12 Ekim 2012 Cuma

Die Tuğra




Die Tuğra (tuğra) war eine Erscheinungsform der Kalligrafie, nämlich die kalligrafische Gestaltung des Namenszuges des regierenden Sultans. Sie kann als ein Phänomen betrachtet werden, für das in anderen Kulturen keine Parallelen existieren.


Form und Gestaltung der Tuğra
Das kunstvolle Emblem der Tuğra setzte sich aus mehreren obligatorischen Komponenten zusammen, dem Namen des Sultans, dem Namen seines Vaters, sowie deren Titel. Letztere beschränkten sich in der Regel auf die Bezeichnung "schah" (pers. König) sowie den ursprünglich mongolischen Herrschertitel "han/khan". Gelegentlich waren auch Ehrentitel (z.B. al-Gazi, osm.-türk. Förderer des Islam) Bestandteil des Zeichens. Dazu kam noch eine von Murat II (reg. 1421-1451) eingeführte besondere Wunsch- oder Siegesformel, die Invocatio (muzaaffer). Diese lautete “al-muzaaffer daima“ (arab. der allzeit Siegreiche bzw. siegreich immerdar). Auch die Signatur eines Kalligrafen konnte bei einer Tuğra stehen, oder dieser konnte der Namen eines Heiligen, ein Koranvers oder ein Hadith beigefügt sein. Die Übersetzung einer einfachen Tuğra lautet: “Schah x, Sohn des Schah y Khan, der allzeit Siegreiche“.

Der eigentliche Schriftzug (kürsü, sere) mit Namen und Titel war in sich so verschlungen und verdichtet, dass er kaum lesbar war. Er wies charakteristische und immer gleichbleibende grafische Elemente auf, die im Laufe der Zeit lediglich in den Einzelheiten ihrer Form variierten. Die auffallendsten Bestandteile waren die drei hohen vertikalen Aufstriche, die sog. Schäfte (tuğ), die für den Buchstaben A (alif) standen. Daran setzten die “Locken“ (zülfe), parallel verlaufende, s-förmige Fahnen an, sowie die horizontal ausschwingenden “inneren und äußeren Schlaufen“ (iç beyza und diş beyza). Diese liefen rechts in einem doppelten Schweif, welcher als “Dolch“ (hançer) oder “Arme“ (kol) bezeichnet wurde, aus. In der inneren Schlaufe stand die Siegesformel “muzaaffer“.

Bereits im 14. Jh. führte der zweite regierende Osmanensultan Orhan (reg. 1326-1360) die Tuğra als Herrschaftsemblem. Ihre typische Grundform entstand unter Mehmet II. (reg. 1451-1481), dem Eroberer, einem der wichtigsten Osmanenherrscher, ihre klassische Ausprägung erhielt sie unter dem berühmtesten osmanischen Sultan, Süleyman I. (reg. 1520-1566), dem Prächtigen.

Für die Ausführung der Tuğra benutzte man schwarze, aber auch farbige - rote, grüne oder blaue - Tinte sowie Goldtusche. Ab Mehmet II. konturierten die Kalligrafen die Tuğra mit Goldfarbe oder gingen dazu über, die Felder zwischen den Buchstaben mit Goldsprenkeln oder -füllung zu versehen. Oft waren die Zwischenräume des Schriftzuges sowie die Randbereiche prachtvoll dekoriert und mit Ornamenten, meist mit Blumen und Rankenwerk, ausgestaltet. Die Proportionen der Tuğra entsprachen manchmal nicht nur ästhetischen Regeln, sondern sogar mathematisch errechneten Verhältnissen.

Es ist anzunehmen, dass bei der Zeichnung des Emblems die Wahl der Schrift und der Farben keineswegs beliebig war, sondern dass ihnen innerhalb des osmanischen Protokolls eine bestimmte Bedeutung zukam. Wahrscheinlich steht die mehr oder weniger reiche Ausstattung und die unterschiedliche Farbigkeit im Zusammenhang mit der Bedeutung eines Schriftstücks oder dem Rang des Adressaten.

Funktion und Bedeutung der Tuğra
Die Tuğra verkörperte symbolisch die Staatsmacht und die Herrschaft des Sultans. Sie wurde als seine offizielle Signatur verwendet und verlieh den staatlichen Urkunden Rechtmäßigkeit und Gültigkeit. In diesem Sinne ist sie mit einem staatlichen Stempel oder Siegel vergleichbar. Daher erschien das Schriftbild des großherrlichen Namens im Kopf eines jeden staatlichen Dokuments, auf den Schriftstücken, die der Staatsrat und die Verwaltungsbeamten des Osmanischen Reiches im Namen des Sultans verfassten, dem “berat“, der Privilegien und die Bewilligung von privatem Grundbesitz gewährte, den Ernennungsurkunden “menşur“ und auf den großherrlichen Erlassen (ferman). Für die Anbringung des Emblems war ein eigener Hofbeamte, der "tuğrakeş", verantwortlich, zeitweise fiel sie auch in die Zuständigkeit des Kanzlers (nişancı) selbst.

Auch als Münzbild fand die Tuğra in ihrer Eigenschaft als großherrliches Signum Verwendung. Ebenso diente sie als Beschaumarke der Palastwerkstätten für Edelmetalle. Ins Metall eingestempelt garantierte sie dessen Fein- und Reinheitsgehalt

Die erste osmanische Hauptstadt Bursa



Die Seldschuken, die ab 1071 Anatolien eroberten, versuchten in ihrem Gebiet türkische Stämme aus Asien anzusiedeln. Als das seldschukische Reich an Macht verlor und der Zerfall begann, wurden in Anatolien Fürstentümer gegründet. Das osmanische Fürstentum entwickelte sich rasch, nahm auch den Boden der byzantinischen Fürsten (Tekfurlar) um sich ein, wurde stärker und expandierte.
Der Gründer des osmanischen Fürstentums, Osman Bey, kam 1258 in der Ortschaft Söğüt auf die Welt. 1299 wurden auch Bilecik, Yenikent, İnegöl und İznik an das Fürstentum angeschlossen. Somit war der Grundstein des mehr als 600 Jahre herrschenden osmanischen Reiches gelegt. Der byzantinische Fürst von Bursa, Atranos, der die wachsende Gefahr des expandierenden osmanischen Fürstentums erkannt hatte, bat Byzanz um Hilfe und kämpfte mit der Unterstützung der byzantinischen Fürsten aus Keste und Kite im Jahre 1301 in Koyunhisar gegen die osmanische Armee. Aus diesem Krieg ging die Armee von Osman Gazi als Sieger hervor.
Die Türken begannen langsam mit den Vorbereitungen. Osman Bey, machte 1317 den ersten Schritt für die Umzingelung der Stadt Bursa. Um die Verbindung der Stadt zum Meer abzubrechen, errichtete er in der Gegend Kaplıca eine Festung und ernannte Ak Timur, den Sohn seines Bruders, zum Kommandanten. Der Sklave Osman Beys, Balabancık, war für die Festung am Berg verantwortlich. Von diesen Gebieten aus war die Ein- und Ausfahrt verboten. Die Türken zerstörten die Atranos Beyce Festung und errichteten in Pınarbaşı ihr Quartier . Osman Bey traf die Vorbereitungen für die Umzingelung, überließ die Führung seinem Sohn Orhan Bey und kehrte nach Yenikent zurück. Die Umzingelung dauerte acht Jahre. Osman Bey hatte gesundheitliche Probleme und konnte nicht mehr kämpfen und befahl seinem Sohn Orhan Bey, die Stadt zu erobern. Dieser nahm zuerst die Evrenos Festung ein. Die Bewohner der Festung flohen auf die Berge. Das nächste Ziel war Bursa.
Orhan Bey schickte Mihal Bey zum Fürsten Bursas und forderte, dass er sich stellte. Der Fürst schickte wertvolle Kleider und 40 Tausend Goldmünzen an Orhan Bey und bat um Gnade. Orhan Bey fragte seinen Vater und erlaubte dann, dass der Fürst mit seiner Familie und seinen Männern die Stadt verließen und die Küste Gemliks erreichten. Von hier aus fuhren sie mit einem Schiff in Richtung İstanbul. Ab 1326 gehörte Bursa den Türken.
Die Nachricht der Eroberung İstanbuls erhielt Osman Bey im Sterbebett, worauf er auch für immer seine Augen schloss. Die Einnahme Bursas war ein Wendepunkt für das osmanische Fürstentum. Orhan bin Osman, der 1281 auf die Welt kam, als sein Großvater Ertuğrul Gazi starb, war der zweite osmanische Sultan. Der ältere Bruder des Sultans, sagte eines Tages zu ihm, er müsse drei Dinge für das Sultanat tun. Erstens: Münzen mit seinem Namen drucken; zweitens: sich anders bekleiden als die normalen Menschen; drittens: Wehrsold für die Soldaten aus der Staatskasse bezahlen. Die Münzen wurden vorher im Namen der seldschukischen Sultane gedruckt. 1328 ließ Orhan Bey als erster osmanische Sultan Münzen mit eigenem Namen drucken. Auch die Bekleidung änderte sich. Die schwarz und rot gekleideten Soldaten erhielten weiße Uniformen.
Nach Bithynien, Rom und Byzanz wurde Bursa 1335 die Hauptstadt der Osmanen. Orhan Bey herrschte rund 35 Jahre lang und starb 1360. An seiner Stelle trat Murad, sein Sohn. Murad han bin Orhan bin Osman Gazi, der 1326 auf die Welt kam, war der dritte osmanische Sultan. Er war unter dem Namen "Hüdavendigar" bekannt.
1362 wurde die Stadt Edirne erobert. Da Murad-ı Hüdavendigar eines Tages von einem alten Mann mit weißem Bart träumte, der ihm die Errichtung eines Palastes in Edirne riet, ließ der Sultan in Edirne einen großen Palast bauen. Dann wurde die Hauptstadt nach Edirne verlegt. Trotzdem verlor Bursa in den darauf folgenden Jahren nicht an Bedeutung.
1399 errichtete Yıldırım Bayezid in Bursa, wo der Heilung mit Hilfe des Wassers große Bedeutung beigemessen wurde, das "Bursa Krankenhaus". Als 1402 die Armee von Timur in die Stadt vorrückte, zerstörten die Soldaten Medressen und Moscheen und setzten die Gebäude in Brand. Sultan Cem, der 1482 für 18 Tage an die Macht kam, ließ in Bursa Münzen im eigenen Namen drucken. Cem musste gegen die Armee von Bayezid II. kämpfen und als Verlierer die Stadt verlassen.


