdbeben die nicht gut gebaute Kirche zerstört, während der Tempel erhalten blieb. Die Kirche wird kümmerlich als einschiffiger Saal wieder .hergestellt und im Sekos siedelt sich ein unbedeutendes Dorf an. Der Zweisäulensaal und der Zwölfsäulensaal (Prenaos) werden mit hölzernen Zwischengeschossen versehen und als Speicher für 01 und Stroh benutzt. Durch einen Brand dieses Materials im 10. Jahrhundert sind die verheerenden Zerstörungen entstanden, die man heute überall noch erkennt, ist doch der kostbare Marmor dabei zu Kalk gebrannt und vom darauffallenden Regen schnell zermürbt worden.

Wie eine Inschrift meldet, wurde das Kastell im Jahre 988 noch einmal wiederhergestellt, doch zerstört ein Erdbeben noch vor der Eroberung durch die Seldschuken diese kümmerlichen Anlagen vollständig. Nach dem Mongolen-Sturm tritt eine völlige Verödung des Platzes ein. Der italienische Reisende Cyriacus von Ancona sah 1446 den Tempel noch fast vollständig erhalten, dann zerstörte ihn ein mächtiges Erdbeben und die Trümmer bildeten einen Marmorberg, auf dem spätere Siedler ihre Häuser und eine Windmühle errichten. Aus diesem Hügel ragten nur drei stehengebliebene Säulen Arb 4.5).

Didyma, Geschichte der Ausgrabungen

Die erste archäologische Grabung fand 18 72/73 durch die Franzosen 0. Rayet und A. Thomas statt. Sie legten einen tiefen Schnitt in der Längsachse des Sekos an, um das Kultbild des Kanachos zu suchen. Ihre Grabung wurde in dieser Hinsicht eine Enttäuschung, doch gelang es ihnen immerhin, einen ziemlich genauen Plan des Tempels zu zeichnen und die gewaltigen Dimensionen des Bauwerks festzustellen.

Umfangreicher waren die Grabungen der Franzosen B. Haussoulher und E. Pontremohi in den Jahren 1895/96. Sie kauften einige Häuser über der Front des Tempels, rissen sie nieder und legten den Stufenbau und die Frontbasen frei und führten einen Schnitt an der Nordseite aus, um die stehenden Säulen in ganzer Höhe messen zu können. Haussouhlier verzweifelte schließlich an den hohen Kosten und gab die Arbeit schnell wieder auf

In dem Zustand in dem Haussoulhier die Ruine hinterlassen hatte (Abb. 5), befand sie sich noch, als auf Betreiben des Ausgräbers von Priene und Milet, Theodor Wiegand, die damals königlich Preußischen Museen zu Berlin auch die Ausgrabungen von Didyma übernahmen. Am 11. Mai 1905 wurde das deutsche Forschungswerk durch den damaligen Botschafter bei der Hohen Pforte, Freiherr Marschall von Bieberstein, eröffnet und von Th. Wiegand bis zu seinem Tode 1937 geleitet. Ihm zur Seite standen die Architekten G. Kawerau, H. Knackfuss, A.v. Gerkan und G. Niemann. Bis 1913 war die Freilegung im wesentlichen geschafft. Bis dahin wurden insgesamt 178 000 Tagwerke für die Grabungen geleistet. Es handelt sich dabei nicht um eine Ausgrabung im eigentlichen Sinne, sondern um das Abräumen und Sortieren der großen, durch die Erdbeben aufgehäuften Werkstücke. In meisterhafter Weise hat insbesondere Knackfuss nicht nur die Trümmer entwirrt und geordnet, sondern zugleich einen Teil der Sekosmauern wieder aufgebaut und aus allen formlosen und nichtssagenden Werkstücken eine starke Mauer. die heutige Umgrenzungsmauer, um den ganzen Bezirk gebaut, um eine Grenze gegen das Dorf und den Erddruck des höher liegendes Geländes zu setzen. Zugleich sicherte er brüchige Teile der suine. insbesondere die durch Feuer geschwächten Wände und Säulen des Pronaos. In den Jahren 1924/25, 1930 und 1938 wurden

Trotz dieser gründlichen und mit großen Kosten durchgeführten Arbeiten bestehen natürlich immer noch Fragen, besonders über die frühe Geschichte des Heiligtums und über die Anlagen in der weiteren Umgebung des Tempels. Das Deutsche Archäologische Institut Istanbul hat daher seit 1962 die Arbeiten wieder aufgenommen, besonders zur Frühgeschichte schon wertvolle neue Erkenntnisse erbracht und zur Klärung der Topographie die Grabungen an verschiedenen Stellen innerhalb des Dorfes angesetzt. Die Stiftung Volkswagenwerk hat die Mittel zur Verfügung gestellt, mit deren Hilfe ein neues Forschungszentrum an Stelle des alten, 1922 abgebrannten Grabungshauses errichtet werden konnte zusammen mit einem kleinen Depot-Museum für wertvolle Bruchstücke und Kleinfunde und notwendige Sicherungsarbeiten in der Ruine ausgeführt wurden.

Didyma, Allgemeine Anlage des Heiligtums

Das Tempelareal liegt innerhalb des Dorfes Eski Hisar (früher auch Hieronda oder Yoran genannt), das zur Zeit nach Yeni Hisar verlagert wird, um die Freilegung der Umgebung des Tempels zu ermöglichen.

Vor dem Eingang zum Bezirk wurde der Torso eines sehr schön gearbeiteten Löwen aufgestellt, der in einer Feldmauer bei der Kovella-Bucht gefunden wurde (Abb. 6). Er nahm ursprünglich eine wie zum Sprung und Angriff ansetzende Haltung ein und wird in klassische Zeit, etwa um 400 v.d. Zeitwende datiert.

Innerhalb der Schutzmauer, die zugleich als Stützmauer gegen das höher gelegene, nicht ausgegrabene Gebiet dient, liegt der eigentliche Tempel; vor seiner Ostseite befindet sich der runde, archaische Altar, ein Brunnen und die gebogene Stützmauer einer Terrasse, die über fünf Treppen zugänglich war und auf der die Schatz-häuser für die Tempelabgaben standen. Entlang der Südseite lassen sich die Stufenreste und Ablaufschranken eines Stadions, hier wohl einer Wettlaufbahn für die Festspiele noch klar erkennen. An den anderen Seiten, an denen sich, wie die Ausgräber feststellten, keine antiken Anlagen befanden, wurden alle antiken Werksteine gelagert, die zum Tempel und anderen Gebäuden gehört haben.

Von der Höhe der Zugangstreppe, die zum Tempelareal herabführt, lässt sich die oben geschilderte Gesamtsituation klar übersehen. Der Tempel liegt in der Talmulde der heiligen Quelle (Abb. 7).

Bei der gewaltigen Vergrößerung des Tempels in hellenistischer Zeit musste der Tempel auf einen ungewöhnlich hohen Stufenunterbau von sieben hohen Stufen gestellt werden, um ihn in dieser Mulde nicht zu stark versunken erscheinen zu lassen. Zum bequemen Ersteigen dieses Unterbaus wurde an der Front eine Treppe in der Breite des inneren Tempelgebäudes angelegt, die seitlich von breiten Wangen begrenzt wird.

Dr hellenistisch-römische Tempel
Plangestaltung und Aufbau

Der Plan des Tempels wurde von dem Architekten Paionios, der auch den Bau des Tempels der Artemis in Ephesos leitete, zusammen mit dem Milesier Daphnis entworfen und steht noch ganz in der Tradition der klassischen Riesentempel von Samos und Ephesos, denen er an Größe kaum nachsteht, wie auch seines archaischen Vorgängers. Jedoch ergaben hier die Besonderheiten des Orakelkultes und die örtliche Situation, die zu Räumen in verschiedenen Höhenlagen zwangen, eine sehr spannungsreich gestaltete Architektur (Abb. 8).

Die Plangestaltung musste von den Kultmalen, der heiligen Quelle und dem Lorbeerstrauch ausgehen. Diese mussten unter freiem Himmel bleiben und anscheinend sollte auch das ganze Innenareal der Vorgängerbauten unberührt bleiben. Daher wurde eine neue hohe Umfassungsmauer geschaffen, die der Zella eines normalen, überdeckten Tempels entspricht. Um aus der Tiefe der in der Talsohle liegenden Kultmale zum hohen Stylobat des Tempels zu gelangen, war eine Treppen Anlage notwendig, die zu einem dem Sekos vorgelagerten Saal mit der eigentlichen Tempeltür hinaufführte. Da diese Tür nur Erscheinungstür war, von der aus die Priester den Orakelspruch an die dort wartenden Gläubigen verkündeten und nicht überschritten werden durfte, lag ihre Schwelle noch 1,47 m über der Vorhalle, dem Pronaos, hier mit 12 Säulen zwischen den Antenwänden.

Rings um diesen Kern des Bauwerkes wurde dann eine doppelte Säulenhalle gelegt, durch die der Tempel die Form eines sogenannten Dipteros erhielt. Der Grundriss ist nach strengen Regeln entworfen. alle Säulenjoche haben gleiche Weite und es bestehen feste axiale Beziehungen zwischen Säulen und Wänden. Daher lässt sich der Tempelgrundriss in ein Quadratnetz einzeichnen, dessen Quadrate der Größe einer Säulenplinthe und ebenso dem Abstand zwischen zwei Säulenplinthen entsprechen; die Quadrate haben also die Größe eines halben Säulenjoches. In dieses Schema ordnen sich alle Säulen ein, auch die 12 Säulen des Pronaos und die beiden Säulen in dem Raum hinter dem Pronaos (Abb. 9).

