Der Granatapfel oder Grenadine (Punica granatum) ist eine
Pflanzenart, die heute bei weiter Fassung der Familie der Weiderichgewächse
(Lythraceae) zugerechnet wird. Die Heimat des Granatapfels liegt in West- bis
Mittelasien; heute wird er unter anderem im Mittelmeerraum angebaut.
Die Bezeichnung
des Granatapfels ist in vielen Sprachen auf das lateinische Wort für Kerne oder
Körner, granae, bzw auf deren große Zahl (lat. granatus = körnig, kernreich)
zurückzuführen. Den lateinischen Namen Punica bekam er im Römischen Reich, da
die Phönizier (auch Punier genannt) diese Pflanze, zum Teil aus religiösen
Gründen, verbreiteten.
Heimat und Verbreitung
Das
Verbreitungsgebiet des Granatapfels liegt im westlichen bis mittleren Asien;
die Heimat des Baumes erstreckt sich von der Türkei über den Kaukasus
(Armenien, Aserbaidschan, Georgien, Südrussland) sowie Tadschikistan,
Turkmenistan und Usbekistan östlich bis nach Iran, Afghanistan und Pakistan.
Im Mittelmeerraum
und im Nahen Osten, beispielsweise im Iran, in Armenien, Ägypten, Spanien,
Marokko, Tunesien, Syrien, Palästina, Israel und in Anatolien, wird der
Granatapfel seit Jahrhunderten kultiviert (siehe auch Gartenkunst). In Indien
wird der Granatapfel auch als Gewürz angebaut. Aber auch in Fernost-Asien tritt
der Granatapfel auf. In Indonesien ist er bekannt als delima.
Einige
Selektionen des Granatapfels können auch in wintermilden Regionen Mitteleuropas
ausgepflanzt werden. Ein Strauch blüht jährlich zum Beispiel im Vorgarten des
Museums für Kunstgewerbe in Budapest.
Im Zuge des
spanischen Kolonialismus gelangte der Granatapfel auch in die Karibik und nach
Lateinamerika.
Die Eigenschaften der Pflanze
Habitus und Blätter
Der Granatapfel
wächst als sommergrüner kleiner Baum und wird oft als Strauch kultiviert; er
erreicht Wuchshöhen bis zu fünf Metern, wird bis zu drei Meter breit und kann
einige hundert Jahre alt werden. Die Rinde ist rotbraun bis grau. Die jungen
Zweige sind oft vierkantig. Die Blattstiele sind zwei bis zehn Millimeter lang.
Seine überwiegend gegenständigen, glänzenden, ledrigen Laubblätter sind etwa
zwei bis zehn Zentimeter lang (je nach Sorte) und ein bis zwei Zentimeter
breit. Nebenblätter fehlen.
Blüten
Im Frühjahr und
Sommer trägt er an den Zweigenden große, urnen- bis glockenförmige Blüten. Die
zwittrigen Blüten sind fünf- bis neunzählig mit doppelten Perianth. Ihre Farbe
reicht von orangerot bis hellgelb. Es sind viele Staubblätter vorhanden.
Frucht
Die von der Form
apfelähnliche, anfangs grüne, später orangerote Frucht, ist als Grenzfall einer
Beere anzusehen, da das Fruchtfleisch nicht fleischig ist, allerdings auch
nicht verholzt. Sie hat einen Durchmesser von bis zu etwa zehn Zentimetern und
ist durchzogen von vielen Wänden. Dadurch entstehen Kammern, in denen sich
zahllose bis zu 15
Millimeter große kantige Samen befinden, die jeweils
umgeben sind von einem glasigen, saftig-prallen, tiefrot bis blassrosa
gefärbten Samenmantel (Arillus), der auf Druck leicht zerplatzt. Insgesamt sind
etwa 613 Samen in der Frucht enthalten.
Granatäpfel
zeichnen sich durch einen hohen Gehalt bioaktiver Inhaltsstoffe aus. Der
Granatapfel enthält größere Mengen Flavonoide wie Anthocyane und Quercetin,
Polyphenole vor allem Ellagitannine wie Punicalagin sowie Phenolsäuren wie
Ellagsäure und Gallussäure. Er ist reich an Kalium und enthält unter anderem
Vitamin C, Calcium und Eisen. Die Früchte reifen nach der Ernte nicht nach, sie
zählen zu den nichtklimakterischen Früchten.