GEBÄUDE
In der osmanischen Baukunst wurde zuerst im Stil der Architektur des eroberten Byzanz gebaut.
Die neuen Gebäude waren anders als die Denkmäler der anatolischen Fürstentümer und so entstand der "Bursa Stil". Auch nach der Eroberung İstanbuls verlor die Bursa Architektur nicht an Bedeutung. Beim Bau der ersten Denkmäler in Edirne und İstanbul wurde dieser Stil benutzt. Der Baustil nach einem T-Plan entwickelte sich im 14. Jahrhundert. Fast alle vom Sultan errichteten Moscheen in Bursa wurden nach diesem Plan gebaut. Der sogenannte „Bursa Bogen“ dagegen, der im oberen Teil mit einer horizontalen Linie verbunden ist, besteht aus zwei Viertelkreisen und wird mehrheitlich zu dekorativen Zwecken benutzt, da er keine große Tragkraft hat.
Ulu Moschee
Die "Ulu Moschee" in Bursa gehört zu der Gruppe von Moscheen aus der ersten Periode der islamischen Architektur, wobei die Säulen mit einem flachen Dach bedeckt sind und die Moschee über einen Hof verfügt. Die 1399 durch den Befehl von Yıldırım Bayezid vom Architekten Ali Neccar errichtete, weiße und prachtvolle Ulu Moschee, verfügt über 20 Kuppeln und zwei großen Minaretten. Jede Kuppel wird von je zwölf viereckigen Säulen getragen. Die Kuppel in der Mitte der Moschee ist aus Glas. Innerhalb der Moschee gibt es 192 Inschriften, die von berühmten Kalligraphen geschrieben worden sind.
Yeşil (Grüne) Moschee
Mit der "grünen Moschee" begann der Bursa Stil. Der Architekt Vezir Hacı İvaz Paşa baute 1419 im Namen des Sultans Çelebi Mehmed diese Moschee. Die Fayencen wurden von Mecnen Mehmed gemeistert. Die Fassade, Fenster, Tür und die Inschriften zählten zu den schönsten Beispielen der Marmorverarbeitung. Bei den ersten Moscheen in Bursa und İznik wurde ein harmonischer und schlichter Stil, fern von jeglichen übertriebenen Verzierungen der östlichen Kunst bevorzugt. Als erster Wandmaler der osmanischen Zeit rühmte sich Ali İbn İlyas Ali, nachdem er 1423 alle Verzierungen der grünen Moschee gemalt hatte.
Muradiye Moschee
Die von Murad II. zwischen 1426 und 1428 errichtete "Muradiye Moschee" trägt mit ihrem verkehrten T-Plan und allen Elementen die Eigenschaften des Bursa Stils. Bei dem großen Erdbeben im Jahre 1855 in Bursa wurden die Kuppeln und zwei Minarette der Moschee zerstört. Als die Moschee 1902 wieder aufgebaut wurde, benutzte man an der Kanzel und Gebetsnische entsprechend der Mode Verzierungen im Rokokostil.
Emir Sultan Moschee
Die Holzbögen im Säulengang auf dem Hof der "Emir Sultan Moschee" sind die schönsten Beispiele der Bursa Bögen. Die in İznik und Bursa hergestellten Fenster sind reich verziert.
Zivile Architektur
Bei den Häusern, die nach dem architektonischen Stil gebaut wurden, welcher sich nach der Eroberung Bursas seitens Orhan Bey entwickelte, waren die Verzierungen auffallend. Viele dieser Häuser verfügten über einen Kamin. Die Fenster lagen hoch und das farbige Glas hatte einen Holzrahmen. Die wichtigsten Verzierungen der "Bursa Häuser" befanden sich an den Wänden, Decken und an den Türen der Schränke. Die Bauten der zivilen Architektur aus dem 19. und 20. Jahrhundert führten dazu, dass die Stadt über ein reiches Kulturerbe verfügt.
Buntes aus dem Leben
Bursa zählt zu den Städten, die im Laufe der Geschichte Zeuge mehrerer Einwanderungen wurden. Völker aus verschiedenen Gebieten, die hierher zogen, bereicherten das Leben in Bursa. Türken, die aus Mittelasien nach Anatolien einwanderten, verdoppelten zwischen 1530 und 1575 die Einwohnerzahl der Stadt.
Griechen lebten in den Dörfern seit Jahrhunderten. Mit der Eroberung der Peloponnes wurden in der Herrschaftszeit von Fatih Sultan Mehmet Griechen in der Stadt angesiedelt.
Zum ersten Mal kamen in der Herrschaftszeit von Orhan Bey Armenier aus Kütahya nach Bursa. Im armenischen Patriarchat, das 1461 von Fatih Sultan Mahmut in İstanbul gegründet wurde, wurde der Metropolit aus Bursa, "Ovakim", zum Patriarch gewählt. Die Armenier erhielten die gleichen Befugnisse wie die Juden und Griechen. Die altsyrische, abessinische und koptische Kirche wurden dem Patriarchat angeschlossen. Ab dem 19. Jahrhundert zogen Armenier aus dem Osten nach Bursa. Die meisten von ihnen lebten im Gebiet Setbaşı. Die vom Gouverneur Hacı İzzet Paşa veröffentlichte erste halboffizielle Zeitung der Stadt Bursa "Hüdavendigar", wurde ab der 82. Auflage zum Teil auch in Armenisch veröffentlicht. Zwar behauptet man, dass die Juden im Jahre 79 vor Christus über eine Kolonie in Bursa verfügten, aber erst mit der Erlaubnis von Sultan Orhan zur Gründung einer Synagoge in dem ihnen zur Verfügung gestellten Viertel, gewannen die Armenier an Stärke. Ein Großteil der Armenier beschäftigte sich mit Handel, Schneiderei oder waren Bankiers oder Goldschmiede. Außerdem wanderte die Mehrheit der Moslems, deren Städte während des osmanisch-russischen Krieges zwischen 1877 und 1878 besetzt wurde, nach Bursa aus. Allein aus Rusçuk kamen 30 Tausend Einwanderer, die meisten davon waren Georgier und Tataren. Die aus Kaukasien kommenden Einwanderer wurden in Yıldırım, die aus Kazan in Mollaarap und die aus Krim in Alacahırka angesiedelt.
Schon seit frühesten Zeiten lebten in Bursa auch Kopten. Während des Frühlingsfestes am 6. Mai veranstalteten die Kopten am Abhang des Uludağ Berges Feiern und wählten ihren neuen Anführer den "Çeribaşı". Die Kopten lebten in den Vierteln Kanberler und Demirkapı.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts verfügten Deutschland, Großbritannien, Österreich-Ungarn, Spanien, Italien, Frankreich, Belgien, Griechenland und der Iran über Konsulate in Bursa. Die Einwohner der Stadt machten damals 9,84 Prozent Griechen, 6,66 Prozent Armenier, 18 Prozent andere Volksgruppen und den Rest moslemische Türken aus. 1903 bestand der Stadtrat aus Mitgliedern wie dem Mufti Ali Rıza Efendi, dem griechischen Metropolit, dem armenischen Erzbischof Natalyan Efendi, dem armenisch-katholischen Bischof Arşoni Efendi, dem Bischof Artin Efendi, dem Oberrabbiner Moşe Hayim Efendi. Im Stadtzentrum gab es 19 medizinische Experten, fünf davon waren Türken, von den 17 Apothekern waren vier Türken.
Jedes Jahr fand in Bursa das "Hyazinthen" Fest statt. Die breiten Hyazinthen-Gärten um die Stadt wurden von den Einwohnern aufgesucht und zwar drei Tage von den Frauen und vier Tage von den Männern. Als 1869 sich die Frauen in den Hyazinthen-Gärten amüsierten, kamen zwei Männer zu ihnen. Über den Vorfall wurde die Staatsanwaltschaft unterrichtet. Die Männer verteidigten sich mit ihrer Aussage, dass sie Fremde seien und nicht wüssten, dass an diesen Tagen die Gärten nicht für Männer zugänglich wären. Die Männer, die die Wahrheit sagten, wurden freigelassen.
In der reichen Küchenkultur Bursas nahm der "Kebap" einen wichtigen Platz ein. Helmut von Moltke, der 1836 Bursa besuchte, schrieb in seinen Türkei-Briefen über den köstlichen und günstigen "kebap" folgendes: „...Zu Mittag haben wir richtig türkisch, in einem Kebabladen gegessen. Nachdem wir unsere Hände wuschen, setzten wir uns nicht an sondern auf den Tisch. Ich wusste nicht, wohin ich meine Beine tun sollte. Dann kam auf einem Holztablett der Kebap, also am Spieß gegrilltes Lammfleisch mit Fladenbrot. Der Kebap schmeckte so köstlich; dann wurden "Zeytin" (Oliven), die Süßspeise der Türken "Helva" und eine Tasse "Pekmez" (Traubenmost) aufgetragen. Und dieses köstliche Essen für zwei Personen kostete nur 120 para, also fünf Schilling.“
Stadt des Exils
Im 19. Jahrhundert lag die Zeit als Hauptstadt lange zurück und Bursa war mit allen Tönen des Grüns und der alten Struktur eine Stadt des Exils.
Mevlanazade Rıfat, der lange Jahre im Ausland gegen das Regime operiert hatte, kam letztendlich nach İstanbul und stellte sich der Polizei. Entsprechend des Urteils des Ausnahmezustand Gerichtes, wurde er nach Bursa ins Exil geschickt. Die Verbannung endete erst, als Sultan Abdülhamid II. am 27. April 1909 entmachtet wurde und Mehmed Reşad V. als 35. osmanischer Padischah den Thron bestieg. Mevlanazade Rıfat wurde amnestiert und kehrte aus Bursa nach İstanbul zurück.
Er war aber nicht der Einzige, der nach Bursa ins grüne Exil geschickt wurde, wie den Memoiren von Mehmet Tevfik Bey zu entnehmen ist, der zwischen 1906 und 1909 als Gouverneur in Bursa fungierte. Mehmet Tevfik Bey erzählt über seine Freundschaft zu Fehime Sultan, einer der drei Töchter von Sultan Murad. Diese drei Geschwister seien nach Bursa ins Exil geschickt worden und hätten im Haus von Tevfik Bey gelebt, bis sie sich ein Haus in Bursa kauften.
Auch die Geschichte von Kemaleddin Bey, dem zweiten Sohn von Osman Paşa ist interessant. Kemaleddin Bey war mit der Tochter von Sultan Abdülhamid II., Naime Sultan verheiratet. Als Naime Sultan eines Tages erkrankte, rief ihr Mann den Arzt Hakkı Şinası Paşa, der Naime Sultan eine Kakodylverbindung injizierte. Es wurden jedoch Gerüchte verbreitet, wonach Kemaleddin Bey eine Beziehung zu der älteren Tochter des Sultans Murad, Hatice Sultan habe, die nebenan wohnte und dass Kemaleddin Bey absichtlich seiner Frau eine Kakodylverbindung geben ließ. Diese Gerüchte hörte auch Abdülhamid und ließ seine Tochter scheiden und Kemaleddin Bey nach Bursa verbannen. Er musste in einem für ihn gemieteten Haus leben und durfte dieses Haus nicht verlassen. Ein Adjutant des Padischahs sowie eine Gruppe von Soldaten überwachten Kemaleddin Bey. Niemand durfte ihn besuchen, sogar nicht einmal der Gouverneur; er musste erst eine Erlaubnis einholen.
Nach dem Tod von Sultan Murad wurden eine seiner Favoritinnen sowie mehrere Dienerinnen nach Bursa ins Exil geschickt, denen aber auch ein Monatslohn zur Verfügung gestellt wurden. Man versprach ihnen einzeln ein Haus zu kaufen und sie zu verheiraten, falls sie es wünschen sollten. Da es lange dauern würde, bis allen Frauen ein Haus in Bursa gekauft wurde, mietete man zwei Konaks in Bursa, wo die Frauen zunächst gemeinsam wohnten.
Der Provinzbotschafter und Erziehungsdirektor zählten ebenfalls zu den nach Bursa verbannten Beamten. Der Bruder von Necmeddin Molla, Ali Ata, der eines Tages während der Fahrt auf einem Schiff über dem Bosporus den Mann neben ihm um Feuer bat, wurde ebenfalls nach Bursa ins Exil geschickt. Denn dieser Unbekannte, war einer der Männer des Thronfolgers Reşad Efendi.
Neben dem berühmten Fehim Paşa wurden noch viele andere Personen nach Bursa verbannt.
DER HANDEL
Basare
Nach der Eroberung Bursas gab es in dem von Orhan Bey errichteten Komplex den Emir Han, der den ersten Basar der Stadt darstellte und in dem Webereien verkauft wurden. Als der Basar von Yıldırım Bayezid an den neuen Ort verlegt wurde, versammelten sich die Läden anderer Händler um diesen Basar. In dem Hacı İvaz Paşa Basar arbeiteten die Filzhersteller, im Sipahi Basar die Bettdeckenhersteller, im Gelincik Basar Schneider, im At Basar Pferdezüchter und Verkäufer, im Kapan Basar Obsthändler, im Tahıl (Getreide) Basar Trockenfrüchteverkäufer.
Die Basare Uzunçarşı, Bitpazarı, Tahtakale, Tavukpazarı, Bakırcılar sowie Pirinç Han, Tuz Han, İpek Han und Koza Han waren die wichtigsten Handelszentren in Bursa.
Händler
Die Händler in Bursa wurden von entsprechenden Organisationen je nach Sektor streng kontrolliert. Diese Organisationen verhinderten, dass Personen, die sich in einem Bereich nicht auskannten, Läden eröffneten und dass Produkte erfolgreiche Händler, von Anderen nachgeahmt wurden.
Damit ein Händler einen Laden eröffnen konnte, musste er über lange Jahre als Gehilfe gearbeitet und sich behauptet haben.
Diese äußerst diszipliniert erzogenen Menschen wurden bei jedem beruflichen Aufstieg belohnt. Wenn ein Lehrling zum Gehilfen aufstieg, wurden alle Meister des betreffenden Berufszweiges darüber informiert. Es wurden Festessen veranstaltet und zeremoniell erhielt der Lehrling seinen Gehilfe-Titel.
Dass ein Gehilfe den Meister Titel erhielt, hing jedoch nicht allein von der Zeit und von seinem Erfolg ab. Es musste auch ein Bedarf nach einem Meister bestehen. Die Chance trat nur dann auf, wenn ein Meister starb oder sein Laden geschlossen werden musste. Der Gehilfe wurde dann wieder zeremoniell zum Meister gekrönt.