Ebenso fügen sich alle Langs- und Quermauern des Tempels und auch die Pilaster an der Innenseite der Sekosmauern in das Quadratschema ein. Der innere Tempelbau ist 11 Halbjoche breit und 33 Halbjoche lang, das Rechteck des inneren Baus steht also im Verhältnis 1:3. Die tatsächlich gemessene Breite und Länge betragen 29,16 m und 87,41 m, was 100: 300 Fuß entspricht. Die Gesamtmasse des Tempels an der Oberkante des Stufenbaus betragen 19:41 Halbjoche. Rechnet man auf jeder Seite 11/2Joche für den Stufenbau, also 3 Halbjoche hinzu, erhalten wir 22:44 Halbjoche, d. h. ein Verhältnis 1:2. Nach diesen Verhältnissen und nach dem Grundmaß des ganzen Joches, das in Didyma 5,30 m oder 18 Fuß beträgt, ist der ganze Tempel bestimmt.

Im ganzen sollte das Bauwerk 122 Säulen erhalten, von denen aber viele, besonders an der Südseite, niemals errichtet worden und andere zwar aufgerichtet aber unfertig ausgearbeitet stehen geblieben sind. Aus den aufgefundenen Baurechnungen wissen wir, dass die Errichtung einer einzelnen Säule 40 000 Drachmen erforderte oder bei 2 Drachmen Tageslohn 20 000 Tagwerke.

Die Höhenentwicklung des Tempels ist durch die noch stehenden beiden Säulen und das am Boden liegende Gebälk genau zu messen. Bereits Thomas hatte 1873 mit Hilfe eines über das Gebälk der stehenden Säulen geworfenen Seiles und einer damit hinauf-gezogenen Strickleiter die Säule bestiegen und von Gerkan hat während der deutschen Ausgrabungen das gleiche Experiment wiederholt. Beide Messungen ergaben 19,71 m Säulenhöhe und dies bedeutet bei einem unteren Durchmesser der Säulen von 1,96-2,00 m die in lonien übliche Säulenproportion von 1: 10.

Die Rekonstruktion des Tempels durch den Architekten G. Niemann lässt die Schlankheit der Säulen gut hervortreten; sie zeigt im Gebälk einen Fries mit einer Ranke und Medusenköpfen; einer dieser Köpfe liegt heute am Fuß der Zugangstreppe und gibt eine Vorstellung von der Größe einzelner Werkstücke und den gewaltigen Ausmassen des Tempels (Abb. 10).

Ursprünglich sollte des Gebälk in hellenistischer Weise ohne Fries errichtet werden und erst in römischer Zeit wurde dieser dem Stil der Zeit entsprechend - hinzugefügt.

In der Rekonstruktion ist kein Giebel angenommen, doch hat v. Gerkan auf rechnerischem Wege wahrscheinlich gemacht, dass ein Giebel vorhanden war: Der Stufenbau hat 3,15 m Höhe, die Säulenhöhe beträgt 19,70 m, Epistyl und Gebälk haben zusammen 3,25 m. Rechnet man die gleiche Höhe für den Giebel, so ergibt dies zusammen 29,40 m oder 100 Fuß, wodurch die Gesamthöhe des Tempels zu seiner Breite in ein Verhältnis von 1:2 gesetzt wird, also ein ebenso klares Verhältnis wie der Grundriss.

 Die Ringhalle

Wenn man über die breite Fronttreppe zum Tempel emporsteigt, und die doppelte Ringhalle (Peristasis) betritt, steht man in einem Wald von Säulenstümpfen, der sich in den Pronaos hineinzieht. Mit Ausnahme der ersten Säulenreihe haben alle Säuen die gleiche Basisform: über der viereckigen Plinthe einen doppelten Trochilus (Spira) und darüber den mit waagerechten Riefen versehenen, nach außen gewölbten Tores; diese Basisform ist hellenistisch und an ihr erkannt man, dass diese Säulen schon in der ersten Hälfte oder Mitte des 2. Jh. v. Chr. fertiggestellt worden waren.

Ganz anders - und die sich symmetrisch entsprechenden jeweils gleich - gestaltet, sind die Basen der äußeren Säulenreihe: Neben Basen, bei denen über einer Spira in hellenistischer Art ein Zylinder mit Palmgttenkranz liegt, gibt es Basen, deren zwölfeckiger unterer Teil wechselnd mit Palmetten und der Sagenwelt entnommenen Meerwesen geschmückt sind und deren Torus mit Schuppen bedeckt ist, während bei einem weiteren Paar (2. von außen) die Spira mit doppeltem Mäander und der Torus mit gegenständigen Palmetten verziert sind

Diese Basen sind erst in römischer Zeit, vielleicht unter Caligula ausgearbeitet worden. Sie durchbrechen den strengen Stil des Tempels und lassen den unterschied zwischen der auf funktionelle Richtigkeit der einzelnen Bauglieder entwickelten hellenistischen Architektur und der auf malerische dekorative und repräsentative Prachtentfaltung ausgerichteten römischen Architektur erkennen. Hierzu gehört auch die barocke Gestaltung der Kapitelle und des schon erwähnten Frieses mit den Gorgonenköpfen . Bei den Eckkapitellen waren die Diagonalvaluten als Greifenkörper ausgebildet (ein Beispiel liegt am Fuß der Zugangstreppe zum Bezirk), daneben ragten Stierköpfe heraus und an den inneren Voluten waren Götterköpfe mit leidenschaftlichem Gesichtsausdruck angebracht . Diese Kapitelle gehören erst später Zeit, vielleicht dem 2. Jh. n. Chr. an. Hellenistische Normalkapitelle sieht man an dem stehenden Säulenpaar.

Die Ringhalle war noch nicht allseitig fertig; man hatte zunächst die Teile errichtet, die dem Besucher zuerst ins Auge traten. So standen an der Nordseite, der Ankunftsseite der Heiligen Strasse und der Prozessionen fast alle Säulen und waren auch schon ausgearbeitet und mit Kanneluren versehen. Auch die westlichen Hallen waren schon errichtet, jedoch noch unfertig, wie die am Boden liegenden Säulentrommeln zeigen, die man in ihrer durch das Erdbeben hervorgerufenen Fallage fixiert hat . An der Südseite des Tempels fehlten noch fast alle Säulen.

Den fertigen und den unfertigen Zustand kann man am besten an den drei noch stehenden Säulen erkennen. Die beiden Säulen mit dem darüberliegenden Epistyl sind bis auf alle Einzelheiten ausgearbeitet. Bei der unfertigen Säule ist nur das Kapitell fertig, da man es vor dem Versetzen am Boden ausarbeitete. Während die Plinthe schon sauber geglättet ist, sind von der aus 2 Blöcken bestehenden Basis nur die Teile fertig, die man nach dem Versetzen schlecht erreichen konnte; so sind an der Unterseite des Torus die Riefen schon weitgehend vollendet, jedoch die Hebebossen stehen geblieben, an der Spira befindet sich noch der Werkzoll und ebenfalls vier Hebebossen, d.h. an dieser Säule wurde nach dem Aufstellen nicht mehr gearbeitet.

Auch die Kanneluren der Säulentrommeln sind nur beim obersten Werkstück, dem Kapitell, ausgeführt. Dort mussten sie angegeben sein, weil man sie als Festpunkte für die spätere Ausarbeitung brauchte. Von dort zog man senkrechte Schnüre, an denen entlang die Kanneluren eingetieft wurden. Am unteren Rand jeder Säulen-trommel befindet sich eine kleine, glatt gearbeitete Fläche, in welche griechische Buchstaben eingehauen sind. Sie geben den theoretisch ermittelten Durchmesser an, den die Säule bei der Fertigstellung an dieser Stelle erhalten musste, damit die Verjüngung und eine kaum bemerkbare Entasis (Schwellung des Säulenschaftes) richtig gelang.

Das innere Tempelgebäude

Wenn man die doppelte Ringhalle durchschritten hat, gelangt man in den Pronaos, dessen Decke von 12 Säulen - drei Reihen von je 4 Säulen - getragen wurde (Dodekastylos). An diesen Säulen und den Wänden des Pronaos bemerkt man noch die sehr starken Brand-spuren aus der mittelalterlichen Festungszeit. Ein sorgsam ausgearbeitetes attisches Fussprofil, der untere Torus mit Flechtband, der obere mit waagerecht liegenden Schuppen, verläuft entlang den Innenwänden des Pronaos und an den Anten; an den Aussenwänden sind beide Motive erst angelegt.

Wenn man von einer der Anten oder rückwärtigen Ecken des Tempels an der Tempelmauer entlang blickt, bemerkt man, dass Fuss-profil, wie auch Wände und Gebälk nicht waagerecht versetzt sind,sondern eine Kurvatur aulweisen, sicherlich nach dem Vorbild des Parthenon, doch hier zum ersten Male bei einem ionischen Tempel. Die künstlerische Absicht war (wie bei der Schwellung [Entasis] der Säulenschäfte) spannungslose, gerade Linien und den Eindruck eines Durchhängens der Horizontalen zu vermeiden.

In der Rückwand des Pronaos befinden sich drei Türen, von welchen die mittlere, die wir als Frscheinungstür bezeichnet haben, ihre Schwelle etwa in Schulterhöhe (1,46 m) hatte, vom Pronaos aus also nicht betretbar war. Die 5,63 m breite Türöffnung war so hoch (14,00 m),dass eine Säule des Parthenon mit ihrem Gebälk darin hätte Platz finden können und einer der seitlichen Türgewändeblöcke hatte ein Gewicht von 70 To; es sind die grössten Marmorblöcke, die in griechischer Zeit verwendet worden sind und mit Schiffen von der Insel Thasos herangebracht und vom Hafen Panormos herangeschleift werden mussten.

