In den Jahren 726
und 730 erließ Kaiser Leo III. zwei Edikte – das erste zur Entfernung, das
zweite zur Vernichtung aller Bilder Christi, Marias und der Heiligen. Seitdem
traten sich die Ikonodulen (Bilderfreunde) und Ikonoklasten (Bilderfeinde) in
wilden Verschwörungen gegenüber. Es kam zu Verhaftungen, Auspeitschungen,
Kerkerstrafen, Verbannungen und sogar Morden. Malern hieb man die rechte Hand
ab, weil sie durch Anfertigung von Bildern gefrevelt haben. Im Jahr 754 wurden
zahlreiche Klöster säkularisiert. Der Staat verwandelte sie in Speicher,
Kasernen oder Arsenale und zwang Mönche und Nonnen zur Ehe. Immer mehr
vermengten sich die religiösen Anliegen mit politischen Machtkämpfen. Kaiserin
Irene ließ im Jahr 797 ihren eigenen Sohn blenden. Erst 843 entschied ein
Konzil zugunsten der Bilderfreunde. Eine triumphale Prozession bewegte sich am
19. Februar 843 durch die Straßen Konstantinopels zur Hagia Sophia; auch die
Besiegten mussten den Umzug mit Kerzen in den Händen mitmachen. Dem
Bilderstreit lagen vier gegensätzliche Überzeugungen zugrunde:
1. Bildmagie. Der
gesamte Orient glaubte seit urältesten Zeiten an die Zaubermacht heiliger
Bilder. Auch die Römer geleiteten das Bild des Kaisers, das sie nach seiner
Thronbesteigung in die Provinzen sandten, mit Weihrauch und Kerzen an den Sitz
des Höchsten Beamten; es war ihnen Lebens- träger. Weihrauch und Kuss wurden
seit dem 6. Jh. auch den Bildern Christi und den Heiligen zuteil. Vor allem
erwarteten die Leute aus dem Volk von den Bildern wunderbare Lebensäußerungen.
2. Bildfreude.
Byzanz war ein Reich der Griechen, die immer tiefste Freude an der
anschaulichen Darstellung alles Seienden hatten, angefangen bei den Meistern
der archaischen Plastik über Platon bis zu der in Athen geborenen Kaiserin
Irene.
3. Bildhass. Aber
Byzanz beherbergte auch viele Juden und grenzte an das Reich der Araber.
Jüdische, islamische und christliche Bilderfeindschaft kam aus dem Wissen um
die Bildlosigkeit Gottes und aus dem Zorn um seine Vermenschlichung und
Verdinglichung. Die jüdischen Anhänger des neuen Glaubens fühlten sich dem
alttestamentlichen Bilderverbot verpflichtet. Auch Paulus grenzte sich
entschieden gegen die kunstfrohen Griechen ab. Tertullian (160-222) war der
Ansicht, der Teufel habe Bildhauer, Maler und Verfertiger von Bildnissen in die
Welt gesetzt, und forderte von den zum Christentum übertretenden Künstlern den
Berufswechsel.
4. Bildpädagogik.
Papst Gregor I. (590-604) urteilte römisch-vernünftig, Bilder seien nützlich im
Dienst der christlichen Aufklärung, besonders bei den des Lesens Unkundigen.
Diese Auffassung wurde in der westlichen Kirche maßgebend. Auch Bonaventura
fand im 13. Jahrhundert die Bildkunst aus drei Gründen zweckmäßig: für die
Unterrichtung der Einfältigen, zur Anregung des Gefühls und als Stütze des
Gedächtnisses.
Eine Allgemein
angenommene Theologie des Bildes aber entwarf ein Mönch Namens Johannes;
Johannes aus Damaskus (675-749).
Johannes wandte
sich entschieden gegen die Vergötzung von Bildern, als seien sie Gott oder der
heilige Mensch selber. Ebenso entschieden aber betonte er den Wert heiliger
Bilder, und zwar mit Hilfe der platonischen Lehre von Urbild und Abbild. Er
ging dabei von der These aus, dass die dem Abbild gewidmete Verehrung auf das
Urbild übergehe. Im geweihten Bild lebe wirklich die Fülle Gottes und der
Heiligen – nicht in der Gleichheit des Daseins, doch in der Wesensverbundenheit
mit dem Urbild. Diese Anschauung sicherte Johannes auch biblisch, sowohl im
Hinblick auf das Alte wie auf das Neue Testament. Das Alte Testament berichtet,
dass Gott die Welt erschaffen hat. Nun sind aber alle sichtbaren Dinge Bilder
unsichtbarer Gedanken Gottes, und der Mensch ist sogar das ‘Ebenbild’ Gottes.
Da Gott die sichtbaren Dinge als Abbilder unsichtbarer Urbilder ins Leben rief,
hat er selber Bilder gemacht. So sollten wir uns nach seinem Willen von den
sichtbaren Bildern zu den unsichtbaren Urbildern führen lassen.
Dabei ist der
stoffliche Charakter der Bilder nicht anstößig. Gott hat ja auch die Materie
geschaffen, und so kann sie nicht böse sein. Vor allem aber nahm er in seiner
Menschwerdung selber die Stofflichkeit an und hei- ligte sie so. Wollten wir
die Materie verachten, so müssten wir auch den Leib und das Blut Christi in den
Gestalten von Brot und Wein verachten, nur weil sie Materie sind. Seit Christus
durch die Inkarnation das anschaubare Bild des unsichtbaren Vaters wurde, verlor
das Bildverbot des Alten Testamentes seine Gültigkeit. Er war lediglich aus
pädagogischen Gründen er- lassen worden, um die noch unerleuchteten Juden vor
dem Götzendienst zu bewahren. In Christus aber erlangte die Natur Unverweslichkeit,
als er von den Toten leibhaft auferstand, und seine Auferstehung schloss die
Verheißung ein, dass am Ende der Tage die ganze Natur geheiligt werde. In
diesem Glauben erschien Johannes von Damaskus jedes heilige Bild als ein
Schritt zur endgültigen
Heiligung der Natur.
