12 Ekim 2012 Cuma

Die erste osmanische Hauptstadt Bursa



Die Seldschuken, die ab 1071 Anatolien eroberten, versuchten in ihrem Gebiet türkische Stämme aus Asien anzusiedeln. Als das seldschukische Reich an Macht verlor und der Zerfall begann, wurden in Anatolien Fürstentümer gegründet. Das osmanische Fürstentum entwickelte sich rasch, nahm auch den Boden der byzantinischen Fürsten (Tekfurlar) um sich ein, wurde stärker und expandierte.
Der Gründer des osmanischen Fürstentums, Osman Bey, kam 1258 in der Ortschaft Söğüt auf die Welt. 1299 wurden auch Bilecik, Yenikent, İnegöl und İznik an das Fürstentum angeschlossen. Somit war der Grundstein des mehr als 600 Jahre herrschenden osmanischen Reiches gelegt. Der byzantinische Fürst von Bursa, Atranos, der die wachsende Gefahr des expandierenden osmanischen Fürstentums erkannt hatte, bat Byzanz um Hilfe und kämpfte mit der Unterstützung der byzantinischen Fürsten aus Keste und Kite im Jahre 1301 in Koyunhisar gegen die osmanische Armee. Aus diesem Krieg ging die Armee von Osman Gazi als Sieger hervor.
Die Türken begannen langsam mit den Vorbereitungen. Osman Bey, machte 1317 den ersten Schritt für die Umzingelung der Stadt Bursa. Um die Verbindung der Stadt zum Meer abzubrechen, errichtete er in der Gegend Kaplıca eine Festung und ernannte Ak Timur, den Sohn seines Bruders, zum Kommandanten. Der Sklave Osman Beys, Balabancık, war für die Festung am Berg verantwortlich. Von diesen Gebieten aus war die Ein- und Ausfahrt verboten. Die Türken zerstörten die Atranos Beyce Festung und errichteten in Pınarbaşı ihr Quartier . Osman Bey traf die Vorbereitungen für die Umzingelung, überließ die Führung seinem Sohn Orhan Bey und kehrte nach Yenikent zurück. Die Umzingelung dauerte acht Jahre. Osman Bey hatte gesundheitliche Probleme und konnte nicht mehr kämpfen und befahl seinem Sohn Orhan Bey, die Stadt zu erobern. Dieser nahm zuerst die Evrenos Festung ein. Die Bewohner der Festung flohen auf die Berge. Das nächste Ziel war Bursa.
Orhan Bey schickte Mihal Bey zum Fürsten Bursas und forderte, dass er sich stellte. Der Fürst schickte wertvolle Kleider und 40 Tausend Goldmünzen an Orhan Bey und bat um Gnade. Orhan Bey fragte seinen Vater und erlaubte dann, dass der Fürst mit seiner Familie und seinen Männern die Stadt verließen und die Küste Gemliks erreichten. Von hier aus fuhren sie mit einem Schiff in Richtung İstanbul. Ab 1326 gehörte Bursa den Türken.
Die Nachricht der Eroberung İstanbuls erhielt Osman Bey im Sterbebett, worauf er auch für immer seine Augen schloss. Die Einnahme Bursas war ein Wendepunkt für das osmanische Fürstentum. Orhan bin Osman, der 1281 auf die Welt kam, als sein Großvater Ertuğrul Gazi starb, war der zweite osmanische Sultan. Der ältere Bruder des Sultans, sagte eines Tages zu ihm, er müsse drei Dinge für das Sultanat tun. Erstens: Münzen mit seinem Namen drucken; zweitens: sich anders bekleiden als die normalen Menschen; drittens: Wehrsold für die Soldaten aus der Staatskasse bezahlen. Die Münzen wurden vorher im Namen der seldschukischen Sultane gedruckt. 1328 ließ Orhan Bey als erster osmanische Sultan Münzen mit eigenem Namen drucken. Auch die Bekleidung änderte sich. Die schwarz und rot gekleideten Soldaten erhielten weiße Uniformen.
Nach Bithynien, Rom und Byzanz wurde Bursa 1335 die Hauptstadt der Osmanen. Orhan Bey herrschte rund 35 Jahre lang und starb 1360. An seiner Stelle trat Murad, sein Sohn. Murad han bin Orhan bin Osman Gazi, der 1326 auf die Welt kam, war der dritte osmanische Sultan. Er war unter dem Namen "Hüdavendigar" bekannt.