Die beiden seitlichen Türen normaler Größe (1,20>< 2,25 m) sind die Eingänge zu zwei engen, überwölbten Korridoren mit Rampen, die in geheimnisvoller Weise zum Adyton, d.h. dem unüberdeckten Sekos hinabführten und die nur von wenigen Eingeweihten, die Zugang zum Inneren des Tempels hatten, benutzt werden durften. Am unteren Ende der Rampen liegen kleine Räume mit Kasettendecken. Es mag für jeden Besucher ein überwältigender Eindruck gewesen sein, wenn er aus dem mystischen Dunkel des Tunnels in den hellen, von Lorbeerbüschen begrünten Hof trat und sich dem zierlichen Kultschrein zwischen den hohen Wänden des Sekos gegenüber befand, über dem sich der Himmel wie eine leuchtende Decke spannte. Die Ausgangstüren haben dorische Formen, was in der sonst ionischen Formenwelt auffällt und mit einer bewussten Angleichung an die Athener Propyläen erklärt wird.

Lage und Anfahrt 
Didyma, das ionische Orakelheiligtum in griechischer, hellenistischer und römischer Zeit, liegt inmitten des kleinen Dorfes Eski Hisar, 46 km südlich Söke und ist jetzt auf guter Asphaltstrasse leicht zu erreichen (izmir-Ku~adasi-Söke 116 km; Izmir - Ortaklar - Söke 113 km). Bald hinter Söke überquert man auf der Strasse nach Milas die jetzt kanalisierte und fruchtbare Mäander-Ebene (Menderes Ovas), biegt kurz hinter der Brücke über den Menderes rechts ab und gelangt durch Ackerland, Wein und Olivengärten hochsteigend auf das südlich des Mäander sich erstreckende Kalkplateau nach Akköy.
In altgriechischer Zeit war die heutige große Menderes Ovasi eine tief in das Und hineinreichende Meeresbucht, die langsam von Schlamm und Schuttmassen, die der Mäander mitführte, aufgefüllt wurde; der See von Bafa mit den Ruinen der antiken Stadt Herakleia am Fusse des Latmos-Gebirges (heute Be~parmak Dagi) ist noch ein letzter nun vom Meer abgeschnürter Meeresbusen. Die Abbildungen 1 und 2 zeigen die Situation in der Antike und heute.
In Akköy teilt sich die Strasse, nach rechts abbiegend gelangt man wieder hinab in die Mäanderebene nach Milet (über Yeni Balat), dessen Theaterberg man wie eine Insel aufragen sieht. Der Weg nach links entlang dem Rand der mit Macchia und Ölbaumpflanzungen bestandenen Hochfläche verläuft bald nahe der viele Bade-Möglichkeiten bietenden Meeresküste und erreicht nach 15 km das kleine Muhacirdorf Fski Hisar mit der großartigen Tempelruine und bald darnach das neue Dorf Yeni Hisar und die herrliche Meeres-Bucht Altinkum mit vorzüglichem Sandstrand, guten Fischrestaurants und modernen, bis zum Spätherbst geöffneten Hotels und Ferienhäusern
Die Heilige Strasse
Das Orakelheiligtum von Didyma war das Hauptheiligtum der Stadt Milet und durch eine Prozessionsstrasse mit dieser Stadt verbunden. Der Ausgangspunkt der Prozession war das städtische Apolloheiligtum, das sog. Delphinion an der Löwenbucht von Milet. Die Heilige Strasse begann am südlichen Stadttor und führte wahrscheinlich etwa der heutigen Strasse entsprechend nahe dem Meer entlang und an dem kleinen Hafen Panorinos vorbei, der heutigen Kovela-Bucht. Über diesen vom Heiligtum noch 2 km entfernten Hafen wurde das ganze Marmor-Baumaterial von den griechischen Inseln herbeigeschafft, dort landeten wohl auch die Pilger, die das Heiligtum aufsuchten.
Kurz vor dem Ort Eski Hisar, etwa 100 m links neben dem heutigen Weg, ist die 5-7 m breite Heilige Strasse freigelegt worden; sie war hier gepflastert und von Sitzstatuen der Branchiden (Priester des Tempels), liegenden Löwen und Sphingen und späten Grabmälern gesäumt, einige Sarkophage liegen noch an Ort und Stelle. Ein alter Stich (Abb. 3) vermittelt einen guten Eindruck. Einige der Sitzfiguren wurden 1858 von Newton in das Britische Museum gebracht, einige Statuenfragmente stehen beim örtlichen DepotMuseum. Nach der Inschrift auf einem neben der Strasse aufgefundenen und dort wieder aufgerichteten Meilenstein, war die Strasse 16,5 km lang und von dem Kaiser Trajan noch einmal ausgebaut worden. Im Norden ausserhalb des Dorfes wurden Teile der mit Marmorplatten gepflasterten Strasse freigelegt und können dort besichtigt werden.
Über die neueren Ausgrabungen an der Heiligen Strasse, den Artemisbezirk und die römische Therme siehe unten beio "Sonstige Reste in der Umgebung des Tempels."

MILET

Geschichte der Stadt

Die Besiedlungsspuren Milets reichen ins späte Chalkolithikum zurück. Die älteste Architektur bezeugt eine minoische Siedlung des 18. bis zu ihrer Zerstörung Mitte des 15., eine erste mykenische Siedlung des 15./14. und, nach deren Zerstörung, eine wohl befestigte Siedlung des 13./12. Jahrhunderts, zu der die mykenische Nekropole am Değirmentepe gehört. Hethitologen erkennen darin das Millawanda der Keilschriftquellen aus der Hethiterhauptstadt Hattusa, das zu ‚Achijawa‘ gehörte, aber 1316, im zweiten Jahr Mursilis II., zerstört wurde. Mitte des 13. Jahrhunderts beklagt sich der Hethiterkönig Hattusili II. im sog. Tawaglawa-Brief beim König von Achijawa über Pijamaradu von Arzawa, der von Millawanda aus gegen westliche Vasallen der Hethiter Krieg führte.

Nach einer schweren Zerstörung schließt (fast?) unmittelbar submykenische(?) und protogeometrische Keramik an. Milet ist damit prädestiniert als einer der Orte an der kleinasiatischen Küste, die mit dem Problem der Kontinuität und Diskontinuität zwischen ägäischer Bronze- und früher Eisenzeit konfrontiert werden können, also der Frage nach den Umständen der griechischen Besiedlung des kleinasiatischen Ionien, für die der Sagenüberlieferung und deren Rationalisierung in Thukydides‘ Archäologie das Modell der Ionischen Wanderung oder auch Kolonisation drei oder vier Generationen nach der Zerstörung Troias – quellenkritisch fragwürdig - entnommen wird. Im Troerkatalog der Ilias gehört Milet den barbarophonen Karern. Die Sage geht von zwei Gründungsakten aus, durch Kreter aus Milatos unter Sarpedon oder unter dem Kreter Milatos zwei Generationen vor dem Fall Troias und, im Zusammenhang mit der Ionischen Wanderung, durch Neleus, Sohn des Kodros, aus Pylos bzw. Athen. Diese ‚Ionier‘, erzählt Herodot, kamen ohne Frauen; sie heirateten die Karerinnen, deren Väter sie erschlagen hatten.

Architektur beginnt im Stadtgebiet im 8., am Kalabaktepe in der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts. An das Ende des 8. Jahrhunderts gehört eine durchgehende Zerstörungsschicht. Mit Blick auf über 70 Kolonien, die am Marmara- und am Schwarzen Meer seit etwa 670 v. Chr. von hier aus gegründet wurden, hieß Milet Ioniae caput, Haupt von Ionien. Es war um 650 Mitgründer von Naukratis, dem griechischen Handelsplatz in Unterägypten. Die reichen Weihgaben vom archaischen Aphroditetempel westlich vor der Stadt bezeugen rege Kontakte von Etrurien bis Syrien und Ägypten. Milets Elektronprägungen Anfang des 6. Jahrhunderts gehören zu den frühesten Münzen. Durch Thales, Anaximander und Anaximenes war Milet im 6. Jahrhundert Zentrum der ionischen Naturphilosophie. Im geographischen Weltbild des Hekataios von Milet, das die Oikumene spekulativ in drei Erdteile gliederte, bildet die Stadt den Mittelpunkt.

Gegen Mitte des 7. Jahrhunderts musste sich Milet gegen Raubzüge der Kimmerier, dann die Expansion des Lyderreiches wehren. Um 600 hielt es unter dem Tyrannen Thrasybulos dank seiner Flotte dem Alyattes in einem langen Kriege stand. Unter Kroisos wie nach dessen Ende 547 unter dem Perserkönig Kyros vermochte Milet eine privilegierte Stellung in Ionien einzunehmen. Wenig sind wir über die Konflikte mit anderen griechischen Städten unterrichtet, noch schlechter aber über die inneren Verhältnisse; Thoas und Damasenor sind zwei weitere Tyrannennamen des frühen 6. Jahrhunderts, nach deren Sturz Bürgerkrieg geherrscht habe. Die Stadt stand Ende des 6. Jahrhunderts „in seiner Blüte und war der Schmuck Ioniens“, wie Herodot schrieb. Nachdem Milets Flotte bei Dareios‘ Skythenzug um 513 eine wichtige Rolle für den Perserkönig gespielt hatte, führten die Tyrannen Histiaios und Aristagoras 499 die Stadt in den Ionischen Aufstand. Die Perser siegten und zerstörten 494 Milet; einen guten Teil der Einwohner deportierten sie. Das ist das aufsehenerregende Ende des alten Milet, das Phrynichos als Tragödie auf die Bühne Athens brachte.