Mit der Eröffnung der Seidenfabriken 1833 von Konstanz Bey, 1843 von Boduryan Efendi, begann auch in Bursa der Übergang zur Industrialisierung.
Kokon
Mit den Reben, Obstgärten, Mineralwasserquellen, Milchprodukten, den Oliven in Gemlik und Mudanya war Bursa reich an landwirtschaftlichen Produkten. Durch die große Anzahl der Maulbeerbäume in der Region eignete sich der Ort zugleich auch zur Seidenraupenzucht.
Seidenherstellung war ein Handelszweig der bis zur Stoffproduktion in allen seinen Produktionsstufen viel Mühe und Risiken beinhaltete. Die Risiken begannen schon in der Seidenraupenzucht. Gegen 1860 beeinträchtigte eine Epidemie, die in Frankreich ausbrach und bis nach Bursa reichte, die Seidenraupenzucht. Diese Katastrophe führte zum Bankrott mehrerer Händler, die alle Maulbeerbäume fällten. Es dauerte aber nicht lange und die Epidemie würde überwunden sein, hieß es. Aus Frankreich kam gesunder Samen. Aber es stellte sich heraus, dass auch dieser Samen befallen war.
Am 2. April 1888 wurde das Haus von Kazaz Ahmet Muhtar Efendi im Stadtviertel Şehreküste vermietet und die Harir Darüttalimi Schule eröffnet. Die ersten Absolventen verließen 1889 diese Schule. Die Schule wurde in das größere Haus von Burdurizade Osman Efendi in das Viertel Setbaşı verlegt. 1894 zog die Schule in ein Gebäude nahe Maksem um und erhielt den Namen „Institut für Seidenraupenzucht“. Der Direktor der Schule Torkumyan Efendi leistete bei der Samengewinnung nach dem Pasteur Stil wichtige Beiträge und bildete mehrere Schüler aus.
Am Webstuhl
Bursa war das Webzentrum des osmanischen Reiches. Gegen 1850 gab es in der Stadt 14 Seidenfabriken, die wie in Europa mit Wasser und Dampfkraft arbeiteten. Zwei ähnliche Fabriken gab es auch in Mudanya. In Bursa wurden an rund 150 bis 200 Webstühlen Tüll und Seide gewebt.
Die bei der Herstellung der Bursa Stoffe verwendeten Webstühle waren sehr einfach gebaut. Sie bestanden aus einem viereckigen Rahmen, aus zwei Warenbäumen, aus Spannergewichten und aus dem Webschiffchen. Unten lag ein Pedal, das vom Weber der Maschine bedient wurde. Außer den Gewichten aus Blei war alles aus Holz.
In Bursa, Bilecik und Üsküdar wurde ein "çatma" genannter Samtstoff gewebt. Die in Bursa gewebten "diba" genannten Stoffe waren weltweit bekannt. Sogar China kaufte aus Bursa Stoffe, in Ungarn, Polen, Italien und in den Balkanländern wurden diese Stoffe verkauft. Die in Bursa gewebten Stoffe waren im 16. Jahrhundert sehr gefragt, da aus diesen auch die Kleider der Padischahs geschneidert wurden. Vor dem Verkauf wurden die Stoffe einzeln kontrolliert und gesiegelt. Wenn die Qualität nicht stimmte, wurde der Stoff vom Staat beschlagnahmt. Jedes Atelier hatte sich auf einen Stoff spezialisiert. Auch Baumwollfäden, die aus dem Ausland kamen, wurden streng kontrolliert. Baumwollfäden wurden samstags auf dem Markt im Hof der Ulu Moschee, Seidenkokons im Koza Han verkauft.
Die ausländische Konkurrenz, die im 18. Jahrhundert zunehmenden Einfluss gewann zwang die Hersteller zu billigerer Produktion, wonach die Stoffe aus Bursa an Qualität verloren.
SCHULEN
Missionsschule
Im Oktober 1834 eröffneten amerikanische Missionare in Pera in İstanbul ein Knabengymnasium. Diese Schule galt als wichtiges Zentrum und bis 1839 wurden auch in İzmir, Bursa und Trabzon Schulen eröffnet. Diese Schulen, in denen nach westlichen Unterrichtsplänen gelehrt wurde, konnten sich in kurzer Zeit behaupten. Das amerikanische Mädchengymnasium in Bursa besuchten 70 Schülerinnen. 1893 wurden dem Unterrichtsplan nach in der ersten, zweiten, dritten und vierten Klasse die folgenden Fächer unterrichtet: Griechisch oder Armenisch, Mathematik (Griechisch oder Armenisch), Geographie (Griechisch oder Armenisch), Englisch, Geometrie, Botanik (Englisch), Physik, Astronomie (Englisch) und Geschichte (Englisch).
Militärgymnasium Işıklar
Die Schule wurde 1845 durch Anweisung von Sultan Abdülmecid auf dem heutigen Heykel Platz errichtet. Später wurde das Schulgebäude im Stadtviertel Işıklar gebaut und am 10. Juni 1892 von Gouverneur Münir Paşa eröffnet. Mit dem Bau eines zusätzlichen Gebäudes im Jahre 1894 erhöhte sich die Schülerzahl des Gymnasiums auf 500. 1911 wurde ein Krankenhausgebäude gebaut. Während der Besetzung wurde das Gebäude von griechischen Soldaten als Stall benutzt. Am 11. Dezember 1922 wurde die Schule noch einmal unter dem Namen "Militärgymnasium" eröffnet. Man nannte die Schule "Işıklar Militärgymnasium", da sie sich in dem alten Viertel Işıklar befand. Das Viertel soll wiederum nach dem "Aşıklar tepe", also dem Geliebten Hügel benannt worden sein.
Die Hamidiye Senayi Schule
Die Schule wurde am 10. April 1869 im Türkmenoğlu-Konak im Stadtviertel Filibos eröffnet. In der ersten Phase wurde an dieser Schule nur Weberei gelehrt. Die erste Produktion der Schüler waren Stoffe für die Kleider der Gendarmerie. Dann wurden aus İstanbul Lehrer und Werkzeuge geliefert, um auch Schuhmacher auszubilden. Ab 1900 wurden auch Französisch und Musik als Unterrichtsfächer eingeführt und eine Kapelle gegründet. 1906 wurde ein Laden auf der Hükümet Straße eröffnet, in dem die in der Schule hergestellten Erzeugnisse verkauft wurden. Alle Bewohner der Stadt Bursa bemühten sich um die Entwicklung der Schule. Es wurde eine Lotterie veranstaltet und ein vom Tiermarkt in Atıcılar gekauftes Gemälde der Schule geschenkt. 1906 erhielten Necip aus Bursa und Mirat aus İstanbul die Genehmigung dafür, in Europa hergestelltes Zigarettenpapier unter dem Namen "Zigarettenpapier der Hamidiye Senayi Schule" zu verkaufen. Die Einkommen aus diesem Geschäft wurden der Schule überlassen. Nach zwei Jahren zog die Schule in das Viertel Tophane um.
Verwaltungsschule
1885 wurde unter dem Namen Verwaltungsschule ein Knabengymnasium eröffnet. 1888 absolvierten fünf Studenten die Schule. Diese Hochschule arbeitete von 1890 bis 1891 mit vier Klassen. Im Schuljahr 1891-1892 erhöhte sich die Klassenzahl auf sieben Schüler. Zwischen 1901 und 1904 wurden ferner ein Labor, Schlafräume, ein Esssaal sowie eine Aula dazu gebaut; 1906 kam auch ein Badehaus in der Schule dazu und 1909 änderte sich der Name der Schule in "Mektebi Sultani".
Agrarschule
Die Hüdavendigar Agrarschule wurde für die Ausbildung von Landwirtschaftsexperten im März 1891 auf dem Grundstück von Topal Aga im Dorf Hamitler eröffnet. Die Schüler wurden auch praktisch ausgebildet und lange Zeit absolvierten jährlich 15 Schüler die Schule.
1904 besuchten 325 Schüler die Verwaltungsschule, 150 die Hamidiye "Sanayi" Schule und 78 Schüler die Agrarschule. Eine weitere Schule, die "Hamidiye Medresesi Muallimini Schule", wurde 1905 eröffnet, die man später als "Darülmallimin" umbenannte.
BADEHÄUSER
Von der römischen bis zur byzantinischen Zeit
Dass das erste Badehaus in Bursa in der römischen Zeit errichtet wurde, ist aus einem Brief des ersten römischen Gouverneurs Plinius zu entnehmen. Während der Bebauung der Stadt in der Herrschaftszeit des römischen Kaisers Jüstinyen I. wurden die heißen Thermalquellen in Pythia (Çekirge) dem Volk zur Verfügung gestellt. Die Badehäuser in diesem Teil gewannen in der byzantinischen Zeit mehr an Bedeutung.
Badehäuser nach osmanischer Tradition
Nach Angaben des türkischen Reisenden Evliya Çelebi gab es in Bursa sehr viel Wasser. Die ersten osmanischen Bauarbeiten bezüglich der Badehäuser begannen im Jahre 1511, als Muradı Hüdavendigar weitere zwei Kuppel an dem Badehaus des römischen Kaisers Jüstinyen errichten ließ. Palastangehörigen bis hin zu wichtigen Persönlichkeiten, Botschafter, ausländische Prinzen, Wissenschaftler und Autoren sowie Staatsmänner kamen nach Bursa, um aus diesen Thermalbädern Nutzen zu ziehen. Der Bruder von Augusta, der Ehefrau des deutschen Kaisers Wilhelm II., der Graf zu Holstein und seine Frau waren am 5. Mai 1906, Prinz Victor Napoleon aus der Familie Bonapart am 7. Juni 1908, Graf und Gräfin Carl Udard Saxe Cobour am 4. Juli 1908 besuchten als Gäste des Gouverneurs von Bursa Mehmet Tevfik Bey die Badehäuser.
Die Badehäuser in Bursa, die aus einem Umkleideraum, einem "soğukluk" genannten kalten und einem "halvet" genannten heißen Badeteil bestanden, beschrieb der Dichter Arif wie folgend:
Wer rein geht, bleibt drinnen
Das Wasser gibt Leben
Viele finden Genesung
So sind die Badehäuser in Bursa.
Helmut von Moltke berichtete in einem Brief an seinen Vater, dem er aus der Türkei schrieb, wie folgt: "Ich hatte zwar zuvor geschrieben, wie schön es in türkischen Badehäusern ist. Die Badehäuser in Bursa jedoch sind nicht künstlich, sondern das Wasser ist von Natur aus so heiß, dass es einem im großen Becken zu heiß wird und man hinaus gehen muss. Die Terrasse des Badehauses, wo wir waren, war so schön, dass wir gar nicht von dort weg wollten.“
STRASSEN
Küsten, die das Marmarameer umarmen
Bursa war im 19. Jahrhundert das Zentrum der Provinz Hüdavendigar. Die Sandschaks Balıkesir, Karahisar-ı Sahip, Kütahya und dessen Ortschaften, Gemlik, Pazarköy, Mudanya, Yalova, Karamürsel, Tirilye, Bilecik, Lefke, Gölpazarı, Söğüd, Mihaliç, Kirmasti, İnegöl, Yarhisar, Yenikent, İznik und Pazarcık waren alle an Bursa gebunden.
Diese riesige Provinz verfügte über drei wichtige Häfen am Marmarameer. Gemlik liegt am Ende des Golfes, der mit dem "Bozburun Kap" beginnt, dem letzten Ausläufer der "Samanlı" Berge und war stets bekannt für die Werften. In dem vor dem Nordostwind geschützten Hafen in Gemlik fanden die Schiffe Zuflucht. Der Hafen Yalova, der weiter im Norden liegt, war weniger geeignet, da er schwer auf dem Landweg zu erreichen war. Der am meisten benutzte Hafen war Mudanya. Der Name soll nach Angaben von Evliya Çelebi, nach der Tochter des byzantinischen Fürsten von Konstantiniyye, Mudanya, benannt worden sein.
Landstraße
Wenn jemand mit dem Schiff nach Mudanya kam, konnte er nur auf dem Pferd Bursa erreichen. Lange Zeit musste man durch die grünen Gärten, im Panorama des Marmarameeres und der umliegenden Hügel reiten. Dann ging es langsam abwärts und auf der mit Zypressen bedeckten Ebene konnte man die Stadt erkennen. Die mehr als Hundert Minarette und Kuppeln der Stadt an den bewaldeten Abhängen des Olympos Berges fielen sofort auf.
Wenn man nahe an der Stadt war, kam man an einer Brücke und an dem Nilüfer Fluss vorbei. Der Fluß schlingt sich durch Tannen und Wiesen. Jeder weitere Schritt in Richtung Bursa, hatte grüne Überraschungen anzubieten.
Die Bahn
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts maßen die osmanischen Verwalter der Bahn zunehmende Bedeutung bei. Sultan Abdülaziz veröffentlichte 1871 ein Dekret über die Eisenbahn. So sollte die Hauptstrecke zwischen İstanbul und Bagdad liegen. An die Leitung der Asiatisch-Osmanischen Eisenbahn wurde der deutsche Ingenieur Wilhelm von Pressel benannt. Sein Projekt begann in Haydarpaşa und umfasste auch die Strecke zwischen Bursa und Mudanya. Von Mudanya aus begann man in Richtung Bursa die Strecke zu bauen. Erst 1874 wurde der Bau beendet. Man hatte 185.000 osmanische Lira (4.200.000 Franken) für die Strecke ausgegeben, die aber nicht betrieben wurde. Eine Weile wurde das Projekt eingefroren. Erst nach 17 Jahren setzte man die Bauarbeiten wieder fort. Die Firma M. Nagelmakers, die die Verwaltung übernahm, gründete die Bursa-Mudanya Osmanische Eisenbahn und eröffnete 1892 den Betrieb.
Die Bahnfahrt zwischen Mudanya und dem Acemler Bahnhof in Bursa dauerte zwei Stunden. Da die Bahn von einem ausländischen Unternehmen betrieben wurde, wurde auch der Fahrtplan nach europäischer Zeit eingestellt. Das stieß natürlich auf Widerwillen der Bürger. Zwar versuchte die Firma am 5. September 1892 mit einem Schreiben die Bürger darauf aufmerksam zu machen, aber auf Drängen und ausdrücklichen Wunsch der Fahrgäste stellte man die Fahrpläne auf einheimische Zeit um.

