26 Kasım 2011 Cumartesi

MILET

Geschichte der Stadt

Die Besiedlungsspuren Milets reichen ins späte Chalkolithikum zurück. Die älteste Architektur bezeugt eine minoische Siedlung des 18. bis zu ihrer Zerstörung Mitte des 15., eine erste mykenische Siedlung des 15./14. und, nach deren Zerstörung, eine wohl befestigte Siedlung des 13./12. Jahrhunderts, zu der die mykenische Nekropole am Değirmentepe gehört. Hethitologen erkennen darin das Millawanda der Keilschriftquellen aus der Hethiterhauptstadt Hattusa, das zu ‚Achijawa‘ gehörte, aber 1316, im zweiten Jahr Mursilis II., zerstört wurde. Mitte des 13. Jahrhunderts beklagt sich der Hethiterkönig Hattusili II. im sog. Tawaglawa-Brief beim König von Achijawa über Pijamaradu von Arzawa, der von Millawanda aus gegen westliche Vasallen der Hethiter Krieg führte.

Nach einer schweren Zerstörung schließt (fast?) unmittelbar submykenische(?) und protogeometrische Keramik an. Milet ist damit prädestiniert als einer der Orte an der kleinasiatischen Küste, die mit dem Problem der Kontinuität und Diskontinuität zwischen ägäischer Bronze- und früher Eisenzeit konfrontiert werden können, also der Frage nach den Umständen der griechischen Besiedlung des kleinasiatischen Ionien, für die der Sagenüberlieferung und deren Rationalisierung in Thukydides‘ Archäologie das Modell der Ionischen Wanderung oder auch Kolonisation drei oder vier Generationen nach der Zerstörung Troias – quellenkritisch fragwürdig - entnommen wird. Im Troerkatalog der Ilias gehört Milet den barbarophonen Karern. Die Sage geht von zwei Gründungsakten aus, durch Kreter aus Milatos unter Sarpedon oder unter dem Kreter Milatos zwei Generationen vor dem Fall Troias und, im Zusammenhang mit der Ionischen Wanderung, durch Neleus, Sohn des Kodros, aus Pylos bzw. Athen. Diese ‚Ionier‘, erzählt Herodot, kamen ohne Frauen; sie heirateten die Karerinnen, deren Väter sie erschlagen hatten.

Architektur beginnt im Stadtgebiet im 8., am Kalabaktepe in der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts. An das Ende des 8. Jahrhunderts gehört eine durchgehende Zerstörungsschicht. Mit Blick auf über 70 Kolonien, die am Marmara- und am Schwarzen Meer seit etwa 670 v. Chr. von hier aus gegründet wurden, hieß Milet Ioniae caput, Haupt von Ionien. Es war um 650 Mitgründer von Naukratis, dem griechischen Handelsplatz in Unterägypten. Die reichen Weihgaben vom archaischen Aphroditetempel westlich vor der Stadt bezeugen rege Kontakte von Etrurien bis Syrien und Ägypten. Milets Elektronprägungen Anfang des 6. Jahrhunderts gehören zu den frühesten Münzen. Durch Thales, Anaximander und Anaximenes war Milet im 6. Jahrhundert Zentrum der ionischen Naturphilosophie. Im geographischen Weltbild des Hekataios von Milet, das die Oikumene spekulativ in drei Erdteile gliederte, bildet die Stadt den Mittelpunkt.

Gegen Mitte des 7. Jahrhunderts musste sich Milet gegen Raubzüge der Kimmerier, dann die Expansion des Lyderreiches wehren. Um 600 hielt es unter dem Tyrannen Thrasybulos dank seiner Flotte dem Alyattes in einem langen Kriege stand. Unter Kroisos wie nach dessen Ende 547 unter dem Perserkönig Kyros vermochte Milet eine privilegierte Stellung in Ionien einzunehmen. Wenig sind wir über die Konflikte mit anderen griechischen Städten unterrichtet, noch schlechter aber über die inneren Verhältnisse; Thoas und Damasenor sind zwei weitere Tyrannennamen des frühen 6. Jahrhunderts, nach deren Sturz Bürgerkrieg geherrscht habe. Die Stadt stand Ende des 6. Jahrhunderts „in seiner Blüte und war der Schmuck Ioniens“, wie Herodot schrieb. Nachdem Milets Flotte bei Dareios‘ Skythenzug um 513 eine wichtige Rolle für den Perserkönig gespielt hatte, führten die Tyrannen Histiaios und Aristagoras 499 die Stadt in den Ionischen Aufstand. Die Perser siegten und zerstörten 494 Milet; einen guten Teil der Einwohner deportierten sie. Das ist das aufsehenerregende Ende des alten Milet, das Phrynichos als Tragödie auf die Bühne Athens brachte.

Es gibt Anzeichen unmittelbarer Kontinuität wie die Prosopographie aristokratischer Familien und die Wiederbesiedlung auf der Ostterrasse des Kalabaktepe. Nach 479 gehörte Milet mit einem relativ hohen Beitrag zum Attisch-Delischen Seebund. Nach einem Abfallversuch erhielt die Stadt eine athenische Besatzung. Im Peloponnesischen Krieg fiel sie 412 ab und wurde Operationsbasis der spartanischen Flotte. Der spartanische Feldherr Lysander brachte 405 im Bündnis mit Kyros dem Jüngeren Oligarchen in Milet an die Macht; 402 führte der persische Satrap Tissaphernes die Demokraten zurück, zu dessen Machtbereich Karien die Stadt in der Folgezeit gehörte, wie später unter den Dynasten Maussolos und Asandros. Alexander der Große belagerte und eroberte Milet 334 gegen eine persische Garnison. In hellenistischer Zeit bewahrte es gegenüber den wechselnden Garanten von ‚Freiheit und Autonomie‘ wie zuerst 312 Antigonos Monophtalmos eine gewisse Eigenständigkeit. Isopolitieverträge mit Tralleis (212), Mylasa (209), Pidasa (188) und Herakleia (185) stärkten die eigene Stellung in den Rivalitäten mit den Nachbarn Magnesia und Priene.