Die fleischig
ummantelten Samen kann man entweder mit den Fingern oder mit der Hilfe eines
Löffels gut herauslösen und sogleich verzehren oder Süßspeisen und Eis damit
dekorieren. Eine weitere Methode zum Herauslösen der Samen: Frucht horizontal
halbieren, die Schale an den dünnen Häutchen einritzen und die Frucht
sternförmig zerbrechen. Ferner ist es möglich, die Kerne herauszulösen, indem
man eine Schüssel mit Wasser füllt, den Strunk abschneidet und den Granatapfel
in der Schüssel aufbricht. Die essbaren Kerne werden zu Boden sinken, während
die Schale und die weißen Häutchen auf dem Wasser schwimmen und leicht zu
separieren sind. Außerdem lassen sich die Kerne durch Schlagen auf die
Außenschale der halbierten Frucht (etwa mit einem Holzlöffel) lösen; hierzu
bietet es sich an, die Granatapfelhälften mit der Schnittkante nach unten in
eine kleine Schüssel o.ä. zu legen, damit die Kerne herausfallen können.
Nutzung
Die Früchte
werden in den Monaten September bis Dezember geerntet.
Schale und Saft
des Granatapfels sind seit Jahrhunderten Farbstoffe für Orientteppiche. Durch
das Kochen der Frucht erhält man eine pechschwarze Tinte. Die Fruchtschale des
Granatapfels wurde in Indien zum Färben von Wolle in Gelb- und Schwarztönen
verwendet. Mit einem Extrakt aus der Wurzel des Granatapfelbaumes können mit
Hilfe einer Eisenbeize tief dunkelblaue Farbtöne erzeugt werden.
Die Wurzel, die
Rinde und die gekochte Schale wurden bis ins Mittelalter als Wurmmittel auch
gegen Bandwürmer eingesetzt.
Grenadinesirup,
also Sirup, der einst ausschließlich aus Granatäpfeln der Karibikinsel Grenada
hergestellt wurde, gibt dem Tequila Sunrise und verschiedenen anderen Cocktails
seinen fruchtigen Geschmack und seine rote Färbung.
Granatäpfel und
der aus den ganzen Früchten gepresste Granatapfelsaft sind weltweit,
insbesondere im Mittelmeerraum, im Nahen Osten, in den USA, in Südeuropa und
seit einigen Jahren auch in Mittel- und Nord-Europa als Nahrungsmittel weit
verbreitet. Durch Vergärung kann aus dem Saft auch Granatapfelwein gewonnen
werden, der vor allem von Armenien und Israel exportiert wird. Er ähnelt
süßlichen Dessertweinen oder Südweinen wie Portwein oder Sherry.
Granatapfelsaft
wird aber auch zu medizinischen Zwecken fermentiert. Denn vor allem durch
Fermentation mit lebendenden Mikroorganismen (Lebendfermentation) wird die
Bioaktivität und Bioverfügbarkeit der im Granatapfel enthaltenen Polyphenole
durch fermentative Vorverdauung gesteigert.
Das Fruchtfleisch
oder der Saft des Granatapfels werden in der feinen Küche gerne zur
Verfeinerung von Wild- oder Geflügelgerichten oder in Obstsalaten verwendet.
Medizinische Bedeutung
Über 250
wissenschaftliche Studien zeigen, dass der Granatapfel eine positive Wirkung
bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und Arthritis haben könnte. Allerdings
sind die meisten Studien nur auf Versuche mit Zellkulturen oder Tieren
beschränkt. Die Übertragbarkeit auf den Menschen bleibt deshalb bis jetzt oft
fraglich und muss in entsprechenden Studien belegt werden.
Bisher wurden
sieben klinische Studien (zum Teil randomisierte Doppelblind-Studien) zur
Wirkung des Granatapfelsafts veröffentlicht, und eine Phase-3-Studie mit 250
Patienten mit Prostatakrebs ist noch nicht abgeschlossen.