6 Ekim 2012 Cumartesi

Gräber und Grabtypen im Lykien


Gräber und Grabtypen im Lykien

Lykien hat insbesondere wegen seiner fast unüberschaubaren Zahl von Gräbern bereits im 19. Jh. das Interesse der Forschungsreisenden auf sich gezogen. So ist es dann auch als Land der Sarkophage, Felsgräber und Grabpfeiler über die Grenzen der Archäologie hinaus bekannt geworden. Im Mittelpunkt des Interesses standen jedoch in der Regel die größeren Siedlungen wie Xanthos, Trysa oder Limyra mit ihren ausgedehnten Nekropolen und architektonisch aufwendig gestalteten Grabmälern. Die Untersuchung dieser Gräber erfolgte gewöhnlich selektiv, wobei zumeist die Existenz von an ihnen angebrachten Reliefs oder Inschriften das Auswahlkriterium bildete.

Im Rahmen der Erforschung des Yavu-Berglandes durch das Tübinger Lykien-Projekt ist nun erstmalig der nahezu vollständige Bestand der an der Oberfläche mit den Methoden der Feldforschung noch fassbaren Gräber einer antiken Siedlungskammer dokumentiert und wissenschaftlich ausgewertet worden. Neben den Gräbern der größeren befestigten Siedlungen wurden auch diejenigen registriert, die zu den zahlreich im Umland vertretenen weilerartigen Siedlungen und Gehöften gehören oder teilweise sogar isoliert in der Landschaft liegen. In diesem Gesamt Repertoire von ca. 1250 Gräbern finden sich einerseits die schon genannten altbekannten Typen, andererseits aber auch solche, die bislang in Lykien weitgehend oder sogar völlig unbekannt waren. Somit ergibt sich eine Unterteilung der lykische Gräber in folgende Typen:

1. Grabpfeiler
Sie kommen ausschließlich in Siedlungen vor, und ihr Vorkommen ist auf die archaische und klassische Zeit beschränkt. Zudem sind sie offensichtlich mit einer bestimmten gesellschaftlichen Gruppe, den sogenannten Dynasten, verknüpft.

2. Hausgräber/Grabhäuser
Sie setzen eine genuin lykische Holzbauweise dreidimensional in Stein um, wobei als Vorbild offensichtlich die Sakral- oder die herrschaftliche Hausarchitektur dient. Dieser Grabtyp ist ebenfalls auf die Siedlungen beschränkt, kommt im frühen 5. Jh. v. Chr. auf und hält sich bis in das frühe 4. Jh. v. Chr. Er lässt sich ebenfalls mit der herrschenden Oberschicht in den Siedlungen verbinden. Hausgräber finden sich häufiger in Kombinationen mit anderen Grabtypen, z.B. als Grabhaus-Sarkophag.

3. Felsfassadengräber
Bei ihnen handelt es sich um die zweidimensionale Übertragung der Hausgrabfassaden an eine Felswand. Hinter der Fassade öffnet sich eine meist weniger aufwendig gestaltete Grabkammer, die in der Regel mit Totenbetten ausgestattet ist und durch einen Zugang zu betreten ist, der mit einer steinernen Schiebetür verschlossen wird. Die Felsfassadengräber entstehen wohl kurze Zeit nach dem Aufkommen der Hausgräber und werden auch von breiteren Gesellschaftsschichten bis in das 4. Jh. v. Chr. hinein genutzt. In der 2. Hälfte des 4. Jhs. v. Chr. dringen immer stärker griechische Elemente in die Architektur der Felsfassadengräber ein.

4. Einfache Felsgräber
Sie präsentieren sich als schlichte Kammern im Fels mit einer mehr oder weniger rechteckigen oder quadratischen Öffnung. Sie waren gewöhnlich bis auf ein kleines Zugangsloch zugemauert, das zuletzt mit einer Steinplatte verschlossen wurde. Während diese Gräber bislang in der Forschung häufig als "degenerierte Nachläufer" der Felsfassadengräber begriffen wurden, was eine Datierung in die nachklassische Zeit oder später implizierte, kann nunmehr ihr Einsetzen in klassischer Zeit angenommen werden. Von da an besteht wohl eine Kontinuität bis in die Kaiserzeit oder in die Spätantike, wobei es sich aber so gut wie ausschließlich um die Belegung bereits älterer Gräber handeln dürfte.

5. Sarkophage
Sie lassen sich in zwei Grundtypen aufteilen. Beim ersten Typ handelt es sich um eine verkleinerte Form des Grabhauses, das als Kasten dient und mit einem spitzbogigen Deckel, der ebenfalls Holzarchitektur imitiert, versehen ist. Diese Art von Sarkophagen ist verhältnismäßig selten, und ihr Auftreten ist auf die klassische Zeit beschränkt.
Offensichtlich parallel zu diesen "Riegelbausarkophagen" etabliert sich ein zweiter Typ. Er stellt eine Kombination des genuin lykischen Spitzbogendeckels mit der Truhenform griechischer Sarkophage dar. Diese Truhenform ist in Griechenland ihrerseits auf eine Holzbauweise zurückzuführen, die allerdings nicht einem architektonischen Vorbild folgt, sondern einer Geräte- bzw. Möbelform, nämlich der Holztruhe.
Als Relikt dieser ursprünglichen Bauweise sind die langrechteckigen, auf allen Seiten eingetieften Paneele zu betrachten, denen aber recht bald eine Funktion als Inschriftenträger zukommt. Sie werden schließlich durch eine oder mehrere Tabulae ansatae ersetzt, deren Typenvielfalt gemeinsam mit den Inschriften den Hauptzugang zur Datierung dieser Art von Sarkophagen bildet. Der Sarkophag ist der beständigste lykische Grabtyp, der in seiner charakteristischen Form vom 4. Jh. v. Chr. bis in das 4./5. Jh. n. Chr. - und damit bis in christliche Zeit - beibehalten wird. Nur eine relativ seltene Modeerscheinung stellt im 2. Jh. n. Chr. das Auftreten dreiecksgiebliger Deckel pamphylischen Typs dar.

6. Miniatursarkophage (Stereotaphe)
Eine Eigenart stellen kleine massive Miniatursarkophage mit spitzbogigem oder dreiecksgiebligem Deckel dar, die offensichtlich in hellenistischerZeit und in der Kaiserzeit eine geringe Verbreitung finden. Da keiner dieser Sarkophage bislang in seinem ursprünglichen Aufstellungskontext gefunden wurde, läßt sich über die Art der Bestattung nur spekulieren. Einerseits wird an Kenotaphe gedacht, andererseits könnten sie als Grabsteine über einer Erd- oder Urnenbestattung gedient haben.

7. Chamosorien
Als eigenständiger Grabtyp können vielleicht auch die Chamosorien betrachtet werden, obgleich gewisse Überschneidungen mit den Sarkophagen bestehen. Chamosorien sind in den Felsboden eingeschnittene einfache Grabgruben, die mit einem Deckel abgedeckt waren. Dieser bestand offenbar bei den frühesten, wohl archaischen Vertretern aus einem nahezu unbearbeiteten Felsblock, während später dreiecksförmige sowie seit hellenistischer Zeit auch spitzbogige Deckel Verwendung finden.

8. Tumuli
Tumuli sind erst seit den 1970er Jahren aus Zentrallykien bekannt geworden, und bisher galten sie als Ausnahme oder sogar als Fremdkörper innerhalb der lykischen Grabarchitektur. Durch die Forschungen im Yavu-Berglandhat sich gezeigt, daß der Tumulus für die archaische und klassische Zeit einen festen Platz unter den lykischen Grabtypen beanspruchen kann. Es handelt sich sogar neben dem 'freistehenden Kammergrab' um die früheste eisenzeitliche Grabform in Lykien (Datierung der frühesten Vertreter durch entsprechende Keramik in das 7./6. Jh. v. Chr.), die zudem häufig monumentale Ausmaße erreicht. Charakteristisch für die Tumuli Lykiens ist der hohe Steinanteil an der Aufschüttung, was einen Unterschied zu den Grabhügeln vieler anderer antiker Landschaften darstellt.