1362 wurde die Stadt Edirne erobert. Da Murad-ı Hüdavendigar eines Tages von einem alten Mann mit weißem Bart träumte, der ihm die Errichtung eines Palastes in Edirne riet, ließ der Sultan in Edirne einen großen Palast bauen. Dann wurde die Hauptstadt nach Edirne verlegt. Trotzdem verlor Bursa in den darauf folgenden Jahren nicht an Bedeutung.
1399 errichtete Yıldırım Bayezid in Bursa, wo der Heilung mit Hilfe des Wassers große Bedeutung beigemessen wurde, das "Bursa Krankenhaus". Als 1402 die Armee von Timur in die Stadt vorrückte, zerstörten die Soldaten Medressen und Moscheen und setzten die Gebäude in Brand. Sultan Cem, der 1482 für 18 Tage an die Macht kam, ließ in Bursa Münzen im eigenen Namen drucken. Cem musste gegen die Armee von Bayezid II. kämpfen und als Verlierer die Stadt verlassen.


GEBÄUDE
In der osmanischen Baukunst wurde zuerst im Stil der Architektur des eroberten Byzanz gebaut.
Die neuen Gebäude waren anders als die Denkmäler der anatolischen Fürstentümer und so entstand der "Bursa Stil". Auch nach der Eroberung İstanbuls verlor die Bursa Architektur nicht an Bedeutung. Beim Bau der ersten Denkmäler in Edirne und İstanbul wurde dieser Stil benutzt. Der Baustil nach einem T-Plan entwickelte sich im 14. Jahrhundert. Fast alle vom Sultan errichteten Moscheen in Bursa wurden nach diesem Plan gebaut. Der sogenannte „Bursa Bogen“ dagegen, der im oberen Teil mit einer horizontalen Linie verbunden ist, besteht aus zwei Viertelkreisen und wird mehrheitlich zu dekorativen Zwecken benutzt, da er keine große Tragkraft hat.
Ulu Moschee
Die "Ulu Moschee" in Bursa gehört zu der Gruppe von Moscheen aus der ersten Periode der islamischen Architektur, wobei die Säulen mit einem flachen Dach bedeckt sind und die Moschee über einen Hof verfügt. Die 1399 durch den Befehl von Yıldırım Bayezid vom Architekten Ali Neccar errichtete, weiße und prachtvolle Ulu Moschee, verfügt über 20 Kuppeln und zwei großen Minaretten. Jede Kuppel wird von je zwölf viereckigen Säulen getragen. Die Kuppel in der Mitte der Moschee ist aus Glas. Innerhalb der Moschee gibt es 192 Inschriften, die von berühmten Kalligraphen geschrieben worden sind.
Yeşil (Grüne) Moschee
Mit der "grünen Moschee" begann der Bursa Stil. Der Architekt Vezir Hacı İvaz Paşa baute 1419 im Namen des Sultans Çelebi Mehmed diese Moschee. Die Fayencen wurden von Mecnen Mehmed gemeistert. Die Fassade, Fenster, Tür und die Inschriften zählten zu den schönsten Beispielen der Marmorverarbeitung. Bei den ersten Moscheen in Bursa und İznik wurde ein harmonischer und schlichter Stil, fern von jeglichen übertriebenen Verzierungen der östlichen Kunst bevorzugt. Als erster Wandmaler der osmanischen Zeit rühmte sich Ali İbn İlyas Ali, nachdem er 1423 alle Verzierungen der grünen Moschee gemalt hatte.
Muradiye Moschee
Die von Murad II. zwischen 1426 und 1428 errichtete "Muradiye Moschee" trägt mit ihrem verkehrten T-Plan und allen Elementen die Eigenschaften des Bursa Stils. Bei dem großen Erdbeben im Jahre 1855 in Bursa wurden die Kuppeln und zwei Minarette der Moschee zerstört. Als die Moschee 1902 wieder aufgebaut wurde, benutzte man an der Kanzel und Gebetsnische entsprechend der Mode Verzierungen im Rokokostil.
Emir Sultan Moschee
Die Holzbögen im Säulengang auf dem Hof der "Emir Sultan Moschee" sind die schönsten Beispiele der Bursa Bögen. Die in İznik und Bursa hergestellten Fenster sind reich verziert.