Es gibt Anzeichen unmittelbarer Kontinuität wie die Prosopographie aristokratischer Familien und die Wiederbesiedlung auf der Ostterrasse des Kalabaktepe. Nach 479 gehörte Milet mit einem relativ hohen Beitrag zum Attisch-Delischen Seebund. Nach einem Abfallversuch erhielt die Stadt eine athenische Besatzung. Im Peloponnesischen Krieg fiel sie 412 ab und wurde Operationsbasis der spartanischen Flotte. Der spartanische Feldherr Lysander brachte 405 im Bündnis mit Kyros dem Jüngeren Oligarchen in Milet an die Macht; 402 führte der persische Satrap Tissaphernes die Demokraten zurück, zu dessen Machtbereich Karien die Stadt in der Folgezeit gehörte, wie später unter den Dynasten Maussolos und Asandros. Alexander der Große belagerte und eroberte Milet 334 gegen eine persische Garnison. In hellenistischer Zeit bewahrte es gegenüber den wechselnden Garanten von ‚Freiheit und Autonomie‘ wie zuerst 312 Antigonos Monophtalmos eine gewisse Eigenständigkeit. Isopolitieverträge mit Tralleis (212), Mylasa (209), Pidasa (188) und Herakleia (185) stärkten die eigene Stellung in den Rivalitäten mit den Nachbarn Magnesia und Priene.

 Zu Rom bekam Milet bereits vor dessen Sieg über den Seleukiden Antiochos III. bei Magnesia 190 v. Chr. Kontakt und wurde in den Friedensregelungen von Apameia 188 begünstigt. Schon in die Zeit der Einrichtung der Provinz Asia gehört ein Kultgesetz für den populus Romanus und die dea Roma. Mit dem Jahr der Säkularfeier in Rom 17 v. Chr. begann in Milet eine neue Eponymenliste mit dem Aisymneten Augustus. In der Kaiserzeit war Milet eine reiche Stadt, besaß aber nicht den Rang der Provinzhauptstadt Ephesos. Eine jüdische und früh schon eine christliche Gemeinde sind bezeugt. Zum Schutz gegen die Goten wurden 262 n. Chr. die Stadtmauern erneuert. Das (nördliche) Tor des Südmarkts wurde unter Iustinian 538 zum südlichen Stadttor eines stark verkleinerten Stadtareals. Die Byzantiner errichteten im 7./8. Jahrhundert über dem Theater ein Kastell, im 12. Jahrhundert wurde der Theaterhügel insgesamt ummauert; diese Siedlung trug den Namen tà Palátia. Bis ins 14. Jahrhundert war Milet Bischofssitz. Es gehörte seit Anfang des 14. Jahrhunderts zu den Seldschukenemiraten zuerst von Aydin, dann zu dem der Menteşe von Milas. Venedig unterhielt dort seit 1352 eine Faktorei; İlyas Bey schloss als dominus palatie 1403 und 1414 Verträge mit Venedig. Die Häfen waren längst verlandet, doch erreichte der Antiquar Cyriacus von Ancona 1412 als scriba minor auf einem Handelsschiff der Alfieri noch über einen Kanal den Hafen von Palatia am antiken Theater: „Er besuchte das einst berühmte und nun durch sein hohes Alter zerfallene Milet; doch es sind noch dessen gewaltiges Amphitheater und viele andere herausragende Überreste ihres hohen Ranges sichtbar.“


 
Geschichte der Ausgrabungen
Die ersten archäologischen Untersuchungen in Milet wurden 1873 durch den französischen Archäologen O. Rayet durchgeführt. Die systematische Erforschung der antiken Stadt begann aber erst am 26.9.1899 unter Theodor Wiegand, der bis zum 1. Weltkrieg im Auftrag der Berliner Museen die Stadt in ihren Grundzügen und einen großen Teil der öffentlichen Bauten im Stadtzentrum freilegte (Abb. 1-3). Nachdem die Prunkbauten der hellenistisch – römischen Zeit und auch die byzantinischen und islamischen Ruinen weitgehend erforscht waren, konzentrierten sich die Arbeiten auf das Gebiet um den Athenatempel, wo unter den archaischen Gebäuden mykenische Verteidigungsanlagen und Siedlungsreste zu Tage kamen. Bei der Wiederaufnahme der Arbeiten an dieser Stelle konnte W.D. Niemeier die Geschichte der Stadt bis in die minoische Zeit und inzwischen sogar bis in das Chalkolithikum zurückverfolgen.
Bereits zu Anfang des 20. Jh. galt das besondere Interesse der Ausgräber den Resten aus der archaischen Epoche, als die Stadt nach antiker Überlieferung die wirtschaftlich und politisch bedeutendste an der kleinasiatischen Westküste war. Da die archaischen Schichten im Zentrum wegen der starken Verschüttung und des hohen Grundwasserspiegels nur unter größten Schwierigkeiten zu erforschen waren, konzentrierte man sich bereits damals auf das höher gelegene Gelände im Süden des Stadtgebietes am sog. Kalabaktepe. Hier wurden die Arbeiten seit den 80er Jahren im Rahmen eines von der DFG finanzierten Projektes zur Erfoschung des archaischen Milet unter der Leitung von V. v.Graeve wiederaufgenommen und haben seither wichtige Ergebnisse zur Hausarchitektur, zu Handwerksbetrieben, aber auch zu den Verteidigungsanlagen und Sakralbauten geliefert. Die Entdeckung des westlich in einem Vorort gelegenen Heiligtums der Aphrodite ergänzt in willkommener Weise durch den Reichtum an Funden das Bild von den überregionalen Beziehungen der einstigen Handelsmetropole.


Der Mythos der alten Griechen 

Nach der griechischen sagenhaften Überlieferung wurde Milet von Kretern aus Milatos unter Sarpedon gegründet. Strabon zitiert Ephoros von Kyme, einen Historiker des 4. Jahrhunderts v. Chr.: Milet wurde zuerst von Kretern über dem Meer gegründet … und von Sarpedon besiedelt, der Einwohner des kretischen Miletos herbrachte und die Stadt nach jenem Miletos benannte. Den Platz hatten zuvor die Leleger besessen. Nach einer anderen Version erfolgte die Besiedlung unter dem Kreter Milatos zwei Generationen vor dem Fall Trojas.

Die ionische Besiedlung soll durch Neileos, Sohn des Kodros, aus Pylos bzw. Athen erfolgt sein. Herodot berichtet, dass die Griechen ohne Frauen kamen. Nachdem sie die Karer erschlagen hatten, heirateten sie deren Töchter.

18 Kasım 2011 Cuma

Sumela-Kloster / Marien-Kloster

Sumela-Kloster ( Marien-Kloster )

 Die Ruine des Sumela-Klosters befindet sich in 1071 m Höhe über der Schwarzmeerküste Nordostanatoliens, eingebettet in eine reizvolle Mischwaldlandschaft des Zigana - Gebirges, 47 km südlich von Trabzon ( Trapezunt ).

 Über seine Gründung gibt es unterschiedliche Legenden. Deren hartnäckigste besagt, eine vom Hl. Lukas gemalte Ikone der Panagia (gr. "Allheiligste" - weswegen auch die griechische Bezeichnung "Panagia Soumelas”) sei nach Athen verbracht und dann von Engeln in eine Höhle eben dieses Zigana-Gebirges getragen worden. An deren Fundort hätten zwei griechische Einsiedler, Barnabas und Sophranias, eine erste Kirche gebaut.

 Anderen, ebenfalls unbestätigten, Überlieferungen zu Folge soll die Klostergründung zu Zeiten Byzanz' unter Kaiser Theodosius II. (408 - 450) gewesen sein. Es sei in der Zeit Kaiser Justinians (527 - 565) von einem gewissen Belisalius renoviert und erweitert worden.

Mit Sicherheit war die Höhle, in die das Kloster gebaut wurde, vormals ein heidnischer Kultort.

 Es scheint jedoch erwiesen, dass die als wundertätig geltende Ikone Mariens nicht so alt sein kann. J.P. Fallmerayer ( "Geschichte des Kaiserthums Trapezunt", 1827 ) besuchte das Kloster und berichtet über ausführliche Gespräche mit dessen Mönchen, die wiederum legendenhaft erzählten, Moslems hätten versucht, die Ikone zu vernichten, diese jedoch hätte Feuer und Beil widerstanden und sei sogar nicht davon geschwommen, als sie in den nahen Fluss geworfen worden war. Ein Riss in der Ikone soll Spur eines Beilschlags sein. Fallmerayer hielt die Ikone für eine Arbeit aus dem 17. Jh.

 Der Name des Klosters leitet sich vielleicht vom Alt-Griechischen "melas" ab, was so viel, wie schwarz oder dunkel bedeutet. Vielleicht führten die Dunkelheit des Tales oder die dunkle Grundfarbe seiner Fresken zu dieser Namensgebung. Es ist aber auch bekannt, dass die Kaukasische Ikonenmalerei eine dunkle Grundtönung benutzte, um den Heiligenbildern einen  mystischeren Ausdruck zu verleihen. Deshalb denkt man eine Verbindung des Klosters zu Georgien.

 Möglicherweise hat die Bezeichnung ihren Ursprung aber auch im Namen des Berges, in dessen Höhle sich das Kloster befindet, der von Griechen "Mela" genannt wurde.

Eine dritte Auslegung der Benennung ist im, dem Georgischen verwandten, Lazischen zu suchen. In dieser Sprache bedeutet "sumi" drei, woher sich die Bezeichnung "Dreifaltigkeit" ableiten ließe. Dies eröffnet die Wahrscheinlichkeit, dass das Kloster vor der Zeit der Komnenen entstand, da sich diese des Griechischen - der Amtssprache des Byzantinischen Reiches seit Heraklios (610 - 641) - bedienten.

 Die erste Urkunde über das Kloster stammt aus dem 13. Jh.

 In der Ära der Komnenen, die das Königreich Trapezunt in Nachfolge einer Provinz des Lateinischen Kaiserreiches als Vasallen der Seldschucken bis 1461 regierten, war Alexios III. ( 1349 - 1390 ) ein großer Förderer des Klosters. Nicht unwahrscheinlich erscheint, dass bereits dessen Urgroßvater Ioannis II. Komnenos (1280 - 1285) Mönche, die sich als Eremiten in den umliegenden Bergen angesiedelt hatten, unterstützte.