Der Granatapfel
verfügt, selbst im Vergleich zu Rotwein und Blaubeeren, über besonders viele und
stark wirksame Polyphenole, welche vermutlich für die positiven
gesundheitlichen Effekte verantwortlich sind. Bei Granatapfelprodukten gibt es
beträchtliche Unterschiede bezüglich Qualität und Gehalt an wirksamen
Polyphenolen.
In einer
In-Vitro-Studie konnte eine Schutzwirkung durch Granatapfelsaft vor
Brustkrebszellen festgestellt werden. Sie hemmen die Bildung von körpereigenen
Östrogenen und führen bei östrogenrezeptor-positiven Brustkrebszellen zu einer
Wachstumshemmung von 80 Prozent - ohne das Wachstum der gesunden Zellen zu
beeinträchtigen. Fermentierter Granatapfelsaft ist dabei doppelt so wirksam wie
frischer Saft. Auch auf Leukämiezellen wirken die Polyphenole aus fermentiertem
Granatapfelsaft: Die Zellen bilden sich entweder zu gesunden Zellen zurück
(Redifferenzierung) oder werden in den programmierten Zelltod (Apoptose)
getrieben. Außerdem verhindern die Polyphenole, dass sich neue Blutgefäße
bilden (Neoangiogenese) - das erschwert die Ausbreitung des Tumors.
Auch gegen
Prostatakrebs scheinen die Polyphenole aus fermentiertem Granatapfelsaft
besonders wirkungsvoll zu sein, wie eine Reihe von präklinischen Studien
zeigen. In einer Studie konnten Prostatakrebs-Patienten durch den täglichen
Konsum von Granatapfelsaft (570 mg Polyphenole) ihren PSA-Wert, den zentralen
Biomarker bei Prostatakrebs, viermal länger konstant halten als vor der
Behandlung: In der sechsjährigen Nachbeobachtungsphase stieg die
PSA-Verdopplungszeit von 15,4 auf 60 Monate. Nach diesem Erfolg wird die Studie
nun ausgeweitet. In einer Zellkultur-Studie aus dem Jahr 2008 konnte außerdem
gezeigt werden, dass auch im Spätstadium des Prostatakrebses Granatapfelsaft
noch einen positiven Effekt auf die Zellstruktur haben kann - die Übertragung
der Ergebnisse auf den Krankheitsverlauf eines Menschen ist allerdings ohne
weitere Untersuchungen nicht möglich. Ähnliche positive Effekte mit
hormonunabhängigem Prostatakrebs traten in Tierstudien auf.
In einer
doppelblinden, placebo-kontrollierten Studie an 45 Patienten mit koronarer
Herzkrankheit erhöhte die tägliche Gabe von 240 ml des Saftes des Granatapfels
die Herzmuskeldurchblutung signifikant. Positive Effekte zeichneten sich auch
bei einer Studie mit Patienten mit verengter Halsschlagader ab: Nach einem Jahr
Granatapfelverzehr verminderten sich die Ablagerungen an der Halsschlagader um
35 %, während sie in der Kontrollgruppe deutlich zunahmen.
Anwendung
1. Granati cortex
- früher als Bandwurmmittel. Infolge Nebenwirkungen, die sich durch Steigerung
des Blutdruckes, Sehstörungen, Erbrechen und Kollaps äußern können, ist die Droge
heute obsolet.
2. Granati
radicis cortex - früher als Bandwurmmittel, mitunter auch gegen Spulwürmer. Die
Wurzelrinde ist wirksamer als die Rinde der oberirdischen Organe. In der
Volksheilkunde der Herkunftsländer kommt sie auch als Adstringens und bei
Dysenterie zum Einsatz.
3. Pericarpium
Granati - als Adstringens, unter anderem bei Durchfall, sowie technisch in der
Gerberei. Die Früchte von Punica granatum werden zur Herstellung erfrischender
Getränke genutzt (s. Granatapfelsaft).
4. Flores Granati
- Adstringens
5.