Doch schart sah
er auch die Grenzen des Bildes: Gott der Vater, der unsichtbar und unstofflich
ist, entzieht sich der bildlichen Darstellung. “Wie könnte das Gestaltlose
gestaltet werden? Wie mit Farben bearbeitet, was körperlos ist?” Andererseits
schreibt er den heiligen Bildern heilige Macht zu: dem Bilde eigne jene Kraft
und Gnade, die der heilige besaß, als er auf Erden lebte und vom Hl. Geiste
erfüllt war. Indem er dem Bilde einen gewissermaßen sakramentalen Charakter
zuerkannte, rechtfertigte er die bis heute lebendig gebliebene Ikonenkunst der
Ostkirche.
Johannes
erreichte es schließlich, die Bilderverehrung als rechtgläubig, die
Bilderfeindschaft als irrgläubig darzutun. Mit dem Hinweis darauf, dass Gott
Stoff angenommen und sich in Bildern offenbart habe, fragte er den Mensche :
Bist du vielleicht erhabener als Er, dass du alles Sichtbare verachtest?
Die Zehn Gebote
beginnen mit dem ersten Bildnisverbot in der hebräischen Bibel:
Mose mit den Gesetzestafeln
„Und Gott redete
alle diese Worte: Ich bin der HERR, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland,
aus der Knechtschaft, geführt habe. Du sollst keine anderen Götter haben neben
mir. Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder von dem,
was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was im
Wasser unter der Erde ist: Bete sie nicht an und diene ihnen nicht!“
– Ex 20,1-5 (2. Buch Mose)
„Nehmt euch um
eures Lebens willen gut in Acht! Denn eine Gestalt habt ihr an dem Tag, als der
Herr am Horeb mitten aus dem Feuer zu euch sprach, nicht gesehen. Lauft nicht
in euer Verderben und macht euch kein Gottesbildnis, das irgendetwas darstellt,
keine Statue, kein Abbild eines männlichen oder weiblichen Wesens, kein Abbild
irgendeines Tiers, das auf der Erde lebt, kein Abbild irgendeines gefiederten
Vogels, der am Himmel fliegt, kein Abbild irgendeines Tiers, das am Boden
kriecht, und kein Abbild irgendeines Meerestieres im Wasser unter der Erde.
Wenn du die Augen zum Himmel erhebst und das ganze Himmelsheer siehst, die
Sonne, den Mond und die Sterne, dann lass dich nicht verführen! Du sollst dich
nicht vor ihnen niederwerfen und ihnen nicht dienen. Der Herr, dein Gott, hat
sie allen anderen Völkern überall unter dem Himmel zugewiesen.“
– Dtn 4,15-19 (5. Buch Mose)
„Du sollst dir
kein Gottesbildnis machen, das irgendetwas darstellt am Himmel droben, auf der
Erde unten oder im Wasser unter der Erde. Du sollst dich nicht vor anderen
Göttern niederwerfen und dich nicht verpflichten, ihnen zu dienen.“
– Dtn 5,8-10 (5. Buch Mose)
„Und Mose sprach
zu Gott: Siehe, wenn ich zu den Kindern Israels komme und zu ihnen sage: Der
Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt!, und sie mich fragen werden: Was ist
sein Name? – was soll ich ihnen sagen? Gott sprach zu Mose: „Ich werde sein,
der ich sein werde!“[3] (hebr. אהיה אשר אהיה). Und er sprach: So sollst du zu
den Kindern Israels sagen: „Ich werde sein“, der hat mich zu euch gesandt. Und
weiter sprach Gott zu Mose: So sollst du zu den Kindern Israels sagen: JHWH,
der Gott eurer Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs,
hat mich zu euch gesandt; das ist mein Name ewiglich, ja, das ist der Name, mit
dem ihr an mich gedenken sollt von Geschlecht zu Geschlecht.“
– Ex 3,13-15 (2. Buch Mose)
„Bedrückt durch
allzu frühe Trauer ließ ein Vater von seinem Kind, das gar schnell
hinweggerafft wurde, ein Bildnis machen; so ehrte er einen toten Menschen als
Gott und führte bei seinen Leuten geheime Kulte und festliche Bräuche ein. Im
Lauf der Zeit verfestigte sich die frevelhafte Sitte und wurde schließlich als
Gesetz befolgt; die Standbilder erhielten auf Anordnung der Herrscher göttliche
Verehrung. Konnten die Menschen einen König nicht unmittelbar ehren, weil er
weit weg wohnte, dann vergegenwärtigten sie den Fernen; sie machten von dem
verehrten König ein Bildnis, das allen sichtbar war, um dem Abwesenden, als ob
er gegenwärtig wäre, mit Eifer zu huldigen. Der Ehrgeiz des Künstlers führte
dazu, dass auch jene, die den König gar nicht kannten, ihm göttliche Verehrung
erwiesen. Wohl um dem Herrscher zu gefallen, bot er seine ganze Kunst auf, um
ihn schöner darzustellen, als er war. Von der Anmut des Bildes hingerissen,
betete die Menge den, der noch kurz zuvor nur als Mensch geehrt wurde, jetzt
wie einen Gott an. Der Welt ist dies zum Verhängnis geworden: Die Menschen
haben, unter dem Druck von Unglück oder Herrschermacht, Stein und Holz den
Namen beigelegt, der mit niemand geteilt werden kann.“
– Weish 14,15-22 (Das Buch der Weisheit oder auch die
Weisheit Salomos)
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