9. Kammergräber
Das 'freistehende Kamergrab' bildet den zweiten Grabtyp, dessen Einsetzen sich aufgrund von Keramikfunden in das 7./6. Jh. v. Chr. datieren lässt. Dieser Typus, der offensichtlich bis in (früh-?)hellenistische Zeit errichtet wird, war bis zum Beginn der Tübinger Feldforschungen für Lykien vollkommen unbekannt. Er ist durch eine auf gemauerte und üblicherweise mit einem Kragsteingewölbe abgedeckte Grabkammer charakterisiert, die durch einen Zugang auf der Frontseite zu betreten war.
Neben diesen architektonisch aufwendiger gestalteten Kammergräbern existiert noch ein vergleichsweise bescheidenerer Typ, derjenige des 'kleinen Kammergrabes'. Seine Vertreter sind häufig leicht in den Boden eingetieft, wobei die Seitenwände ebenfalls aufgemauert sind; auch ein Zugang existiert in vielen Fällen. Die Abdeckung ist in der Regel aus großen Steinplatten gebildet. Zeitlich entsteht dieser Typ wohl annähernd parallel zu den 'freistehenden Kammergräbern', findet aber vermutlich aufgrund seines geringen Aufwandes beim Bau sogar bis in byzantinische Zeit eine gelegentliche Verwendung.

10. Podium- und Terrassengräber
Podium- und Terrassengräber gehören zum selben Grabtyp und unterscheiden sich allein durch ihre Lage. Während die Podien freistehend sind, sind die Terrassen rückwärtig an einen Hang gesetzt. Gewöhnlich besitzen beide Anlagen einen ungefährrechteckigen Grundriss. Von den Terrassengräbern existiert aber auch ein halbrunder Untertyp. Sämtliche Gräber zeichnen sich durch hohe Einfassungsmauern aus, wobei der umgebene Raum mit Erde und Bruchsteinen verfüllt ist. Innerhalb dieser Verfüllung liegen dann eine oder in wenigen Fällen auch mehrere Grabkammern, die teilweise  einen Zugang von außen besitzen können.
Hinsichtlich des Aufbaus dieser Gräber besteht eingewisser Dissens. Während A. Thomsen für die Gräber dieses Typs in der Nekropole der Siedlung auf dem Avsar Tepesi von einem aus Holzerrichteten Oberbau ausgeht, wird von O. Hülden eine begehbare, offene Oberfläche favorisiert. Dieser Grabtyp ist hauptsächlich in archaischer und klassischer Zeit verbreitet.

11. Weitere Gräber
Neben diesen klar definierten Grabtypen lassen sich nochweitere anführen, die entweder bislang nur in sehr geringer Zahl angetroffen wurden oder sich (noch) nicht klar fassen lassen. Dazu gehört eine Reihe von Gräbern, die in so erheblichem Maße natürliche Gegebenheiten, wie z.B. Felsräume oder -spalten nutzen, daß sie nur schwer erkennbar sind. Ferner sind in Patara weitgehend natürliche Grüfte entdeckt worden, die im Hellenismus und in der Kaiserzeit als Gräber dienten. Bei ihnen handelt es sich jedoch bisher um ein lokales Phänomen. Im übrigen ist - vermutlich in nicht allzu großer Zahl und von regionalen Gegebenheiten abhängig - mit diversen Formen von Erdbestattungen zu rechnen. Dabei kommen offensichtlich neben Körper- auch Urnenbestattungen vor.


Den Tübinger Feldforschungen ist demnach erstmalige in differenziertes und für alle antiken Epochen gültiges Gesamtbild vermutlich aller - oder zumindest der allermeisten - in Lykien jemals genutzten Grabtypen zu verdanken. Mit der Analyse dieser Gräber ist ein weiterer entscheidender Beitrag geleistet worden, um zu einem umfassenderen Verständnis der antiken Grabarchitektur und -kultur in Lykien zu gelangen.

Göreme Kappadokien


Göreme (Maccan/Avcılar)


Göreme liegt umgeben von Tälern 10 km von Nevşehir entfernt in dem Dreieck Nevşehir-Ürgüp-Avanos. Alte Namen für Göreme waren Korama, Maciana, Macca und Avcıları. Der Name Korama wird erstmals in einer Urkunde aus dem 6. Jahrhundert erwähnt. Aus dem Dokument geht hervor, dass der Heilige Hieronymus mit 30 seiner Anhänger in Malatya zu Tode gemartert wurde und man seiner in Korama wohnenden Mutter die abgeschnittenen Hände ihres Sohnes geschickt habe. In der Tokalı-Kirche im Freilichtmuseum Göreme ist die Geschichte des Märtyrers auf großen Fresken dargestellt. Die Einwohner von Venessa, dem heutigen Avanos, haben Göreme in der römischen Zeit mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit als Nekropole benutzt. Ein grosses Grabdenkmal mit zwei Säulen in einem Feenkamin mitten im heutigen Göreme sowie die zahlreichen Gräber in der Umgebung sprechen dafür.
Im frühen Mittelalter war Göreme ein bedeutendes christliches Zentrum und im 11. und 13. Jahrhundert ein an Mokissos in der Nähe von Aksaray gebundenes Bistum. Trotz der vielen Felsenklöster, -kirchen und -kapellen im Raum Göreme sind irgendwelche Unterlagen in Bezug auf die Baugeschichte nirgends zu finden. Unsere Datierung basiert auf der Fresken- und Bautechnik der Sakralbauten.

Freilichtmuseum

Ende des zweiten Jahrhunderts siedelten bereits viele Christen in Kappadokien. Aus dieser Zeit sind zwei Bistümer bekannt, eines in Malatya und eines in Kayseri. Im dritten Jahrhundert entwickelten glaubensstarke Mönche die Gegend zu einem lebendigen religiösen Zentrum. Das vierte Jahrhundert gehörte dem Heiligen Basileos, Bischof von Kayseri, dessen Bruder Gregor von Nyssa und Gregor von Nazianus. Diese christlichen Geistesgrössen bündelten das gesamte christliche Gedankengut und gaben ihm eine neue Form (Trinitätslehre). Noch heute ist die Lehre des Heiligen Basileos für die christliche Welt von hoher Bedeutung. Basileos war kein theoretisierender Frömmler, sondern praktizierender Christ, der fernab von Dörfern und Städten kleine Siedlungen als moralisch-ethische Zufluchtsstätten für den Menschen gründete.
Hier hat er über seine Auslegung einer christlichen Lebensführung gepredigt anstatt traditionelle Lehrmeinungen zu wiederholen. Dieses wurde jedoch wie auch in Ägypten und Syrien von den anderen christlichen Gruppen nicht angenommen. Die bedeutende Reform, die Basileos in Kappadokien durchgeführt hat, sollte in Form gemeinsamer Gebete neu eingeführt werden. Dieses Lehrsystem wurde in Göreme erstmals praktiziert und hat sich dann auf Soğanlı, Ihlara und Açıksaray ausgeweitet.

Die Kirchenarchitektur von Göreme
Die in Göreme am häufigsten anzutreffende Kirchenform mit einem weiten, überwölbten Raum war für die hier lebenden Religionsgemeinschaften und Einsiedler die angemessene, auch Grabkammern wurden so angelegt. Der quer geteilte Raum mit rechteckigem Grundriss ist mesopotamischen Ursprungs. Die besonders in Göreme häufig anzutreffenden Sakralbauten in dieser Art wurden von fremden Gemeinden errichtet. Kirchenbauten mit zwei gleich grossen Räumen sind selten. In Göreme ist nur die St. Eusthatios-Kirche so gebaut. In Soğanlı und Ihlara stehen einige. Bevorzugt wurde dieser Typ bei Bischofskirchen wie zum Beispiel der Durmuş Kadır-Kirche.
Der Bau von großen und architektonisch reichen Kirchen war schon aufgrund des Standplatzes unmöglich.
Die Fresken wurden entweder direkt auf die Felswand wie bei der Basileos-, Barbara- und Elmali-Kirche oder auf die mit einem Gemisch aus Gips, Sand und Stroh verputzte Felswand mit Läppchen oder Pinsel aufgetragen und stellen mit Ausnahme der geometrischen Motive aus der ikonoklastischen Periode samt und sonders Szenen aus der Bibel und Heilige dar.

Die Tokalı Kirche
Die Kirche ist die älteste im Gebiet und besteht aus vier Gebäuden, der Eski (Alten) Kirche, einer Kirche unter der Alten Kirche, der Yeni (Neuen) Kirche und der an der Nordseite der Neuen Kirche gelegenen Kapelle.
Die zu Beginn des 10. Jahrhunderts gebaute Alte Kirche ist heute praktisch die Eingangshalle zur Neuen und war im Original ein einräumiges Gewölbe. Beim Anbau der Neuen Kirche an der Ostseite wurde die Apsis der Alten Kirche abgerissen. Die Fresken, das Leben Jesu darstellend, setzen sich, beginnend im rechten Seitenflügel am oberen Wandabschnitt, am oberen Wandabschnitt des linken Seitenflügels fort. Die Heiligenbilder in der Mitte des Gewölbes sind durch Friese von den übrigen Fresken getrennt. Die Fresken stellen im oberen Band des rechten Flügels die Verkündigung, den Besuch des Erzengels Gabriel bei Maria, den Beweis der Jungfräulichkeit Marias, die Reise nach Bethlehem und die Geburt dar; im oberen Band des linken Flügels die Anbetung der Heiligen Drei Könige, die Ermordung der unschuldigen Kinder auf Befehl von Herodes, die Flucht nach Ägypten, Jesus im Tempel, den Tod des Zacharias; im mittleren Band des rechten Flügels den Besuch Marias bei Elisabeth, den Missionierungsauftrag an Johannes den Täufer, die Prophezeiung Johannes des Täufers, Jesus und Johannes den Täufer, die Taufe, die Hochzeit zu Kanaan; im mittleren Band des linken Flügels das Weinwunder, den Missionierungsauftrag an die Apostel, die Heilung des Blinden, die Auferstehung des Lazarus von den Toten; im unteren Band des rechten Flügels die Reise nach Jerusalem, das Abendmahl, den Judas-Kuss und Jesus vor Pontius Pilatus; im unteren Band des linken Flügels Jesus auf dem Weg nach Golgatha, Jesus am Kreuz, Jesu Abnahme vom Kreuz, Jesu Grablegung, die Frauen am leeren Grabe sowie Jesu Weg ins Reich der Toten und Jesu Himmelfahrt dar. Unter diesem Band sind noch Heilige und über dem Eingang die Verklärung dargestellt.
Die Neue Kirche ist ein rechteckiges, quer geteiltes Gewölbe mit vier durch Bögen miteinander verbundenen Säulen an der Ostwand, hinter denen ein Gang ansteigt, der zur Hauptapsis mit ihren beiden Seitenapsiden führt. Im Kirchengewölbe ist das Leben Jesu in überwiegend blauen und roten Farben dargestellt. Das lapislazuli-farbene Blau ist charakteristisch für die Tokalı-Kirche. In der Querteilung des Kirchenraumes sind das Leben des Heiligen Basileos, verschiedene Heilige und die Wunder, die Jesus vollbracht hat, dargestellt. Die Neue Kirche wurde Ende des 10. oder zu Beginn des 11. Jahrhunderts gebaut. Die Fresken im linken Flügel stellen den Missionsauftrag an Johannes den Täufer, die Taufe, Jesus im Tempel, den Missionsauftrag an Matthäus und die Apostel und die Hochzeit zu Kanaan dar; im rechten Flügel die Flucht nach Ägypten, die Versuchung Jesu, Jesus mit 12 Jahren; in der Gewölbemitte die Himmelfahrt Jesu und die Weisung der Apostel zum Wege Gottes; im südlichen Gewölbeflügel die ersten Diakonen, die Ausgießung des Heiligen Geistes und wiederum die Weisung der Apostel zum Wege Gottes; an der Gewölbesüdwand nichtvollendete Engel, darunter Heilige und ganz unten die Heilung des Sohnes des reichen Mannes, der Tochter des Jairus und des Lahmen, die Auferstehung des Lazarus von den Toten, die Reise nach Jerusalem und das Abendmahl; im Westflügel die Fußwaschung, an der Hauptapsis Jesus am Kreuz, die Abnahme Jesu vom Kreuz, die Frauen am leeren Grabe und den Weg Jesu in das Reich derToten; an derVorderfront der Apsis die ersten Diakonen, Jesus und die Frau von Samarra (Sumera), im Eingang Maria mit dem Jesuskind und an der Nordapsis Propheten und Engel.