 Einer Sage nach wurde Alexios durch Einwirkung der Marien-Ikone aus einem schweren Unwetter gerettet. Aus Dankbarkeit habe er daraufhin das Kloster unterhalten. Eine Schrift über dem Eingang aus dem Jahre 1360 ( sie wurde 1650 entfernt ) besagte, dass dieser König "Herrscher über Ost und West", gar der Gründer ( kretor ) des Klosters sei. Derselbe habe auch eine Sonnenfinsternis auf Sumela erlebt, worauf hin er Münzen mit einem Sonnen-Symbol prägen ließ. 1365 wurden Sumela' Einkünfte per Erlass gesichert und die Mönche aufgefordert, der permanenten Bedrohung durch Turkvölker "gewahr zu sein ". Dies weist auf die auch strategische Bedeutung des Klosters hin.

 Zu Beginn der Herrschaft der Osmanen 1461 wurden dem Kloster all seine Privilegien durch Sultan "Fatih" Mehmet II, dem Eroberer Konstantinopels ( 1453 ), bestätigt. Auch alle nachfolgenden osmanischen Herrscher gewährten vergleichbare Erlasse. Darüber hinaus es sogar Geschenke, so von Sultan Selim I. ( 1512 - 1520 ) zwei silberne Kandelaber.

 Im 18. Jh. gewann das Kloster, welches in enger Verbindung auch zu Athos stand, großes Interesse unter den wallachischen Woiwoden und wurde von dort reich beschenkt, weswegen umfangreiche Anbauten entstehen konnten. Auch konnten neue Fresken durch Bischof Ignatios 1749 finanziert werden.

 Seine größte Blüte und Ausdehnung erlebte das Kloster im 19. Jh. Erhebliche Mittel erlangte man über den Verkauf von Kopien der wundertätigen Ikone, die von Mönchen im Kaukasus, in Russland und auf dem Balkan vertrieben wurden.

G.Palgrave schrieb 1871 seine Richtigstellung so mancher Legende nieder.

 Nach Gründung der Türkischen Republik durch Mustafa Kemal Paşa Atatürk 1923 wurde das Kloster 1926 verlassen und zunächst dem Verfall preisgegeben. Dazu brannten 1930 noch die hölzernen Anbauten ab, nachdem unvorsichtige Schafhirten ein Feuer zum Aufwärmen entfacht hatten.

 1972 nahm sich das Museum Trabzon auf Veranlassung des Kultusministeriums Ankara seiner an und bewahrte es durch permanente Bewachung vor weiteren Schäden. Leider aber sind auch seine ikonalen Fresken stark beschädigt, jedoch können sie restauriert und gerettet werden.

 Nach dem Verlassen des Klosters verschwanden die meisten seiner Einrichtungsgegenstände. Die mit einem Goldrahmen versehene Ikone wurde von den letzten Mönchen nach Athen verbracht, wo sie ins Benaki-Museum geriet. 1951 wurde ein neues gleichnamiges Kloster bei Kastania/Veria in Nordgriechenland gebaut, die wieder als Wallfahrtsort für die Ikone dient. Alljährlich finden aber auch aus allen Ländern der Orthodoxie zu Maria Himmelfahrt am 15. August Wallfahrten nach Trabzon statt.

 Das Sumela-Kloster wurde nach teilweise Abmauerung der großen Höhle, in der es sich befindet, erbaut. Durch mannigfaltige Anbauten erhielt es sein heutiges Aussehen. An beiden Seiten der Eingangspforte, die über einen steilen Treppenaufstieg erreicht wird, sind Wachhäuschen. Im Innenhof finden sich Zisterne und Küchentrakt. Die Mauer in der Höhlenöffnung und die Hauptkirche runden das Gesamtbild ab. Innerhalb der Anlage befinden sich etliche Kapellen und der Zellentrakt. Rechts im Hof finden sich Gästetrakt und Bibliothek mit herrlichem Blick hinunter ins Tal, die vermutlich 1860 errichtet wurden. Alle erhaltenen Zeichnungen zeigen, dass diese Gebäude zum Hof und zum Tal hin hölzerne Balkone hatten, die von aufeinander gesetzten Kragarmen getragen wurden.

Weltweit einmalig sind die Fresken innen und an der Außenwand er Hauptkirche, da sie ikonalen Stil Byzanz' und Georgiens vereinbaren.

D. Talbot Rice, ein Sumela-Forscher, meint, dass diese Fresken teils auf die erste Hälfte des 14., die übrigen auf das 15. Jhdt. datiert werden können. Sie zeigen neben der Panagia und dem Pantokrator vorwiegend Szenen aus dem Vita Jesu.







15 Kasım 2011 Salı

Seidenstraße

                                            Seidenstraße
Als Seidenstraße bezeichnet man ein Netz von Karawanenstraßen, dessen Hauptroute das Mittelmeer mit Ostasien verbindet. Die Bezeichnung geht auf den im 19. Jahrhundert lebenden Deutschen Ferdinand von Richthofen zurück, obwohl bereits die Byzantiner eine ähnliche Bezeichnung verwendeten.

Entstehung und Geschichte


Bedeutende Handelswege der Welt im 1. Jahrhundert (die fett markierte Route zeigt den Verlauf der Seidenstraße)

Verlauf der Seidenstraße im MittelalterVerbindungen zwischen China und Europa hat es seit ältester Zeit gegeben. Sie basierten auf dem Austausch von Handelsgütern, ermöglichten diplomatische Kontakte und beförderten auch das Wissen über die jeweils andere Kultur. Diese Verbindungen bestanden aber keineswegs kontinuierlich, liefen meist über Mittelsmänner ab und waren immer wieder von längeren Zeiträumen unterbrochen, in denen Handel, Verkehr und Austausch von Informationen behindert wurden.

Eine entscheidende politische Voraussetzung für die vollständige Öffnung des östlichen Endes der Seidenstraße war die chinesische Expansion nach Westen. Unter dem Kaiser Wudi (141-87 v. Chr.) verdoppelte sich die Größe des Han-Reiches fast. Er reagierte auf Grenzbedrohungen mit der Eroberung der feindlichen Gebiete. Seine Armeen drangen weit nach Norden, Süden und Westen vor und unterwarfen zahlreiche angrenzende Staaten. Der Sieg über die Xiongnu brachte endgültig die Kontrolle über Zentralasien. Wudis Truppen nahmen Pamir und Ferghana in Besitz und so konnten die Handelswege zwischen China und dem Westen geöffnet werden. Der Handel entlang der Seidenstraße florierte und überschwemmte die Hauptstadt des Han-Reiches mit westlichen Reisenden und Luxusgütern.

Während der Ostteil nun relativ sicher war, drohte der Westen sich in ein Schlachtfeld zu verwandeln. Lange Auseinandersetzungen der Römer mit den Parthern konnten erst durch das diplomatische Geschick des Augustus beendet werden und es gelang, für einige Zeit Frieden mit den Parthern zu schließen. Dieser Frieden machte auch das westliche Ende der Seidenstraße sicherer und führte zu einer Belebung des Handels mit Fernost.

Eine weitere Blütezeit erlebte die Seidenstraße dann während der Tang-Dynastie, die die Perser als dominierende Macht über die Seidenstraße ablöste. Der zweite Tang-Kaiser Tang Taizong brachte große Teile Zentralasiens sowie das Tarimbecken unter seine Kontrolle. Das byzantinische Reich konnte Teile seiner asiatischen Besitzungen zurückerobern und sich so den Zugang zur Seidenstraße sichern. Das byzantinische Reich blieb ein Hauptumschlagplatz für östliche Waren. Nach der Tang-Zeit nahm der Handelsverkehr entlang der Seidenstraße ab. Zur Zeit der „fünf Dynastien“ konnte die innere Stabilität der Tang-Dynastie nicht gehalten werden und benachbarte Völker konnten erneut die Karawanen überfallen.

Einen entscheidenden Beitrag zu einer direkteren Vernetzung von Asien und Europa leistete die Mongolenherrschaft im 13. Jahrhundert. Die mongolischen Eroberungen leiteten eine Ära häufigen und ausgedehnten Kontakts ein. Sobald sie in ihren neuen Besitztümern Ordnung und Stabilität geschaffen hatten, ließen die Mongolen sich auf Kontakte mit Fremden ein. In ihrem universalen Machtanspruch waren sie gastfreundlich zu ausländischen Reisenden, auch wenn deren Herrscher sich nicht unterworfen hatten. In dieser Zeit kam es erneut zu einer starken Zunahme des Austausches von Waren und Menschen.

Letztlich war das Mongolenreich jedoch kurzlebig. Bereits 1262 begann der Verfall des riesigen Imperiums, auch wenn der östliche Teil unter der Herrschaft Khubilai Khans länger stabil blieb. Der chinesische Nationalismus lebte wieder auf. 1368 wurde die Fremdherrschaft über China schließlich durch Installation der Ming-Dynastie beendet, welche eine aggressive Außenpolitik gegen die Mongolenstämme vertrat. Trotz des mongolischen Friedens erreichte der Handel entlang der Seidenstraße nie wieder ein Volumen wie zur Zeit der Tang-Dynastie. Der nachhaltige Niedergang der Seidenstraße setzte bereits mit der Song-Dynastie ein und wurde vor allem durch den verstärkten chinesischen Seehandel, die Entstehung neuer Märkte in Südostasien und die hohen Zollforderungen der Araber begünstigt.