Zivile Architektur
Bei den Häusern, die nach dem architektonischen Stil gebaut wurden, welcher sich nach der Eroberung Bursas seitens Orhan Bey entwickelte, waren die Verzierungen auffallend. Viele dieser Häuser verfügten über einen Kamin. Die Fenster lagen hoch und das farbige Glas hatte einen Holzrahmen. Die wichtigsten Verzierungen der "Bursa Häuser" befanden sich an den Wänden, Decken und an den Türen der Schränke. Die Bauten der zivilen Architektur aus dem 19. und 20. Jahrhundert führten dazu, dass die Stadt über ein reiches Kulturerbe verfügt.
Buntes aus dem Leben
Bursa zählt zu den Städten, die im Laufe der Geschichte Zeuge mehrerer Einwanderungen wurden. Völker aus verschiedenen Gebieten, die hierher zogen, bereicherten das Leben in Bursa. Türken, die aus Mittelasien nach Anatolien einwanderten, verdoppelten zwischen 1530 und 1575 die Einwohnerzahl der Stadt.
Griechen lebten in den Dörfern seit Jahrhunderten. Mit der Eroberung der Peloponnes wurden in der Herrschaftszeit von Fatih Sultan Mehmet Griechen in der Stadt angesiedelt.
Zum ersten Mal kamen in der Herrschaftszeit von Orhan Bey Armenier aus Kütahya nach Bursa. Im armenischen Patriarchat, das 1461 von Fatih Sultan Mahmut in İstanbul gegründet wurde, wurde der Metropolit aus Bursa, "Ovakim", zum Patriarch gewählt. Die Armenier erhielten die gleichen Befugnisse wie die Juden und Griechen. Die altsyrische, abessinische und koptische Kirche wurden dem Patriarchat angeschlossen. Ab dem 19. Jahrhundert zogen Armenier aus dem Osten nach Bursa. Die meisten von ihnen lebten im Gebiet Setbaşı. Die vom Gouverneur Hacı İzzet Paşa veröffentlichte erste halboffizielle Zeitung der Stadt Bursa "Hüdavendigar", wurde ab der 82. Auflage zum Teil auch in Armenisch veröffentlicht. Zwar behauptet man, dass die Juden im Jahre 79 vor Christus über eine Kolonie in Bursa verfügten, aber erst mit der Erlaubnis von Sultan Orhan zur Gründung einer Synagoge in dem ihnen zur Verfügung gestellten Viertel, gewannen die Armenier an Stärke. Ein Großteil der Armenier beschäftigte sich mit Handel, Schneiderei oder waren Bankiers oder Goldschmiede. Außerdem wanderte die Mehrheit der Moslems, deren Städte während des osmanisch-russischen Krieges zwischen 1877 und 1878 besetzt wurde, nach Bursa aus. Allein aus Rusçuk kamen 30 Tausend Einwanderer, die meisten davon waren Georgier und Tataren. Die aus Kaukasien kommenden Einwanderer wurden in Yıldırım, die aus Kazan in Mollaarap und die aus Krim in Alacahırka angesiedelt.
Schon seit frühesten Zeiten lebten in Bursa auch Kopten. Während des Frühlingsfestes am 6. Mai veranstalteten die Kopten am Abhang des Uludağ Berges Feiern und wählten ihren neuen Anführer den "Çeribaşı". Die Kopten lebten in den Vierteln Kanberler und Demirkapı.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts verfügten Deutschland, Großbritannien, Österreich-Ungarn, Spanien, Italien, Frankreich, Belgien, Griechenland und der Iran über Konsulate in Bursa. Die Einwohner der Stadt machten damals 9,84 Prozent Griechen, 6,66 Prozent Armenier, 18 Prozent andere Volksgruppen und den Rest moslemische Türken aus. 1903 bestand der Stadtrat aus Mitgliedern wie dem Mufti Ali Rıza Efendi, dem griechischen Metropolit, dem armenischen Erzbischof Natalyan Efendi, dem armenisch-katholischen Bischof Arşoni Efendi, dem Bischof Artin Efendi, dem Oberrabbiner Moşe Hayim Efendi. Im Stadtzentrum gab es 19 medizinische Experten, fünf davon waren Türken, von den 17 Apothekern waren vier Türken.