Die Mönchs- und Nonnenkloster 

Das links des Eingangs vom Göreme-Freilichtmuseum liegende sechs- bis siebenstöckige Felsenhaus ist als Nonnenkloster bekannt. In der ersten Etage befinden sich der Speisesaal, die Küche und einige Zimmer, in der zweiten eine zerfallene Kapelle, in der dritten eine durch einen Felskamin erreichbare Kirche mit einem Kreuzgewölbe, vier Säulen und drei Apsiden. Dem Templon an der Hauptapsis begegnet man selten. Neben den auf den unverputzten Fels aufgetragenen Fresken aus dem Leben Jesu verlaufen rote Schmucklinien. Die einzelnen Etagen sind durch tunnelähnliche Felskamine miteinander verbunden. Die engen Tunnel konnten wie auch in den unterirdischen Städten bei Gefahr durch dicke runde Steinplatten verschlossen werden. Von dem rechts vom Museumseingang befindlichen Mönchskloster kann nur das Erdgeschoss mit einigen Räumen besichtigt werden, die übrigen Etagen sind eingestürzt und für die Besichtigung gesperrt.
Die St. Basileos Kapelle
steht im Eingangsbereich des Freilichtmuseums. In dem von Säulen unterteilten Vorraum befinden sich Grabhöhlen. Die im 11. Jahrhundert errichtete Kapelle ist ein rechteckiges Gewölbe mit drei Apsiden an der linken Längsseite. Die Fresken stellen an der Hauptapsis ein Jesus-Portrait, an der Vorderseite Maria mit dem Jesuskind, an der Nordmauer St. Theodorus auf einem Pferd, an der Südmauer St. Georg, ebenfalls auf einem Pferd und mit dem Drachen kämpfend, St. Dimitrius und zwei weitere Heilige dar.
Die Elmalı Kirche
hat neun Kuppeln, vier Säulen, drei Apsiden, einen Grundriss in Form des griechisch-orthodoxen Kreuzes und wurde Ende des 11. oder zu Beginn des 12. Jahrhunderts erstellt. Geometrische Motive und Kreuze wie in der St. Basileos-Kapelle und in der Barbara-Kirche sind auf den unverputzten Fels aufgetragen. Die Fresken stellen die Deesis, die Geburt, die Anbetung der Heiligen Drei Könige, die Taufe, die Auferstehung des Lazarus von den Toten, die Verklärung, die Reise nach Jerusalem, das Abendmahl, den Judas-Kuss, Jesus auf dem Weg nach Golgatha, Jesus am Kreuz, die Grablegung und Jesu Weg ins Reich der Toten, die Frauen am leeren Grabe, die Himmelfahrt Jesu und Heilige dar, ferner aus dem Alten Testament die Gastfreundschaft des Propheten Abraham und die Verbrennung der Drei Jünglinge im Feuerofen dar.
Die St. Barbara Kapelle
liegt hinter dem Felsen mit der Elmalı-Kirche. Sie hat einen kreuzförmigen Grundriss, zwei Säulen, eine Haupt- und zwei Nebenapsiden. Süd-, West- und Nordflügel sind überwölbt, die Mitte und der Ostflügel überkuppelt. Geometrische Motive und Fabelwesen in reicher Zahl sind mit roter Farbe auf den unverputzten Fels unter der Kuppel und auf die Wände aufgetragen. Ausserdem wurde ein Muster gemalt, das Mauerwerk vortäuschen soll. Die Kirche stammt aus der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts.
Die Fresken stellen Jesus Pantokrator an der Hauptapsis, im rechten Flügel St. Georg auf dem Pferd und mit dem Drachen kämpfend und St. Theodorus dar und im rechten Flügel St. Barbara.
Die Yılanlı oder St. Onouphrios-Kirche
aus dem 11. Jahrhundert hat einen quergeteilten, viereckigen und überwölbten Raum und einen kleineren Zusatzraum mit einer geraden Decke an der Südseite, in dem Gräber eingelassen sind. Die Apsis wurde in die linke Längswand eingemeisselt und, ohne sie zu vollenden, belassen. Der Eingang liegt an der Nordseite. Beidseitig des Gewölbes sind in Kappadokien verehrte Heilige abgebildet.
Die Fresken stellen links gegenüber dem Eingang Jesus mit der Bibel in der Hand, im Ostteil St. Onesimus, St. Georg und St. Theodorus mit dem Drachen kämpfend, die das wahre Kreuz tragende Helena und Konstantin; im Westteil die unbekleidete, langhaarige und vor einer Palme stehende Onouphrios und an ihrer Seite die Heiligen St. Thomas und St. Basileos, letzterer ein Buch in der Hand haltend, mit segnender Gebärde.
Im ersten nachchristlichen Jahrhundert lebten der Religion stark verhaftete Einsiedler in der ägyptischen Wüste. Um die Lebensphilosophie dieser Eremiten kennenzulernen, ging der Heilige Paphnutius im 4. Jahrhundert ebenfalls dorthin und lernte dabei die Eremitin Onouphrios kennen, die ein beispielhaftes Eremitendasein führte und der er, als sie starb, beistand.
Küchen-, Lager- und Essräume
Zwischen der Yılanlı- und der Karanlık-Kirche befinden sich drei miteinander verbundene Räume. Der erste ist ein Lagerraum mit Vertiefungen in den Wänden für die Vorräte, der zweite eine Küche mit einem tandır (Erdofen) Und der dritte der Essraum. Hier steht links vom Eingang eine steinerne Platte mit einer steinernen Sitzbank für etwa 40 - 50 Personen, und rechts eine Traubenpresse.
Die Karanlık Kirche
wurde Ende des 11., Anfang des 12. Jahrhunderts gebaut. Den rechteckigen, überwölbten Vorraum betritt man über eine gebogene Treppe an der Nordseite. An der Südseite des Vorraums liegt ein Grab. Das Kirchengewölbe hat einen kreuzförmigen Grundriss, eine Zentralkuppel, vier Säulen und drei Apsiden. Sie wird die Dunkle Kirche genannt, weil das Licht nur durch ein einziges kleines Fenster im Vorraum einfallen kann. Das ist auch der Grund für den guten Zustand der Farben, mit denen die Fresken gemalt wurden. Der Vorraum und das Kirchengewölbe sind mit Szenen aus dem Alten und Neuen Testament reichlich geschmückt. Die Fresken stellen die Fürbitte, die Verkündigung, die Reise nach Bethlehem, die Geburt, die Anbetung der Heiligen Drei Könige, die Taufe, die Auferstehung des Lazarus von den Toten, die Verklärung, die Reise nach Jerusalem, das Abendmahl, den Judas-Kuss, Jesus am Kreuz, Jesu Weg ins Reich der Toten, die Frauen am leeren Grabe, den Missionierungsauftrag an die Apostel, Jesu Himmelfahrt, die Gastfreundschaft des Propheten Abraham und die Drei Jünglinge im Feuerofen dar.
Die St. Katharinenkirche
liegt zwischen der Karanlık- und der Çarıklı-Kirche. Sie wurde im 11. Jahrhundert von einer Dame namens Anna in Auftrag gegeben und der Heiligen Katharina geweiht. Sowohl Vor- als auch Hauptraum haben einen kreuzförmigen Grundriss, der Hauptraum hat eine Zentralkuppel und Seitengewölbe. In den Boden des reliefgeschmückten Vorraumes sind neun Gräber eingelassen und in die Seitenwände zwei Grabnischen. Die Fresken im Hauptraum stellen an der Apsis die Deesis, darunter in Medaillons die Kirchenväter Gregor, Basileos und Johannes Chrysostomos; im Nordflügel an der Südwand St. Georg zu Pferde, gegenüber St. Theodorus, St. Katharina und andere Heilige dar.
Die Sandalias oder Çarıklı Kirche
hat zwei Säulen und zwei Eckpfeiler, ein Kreuzgewölbe, drei Apsiden und vier Kuppeln und stammt aus dem späten 12. Oder frühen 13. Jahrhundert. Ihr Name stammt vermutlich von den Fussspuren auf dem Fresko, das Jesu Himmelfahrt darstellt. Die Fresken sind in der Regel gut erhalten, weisen lange, grosse Figuren auf und ähneln denen in der Elmalı- und Karanlık-Kirche.
Die Darstellungen von Jesus auf dem Weg zur Kreuzigung und die Kreuzigung selber sind jedoch nur in der Çarıklı-Kirche vorhanden. Unter der Zentralkuppel sieht man Jesus Pantokrator, umgeben von Medaillons mit Brustbildern von Engeln, an der Hauptapsis die Deesis, an der Nordapsis Maria mit dem Kind, an der Südapsis den Erzengel Michael. Die Wandfresken stellen die Geburt, die Anbetung der Heiligen Drei Könige, die Taufe, die Auferstehung des Lazarus von den Toten, die Verklärung, die Reise nach Jerusalem, den Judas-Kuss, die Frauen am leeren Grabe, die Himmelfahrt Jesu und Heilige dar.

Die Kirchen von Göreme 

Die Durmuş Kadir Kirche
ist eine Basilika aus dem sechsten, siebten Jahrhundert mit groben Säulen, einem Taufbecken und einem Predigersitz mitten im Kirchenraum. Im Vorraum sind einfache Grabstellen in die Wände eingemeisselt. Die Kirche ist mit sehr schönen Felsenreliefs geschmückt und wurde nach dem Besitzer des Weinbergs benannt, in dem sie steht.
Die Yusuf Koç Kirche
ist ebenfalls nach dem Besitzer des Platzes, auf dem sie steht benannt. Sie stammt aus dem 11. Jahrhundert, hat einen kreuzförmigen Grundriss mit dem entsprechenden Gewölbe, vier (zerbrochene) Säulen und zwei Apsiden.
Die El Nazar Kirche
liegt in dem gleichnamigen Tal, das man etwa 800 m nach rechts abbiegend von dem Weg, der zum Göreme-Freilichtmuseum führt, findet. El Nazar könnte man mit 'Schicksal' übersetzen. Die Kirche in einem Feenkamin hat einen T-förmigen Grundriss mit Seitengewölben. Die teilweise zerstörte Zentralapsis liegt auf dem Schnittpunkt des T-Balkens. Der Boden ist völlig zerstört. Die Fresken stammen aus dem 10. Jahrhundert und stellen die Verkündigung, den Besuch des Erzengels Gabriel bei Maria, die Geburt, die Anbetung der Heiligen Drei Könige, die Flucht nach Ägypten, Jesus im Tempel, Maria bei Elisabeth, die Taufe, den von den Toten auferstandenen Lazarus, die Verklärung, den Weg nach Jerusalem, Jesus am Kreuz, Jesu Weg ins Reich der Toten und die Himmelfahrt Jesu sowie in Medaillons Heilige dar.
Die Saklı Kirche
wurde erst 1957 in der Nähe der El Nazar-Kirche entdeckt und heisst deshalb 'Versteckte Kirche'. Sie wurde in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts gebaut, hat einen rechteckigen Grundriss und drei Apsiden. Der Hauptraum ist durch zwei Säulen mit drei Bögen zweigeteilt. Die Kirchenarchitektur ist mesopotamischen Ursprungs. Die gerade Decke ist mit Kreuzen und geometrischen Motiven bemalt. Diese und die Fresken sind auf den unverputzten Fels aufgetragen. Im Umkreis der Kirche wurden viele Farbläppchen gefunden. Eine Untersuchung ergab, dass diese anstelle von Pinseln für die Freskenmalerei benutzt wurden.
Die Fresken stellen die Deesis (Fürbitte), die Verkündigung, die Geburt, Jesus im Tempel, den Missionierungsauftrag an Johannes den Täufer, die Tauf, die Verklärung, Jesus am Kreuz, Marias Tod und Heilige dar.
Die Marien- oder Kılıçlar Kuşluk-Kirche
Die Marienkirche (11. Jh.) liegt hinter der Tokalı-Kirche an dem Steilhang südlich der Kılıçlar-Kirche etwa 250 m vom Göreme Freilichtmuseum entfernt. Der rechteckige, quer geteilte Kirchenraum hat zwei unterschiedlich hohe und große Gewölbe.
Die Fresken stellen die Deesis, die Reise nach Bethlehem, die Geburt, Jesus am Kreuz, den Tod der Maria und Heilige dar.
Die Kılıçlar Kirche
im gleichnamigen Tal etwa 600 m nordöstlich des Göreme-Freilichtmseums stammen aus dem späten 9. bzw. frühen 10. Jahrhundert. Die 'Schwerter'-Kirche hat einen kreuzförmigen Grundriss, vier Säulen, eine Zentralkuppel, an der Westseite Eckräume, eine glatte Decke und an der Ostseite drei überkuppelte Apsiden.
Die Fresken stellen die Voraussagen der Propheten, die Verkündigung, den Besuch des Erzengels Gabriel bei Maria, den Beweis der Jungfräulichkeit Marias, Josefs Anschuldigung, die Geburt, die Anbetung der Heiligen Drei Könige, den Traum des Josef, die Flucht nach Ägypten, Jesus im Tempel, den Missionierungsauftrag an Johannes den Täufer, Jesus mit Johannes dem Täufer, die Taufe, Jesus und Zacharias, die Heilung des Blinden, die Reise nach Jerusalem, das Abendmahl, die Fusswaschung, die Kommunion der Apostel, den Judas-Kuss, Jesus vor Hanna und Kaiphas, Jesus vor Pontius Pilatus, die Verleugnung von Jesus durch Petrus, Jesus auf dem Weg nach Golgatha, Jesus am Kreuz, die Abnahme Jesu vom Kreuz, die Grablegung Jesu, Jesu Weg ins Reich der Toten, die Frauen am leeren Grab, den Missionierungsauftrag an die Apostel, Jesu Himmelfahrt, die Ausgiessung des Heiligen Geistes, Marias Tod und Heilige dar.