Auf dem Seeweg hingegen entfielen die Gefahren der langen Reise und die Abgaben an die Zwischenhändler. Die Seidenstraße verlor im Zuge der weltweiten Expansion der europäischen Seemächte in der Frühen Neuzeit endgültig an Bedeutung. Der Handel über die Seidenstraße wurde durch Schiffe ersetzt, wobei chinesische Händler mit ihren Dschunken bis nach Indien und Arabien fuhren. Die Europäer waren seit der Song-Zeit in ihrem China-Handel stark eingeschränkt. Während der Seeexpeditionen war daher eines ihrer Hauptziele, das sagenumwobene Cathai (China) auf dem Seeweg wiederzufinden. Erst 1514 erreichten die Portugiesen China und etablierten schnell einen lebhaften Handel, später besetzt durch Spanien. Seit der Mitte des 16. Jahrhunderts war das Reich der Mitte der Hauptprofiteur der europäischen Kolonien in der Neuen Welt. Etwa 70% des dort gewonnen Edelmetalls wurde nach China verbracht, um dort Waren für Europa einzukaufen. Mit der Zeit ersetzten Schiffe der Handelskompanien die Seidenstraße als Verbindung nach Ostasien, um von dort Luxusartikel und Kunstgegenstände für den europäischen Adel zu besorgen.

In jüngster Zeit hat die Seidenstraße wieder an Gewicht gewonnen. Der Bau von Straßen, der durch die Entdeckung großer Ölreserven begünstigt wurde, hat den Zugang zu den unwirtlichen Gegenden erleichtert und die Region wurde industrialisiert. Auch die Handelswege an sich wurden wieder eröffnet und sind nicht zuletzt für den Tourismus bedeutend.

Verlauf und Natur 

Satellitenaufnahme des Tarim-Beckens mit der Taklamakan-Wüste, im Südwesten das Karakorum. (NASA/MODIS/Blue Marble)Älteste Berichte über den Verlauf der Seidenstraße stammen aus der griechisch-römischen Antike. Den Verlauf der Nordroute, die nördlich des Tarim-Beckens verlief, hat Herodot um 430 v. Chr. detailliert beschrieben, wobei er die Stationen der Route mit den Namen der dort ansässigen Völker bezeichnet. Nach seiner Beschreibung verlief die Nordroute von der Mündung des Don zunächst nach Norden, ehe sie dann nach Osten abbog zu dem Gebiet der Parther und von dort weiter über einen Karawanenpfad nördlich des Tienshan, der in der westlichen chinesischen Provinz Gansu endete. Eine ähnlich zusammenhängende Beschreibung der Südroute ist nicht erhalten. Versucht man sie zu rekonstruieren, dann beginnt diese Route in Mesopotamien. Sie verläuft über Ekbatana nach Kyreschata und erreicht dann den Fluss Silis. Danach sind die Angaben widersprüchlich. Ein dritter Weg bestand aus einer Kombination von See- und Landweg und setzte sich aus einer ägyptischen und mesopotamischen Route zusammen, die beide nach Bargyzaga, einem Hafen an der Mündung des Narmada in den Indischen Ozean führten. Alle drei Routen der Seidenstraße sind das Ergebnis einer sich über mehrere Jahrhunderte erstreckenden Entwicklung.

Dabei war die Seidenstraße alles andere als eine natürliche Route. Vom Mittelmeer bis nach China mehr oder weniger durch Wüste verlaufend, ist sie eine der unwirtlichsten Strecken der Erde, die durch versengtes, wasserloses Land läuft und eine Oase mit der nächsten verbindet. Hat man – von Westen kommend – die Taklamakan-Wüste erreicht, ist man umgeben von den höchsten Gebirgsketten der Erde. Nur ein paar eisige Pässe, die mit ihren tiefen Schluchten und 5000 zu überwindenden Höhenmetern zu den schwersten der Welt gehören, führen durch das Gebirge. Auch das Klima ist rau. Sandstürme sind häufig, im Sommer steigt die Temperatur auf über 40°C an und im Winter sinkt sie oft unter -20°C. Allein die immense Bedeutung der Strecke für transnationale Kommunikation zwischen Ost und West hielt diese Verbindung über die Jahrtausende aufrecht.

Außer durch Oasen wurde die Strecke auch durch militärische Stationen wie Haltepunkte zum Wechseln der Pferde unterbrochen, die den Durchgangsverkehr sicherten. Gerade durch die geographische Beschaffenheit bedingt, bildeten sich nur wenige feste Verkehrs- und Handelswege aus, die höchst verletzlich waren, und so konnten kriegerische Wirren in nur einem Abschnitt den gesamten Ost-West-Verkehr unterbrechen.

Nur wenige bereisten in der Geschichte der Seidenstraße die gesamte Strecke von etwa 8000 km. Der Handel lief immer über mehrere Zwischenstationen und jede Nation, die von der Strecke tangiert wurde, wollte ihren Profit als Zwischenhändler maximieren. Und so kam es durch die Konkurrenz untereinander immer wieder zu Konflikten, die in bewaffneten Auseinandersetzungen endeten. Allein unter der Mongolenherrschaft im 13. und 14. Jahrhundert war fast ganz Asien unter einem Herrscher vereint und dies führte zu einem sicheren und geschützten Handel.


 Transkontinentaler Austausch durch die Seidenstraße :

Auf der Seidenstraße wurden nicht nur Waren wie Gewürze, Seide, Glas und Porzellan transportiert; mit dem Handel verbreiteten sich auch Religion und Kultur. So gelangte der Buddhismus über die Seidenstraße bis nach China und Japan und wurde dort vorherrschende Religion. Auch das Christentum drang über die Seidenstraße vor bis zur damaligen Hauptstadt von China, wie eine Steintafel im heutigem Xi'an dokumentiert. Die Kenntnis von Papier und Schwarzpulver kam entlang der Seidenstraße in die arabischen Länder und gelangte von dort später nach Europa.


Handel  :

Ein europäischer Händler an der Seidenstraße in den Augen eines chinesischen Künstlers. (Tang Dynastie,7.Jh.)

Ein westasiatischer und ein chinesischer Mönch, Bezeklik, 9. Jh.Seide war für den Westen wohl das außergewöhnlichste Handelsgut, das die Seidenstraße passierte. Schließlich gab dieser Stoff der Route auch ihren Namen. Dennoch verzerrt dieser Begriff die Wirklichkeit des Handels, denn es wurden natürlich viele andere Waren über diese Handelsstraßen ausgetauscht. Karawanen in Richtung China transportierten unter anderem Gold, Elfenbein, Edelsteine und Glas. In die andere Richtung wurden vor allem Pelze, Keramik, Jade, Bronze, Lacke und Eisen getragen. Viele dieser Güter wurden unterwegs eingetauscht und wechselten so mehrmals den Besitzer bevor sie ihr endgültiges Ziel erreichten. Neben Seide waren vor allem Gewürze bis in die Neuzeit wichtige Handelswaren aus Südostasien. Sie wurden nicht nur als Würzmittel und Aromastoffe, sondern auch als Medikamente, Anästhetika, Aphrodisiaka, Parfum und für Zaubertränke verwendet.

Nichtsdestoweniger war das begehrteste chinesische Produkt die Seide. Die Entwicklung der Seidenweberei lässt sich in China bis in das 2. Jahrtausend v. Chr. zurückführen. Die Herstellung großer Mengen für den Export, einhergehend mit der Ausbildung von Seidenmanufakturen, erfolgte erst mit dem Ende der „Zeit der Streitenden Reiche“ im 3. Jahrhundert v. Chr. Zu dieser Zeit war Seide ein überaus seltener Stoff im Westen, sie gehörte wie Purpur und Glas zu den Luxusartikeln im Römischen Reich. Nur die Reichsten konnten sich bescheidene Mengen des kostbaren Stoffes leisten. In der Zeit der Pax Augusta, als auch das westliche Ende der Seidenstraße sicher war, verlangte die römische Oberschicht verstärkt nach östlicher Seide, Gewürzen und Juwelen, denn man wollte den opulenten fernöstlichen Lebensstil nachahmen.


 Organisation des Handels: 

Ein großes Problem war die Sicherheit der Handelsstraßen. Von China bis Ägypten überfielen Piraten die Karawanen auf den engsten Passagen der Route, wo sie besonders leicht an ihre Beute gelangen konnten. Das Han-Reich stattete deshalb seine Karawanen mit speziellen Verteidigungsarmeen aus und weitete die Große Mauer entlang Teilen der Route aus.

Die Organisation des transkontinentalen Handels war höchst komplex und schwierig. Hunderttausende Tiere, eine große Anzahl von Viehtreibern und Tonnen von Handelsgütern mussten versammelt und bewegt werden. Dabei mussten Mensch und Tier auf der langen Reise unter schwierigen geographischen und klimatischen Bedingungen am Leben erhalten werden. Üblicherweise bereisten die Kaufleute aber nicht die gesamte Strecke, um ihre Waren zu verkaufen. Vielmehr lief der Handel über mehrere Zwischenhändler ab. Während das westliche Ende der Seidenstraße lange die Parther, später die Sassaniden, kontrollierten, waren es in Zentralasien vor allem Nomadenstämme, die den Warenaustausch dominierten. Eine große Bedeutung als Transportmittel kam dem zweihöckrigen (bzw. baktrischen) Kamel zu, das in Zentralasien beheimatet war. Es hat den Vorteil, dass es hitzeresistenter als einhöckrige Kamele ist und ein Winterfell besitzt, so dass es gut an die kontinentalklimatypischen, extremen Temperaturschwankungen in diesen Steppen- und Bergregionen mit großen Höhenunterschieden angepasst ist. Daher wurden diese Kamele seit Beginn der Handelsbeziehungen benutzt.