Jedes Jahr fand in Bursa das "Hyazinthen" Fest statt. Die breiten Hyazinthen-Gärten um die Stadt wurden von den Einwohnern aufgesucht und zwar drei Tage von den Frauen und vier Tage von den Männern. Als 1869 sich die Frauen in den Hyazinthen-Gärten amüsierten, kamen zwei Männer zu ihnen. Über den Vorfall wurde die Staatsanwaltschaft unterrichtet. Die Männer verteidigten sich mit ihrer Aussage, dass sie Fremde seien und nicht wüssten, dass an diesen Tagen die Gärten nicht für Männer zugänglich wären. Die Männer, die die Wahrheit sagten, wurden freigelassen.
In der reichen Küchenkultur Bursas nahm der "Kebap" einen wichtigen Platz ein. Helmut von Moltke, der 1836 Bursa besuchte, schrieb in seinen Türkei-Briefen über den köstlichen und günstigen "kebap" folgendes: „...Zu Mittag haben wir richtig türkisch, in einem Kebabladen gegessen. Nachdem wir unsere Hände wuschen, setzten wir uns nicht an sondern auf den Tisch. Ich wusste nicht, wohin ich meine Beine tun sollte. Dann kam auf einem Holztablett der Kebap, also am Spieß gegrilltes Lammfleisch mit Fladenbrot. Der Kebap schmeckte so köstlich; dann wurden "Zeytin" (Oliven), die Süßspeise der Türken "Helva" und eine Tasse "Pekmez" (Traubenmost) aufgetragen. Und dieses köstliche Essen für zwei Personen kostete nur 120 para, also fünf Schilling.“
Stadt des Exils
Im 19. Jahrhundert lag die Zeit als Hauptstadt lange zurück und Bursa war mit allen Tönen des Grüns und der alten Struktur eine Stadt des Exils.
Mevlanazade Rıfat, der lange Jahre im Ausland gegen das Regime operiert hatte, kam letztendlich nach İstanbul und stellte sich der Polizei. Entsprechend des Urteils des Ausnahmezustand Gerichtes, wurde er nach Bursa ins Exil geschickt. Die Verbannung endete erst, als Sultan Abdülhamid II. am 27. April 1909 entmachtet wurde und Mehmed Reşad V. als 35. osmanischer Padischah den Thron bestieg. Mevlanazade Rıfat wurde amnestiert und kehrte aus Bursa nach İstanbul zurück.
Er war aber nicht der Einzige, der nach Bursa ins grüne Exil geschickt wurde, wie den Memoiren von Mehmet Tevfik Bey zu entnehmen ist, der zwischen 1906 und 1909 als Gouverneur in Bursa fungierte. Mehmet Tevfik Bey erzählt über seine Freundschaft zu Fehime Sultan, einer der drei Töchter von Sultan Murad. Diese drei Geschwister seien nach Bursa ins Exil geschickt worden und hätten im Haus von Tevfik Bey gelebt, bis sie sich ein Haus in Bursa kauften.
Auch die Geschichte von Kemaleddin Bey, dem zweiten Sohn von Osman Paşa ist interessant. Kemaleddin Bey war mit der Tochter von Sultan Abdülhamid II., Naime Sultan verheiratet. Als Naime Sultan eines Tages erkrankte, rief ihr Mann den Arzt Hakkı Şinası Paşa, der Naime Sultan eine Kakodylverbindung injizierte. Es wurden jedoch Gerüchte verbreitet, wonach Kemaleddin Bey eine Beziehung zu der älteren Tochter des Sultans Murad, Hatice Sultan habe, die nebenan wohnte und dass Kemaleddin Bey absichtlich seiner Frau eine Kakodylverbindung geben ließ. Diese Gerüchte hörte auch Abdülhamid und ließ seine Tochter scheiden und Kemaleddin Bey nach Bursa verbannen. Er musste in einem für ihn gemieteten Haus leben und durfte dieses Haus nicht verlassen. Ein Adjutant des Padischahs sowie eine Gruppe von Soldaten überwachten Kemaleddin Bey. Niemand durfte ihn besuchen, sogar nicht einmal der Gouverneur; er musste erst eine Erlaubnis einholen.
Nach dem Tod von Sultan Murad wurden eine seiner Favoritinnen sowie mehrere Dienerinnen nach Bursa ins Exil geschickt, denen aber auch ein Monatslohn zur Verfügung gestellt wurden. Man versprach ihnen einzeln ein Haus zu kaufen und sie zu verheiraten, falls sie es wünschen sollten. Da es lange dauern würde, bis allen Frauen ein Haus in Bursa gekauft wurde, mietete man zwei Konaks in Bursa, wo die Frauen zunächst gemeinsam wohnten.