Drei Jünglinge im Feuerofen
Der Prophet Daniel berichtet (im 3. Kapitel) die Geschichte der drei jüdischen Männer Hananja, Asarja und Mischael (in Dan. 3 werden ihre babylonischen Namen Schadrach, Meschach und Abed-Nego angeführt), die das goldene Bild Nebukadnezars nicht anbeten wollten und deshalb in den Schmelzofen geworfen wurden und ihm unverletzt entstiegen. Der Lobgesang der drei (Stücke zu Daniel 3, 27) wird in der Matutin (Frühgebet) gesungen. Nach Cyrill von Alexandria sollen die drei ein hohes Alter erreicht haben und unter dem persischen Herrscher Chambyses enthauptet worden sein.

Haci Bektas Veli


Der Rost glüht nicht von selbst, sondern durch das Feuer.
Der Verstand sitzt im Kopf, nicht in der Krone.
Was du suchst, findest du in dir selbst.
Nicht in Jerusalem oder in Mekka.

Haci Bektas Veli war der Gründer des Anatolischen Alevitentums. Das Wort "Bektaschi" leitet sich von seinem Namen ab. Er lebte etwa von 1209- 1295 in der Zeit der wandernden Turkmenenvölker, die Kontakte zu vielen anderen Volksgruppen in Anatolien hatten.
Die Abstammung von Haci Bektas Veli geht bis zu 7. Imam Musa-i Kazim (gestorben 786) zurück. D. h. Haci Bektas Veli stammt aus der Familie des Prophet Mohammed. Haci Bektas Veli kam mit seiner Familie aus Nischabur bei Corasan im heutigen Iran liegt, wo überwiegend von Azeri- Türken bewohnt ist. Durch seinen Meister Lokman-i Perende, einen Gefolgsmann von Ahmet Yesevi, kam er in seiner Jugendzeit mit der islamischen Mystik in Berührung.
Invasionen der Mongolen (11.-13 Jh.) führten zum Zerfall des seldschukischen Reiches und Errichtung kleiner Fürstentümer in Anatolien. Insbesondere nach der Niederlage(1240) des Aufstandes von Baba Ishak in Amasya, der sich überwiegend mit alevitisch gesinnten Turkmenen gegen das seldschukische Reich auflehnte, verteilten sich die überlebenden Religionsführer in ganz Anatolien. Haci Bektas Veli, der von allen Aleviten als Heiliger und Gründer des anatolischen Alevitentums verehrt wird, konnte diesen Aufstand überleben während sein Bruder Mentesch umkam.
Haci Bektas ließ sich nach Niederlage des Aufstands in Karacahöyük, heutige Hacibektas nieder. Dort fand er Möglichkeit, seine Gesinnungsleute zu sammeln und seine Lehre zu systematisieren. Ein Kloster wurde gebaut und zahlreiche Schüler sammelten sich um ihn. Wanderderwische, wandernde Prediger trugen seine Lehre in Dörfer und Städte. So vereinheitlichten sich die alevitischen Tradition und Glaubenslehre. Er bevorzugte die türkische Sprache für seine Gedankengut, während die sunnitischen Gelehrter arabisch prädigten. Die Gedanken Haci Bektas Veli`s waren damals revolutionär und für die Menschen verschiedenster Glaubensrichtung anziehend.
Der Bektaschismus ist geprägt von Humanismus. Seine Charakteristik ist Toleranz und Liberalismus. Er steht für einen offenen Geist und Nächstenliebe. Jeder Mensch muss sich selbst kennenlernen und seinen Nächsten als seine Schwester anerkennen. Die Frauen werden bei den Alevi - Bektaschis mit viel Respekt behandelt. Sie nehmen an allen Zeremonien teil wie die Männer, und man erkennt sie als Schwester und Gefährtin an. Es soll keinen Unterschied geben zwischen den Menschen, keine Differenzen zwischen den Religionen, zwischen den Rassen und keine sozialen Unterschiede. Durch seine Toleranz, Menschenliebe, Weisheit und Wunderkraft fand er einen regen Zulauf bei der Bevölkerung in Anatolien, die durch die damaligen seldschukischen Herrscher und Feldherren unterdruckt waren. Haci Bektas war der Erlöser dieser Unterdrückten und verfolgten Menschen in Anatolien; denn seine Lehre war zugleich eine Ideologie der Armen.
Aus Haci Bektas Veli stammen hunderte Sprüche, die seine Philosophie ganz gut beschreiben und von Aleviten geachtet werden:
  • Das Universium ist die sichtbare Gestalt Gottes Rituelle Gebete machen keinen Menschen besser. Die Taten zählen nicht die Worte.
  • Betet nicht mit den Knien, sondern mit dem Herzen.
  • Das wichtigste Buch zum lesen ist der Mensch.
  • Glücklich ist, wer die Gedankenfinsternis erhellt.
  • Ermögliche den Frauen eine gute Bildung.
  • Es gibt kein Gegeneinander von Gott und Mensch, sondern miteinander in tiefer Verbundenheit.
  • Was Du suchst, findest Du in Dir selbst, nicht in Jerusalem oder in Mekka.
  • Der Rost glüht nicht von selbst, sondern durch das Feuer.
  • Der Verstand sitzt im Kopf, nicht in der Krone.
  • Was du suchst, findest du in dir selbst.
  • Nicht in Jerusalem oder in Mekka.
In seinem Buch "Makalat" beschrieb Haci Bektas Veli das alevitischen Wertesystems "4 Toren, 40 Regeln" ausführlich:
Haci Bektas Veli wird von allen Aleviten geehrt. Dazu findet ein Andacht jedes Jahr vom 16- 18. August in der Stadt Hacibektas mit verschiedenen kulturellen und religiösen Veranstaltungen wie Vorträgen, Konzerten, Cem Versammlungen statt.
Wer Sind die 12 Imame ?
Die Reihe der 12 Imame wird von Hz. ALI, dem Schwiegersohn des Propheten Mohammed's , angeführt . Und die darauf folgenden Imame sind seine Nachkommen. Nach den Aleviten und Schiiten sind die Blutsverwandten des Propheten , die 12 Imame, die rechtmäßigen Nachfolger, die den Islam als geistliche Oberhäupter anführen sollten.
Sie wurden alle in einer Zeitspanne von ca. 350 Jahren nacheinander ermordet.
Nur der letzte Imam, IMAM MEHDI, wurde nicht ermordet.
Er ist von der Erdoberfläche verschwunden.
Er ist der Erlöser auf den die Aleviten und die Schiiten warten.
                        Die Zwölf Imame
  1. ALI (599-661 n. Chr.), Beiname Haydar = Löwe (auch genannt als Allahs Löwe),
    geboren in Mekka, gestorben in Kufa/ Irak. Er ist Cousin, Adoptivsohn und Schwiegersohn des Propheten. Von den Zwölfen war er als einziger auch Kalif (656-661).
  2. HASAN  (624-670),
    in Medina geboren und in Medina gestorben, hielt sich mit  seinem Vater fünf Jahre im Irak auf; politisch unbedeutend; er war erster Sohn Alis.
  3. HÜSEYIN (626-680),
    in Medina geboren und in Kerbela/ Irak als Märtyrer gestorben, er war mit seinem Vater fünf Jahre im Irak, lebte dann in Medina; der Versuch, mit Hilfe der Kufaner 680 das Kalifat zu ergreifen, scheiterte, weil diese ihn wieder fallen ließen; in seiner medinensischen Zeit war er politisch überhaupt nicht aktiv; er ist der zweite Alisohn.
  4. ALI ZEYNELABIDIN ( = Zierde der Beter), 658/9-713/4,
    geboren in Medina, war mit Hüseyin und Ali drei Jahre im Irak, dann in Medina, überlebte das Massaker zu Kerbela als einziger (?) männlicher Sproß Hüseyins, zog sich danach in Medina völlig zurück und ging der Politik absolut aus dem Weg, starb in Medina.
  5. MUHAMMED BAKIR ( = der Öffner), 676/7-713/4,
    als Sohn Zeynelabidins in Medina geboren und in Medina gestorben. Er wagte sich etwas mehr in die Öffentlichkeit und ist bedeutend als Aufzeichner von Hadith (Taten und Aussprüche des Propheten), die damals in Büchern schriftlich fixiert wurden und für die dogmatisch- politische Entwicklung des realen Islam und für die Begründung häretischer Strömungen enorm bedeutend wurden. Von der Politik hielt sich Imam Bakir fern.
  6. ALI CAFER SADIK ( = Cafer der Wahrhaftige), 702-765,
    Bakirs Sohn, in Medina geboren und gestorben, wirkte öffentlich als Hadithaufzeichner, Rechtsexperte und naturwissenschaftler; war am Sturz der Ommayaden durch die Abbasiden (selbst Haschemiten) überhaupt nicht beteiligt; er ist Begründer der sogenannten caferitisch- schiitischen Rechtsschule, die für der >>orthodoxen<< Zwölferschiiten und für die Ismaeliten bedeutsam ist, nicht jedoch für die Aleviten.
  7. MUHAMMED MUSA KASIM (vom Ort Kasimain bei Bagdad, oder; der Gleichmütige), 745/6-799,
    in Medina geboren als Sadiks Sohn, wegen Unehrbietigkeit gegen den abbasidischen Kalif als  >>Schutzhäftling<<  nach Irak gebracht, verstarb in Kasimain; theoretisch und politisch unbedeutend.
  8. ALI- RIZA (Ali der Zufriedene), 765-818,
    Sohn des Imam Musa Kasim, geboren in Medina, und in Tus/ Nordostiran gestorben, lehnte das Kalifatsamt ab; theoretisch und politisch unbedeutend.
  9. MUHAMMED TAKI ( = der Gottesfürchtige), 811-835,
    Sohn des Ali-Riza, geboren in Medina (?) und gestorben in Bagdad/ Irak; theoretisch und politisch unbedeutend.
  10. ALI NAKI ( = der Reine), 828-868,
    geboren in Medina (?) oder Irak als Sohn Takis, gestorben in der damaligen Kalifresidenzstadt Samarra/ Irak. Theoretisch und politisch unbedeutend.
  11. HASAN ASKARI (von Askar = Militärstadt, was ein anderer Name für die Kalifatstadt Samarra war), 846-873,
    geboren in Medina (?) oder Irak als Nakis Sohn, verstorben in Samarra; theoretisch und politisch unbedeutend.
  12. MUHAMMED MEHDI (= der Erlöser), geboren 869
    in Samarra als einziger Sohn Askaris; trat mit fünf Jahren in die kleine Verborgenheit, das heißt, er war nur noch für einen ausgewählten, kleinen Kreis zu sprechen; trat 940/41 in die Große Verborgenheit, das heißt, er war für niemand zu sprechen und gab keine Anweisungen mehr, er war also für die Realität verschwunden, obgleich er noch existierend gedacht wurde. Zu seiner Lebzeit war er theoretisch und politisch unbedeutend, aber er hat einen hohen dogmatischen Rang im Zwölferschiismus, da seine Wiederkehr am Ende der Zeiten erwartet wird, damit er die ungerechten, despotischen Regimes vernichte und ein Reich der Gerechtigkeit, der Freiheit und des Überflusses errichte.“