 Kultur- und Techniktransfer :

Der Transfer technischer Errungenschaften, kultureller Güter oder Ideologien geschah weniger absichtlich und langfristiger als der Austausch von Waren. Fernreisen aller Art, ob aus kommerziellen, politischen, diplomatischen oder missionarischen Gründen, stimulierten den kulturellen Austausch zwischen verschiedenen Gesellschaften. Lieder, Geschichten, religiöse Ideen, philosophische Ansichten und wissenschaftliches Wissen kursierten unter den Reisenden. Außerdem fand durch die Einführung neuer Nahrungsmittel auch ein agrikultureller Austausch statt. Bedeutende Techniken wie die Papierherstellung und der Buchdruck, chemische Prozesse wie die Destillation, sowie effizientere Pferdegeschirre und der Steigbügel wurden über Asien verbreitet.

 Ausbreitung von Religionen über die Seidenstraße:

Ein besonders langlebiges Gut, das über die Seidenstraße transportiert wurde, waren Religionen. So kam beispielsweise der Buddhismus über die nördliche Route von Indien nach China und Japan, am stärksten während der Nördlichen Wei-Dynastie im 4. und 5. Jahrhundert. Dem Christentum war eine Verbreitung östlich Kleinasiens – abgesehen von wenigen Ausnahmen – erst mit dem Beginn des Sassaniden-Reiches im 3. Jahrhundert n. Chr. möglich. Auch wenn es nie zur dominanten Religion in Zentral- und Ostasien wurde, nutzte man die Seidenstraße, um bis an die chinesische Grenze vorzustoßen. Zur Zeit des Mongolenreiches war das nestorianische Christentum, das auf den griechischen Theologen Nestorius zurückzuführen ist, eine kulturelle Waffe, mit der man rechnen musste.

Die Verbreitung des Christentums war aber eher bescheiden im Vergleich zu der des Islams, die die anderer Religionen bei weitem übertraf. Nach dem Tod Muhammads 632 n. Chr. begann sich der Islam schnell über die arabische Halbinsel zu verbreiten, und in den nächsten hundert Jahren eroberte er eine alte römische Provinz nach der anderen: Zuerst Syrien, dann Ägypten und ganz Nordafrika. Bald war auch der westliche Teil der Seidenstraße und damit der transasiatische Handel unter islamischer Kontrolle. Nach der Eroberung des Persischen Reiches setzte sich die Expansion in östlicher Richtung fort. Der Islam verbreitete sich zunächst in den städtischen Zentren entlang der Seidenstraße, später in den ländlichen Gegenden. Auch in Zentralasien, China, Bengalen und später in Indonesien entstanden Moslemgemeinden, allerdings ohne militärische Eroberung oder politische Absorption.
Auch die Religionen des Zoroastrismus und des Manichäismus – beides Lehren persischen Ursprungs – wurden über die Seidenstraße verbreitet.


 Ausbreitung von Krankheiten :

Genauso wie religiöse Vorstellungen oder kulturelle Güter, verbreiteten sich auch immer wieder Krankheiten und Infektionen entlang der Seidenstraße. Fernreisende halfen den Erregern, sich über ihr Ursprungsgebiet hinaus zu verbreiten und so Populationen anzugreifen, die weder ererbte noch erworbene Immunität gegen die Krankheiten, die sie auslösten, besaßen. So entstanden Epidemien, die zu dramatischen Konsequenzen führen konnten.

Das wohl bekannteste und folgenreichste Beispiel für die Verbreitung von Krankheiten entlang der Seidenstraße ist die Ausbreitung der Pest im 14. Jahrhundert: In den 1330er Jahren brach in China die Beulenpest aus. Die tödliche Seuche, die hauptsächlich Nagetiere befällt und über Flöhe auf den Menschen übertragen wird, ist hochansteckend. Lange Zeit trat die Beulenpest nur in der südchinesischen Provinz Yunnan auf. Im frühen 14. Jahrhundert verbreiteten Mongolenheere infizierte Flöhe von Yunnan aus über weite Teile Chinas. Von dort aus verbreitete sich die Beulenpest rasch entlang der Seidenstraße und erreichte über Handelsschiffe aus Kaffa auf der Halbinsel Krim 1348 auch Mitteleuropa. Vor allem der Transport von Pelzen begünstigte ihre schnelle Verbreitung.


 Die Bedeutung der Seidenstraße heute :

Heute hat die Seidenstraße einen eher romantischen, abenteuerlichen Stellenwert. Durch Bücher wird die orientalische Mystik der Route dem Westen näher gebracht und Reisen „auf den Spuren Marco Polos“ ziehen eine wachsende Zahl von Touristen in diese abgelegenen Regionen. China erkannte das touristische Potential sehr schnell, nachdem es in den späten 1970ern seine Türen für ausländische Reisende öffnete. Dies führte dazu, dass viele Sehenswürdigkeiten und Kulturdenkmäler entlang der Seidenstraße restauriert wurden und man von offizieller Seite Sorge für die Erhaltung dieser Monumente trägt. Überdies wurde mit archäologischen Ausgrabungen dem Leben entlang der Seidentrasse nachgespürt. Reisende entlang der Taklamakan-Wüste treffen vor allem auf Stadtruinen und Überreste von Höhlen. Eine Hauptattraktion aber bildet die Bevölkerung und der bis heute erhalten gebliebene Lebensstil. Viele Touristen kommen heute aus Japan, um jene Stätten zu besuchen, die die buddhistische Religion auf ihrem Weg nach Japan passierte. Eine Reise in das Taklamakan-Gebiet ist trotz einiger Erleichterungen wegen der klimatischen und geographischen Bedingungen auch heute immer noch sehr beschwerlich. Die letzte Lücke der Eisenbahnverbindung entlang der Seidenstraße wurde 1992 geschlossen, als die internationale Linie Almaty - Urumqi eröffnet wurde. Trotzdem gibt es entlang der Seidenstraße keine durchgehenden Züge oder zeitlich abgestimmten Umsteigeverbindungen Beijing - Teheran oder Beijing - Moskau.


Silifke - Seleukeia am Kalykadnos / Diokaisareia – Uzuncaburç

Silifke – Seleukeia am Kalykadnos




In ihren Reisebüchern heiß es, daß Seleukeia von Seleukos Nikator I.[1] ge- ründet wurde. Das geht auf den Geographen Strabo[2] zurück. Er berichtet, daß Seleukos die Eimwohner des benachberten Holmi (Taşuçu), das von Piraten zerstört wurde, hierher umsiedelte, und somit, eine neue Stadt gründete, die er schließlich nach sich selbst Seleukeia nannte. Heute wis- sen wir daß das nicht stimmt. Das Göksu-Delta war bereits in der Bronze-zeit besiedelt. Es handelt sich dabei um die hethitische Siedlung Ura, das in das 13. vorchristliche Jahrhundert datiert wird. Allerdings ist von die-ser ersten Stadt nichts mehr übrig geblieben. Wir wissen weiterhin, daß der Ort im Jahr 712 v. Chr. von dem assyrischen König Sargon II. erobert und befestigt wurde. Zu dieser Zeit hieß die Stadt Harrua am Rande von Que. Harrua wurde von den griechischen Kolonisten als Hyria bezeichnet. Seleukos hat warscheinlich dieses Hyria um 295. v. Chr. neu organisiert und umbenannt. 

Es gibt neun Stätte, die nach Seleukos benannt sind. Silifke ist die einzi-ge, die ihr städtisches Zentrum bewahren konnte. Alle anderen sind Rui-nen. Seleukos hat die Stadt warscheinlich als Stützpunkt gegen die Tau-rosstämme genutzt. Aber abgesehen davon lag der Ort auf der Straße von Ikonion nach Antiocheia sehr verkehrsgünstig. Das fruchtbare Umfeld und die Lage am Mittelmeer boten weitere Entwicklungsmöglichkeiten.

Während der hellenistischen Zeit kam die Stadt eine Zeit lang unter die Herrschaft der Ptolemäern, bis sie um 190 v. Chr. von Antiochos II. wie-der zurückerobert wurde.
Seleukeia kam im Jahr 72 endgültig unter römische Herrschaft. Mit dem Übergang an die Römer beginnt auch die Blütezeit der Stadt. Die römi-sche Stadt dehnte sich in der Ebene aus. Die meisten der heute aufrecht-stehenden Ruinen stammen aus der römischen Epoche. Kaiser Diokletian (245-313) machte Seleukeia zur Hauptstadt der neuen Provinz Isauria, die aus 33 Distrikten[3] bestand. In der Spätantike wurde der Druck der Tau-rusvölker wieder stärker und im 4. Jh. plünderten isaurische Banden die Stadt.
In byzantinischer Zeit stand Seleukeia im Rang einer Metropolis und wur-de im 7. Jh. als Bollwerk gegen die Araber ausgebaut. Die Burg entstand zu dieser Zeit. Zu Beginn des I. Kreuzzuges ging Seleukeia im Jahr 1098 an die Franken verloren, fiel aber 1204 nach der Niederlage Bohemunds bei Harran an die Byzantiner zurück, die die Burg (184 m) verstärkten.
Im Jahr 1210 stellte das Köngigreich Kleinarmeinien und die Johanniter von Rhodos dem byzantinischen Kaiser Leon II. insgesammt 400 Ritter zur Verfügung. Daraufhin erhilten sie als Lehen die Burg, die sie schließlich Ausbauten. Mit dem Niedergang des Kleinarmenischen Reiches fielen Burg und Stadt in der 2. Hälfte des 14. Jh. an die Karamanoğulları. 1471 wurde Seleukeia unter Ahmet Paşa in das Osmanische Reich einverleibt. 

Berühmt wurde Seleukeia im Abendland durch Friedrich I. Barbarossa. Im Jahr 1190 lief der Name der Stadt im abendland von Mund zu Mund: Am 10. Juni ertrank der berrühmte deutsche Kaiser Friedrich I. Barbarossa bei der Überquerung des Saleph, womit das Herr des 3. Kreuzzuges seinen Füh- rer verlor.

