Die Seldschuken,
die ab 1071 Anatolien eroberten, versuchten in ihrem Gebiet türkische Stämme
aus Asien anzusiedeln. Als das seldschukische Reich an Macht verlor und der
Zerfall begann, wurden in Anatolien Fürstentümer gegründet. Das osmanische
Fürstentum entwickelte sich rasch, nahm auch den Boden der byzantinischen
Fürsten (Tekfurlar) um sich ein, wurde stärker und expandierte.
Der Gründer des
osmanischen Fürstentums, Osman Bey, kam 1258 in der Ortschaft Söğüt auf die Welt. 1299
wurden auch Bilecik, Yenikent, İnegöl und İznik an das Fürstentum
angeschlossen. Somit war der Grundstein des mehr als 600 Jahre herrschenden
osmanischen Reiches gelegt. Der byzantinische Fürst von Bursa, Atranos, der die
wachsende Gefahr des expandierenden osmanischen Fürstentums erkannt hatte, bat
Byzanz um Hilfe und kämpfte mit der Unterstützung der byzantinischen Fürsten
aus Keste und Kite im Jahre 1301
in Koyunhisar gegen die osmanische Armee. Aus diesem
Krieg ging die Armee von Osman Gazi als Sieger hervor.
Die Türken
begannen langsam mit den Vorbereitungen. Osman Bey, machte 1317 den ersten
Schritt für die Umzingelung der Stadt Bursa. Um die Verbindung der Stadt zum
Meer abzubrechen, errichtete er in der Gegend Kaplıca eine Festung und ernannte
Ak Timur, den Sohn seines Bruders, zum Kommandanten. Der Sklave Osman Beys,
Balabancık, war für die Festung am Berg verantwortlich. Von diesen Gebieten aus
war die Ein- und Ausfahrt verboten. Die Türken zerstörten die Atranos Beyce
Festung und errichteten in Pınarbaşı ihr Quartier . Osman Bey traf die
Vorbereitungen für die Umzingelung, überließ die Führung seinem Sohn Orhan Bey
und kehrte nach Yenikent zurück. Die Umzingelung dauerte acht Jahre. Osman Bey
hatte gesundheitliche Probleme und konnte nicht mehr kämpfen und befahl seinem
Sohn Orhan Bey, die Stadt zu erobern. Dieser nahm zuerst die Evrenos Festung
ein. Die Bewohner der Festung flohen auf die Berge. Das nächste Ziel war Bursa.
Orhan Bey
schickte Mihal Bey zum Fürsten Bursas und forderte, dass er sich stellte. Der
Fürst schickte wertvolle Kleider und 40 Tausend Goldmünzen an Orhan Bey und bat
um Gnade. Orhan Bey fragte seinen Vater und erlaubte dann, dass der Fürst mit
seiner Familie und seinen Männern die Stadt verließen und die Küste Gemliks
erreichten. Von hier aus fuhren sie mit einem Schiff in Richtung İstanbul. Ab
1326 gehörte Bursa den Türken.
Die Nachricht der
Eroberung İstanbuls erhielt Osman Bey im Sterbebett, worauf er auch für immer
seine Augen schloss. Die Einnahme Bursas war ein Wendepunkt für das osmanische
Fürstentum. Orhan bin Osman, der 1281 auf die Welt kam, als sein Großvater
Ertuğrul Gazi starb, war der zweite osmanische Sultan. Der ältere Bruder des
Sultans, sagte eines Tages zu ihm, er müsse drei Dinge für das Sultanat tun.
Erstens: Münzen mit seinem Namen drucken; zweitens: sich anders bekleiden als
die normalen Menschen; drittens: Wehrsold für die Soldaten aus der Staatskasse
bezahlen. Die Münzen wurden vorher im Namen der seldschukischen Sultane
gedruckt. 1328 ließ Orhan Bey als erster osmanische Sultan Münzen mit eigenem
Namen drucken. Auch die Bekleidung änderte sich. Die schwarz und rot
gekleideten Soldaten erhielten weiße Uniformen.
Nach Bithynien,
Rom und Byzanz wurde Bursa 1335 die Hauptstadt der Osmanen. Orhan Bey herrschte
rund 35 Jahre lang und starb 1360. An seiner Stelle trat Murad, sein Sohn.
Murad han bin Orhan bin Osman Gazi, der 1326 auf die Welt kam, war der dritte
osmanische Sultan. Er war unter dem Namen "Hüdavendigar" bekannt.
1362 wurde die
Stadt Edirne erobert. Da Murad-ı Hüdavendigar eines Tages von einem alten Mann
mit weißem Bart träumte, der ihm die Errichtung eines Palastes in Edirne riet,
ließ der Sultan in Edirne einen großen Palast bauen. Dann wurde die Hauptstadt
nach Edirne verlegt. Trotzdem verlor Bursa in den darauf folgenden Jahren nicht
an Bedeutung.
1399 errichtete
Yıldırım Bayezid in Bursa, wo der Heilung mit Hilfe des Wassers große Bedeutung
beigemessen wurde, das "Bursa Krankenhaus". Als 1402 die Armee von Timur
in die Stadt vorrückte, zerstörten die Soldaten Medressen und Moscheen und
setzten die Gebäude in Brand. Sultan Cem, der 1482 für 18 Tage an die Macht
kam, ließ in Bursa Münzen im eigenen Namen drucken. Cem musste gegen die Armee
von Bayezid II. kämpfen und als Verlierer die Stadt verlassen.