Der Provinzbotschafter und Erziehungsdirektor zählten ebenfalls zu den nach Bursa verbannten Beamten. Der Bruder von Necmeddin Molla, Ali Ata, der eines Tages während der Fahrt auf einem Schiff über dem Bosporus den Mann neben ihm um Feuer bat, wurde ebenfalls nach Bursa ins Exil geschickt. Denn dieser Unbekannte, war einer der Männer des Thronfolgers Reşad Efendi.
Neben dem berühmten Fehim Paşa wurden noch viele andere Personen nach Bursa verbannt.
DER HANDEL
Basare
Nach der Eroberung Bursas gab es in dem von Orhan Bey errichteten Komplex den Emir Han, der den ersten Basar der Stadt darstellte und in dem Webereien verkauft wurden. Als der Basar von Yıldırım Bayezid an den neuen Ort verlegt wurde, versammelten sich die Läden anderer Händler um diesen Basar. In dem Hacı İvaz Paşa Basar arbeiteten die Filzhersteller, im Sipahi Basar die Bettdeckenhersteller, im Gelincik Basar Schneider, im At Basar Pferdezüchter und Verkäufer, im Kapan Basar Obsthändler, im Tahıl (Getreide) Basar Trockenfrüchteverkäufer.
Die Basare Uzunçarşı, Bitpazarı, Tahtakale, Tavukpazarı, Bakırcılar sowie Pirinç Han, Tuz Han, İpek Han und Koza Han waren die wichtigsten Handelszentren in Bursa.
Händler
Die Händler in Bursa wurden von entsprechenden Organisationen je nach Sektor streng kontrolliert. Diese Organisationen verhinderten, dass Personen, die sich in einem Bereich nicht auskannten, Läden eröffneten und dass Produkte erfolgreiche Händler, von Anderen nachgeahmt wurden.
Damit ein Händler einen Laden eröffnen konnte, musste er über lange Jahre als Gehilfe gearbeitet und sich behauptet haben.
Diese äußerst diszipliniert erzogenen Menschen wurden bei jedem beruflichen Aufstieg belohnt. Wenn ein Lehrling zum Gehilfen aufstieg, wurden alle Meister des betreffenden Berufszweiges darüber informiert. Es wurden Festessen veranstaltet und zeremoniell erhielt der Lehrling seinen Gehilfe-Titel.
Dass ein Gehilfe den Meister Titel erhielt, hing jedoch nicht allein von der Zeit und von seinem Erfolg ab. Es musste auch ein Bedarf nach einem Meister bestehen. Die Chance trat nur dann auf, wenn ein Meister starb oder sein Laden geschlossen werden musste. Der Gehilfe wurde dann wieder zeremoniell zum Meister gekrönt.
Mit der Eröffnung der Seidenfabriken 1833 von Konstanz Bey, 1843 von Boduryan Efendi, begann auch in Bursa der Übergang zur Industrialisierung.
Kokon
Mit den Reben, Obstgärten, Mineralwasserquellen, Milchprodukten, den Oliven in Gemlik und Mudanya war Bursa reich an landwirtschaftlichen Produkten. Durch die große Anzahl der Maulbeerbäume in der Region eignete sich der Ort zugleich auch zur Seidenraupenzucht.
Seidenherstellung war ein Handelszweig der bis zur Stoffproduktion in allen seinen Produktionsstufen viel Mühe und Risiken beinhaltete. Die Risiken begannen schon in der Seidenraupenzucht. Gegen 1860 beeinträchtigte eine Epidemie, die in Frankreich ausbrach und bis nach Bursa reichte, die Seidenraupenzucht. Diese Katastrophe führte zum Bankrott mehrerer Händler, die alle Maulbeerbäume fällten. Es dauerte aber nicht lange und die Epidemie würde überwunden sein, hieß es. Aus Frankreich kam gesunder Samen. Aber es stellte sich heraus, dass auch dieser Samen befallen war.
Am 2. April 1888 wurde das Haus von Kazaz Ahmet Muhtar Efendi im Stadtviertel Şehreküste vermietet und die Harir Darüttalimi Schule eröffnet. Die ersten Absolventen verließen 1889 diese Schule. Die Schule wurde in das größere Haus von Burdurizade Osman Efendi in das Viertel Setbaşı verlegt. 1894 zog die Schule in ein Gebäude nahe Maksem um und erhielt den Namen „Institut für Seidenraupenzucht“. Der Direktor der Schule Torkumyan Efendi leistete bei der Samengewinnung nach dem Pasteur Stil wichtige Beiträge und bildete mehrere Schüler aus.