Die Steinbrücke


Die erste Brücke über den Fluß wurde in römischer Zeit unter dem kiliki-schen Statthalter L. Octavius zu Ehren des Kaisers Vespasian gebaut usw. in den Jahren 77/78 n. Chr. Diese erste Brücke wurde in den karamanisch- osmanischen Kriegen des 15. Jh. schwer beschädigt. 1875 hat Mehmet Ali Paşa sie abreißen und neu errichten lassen.

Tempel des Apollon Sarpedonios

Der Tempel wurde im 2. Jh. n. Chr. errichtet. Es handelt sich dabei um einen Peripteros mit 8x14 Säulen korintischer Ordnung. Das Bauwerk wur-de im 5. Jh. in eine Basilika umgewandelt. Zu sehen sind nur noch einige Basen sowie eine kannelierte Säule in situ.

Die Ulu Cami

50 m von der Brücke entfern am Fuß einer Klippe haben die Karamanie-den auf das Fundament eines Vorgängerbaus die Moschee gebaut. Wahr-scheinlich stand hier zunächst ein Tempel, der später in eine Kirche um- gebaut wurde.

Demircili – Imbriogon (ca. 350 m)

Imbriogon entstand Ende des 2. Jh. n. Chr. Es handelt sich hierbei um ei-nen Ort, der der aristokratischen Oberschicht von Seleukeia als letzte Ru- hestätte diente. Neben den Überresten eines kleinen römischen Bads und einiger andere unbedeutender Bauten sind mehrere wunderschöne Grab-tempel erhalten geblieben.  Lorbeeröl (Seife), Defne yağı.

Diokaisareia – Uzuncaburç (1184 m)
Diokaisareia war ursprünglich ein Kultzentrum, das zu der 4 km östlich gelegenen Stadt Olba gehörte. Olba seinerseits war ein hellenistisches Priesterfürstentum. Es handelte sich dabei um die Priesterdynastie der Teukriden, die im 3. und 2. Jh. v. Chr. über weite Teile Westkilikiens regierten. Sie hatten sich sogar im Bereich von Korykos und Elaioussa einen Zugang zum Meer verschafft. Mit kluger Diplomatie haben sie die Gunst der hellenistischen Herrschen genauso gut gewonne wie die der römischen Großmacht. Ihre Herrschaft wurde von Marcus Antonius als auch von Augustus bestätigt. Und unter Kaiser Tiberus (14-37 n. Chr.) wurde das Heiligtum des Zeus Olbios zur Polis erhoben und Diokaisareia genannt. In der Folgezeit entwickelte sich Diokaisareia dadurch zu einer von Olba unabhängigen Stadt. Eine geflasterte römische Straße verband beide Stäte. Unbekannt ist aber die territoriale Ausdehnung beider Stät-te und insbesondere ihre Abgrenzung gegeneinander.

In byzantinischer Zeit wurde der Ort Bischofssitz. Einer der Bischöfe der Stadt, ein gewisser Montanus, nahm am Konzil von Konstantinopel (381) teil. Die ersten Turkmenen siedelten den Ort im 11. Jh. an und nannten ihn Uzuncaburç, was auf deutsch “hoher Turm” bedeutet.

Die Säulenstraße

Im 1. Jh. n. Chr. hat man hier eine 10,4 m breite Säulenstraße gebaut. Sie führte vom Theater im Osten vorbei am Zeus-Tempel zum Tyche-Tempel im Westen. Kurz vor dem Tyche-Tempel kreuzte sie die zweite Säulenstraße der Stadt. Die Säulen der Hallen sind leider nicht mehr er-halten, aber ihre Basen sind noch zu erkennen.

Das Prunktor

Den Eingang zum Tempelareal hat man mit einem Prunktor gekennzeich-net. Die Toranlage war ursprünglich 15,3 m lang und 8 m breit. Die Kon-solen an den Säulen waren für Statuen bestimmt. Die Säulen haben eine Höhe von 6,75 m und einen Durchmesser von 1,05 m.  

Das Nymphaion

Das Nymphaion aus dem 2./3. Jh. und ist insgesamt 17 m lang und 11 m breit gewesen. Auf den rechteckigen Kalksteinblöcken rechts und links der Anlage steht noch jeweils eine Basis.

Der Hohe Turm

Dieser Turm wurde Ende 3./Anfang 2.Jh. v. Chr. von dem Priester Teuker, Sohn des Tartyaris errichtet. Anfangs stand er alleine, später wurde er in die Stadtmauer integriert.
Er hat einen rechteckigen Grundriß von 15,7x12,5 m und erreicht eine Höhe von 22.3 m. Das bauwerk ist fünfstöckig. Das Erdgeschoß war mit dem darüberliegenden über eine Steintreppe verbunden. Die oberen Stockwerke ihrerseits waren über Holzleitern zu erreichen. Die balkonar-tige Öffnung (6,5 m hoch) wurde dann als Zugang benutzt wenn man das eigentliche Eingangstor nich öffnen wollte. Der Turm wurde u.a. als zur Aufbewahrung des Tempelschatzes genutzt. 

Das Nordtor
Das Nordtor der Stadt wurde im 2. Jh. n. Chr. in die hellenistische Mauer eingefügt. Es ist nahzu unverzehrt erhalten. Insgesamt ist das Tor 31,4 m breit und erreicht eine Höhe von 12 m (1,5 m breit). Die Anlage war ür-sprünglich mit Ornamenten geschmückt und auf den Konsolen standen Statuen. Die auf dem mittleren Bogen angebrachte Inschrift bezieht sich auf die Wiederherstellung unter den Kaisern Arkadius (383-4089 und Ho-norius (393-423) und ermöglicht die Identifizierung ddes Ortes mit Diokaisareia.


Tyche-Tempel

Der Tempel stammt aus dem späten 1. Jh. n. Chr. Fünf der sechs mono-lithischen Granitsäulen sind noch erhalten. Sie sind jeweils 5,5 m hoch und haben einen Durchmesser von 65 cm. Der Tempel war ungewöhnli-cherweise ohne dach konstruiert. Die Cella lag 34 m hinter der Fassade und hatte einen Grundriß von 11,5x11,5 m.
Der Zeus-Tempel
Der Tempel wurde in hellenistischer Zeit unter Seleukos I. Nikator im Jahr 295 v. Chr. in korintischer Ordnung gebaut. Damit wäre dieses Bau-werk der älteste Tempel korintischer Ordnung in Kleinasien.

Es handelt sich hierbei um einen Peripteros mit 6x12 Säulen, von denen noch 30 stehen. Die Säulen sind 9,8 m hoch und haben einen Durchmesser von 1.55 m an der Basis. Der Tempel selbst mißt 39,7x21,2 m.

Im 5. Jh. wurde die Anlage in eine dreischiffige Basilika umgebaut. Auf der Ostseite entfernte man zwei Säulen und setzte an ihre Stelle eine Ap-sis mit zwei kleineren Nebenräumen. Auf der Südseite wurde mit einer Zwischenwand eine Narthex abgetrennt, den äußeren Säulenkranz schloß man durch die Ausmauerung der Säulenabstände.  


[1] 312-281 v. Chr.
[2] Strabo (um 63 v. Chr. bis ca. 24 n. Chr.), griechischer Geograph und Historiker, der in Amasya in Pontus (heute in der Türkei) geboren wurde. Er reiste im Rahmen einer Expe-dition, die von Aelius Gallus, dem römischen Präfekten von Ägypten, geleitet wurde. Ziel der Reise war das Gebiet um den Oberlauf des Nil. Später verbrachte Strabo viele Jahre in Rom. Man weiß wenig über sein Leben, aber nach seinen eigenen Aufzeichnungen ist er von Armenien im Osten bis nach Sardinien im Westen und vom Schwarzen Meer im Norden bis zu den Grenzen Äthiopiens im Süden gereist. Von seinem umfangreichen historischen Werk in 43 Bänden, das eine Ergänzung der Geschichte des griechischen Historikers Polybios war, sind nur einige Teile überliefert. Seine Geographie, eine detaillierte Beschreibung der im Altertum bekannten Welt in 17 Bänden, ist fast vollständig erhalten. Dieses Werk enthält die erste ausführliche Darstellung Britanniens und Germaniens.
[3] Kelenderis(Aydıncık), Claudiopolis(Mut), Diokaisereia(Uzunçaburç-Olba), Lamus(Limonlu)..






Göksu-Delta


An der Stelle, wo der Göksu aus dem Taurusgebirge aus-tritt, liegt Silifke. Und davor dehnt sich ein etwa 15.000 ha großes Schwemmland aus. Größtenteils ist es heute landwirtschaftlich genutzt. Ähnlich anderen türkischen Flußdelten ist das Göksu-Delta erst in historischer Zeit aufgeschüttet worden, ist also in geologischer Hinsicht äußerst jung.

In der rechten Deltahälfte liegen zwei Lagunen. Die La-gunen sind vom Meer durch Sanddünnen getrennt. Diese Dünnenlandschaft stellt ein sehr wichtiges Rastgebiet für viele Singvögel auf dem Zug dar. Gerade in den Früh-lingsmonaten nutzen viele Rotschwänze, Grasmücken, Laubsänger und Würger dieses Gebiet als ersten Rast-platz nach dem Zug über das Mittelmeer. Des weiteren ist der Schilfgürtel südwestlich der Lagunen der Brut-platz des Purpurhuhns.


Der Purpurhuhn


Der Purpurhuhn war in der Antike im Mittelmeerraum weit verbreitet. Im alten Griechenland wurde das zarte weiße Muskelfleisch hoch geschätzt. Die besten Purpurhühner kamen von den Balearen und die zweitbesten aus dem Königreich Kommagene. An beiden Plätzen ist das Purpurhuhn ausgestorben. Der letzte Brutplatz des Purpurhuhns in der Türkei ist das Göksu-Delta. Der Bestand, der weniger als 30 Paare beträgt, ist deswegen unter Schutz.