Granatapfelsaft - Über 250 wissenschaftliche Studien zeigen, dass der
Granatapfel eine positive Wirkung bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und
Arthritis haben könnte. Allerdings sind die meisten Studien nur auf Versuche
mit Zellkulturen oder Tieren beschränkt. Die Übertragbarkeit auf den Menschen
bleibt deshalb bis jetzt oft fraglich und muss in entsprechenden Studien belegt
werden. Bisher wurden sieben klinische Studien (zum Teil randomisierte
Doppelblind-Studien) zur Wirkung des Granatapfelsafts veröffentlicht, und eine
Phase-3-Studie mit 250 Patienten mit Prostatakrebs ist noch nicht
abgeschlossen.
Wirkstoffe
Gerbstoffe:
Fruchtschalen,
Stammrinde und Blätter von Punica granatum enthalten Ellagitannine, deren
Zusammensetzung sich je nach Pflanzenteil etwas unterscheidet. Die Fruchtschalen
enthalten 25 bis 28 % Gerbstoffe mit Punicalin (= Granatin D) und Punicalagin
(= Granatin C) als Hauptkomponenten. Gerbstoffbaustein beider Ellagitannine ist
das Dilacton der Dodecahydroxyquaterphenyltetracarbonsäure (= Gallagsäure). In
den Fruchtschalen kommen außerdem die ebenfalls gallagsäurehaltigen
Ellagitannine Granatin A und Granatin B vor. Aus den Blättern wurden sowohl die
Ellagitannine Granatin A, Granatin B, Corilagin, Strictinin und Punicafolin und
weitere Gallotannine isoliert.
Alkaloide:
Punica granatum
enthält in fast allen Pflanzenteilen, vor allem aber in der Rinde von Wurzel,
Stamm und Zweigen α-substituierte Piperidinalkaloide (Isopelletierin, N-Methylisopelletierin
und Pseudopelletierin). Die Wurzel-, Stamm- und Zweigrinden wilder
Granatapfelbäume enthalten mehr Alkaloide als die der kultivierten Formen. Das
Holz ist alkaloidarm, die Fruchtschale ist alkaloidfrei. Nach einer neueren
Untersuchung soll die Fruchtschale wilder Granatapfelbäume jedoch 0,15 %
Alkaloide enthalten.
Phenole:
Die
Fruchtschalen, die Blätter und die Blüten enthalten Ellagsäure, die in den
Fruchtschalen und in den Blüten von Gallussäure begleitet wird. In den Blättern
außerdem Brevifolin, Brevifolincarbonsäure und Pentahydroxydibenzo[b,d]pyran-6-on.
Im Granatapfelsaft wurden Protocatechusäure, p-Cumarsäure, Chlorogensäure und
Neochlorogensäure, in den Fruchtschalen wurde Isoquercitrin nachgewiesen. Die
Blüten enthalten Pelargonidin-3,5-diglucosid, die Fruchtschalen und der saftreiche
Samenmantel enthalten Cyanidin-3-glucosid, Pelargonidin-3-glucosid, Cyanidin-3,5-diglucosid
und Pelargonidin-3,5-diglucosid. Im Samenmantel kommen zusätzlich
Delphinidin-3-glucosid und Delphinidin-3,5-diglucosid sowie zwei
Malvidinderivate vor.
Terpene,
Steroide:
Alle
Pflanzenteile des Granatapfelbaumes enthalten reichlich Triterpene sowie
geringe Mengen Sterole. So wurden in den Blättern β-Sitosterol, Ursol- und
Betulinsäure, in der Stammrinde β-Sitosterol und Friedelin sowie Betulinsäure,
in der Fruchtschale Ursolsäure in den Samen ss-Sitosterol und Stigmasterol und
in den Blüten Sitosterol, Ursolsäure, Maslinsäure, Asiatsäure und
Sitosterol-β-D-glucosid gefunden. Die Samen sollen 17 ppm Östron enthalten. Bei
einer Nachuntersuchung wurden mit Hilfe kompetitiver Proteinbindungstechniken
jedoch nur 4 ppb Östron nachgewiesen.