Am Webstuhl
Bursa war das Webzentrum des osmanischen Reiches. Gegen 1850 gab es in der Stadt 14 Seidenfabriken, die wie in Europa mit Wasser und Dampfkraft arbeiteten. Zwei ähnliche Fabriken gab es auch in Mudanya. In Bursa wurden an rund 150 bis 200 Webstühlen Tüll und Seide gewebt.
Die bei der Herstellung der Bursa Stoffe verwendeten Webstühle waren sehr einfach gebaut. Sie bestanden aus einem viereckigen Rahmen, aus zwei Warenbäumen, aus Spannergewichten und aus dem Webschiffchen. Unten lag ein Pedal, das vom Weber der Maschine bedient wurde. Außer den Gewichten aus Blei war alles aus Holz.
In Bursa, Bilecik und Üsküdar wurde ein "çatma" genannter Samtstoff gewebt. Die in Bursa gewebten "diba" genannten Stoffe waren weltweit bekannt. Sogar China kaufte aus Bursa Stoffe, in Ungarn, Polen, Italien und in den Balkanländern wurden diese Stoffe verkauft. Die in Bursa gewebten Stoffe waren im 16. Jahrhundert sehr gefragt, da aus diesen auch die Kleider der Padischahs geschneidert wurden. Vor dem Verkauf wurden die Stoffe einzeln kontrolliert und gesiegelt. Wenn die Qualität nicht stimmte, wurde der Stoff vom Staat beschlagnahmt. Jedes Atelier hatte sich auf einen Stoff spezialisiert. Auch Baumwollfäden, die aus dem Ausland kamen, wurden streng kontrolliert. Baumwollfäden wurden samstags auf dem Markt im Hof der Ulu Moschee, Seidenkokons im Koza Han verkauft.
Die ausländische Konkurrenz, die im 18. Jahrhundert zunehmenden Einfluss gewann zwang die Hersteller zu billigerer Produktion, wonach die Stoffe aus Bursa an Qualität verloren.
SCHULEN
Missionsschule
Im Oktober 1834 eröffneten amerikanische Missionare in Pera in İstanbul ein Knabengymnasium. Diese Schule galt als wichtiges Zentrum und bis 1839 wurden auch in İzmir, Bursa und Trabzon Schulen eröffnet. Diese Schulen, in denen nach westlichen Unterrichtsplänen gelehrt wurde, konnten sich in kurzer Zeit behaupten. Das amerikanische Mädchengymnasium in Bursa besuchten 70 Schülerinnen. 1893 wurden dem Unterrichtsplan nach in der ersten, zweiten, dritten und vierten Klasse die folgenden Fächer unterrichtet: Griechisch oder Armenisch, Mathematik (Griechisch oder Armenisch), Geographie (Griechisch oder Armenisch), Englisch, Geometrie, Botanik (Englisch), Physik, Astronomie (Englisch) und Geschichte (Englisch).
Militärgymnasium Işıklar
Die Schule wurde 1845 durch Anweisung von Sultan Abdülmecid auf dem heutigen Heykel Platz errichtet. Später wurde das Schulgebäude im Stadtviertel Işıklar gebaut und am 10. Juni 1892 von Gouverneur Münir Paşa eröffnet. Mit dem Bau eines zusätzlichen Gebäudes im Jahre 1894 erhöhte sich die Schülerzahl des Gymnasiums auf 500. 1911 wurde ein Krankenhausgebäude gebaut. Während der Besetzung wurde das Gebäude von griechischen Soldaten als Stall benutzt. Am 11. Dezember 1922 wurde die Schule noch einmal unter dem Namen "Militärgymnasium" eröffnet. Man nannte die Schule "Işıklar Militärgymnasium", da sie sich in dem alten Viertel Işıklar befand. Das Viertel soll wiederum nach dem "Aşıklar tepe", also dem Geliebten Hügel benannt worden sein.