 Zu Rom bekam Milet bereits vor dessen Sieg über den Seleukiden Antiochos III. bei Magnesia 190 v. Chr. Kontakt und wurde in den Friedensregelungen von Apameia 188 begünstigt. Schon in die Zeit der Einrichtung der Provinz Asia gehört ein Kultgesetz für den populus Romanus und die dea Roma. Mit dem Jahr der Säkularfeier in Rom 17 v. Chr. begann in Milet eine neue Eponymenliste mit dem Aisymneten Augustus. In der Kaiserzeit war Milet eine reiche Stadt, besaß aber nicht den Rang der Provinzhauptstadt Ephesos. Eine jüdische und früh schon eine christliche Gemeinde sind bezeugt. Zum Schutz gegen die Goten wurden 262 n. Chr. die Stadtmauern erneuert. Das (nördliche) Tor des Südmarkts wurde unter Iustinian 538 zum südlichen Stadttor eines stark verkleinerten Stadtareals. Die Byzantiner errichteten im 7./8. Jahrhundert über dem Theater ein Kastell, im 12. Jahrhundert wurde der Theaterhügel insgesamt ummauert; diese Siedlung trug den Namen tà Palátia. Bis ins 14. Jahrhundert war Milet Bischofssitz. Es gehörte seit Anfang des 14. Jahrhunderts zu den Seldschukenemiraten zuerst von Aydin, dann zu dem der Menteşe von Milas. Venedig unterhielt dort seit 1352 eine Faktorei; İlyas Bey schloss als dominus palatie 1403 und 1414 Verträge mit Venedig. Die Häfen waren längst verlandet, doch erreichte der Antiquar Cyriacus von Ancona 1412 als scriba minor auf einem Handelsschiff der Alfieri noch über einen Kanal den Hafen von Palatia am antiken Theater: „Er besuchte das einst berühmte und nun durch sein hohes Alter zerfallene Milet; doch es sind noch dessen gewaltiges Amphitheater und viele andere herausragende Überreste ihres hohen Ranges sichtbar.“


 
Geschichte der Ausgrabungen
Die ersten archäologischen Untersuchungen in Milet wurden 1873 durch den französischen Archäologen O. Rayet durchgeführt. Die systematische Erforschung der antiken Stadt begann aber erst am 26.9.1899 unter Theodor Wiegand, der bis zum 1. Weltkrieg im Auftrag der Berliner Museen die Stadt in ihren Grundzügen und einen großen Teil der öffentlichen Bauten im Stadtzentrum freilegte (Abb. 1-3). Nachdem die Prunkbauten der hellenistisch – römischen Zeit und auch die byzantinischen und islamischen Ruinen weitgehend erforscht waren, konzentrierten sich die Arbeiten auf das Gebiet um den Athenatempel, wo unter den archaischen Gebäuden mykenische Verteidigungsanlagen und Siedlungsreste zu Tage kamen. Bei der Wiederaufnahme der Arbeiten an dieser Stelle konnte W.D. Niemeier die Geschichte der Stadt bis in die minoische Zeit und inzwischen sogar bis in das Chalkolithikum zurückverfolgen.
Bereits zu Anfang des 20. Jh. galt das besondere Interesse der Ausgräber den Resten aus der archaischen Epoche, als die Stadt nach antiker Überlieferung die wirtschaftlich und politisch bedeutendste an der kleinasiatischen Westküste war. Da die archaischen Schichten im Zentrum wegen der starken Verschüttung und des hohen Grundwasserspiegels nur unter größten Schwierigkeiten zu erforschen waren, konzentrierte man sich bereits damals auf das höher gelegene Gelände im Süden des Stadtgebietes am sog. Kalabaktepe. Hier wurden die Arbeiten seit den 80er Jahren im Rahmen eines von der DFG finanzierten Projektes zur Erfoschung des archaischen Milet unter der Leitung von V. v.Graeve wiederaufgenommen und haben seither wichtige Ergebnisse zur Hausarchitektur, zu Handwerksbetrieben, aber auch zu den Verteidigungsanlagen und Sakralbauten geliefert. Die Entdeckung des westlich in einem Vorort gelegenen Heiligtums der Aphrodite ergänzt in willkommener Weise durch den Reichtum an Funden das Bild von den überregionalen Beziehungen der einstigen Handelsmetropole.


Der Mythos der alten Griechen 

Nach der griechischen sagenhaften Überlieferung wurde Milet von Kretern aus Milatos unter Sarpedon gegründet. Strabon zitiert Ephoros von Kyme, einen Historiker des 4. Jahrhunderts v. Chr.: Milet wurde zuerst von Kretern über dem Meer gegründet … und von Sarpedon besiedelt, der Einwohner des kretischen Miletos herbrachte und die Stadt nach jenem Miletos benannte. Den Platz hatten zuvor die Leleger besessen. Nach einer anderen Version erfolgte die Besiedlung unter dem Kreter Milatos zwei Generationen vor dem Fall Trojas.

Die ionische Besiedlung soll durch Neileos, Sohn des Kodros, aus Pylos bzw. Athen erfolgt sein. Herodot berichtet, dass die Griechen ohne Frauen kamen. Nachdem sie die Karer erschlagen hatten, heirateten sie deren Töchter.

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