Sonstige
Inhaltsstoffe:
Der Fruchtsaft
enthält Borsäure, Oxalsäure, Äpfelsäure, Ascorbinsäure, zahlreiche freie
Aminosäuren sowie 5 bis 11 % Glucose und 8 bis 20 % Invertzucker. Die Samen
enthalten Mono-, Di- und Triacylglycerole, freie Fettsäuren, Sterole und
Sterolester sowie Phospholipide und Cerebroside. Die vorwiegende Fettsäure
des Samenöls ist Punicinsäure, eine konjugierte C18-Triensäure. Das wässrige
Homogenat von Samenmantel und Samen agglutiniert menschliche Erythrocyten, und
daraus wurde auf das Vorkommen von Lectinen geschlossen. Diese sind bisher
jedoch nicht näher untersucht worden. Aus den Fruchtschalen wurde ein Pektin
mit einer Molekularmasse von 58.000 isoliert.
Zuchtformen
Es ist eine
Vielzahl von Formen gezüchtet worden, wobei teils die Blütenpracht, teils die
Früchte das Zuchtziel darstellten.
Der
Zwerggranatapfelbaum (als natürliche Zwergform Punica granatum var. nana, als
Zuchtform Punica granatum 'Nana') bleibt ein kleiner Strauch und erreicht bis
etwa einen Meter Wuchshöhe.
Der Granatapfel in den Religionen
Der Granatapfel
ist das Symbol der syrischen Göttin Atargatis.
Griechische Mythologie
Im antiken
Griechenland wurde der Granatapfel den Gottheiten der Unterwelt, Hades und
Persephone, zugeschrieben. Der Unterweltgott Hades entführte Persephone ihrer
Mutter Demeter und nahm sie mit in die Unterwelt. Göttervater Zeus beschloss,
das Mädchen dürfe zurück zu ihrer Mutter, wenn sie in der Unterwelt nichts
gegessen habe.
Kurz vor ihrer
Rückkehr drückte Hades sechs Granatapfelkerne in ihren Mund. Da sie nun doch
etwas in der Unterwelt gegessen hatte, musste sie ein Drittel des Jahres in der
Unterwelt mit Hades regieren und durfte die anderen zwei Drittel mit ihrer
Mutter Demeter verbringen.
Den Streit der
drei griechischen Göttinnen Hera, Athene und Aphrodite, wer die Schönste von
ihnen sei, beendete der Trojaner Paris, indem er Aphrodite einen Apfel
(Granatapfel) überreichte (siehe Urteil des Paris).
Erwähnung in der Bibel
Die Frucht wird
auch mehrfach im Alten Testament der Bibel erwähnt. Der Granatapfel soll 613
Kerne haben, genauso viel wie das Alte Testament Gesetze enthält. Granatäpfel
waren laut der Schilderung in 2 Mos 28,33f. Lut Teil des Efods des
Hohepriesters, dessen Anfertigung Gott den Israeliten befohlen haben soll. Die
abschließenden Knäufe der beiden erzernen Säulen Jachin und Boas vor dem
Salomonischen Tempel wurden laut 1 Kön 7,18 Lut von zwei Reihen Granatäpfeln
geschmückt. Der erste König Israels, Saul, wohnte nach 1 Sam 14,2 Lut
zeitweilig unter einem Granatapfelbaum. Im Hohelied Salomos wird das Wort
Granatapfel mehrere Male verwendet, um die Schönheit einer Frau zu untermalen
(4,3 Lut, 4,13 Lut, 6,7 Lut). Schließlich findet sich der Granatapfelbaum noch
bei den Propheten Joel 1,12 Lut und Hag 2,19 Lut.
Erwähnung im Koran
Die Frucht wird
auch im Koran erwähnt:
Das Vieh (6.
Sure), 99: „Und Er ist es, Der Wasser niedersendet aus der Wolke, damit bringen
Wir alle Art Wachstum hervor; mit diesem bringen Wir dann Grünes hervor, daraus
Wir gereihtes Korn sprießen lassen, und aus der Dattelpalme, aus ihren
Blütendolden, (sprießen) niederhängende Datteltrauben, und Gärten mit Trauben,
und die Olive und den Granatapfel - einander ähnlich und unähnlich. Betrachtet
ihre Frucht, wenn sie Früchte tragen, und ihr Reifen. Wahrlich, hierin sind
Zeichen für Leute, die glauben.“
Das Vieh (6.