Die Hamidiye Senayi Schule
Die Schule wurde am 10. April 1869 im Türkmenoğlu-Konak im Stadtviertel Filibos eröffnet. In der ersten Phase wurde an dieser Schule nur Weberei gelehrt. Die erste Produktion der Schüler waren Stoffe für die Kleider der Gendarmerie. Dann wurden aus İstanbul Lehrer und Werkzeuge geliefert, um auch Schuhmacher auszubilden. Ab 1900 wurden auch Französisch und Musik als Unterrichtsfächer eingeführt und eine Kapelle gegründet. 1906 wurde ein Laden auf der Hükümet Straße eröffnet, in dem die in der Schule hergestellten Erzeugnisse verkauft wurden. Alle Bewohner der Stadt Bursa bemühten sich um die Entwicklung der Schule. Es wurde eine Lotterie veranstaltet und ein vom Tiermarkt in Atıcılar gekauftes Gemälde der Schule geschenkt. 1906 erhielten Necip aus Bursa und Mirat aus İstanbul die Genehmigung dafür, in Europa hergestelltes Zigarettenpapier unter dem Namen "Zigarettenpapier der Hamidiye Senayi Schule" zu verkaufen. Die Einkommen aus diesem Geschäft wurden der Schule überlassen. Nach zwei Jahren zog die Schule in das Viertel Tophane um.
Verwaltungsschule
1885 wurde unter dem Namen Verwaltungsschule ein Knabengymnasium eröffnet. 1888 absolvierten fünf Studenten die Schule. Diese Hochschule arbeitete von 1890 bis 1891 mit vier Klassen. Im Schuljahr 1891-1892 erhöhte sich die Klassenzahl auf sieben Schüler. Zwischen 1901 und 1904 wurden ferner ein Labor, Schlafräume, ein Esssaal sowie eine Aula dazu gebaut; 1906 kam auch ein Badehaus in der Schule dazu und 1909 änderte sich der Name der Schule in "Mektebi Sultani".
Agrarschule
Die Hüdavendigar Agrarschule wurde für die Ausbildung von Landwirtschaftsexperten im März 1891 auf dem Grundstück von Topal Aga im Dorf Hamitler eröffnet. Die Schüler wurden auch praktisch ausgebildet und lange Zeit absolvierten jährlich 15 Schüler die Schule.
1904 besuchten 325 Schüler die Verwaltungsschule, 150 die Hamidiye "Sanayi" Schule und 78 Schüler die Agrarschule. Eine weitere Schule, die "Hamidiye Medresesi Muallimini Schule", wurde 1905 eröffnet, die man später als "Darülmallimin" umbenannte.
BADEHÄUSER
Von der römischen bis zur byzantinischen Zeit
Dass das erste Badehaus in Bursa in der römischen Zeit errichtet wurde, ist aus einem Brief des ersten römischen Gouverneurs Plinius zu entnehmen. Während der Bebauung der Stadt in der Herrschaftszeit des römischen Kaisers Jüstinyen I. wurden die heißen Thermalquellen in Pythia (Çekirge) dem Volk zur Verfügung gestellt. Die Badehäuser in diesem Teil gewannen in der byzantinischen Zeit mehr an Bedeutung.
Badehäuser nach osmanischer Tradition
Nach Angaben des türkischen Reisenden Evliya Çelebi gab es in Bursa sehr viel Wasser. Die ersten osmanischen Bauarbeiten bezüglich der Badehäuser begannen im Jahre 1511, als Muradı Hüdavendigar weitere zwei Kuppel an dem Badehaus des römischen Kaisers Jüstinyen errichten ließ. Palastangehörigen bis hin zu wichtigen Persönlichkeiten, Botschafter, ausländische Prinzen, Wissenschaftler und Autoren sowie Staatsmänner kamen nach Bursa, um aus diesen Thermalbädern Nutzen zu ziehen. Der Bruder von Augusta, der Ehefrau des deutschen Kaisers Wilhelm II., der Graf zu Holstein und seine Frau waren am 5. Mai 1906, Prinz Victor Napoleon aus der Familie Bonapart am 7. Juni 1908, Graf und Gräfin Carl Udard Saxe Cobour am 4. Juli 1908 besuchten als Gäste des Gouverneurs von Bursa Mehmet Tevfik Bey die Badehäuser.
Die Badehäuser in Bursa, die aus einem Umkleideraum, einem "soğukluk" genannten kalten und einem "halvet" genannten heißen Badeteil bestanden, beschrieb der Dichter Arif wie folgend:
Wer rein geht, bleibt drinnen
Das Wasser gibt Leben
Viele finden Genesung
So sind die Badehäuser in Bursa.