Die Aleviten fasten zwölf Tage im Trauermonat Muharrem. Das Fasten ist Gedenken an die zwölf Imame und an das Massaker von Kerbela. Dort hatten im Jahre 680 die omayyadischen Truppen Imam Hüseyin mit seinen 72 Gefolgsleuten getötet, nachdem sie drei Tage lang in der Wüste vom rettenden Wasser abgeschnitten worden waren. 
Höhepunkt des Fastens ist der Aşure-Tag, der mit symbolträchtigen Speisen und Traueroden begangen wird. Die Geschichte des ersten Auseinanderbrechens der islamischen Gemeinde wird dabei in aller Tragik und Lebendigkeit neu durchlebt. Der Gedenktag bietet Gelegenheit, die der alevitischen Gemeinschaft widerfahrenen Traumata von Diskriminierung und Verfolgung als Fortsetzung jenes frühesten Unrechts auszudeuten und erinnerlich zu halten.
Der SEMAH
Der Semah ist ein wichtiger religiöser ritueller " Tanz " der Aleviten. Er gehört zu den 12 Pflichten in der CEM- Veranstaltung (eine Art Gottesdienst ).
Nach der Überlieferung vom 6. Imam im " IMAM CAFER BUYRUK " wurde der Semah erstmals im " Geheimbund der VIERZIGER " vollzogen. Dieser Bund bestand aus 17 Frauen und 23 Männer und geht auf eine früh-alevitische Glaubensgruppe des 6. Jahrhunderts zurück.. Unter diesen Personen war auch Ali ,der Schwiegersohn Mohammed's vertreten. In diesem Bund wurde dann in Anwesenheit von Propheten Mohammed eine Traube zerdrückt, so das alle ein Schluck davon einnahmen. Daraufhin haben die " Vierziger " den Semah " getanzt ".
Anderen Quellen zufolge ist der Semah ein Relikt aus voralevitischen alttürkischen Religionen ( Schamanismus ) , die von den Aleviten in den Frühislam eingebettet worden sind.
Der Semah ähnelt einem Reigentanz. Allerdings sollte er nicht als folkloristisches Element betrachtet werden, das zu feierlichen Anlässen oder gar zum Vergnügen getanzt wird. Der Semah ist vielmehr ein Gebetsritual, der nur in der Cem-Zeremonie vorgetragen werden sollte.
Der Semah wird von Frauen und Männer unterschiedlichen Alters ( ohne Kinder unter vierzehn ) praktiziert. Die Kleidung sollte aus den Alltagskleidern bestehen, weil es nicht auf die äussere, sondern auf die innere Vereinigung mit Gott und Natur ankommt.. Die Semah-Mitglieder bewegen sich in einer kreisförmigen Figur. Dabei drehen sie sich zusätzlich um die eigene Achse. Die Handinnenfläche der rechten Hand zeigt nach oben und die linke Handinnenfläche ist auf den Boden gerichte. Es finden keine körperlichen Kontakte, wie zum Beispiel Hände halten, zwischen den Teilnehmern statt. Die dabei dargestellte Figur, also das Drehen in einer " Kreisbahn " und das Drehen um die eigene Achse, symbolisiert nicht nur das Universum, wo die Planeten in einer Umlaufbahn um die Sonne und um ihre eigene Achse kresien, sondern auch die ewigen Kreisläufe des Lebens und der Natur. Denn für die Aleviten ist die Dreieinigkeit von GOTT- MENSCH- NATUR ein sehr wichtiges Element ihrer Religion. Nur wenn alle drei vereint sind, also in Eins verschmolzen sind, kann man zur Wahrheit gelangen. Wenn man nur eins der drei als Schwerpunkt oder als das Höchste anpreist, so verschwindet die Harmonie zwischen allen drei, was dann zur Chaos führen kann. Die Aufgabe des Menschen ist also das Erreichen des " Eins-Werden" mit Gott und Natur. Die Dreieinigkeit Gott-Mensch-Natur ( nicht zu verwechseln mit der christlichen Dreifaltigkeit ) wird vom Semah-Teilnehmer in dem Ritual symbolisiert. Die langsamen Rhytmen der SAZ ( Langhals-Laute ) zu Beginn des Semah, führen jeden Teilnehmer des Cemin einen mystischen Zustand. Nach und nach werden die Rhytmen schneller und durch diese unterschiedliche Phasen versucht der Semah-Teilnehmer den Zustand der Vereinigung von Gott- Mensch- Natur zu erreichen. Die nach oben und unten gerichteten Hände versuchen dabei symbolisch eine Verbindung / Vermittlung zwischen Erde und Gott darzustellen. Die Flugbewegung des bei den Aleviten heiligen Tieres, des Kranichs ( Turna ), wird ebenfalls nachgeahmt.
Leider wird der Semah heutzutage von den alevitschen Jugendlichen nicht ausreichen als religiöses Ritual wahrgenommen und gewürdigt. Einige verwechseln den Semah mit Folklore und versuchen überall, wo es sich anzubietet scheint, den Semah zu " tanzen" . Doch wenn wir nicht selber unsere Fehler korrigieren, werden vielleicht unsere Kinder den Semah wirklich nur als Folklore kennen lernen.
MAN KANN  UND  SOLLTE  AUCH  NICHT IN  HOCHZEITEN, FEIERLICHEN  ANLÄSSEN ODER  POLITISCHEN  VERANSTALTUNGEN DEN  SEMAH  VORFÜHREN  ODER " TANZEN " . DENN  SO GEHT  DER  GANZE  SINN  DES  SEMAH'S,  DAS EINS  - WERDEN  MIT GOTT UND NATUR,  REGELRECHT  VERLOREN !!!!!
DEGERLI  CANLAR ! ! ! SEMAHLARIMIZA SAHIP CIKALIM. HER  EGLENCELERDE, GECELERDE VE  DÜGÜNLERDE SEMAH  DÖNMEYELIM..... SEMAHIN TEK  YERI CEM' LERIMIZDIR, HÜNKAR BEKTASI VELI, ABDAL MUSA ANMA vb. GÜNLERIDIR ! ! !

HISTORISCHER ÜBERBLICK UND ENTWICKLUNG DES ALEVITENTUM !
Um das Alevitentum als Religion, Kultur und Philosophie besser zu verstehen, sollte man ein Blick auf seine Entwicklungsgeschichte werfen.
Nach dem Tod des islamischen Propheten MOHAMMED ( 632n.Chr.), begann die Spaltung im Islam . Die Streitigkeiten um die Nachfolge des Propheten (Khalifen-Streit)  führte zu der Entstehung der Hauptkonfessionen SUNNISMUS,  SCHIISMUS und dem ALEVITENTUM. Die Anhänger des Sunnismus unterstützten den einflußreichen Ebu-Bekir, während die Aleviten und Schiiten ALI Ibn Talib als den rechtsmäßigen Nachfolger ernannten. ALI war der Cousin, Adoptivsohn und Schwiegersohn des Propheten. Der Clan der Omayyaden, dem auch Ebubekir angehörte, setzte sich um die Vorherrschaft im Islam durch. Zur Erhaltung ihrer Herrschaft wurden die Aleviten und Schiiten verfolgt und ermordet. Die Familie des Propheten ( Ehli-Beyt ) wurde im Laufe der Zeit nach und nach brutal ermordet, um die Opposition zu schwächen. Höhepunkt dieser Morde war das Massaker in KERBELA ( Irak ), indem der dritte Imam, IMAM HÜSEYIN (Sohn von Ali ) samt seiner Familie und Freunde ums Leben kam.
Die Sunniten bestimmten nun, welche Teile der vom Propheten hinterlassenen religiösen Schriftstücke als heiliges Buch (KORAN) zu gelten hatten und wie sie zu interpretieren seien. Während sich der Sunnismus und Schiismus immer mehr annährten, nahm die Entwicklung im Alevitentum einen ganz anderen Gang. Die Entwicklung im Alevismus wurde stark durch andere Kulturen, Religionen und Philosophien beeinflußt ( Zarathustra, Schamanismus etc..). Das Alevitentum entwickelte sich zur einer naturver- bundenen, toleranten, weltoffenen, Bescheidenheit und Nächstenliebe ausstrahlende Konfession des Islam. Die Aleviten lehnen die Schariat (Gesetzeskodex im orthodoxen Islam ) und die Sunna (Verhaltensformen und -techniken im orthodoxen Islam ) ab und treten für Religionsfreiheit, Menschen-rechte, Gleichberechtigung der Frau in der Gesellschaft  und Trennung von Staat und Religion ( Laizismus ), ein.
Aufgrund dieser liberalen Lebensauffassung wurden sie immer wieder Opfer der gnadenlosen Verfolgung durch die orthodoxen Moslems. Zur Zeit des Yavuz Sultan Selim's wurden sie im Osmanischen Reich zu Zehntausenden (ca. 40 000) massakriert. Durch aktiven Widerstand versuchten die Aleviten sich dieser Willkür und Tyrannei zu entziehen (z.B. die Revolte um 1240 um BABA ILYAS oder der Aufstand des SEYH BEDRETTIN im 14.Jhr.)
Die Übergriffe, Hetzkampagnen und Assimilationsversuche hielten bis zum heutigen Tag an. Jüngste Beispiele dafür sind die Massaker in den 70 'er Jahren in CORUM und MARAS (ca. 100 Tote), oder SIVAS im Juli 1993 ( 37 Tote) und ISTANBUL im März 1995 (ca. 30 Tote ). Die erwähnten Städte liegen alle in der Türkei. Offiziel wird die Existenz der Aleviten in der Türkei immer noch nicht anerkannt, obwohl sie 1/3 (ca.20 Mio) der türkischen Bevölkerung ausmachen.
Das Alevitentum wurde stark durch den Philosophen und Reformator HÜNKAR BEKTAS VELI geprägt, der zwischen 1210 und 1271 gelebt hat. Großen Einfluß hatten auch die Volksdichter YUNUS EMRE (1241-1319), NESIMI (1339-1418), PIR SULTAN ABDAL und viele mehr. Viele der alevitischen Dichter und Philosophen wurden durch islamische Fundamentalisten gefoltert und ermordet.
Auch im Alevitentum gibt es bestimmte Regeln, wie die Lehre von den VIER TORWEGEN und die Trinität des
"BEHERRSCHE DEINE HÄNDE, DEINE ZUNGE UND DEINE LENDEN
" Die alevitischen Gemeinden werden durch DEDE's , den geistigen Führern, geleitet. Die Aleviten kommen bei den CEM's (eine Art Gottesdienst ) zusammen und versuchen hierbei auch eventuell vorliegende Probleme gemeinsam zu lösen. Im Alevismus steht der MENSCH im Mittelpunkt der Religion und nicht irgendwelche überholte und unmenschliche Dogmen.
Das Alevitentum ist außerhalb der Türkei noch in Syrien, Ägypten, Albanien und bei den aus der Türkei stammenden  Immi-granten in Westeuropa verbreitet.