Sure), 141: „Er ist es, Der Gärten wachsen lässt, mit Rebspalieren und ohne
Rebspalieren, und die Dattelpalme und Getreidefelder, deren Früchte von
verschiedener Art sind, und die Olive und den Granatapfel, einander ähnlich und
unähnlich. Esset von ihren Früchten, wenn sie Frucht tragen, doch gebet Ihm die
Gebühr davon am Tage der Ernte und überschreitet die Grenzen nicht. Wahrlich,
Er liebt die Maßlosen nicht.“
Der Gnadenvolle
(55. Sure), 68: „In beiden werden Früchte sein, und Datteln und Granatäpfel.“
Kulturgeschichte
Granatapfelbaum
aus dem Jahr 1653 in
den Herrenhäuser Gärten
Die
archäologischen Überlieferungsbedingungen für Granatäpfel sind schlecht, da die
Frucht meist frisch verzehrt wird und die wasserreiche Schale beim Erhitzen
explosionsartig zerbirst. Wie Versuche ergeben haben, haben lediglich alte
Granatäpfel mit relativ ausgetrockneter Schale die Chance, zu verkohlen und so
überliefert zu werden. Ein verkohlter Granatapfel wurde in den
frühbronzezeitlichen Schichten des Tel es-Sa'idiyeh in Jordanien gefunden. Auf
Zypern und in Ägypten wurden in der späten Bronzezeit farbige Glasgefäße in
Form eines Granatapfels hergestellt. Das bei Kaş in der Türkei gefundene Ulu
Burun-Schiff enthielt zyprische Vorratskrüge mit über 1000 Granatapfelsamen. Es
ist nach den geborgenen Gefäßen in die Periode SM IIIA2 zu datieren.
Granatäpfel wurden als Grabbeigabe in einer Grabkammer eines hohen ägyptischen
Beamten aus der Zeit Ramses IV. gefunden. Im jordanischen Tell Deir ʿAllā im
Jordantal wurden Granatäpfel in eisenzeitlichen Schichten geborgen. In
Deutschland ist der Granatapfel etwa im mittelalterlichen Konstanz
archäologisch nachgewiesen.
Der Granatapfel
ist seit Urzeiten ein Symbol für Leben und Fruchtbarkeit, aber auch für Macht
(Reichsapfel), Blut und Tod.
In der
christlichen Symbolsprache kann der Granatapfel für die Kirche als Ekklesia
stehen, als Gemeinschaft der Gläubigen. Er symbolisiert auch das Enthaltensein
der Schöpfung in Gottes Hand bzw. Vorsehung. Er ist außerdem auch Symbol des Priesterstandes,
weil er in seiner harten Schale (= Askese des Priesterstandes) reiche Frucht
trägt. Aufgrund dieser Symbolik taucht der Granatapfel in zahlreichen
mittelalterlichen Tafelgemälden auf. So spielt zum Beispiel auf der von
Matthias Grünewald 1517/1519 geschaffenen Stuppacher Madonna das Jesuskind mit
dem Granatapfel, den ihm seine Mutter reicht. Damit ist die Frucht der
Schlüssel zu der mit diesem Gemälde verbundenen Aussage, dass Maria die Mutter
der Kirche sei.
Der Orden der
Barmherzigen Brüder hat als Emblem einen Granatapfel mit Kreuz. Zum einen wurde
der Orden in der spanischen Stadt Granada gegründet, die in ihrem Wappen den
Granatapfel hat. Zum anderen gilt der Granatapfel bei vielen Völkern als Symbol
der Liebe, der Fruchtbarkeit und Unsterblichkeit. In der katholischen Kirche
wurde der Granatapfel schon bald zu einem Symbol für Jesus.
Der Granatapfel
ist auch Bestandteil der Wappen der Stadt Granada, der gleichnamigen Provinz
und vieler ihrer Orte, sowie Teil des Wappens von Spanien, wo es das alte
Königreich Granada nach der Übernahme durch die christlichen Herrscher Spaniens
repräsentiert.
In China gilt der
Granatapfel wegen seiner vielen Kerne als Symbol für Fruchtbarkeit und
Kinderreichtum.
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