Helmut von Moltke berichtete in einem Brief an seinen Vater, dem er aus der Türkei schrieb, wie folgt: "Ich hatte zwar zuvor geschrieben, wie schön es in türkischen Badehäusern ist. Die Badehäuser in Bursa jedoch sind nicht künstlich, sondern das Wasser ist von Natur aus so heiß, dass es einem im großen Becken zu heiß wird und man hinaus gehen muss. Die Terrasse des Badehauses, wo wir waren, war so schön, dass wir gar nicht von dort weg wollten.“
STRASSEN
Küsten, die das Marmarameer umarmen
Bursa war im 19. Jahrhundert das Zentrum der Provinz Hüdavendigar. Die Sandschaks Balıkesir, Karahisar-ı Sahip, Kütahya und dessen Ortschaften, Gemlik, Pazarköy, Mudanya, Yalova, Karamürsel, Tirilye, Bilecik, Lefke, Gölpazarı, Söğüd, Mihaliç, Kirmasti, İnegöl, Yarhisar, Yenikent, İznik und Pazarcık waren alle an Bursa gebunden.
Diese riesige Provinz verfügte über drei wichtige Häfen am Marmarameer. Gemlik liegt am Ende des Golfes, der mit dem "Bozburun Kap" beginnt, dem letzten Ausläufer der "Samanlı" Berge und war stets bekannt für die Werften. In dem vor dem Nordostwind geschützten Hafen in Gemlik fanden die Schiffe Zuflucht. Der Hafen Yalova, der weiter im Norden liegt, war weniger geeignet, da er schwer auf dem Landweg zu erreichen war. Der am meisten benutzte Hafen war Mudanya. Der Name soll nach Angaben von Evliya Çelebi, nach der Tochter des byzantinischen Fürsten von Konstantiniyye, Mudanya, benannt worden sein.
Landstraße
Wenn jemand mit dem Schiff nach Mudanya kam, konnte er nur auf dem Pferd Bursa erreichen. Lange Zeit musste man durch die grünen Gärten, im Panorama des Marmarameeres und der umliegenden Hügel reiten. Dann ging es langsam abwärts und auf der mit Zypressen bedeckten Ebene konnte man die Stadt erkennen. Die mehr als Hundert Minarette und Kuppeln der Stadt an den bewaldeten Abhängen des Olympos Berges fielen sofort auf.
Wenn man nahe an der Stadt war, kam man an einer Brücke und an dem Nilüfer Fluss vorbei. Der Fluß schlingt sich durch Tannen und Wiesen. Jeder weitere Schritt in Richtung Bursa, hatte grüne Überraschungen anzubieten.
Die Bahn
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts maßen die osmanischen Verwalter der Bahn zunehmende Bedeutung bei. Sultan Abdülaziz veröffentlichte 1871 ein Dekret über die Eisenbahn. So sollte die Hauptstrecke zwischen İstanbul und Bagdad liegen. An die Leitung der Asiatisch-Osmanischen Eisenbahn wurde der deutsche Ingenieur Wilhelm von Pressel benannt. Sein Projekt begann in Haydarpaşa und umfasste auch die Strecke zwischen Bursa und Mudanya. Von Mudanya aus begann man in Richtung Bursa die Strecke zu bauen. Erst 1874 wurde der Bau beendet. Man hatte 185.000 osmanische Lira (4.200.000 Franken) für die Strecke ausgegeben, die aber nicht betrieben wurde. Eine Weile wurde das Projekt eingefroren. Erst nach 17 Jahren setzte man die Bauarbeiten wieder fort. Die Firma M. Nagelmakers, die die Verwaltung übernahm, gründete die Bursa-Mudanya Osmanische Eisenbahn und eröffnete 1892 den Betrieb.
Die Bahnfahrt zwischen Mudanya und dem Acemler Bahnhof in Bursa dauerte zwei Stunden. Da die Bahn von einem ausländischen Unternehmen betrieben wurde, wurde auch der Fahrtplan nach europäischer Zeit eingestellt. Das stieß natürlich auf Widerwillen der Bürger. Zwar versuchte die Firma am 5. September 1892 mit einem Schreiben die Bürger darauf aufmerksam zu machen, aber auf Drängen und ausdrücklichen Wunsch der Fahrgäste stellte man die Fahrpläne auf einheimische Zeit um.

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