In der
osmanischen Baukunst wurde zuerst im Stil der Architektur des eroberten Byzanz
gebaut.
Die neuen Gebäude
waren anders als die Denkmäler der anatolischen Fürstentümer und so entstand
der "Bursa Stil". Auch nach der Eroberung İstanbuls verlor die Bursa
Architektur nicht an Bedeutung. Beim Bau der ersten Denkmäler in Edirne und
İstanbul wurde dieser Stil benutzt. Der Baustil nach einem T-Plan entwickelte
sich im 14. Jahrhundert. Fast alle vom Sultan errichteten Moscheen in Bursa
wurden nach diesem Plan gebaut. Der sogenannte „Bursa Bogen“ dagegen, der im
oberen Teil mit einer horizontalen Linie verbunden ist, besteht aus zwei
Viertelkreisen und wird mehrheitlich zu dekorativen Zwecken benutzt, da er keine
große Tragkraft hat.
Ulu Moschee
Die "Ulu
Moschee" in Bursa gehört zu der Gruppe von Moscheen aus der ersten Periode
der islamischen Architektur, wobei die Säulen mit einem flachen Dach bedeckt
sind und die Moschee über einen Hof verfügt. Die 1399 durch den Befehl von
Yıldırım Bayezid vom Architekten Ali Neccar errichtete, weiße und prachtvolle
Ulu Moschee, verfügt über 20 Kuppeln und zwei großen Minaretten. Jede Kuppel
wird von je zwölf viereckigen Säulen getragen. Die Kuppel in der Mitte der
Moschee ist aus Glas. Innerhalb der Moschee gibt es 192 Inschriften, die von
berühmten Kalligraphen geschrieben worden sind.
Yeşil (Grüne) Moschee
Mit der
"grünen Moschee" begann der Bursa Stil. Der Architekt Vezir Hacı İvaz
Paşa baute 1419 im Namen des Sultans Çelebi Mehmed diese Moschee. Die Fayencen
wurden von Mecnen Mehmed gemeistert. Die Fassade, Fenster, Tür und die
Inschriften zählten zu den schönsten Beispielen der Marmorverarbeitung. Bei den
ersten Moscheen in Bursa und İznik wurde ein harmonischer und schlichter Stil,
fern von jeglichen übertriebenen Verzierungen der östlichen Kunst bevorzugt.
Als erster Wandmaler der osmanischen Zeit rühmte sich Ali İbn İlyas Ali,
nachdem er 1423 alle Verzierungen der grünen Moschee gemalt hatte.
Muradiye Moschee
Die von Murad II.
zwischen 1426 und 1428 errichtete "Muradiye Moschee" trägt mit ihrem
verkehrten T-Plan und allen Elementen die Eigenschaften des Bursa Stils. Bei
dem großen Erdbeben im Jahre 1855
in Bursa wurden die Kuppeln und zwei Minarette der
Moschee zerstört. Als die Moschee 1902 wieder aufgebaut wurde, benutzte man an
der Kanzel und Gebetsnische entsprechend der Mode Verzierungen im Rokokostil.
Emir Sultan Moschee
Die Holzbögen im
Säulengang auf dem Hof der "Emir Sultan Moschee" sind die schönsten
Beispiele der Bursa Bögen. Die in İznik und Bursa hergestellten Fenster sind
reich verziert.
Zivile Architektur
Bei den Häusern,
die nach dem architektonischen Stil gebaut wurden, welcher sich nach der
Eroberung Bursas seitens Orhan Bey entwickelte, waren die Verzierungen
auffallend. Viele dieser Häuser verfügten über einen Kamin. Die Fenster lagen
hoch und das farbige Glas hatte einen Holzrahmen. Die wichtigsten Verzierungen
der "Bursa Häuser" befanden sich an den Wänden, Decken und an den
Türen der Schränke. Die Bauten der zivilen Architektur aus dem 19. und 20.
Jahrhundert führten dazu, dass die Stadt über ein reiches Kulturerbe verfügt.
Buntes aus dem Leben
Bursa zählt zu
den Städten, die im Laufe der Geschichte Zeuge mehrerer Einwanderungen wurden.
Völker aus verschiedenen Gebieten, die hierher zogen, bereicherten das Leben in
Bursa. Türken, die aus Mittelasien nach Anatolien einwanderten, verdoppelten
zwischen 1530 und 1575 die Einwohnerzahl der Stadt.
Griechen lebten
in den Dörfern seit Jahrhunderten. Mit der Eroberung der Peloponnes wurden in
der Herrschaftszeit von Fatih Sultan Mehmet Griechen in der Stadt angesiedelt.
Zum ersten Mal
kamen in der Herrschaftszeit von Orhan Bey Armenier aus Kütahya nach Bursa. Im
armenischen Patriarchat, das 1461 von Fatih Sultan Mahmut in İstanbul gegründet
wurde, wurde der Metropolit aus Bursa, "Ovakim", zum Patriarch
gewählt. Die Armenier erhielten die gleichen Befugnisse wie die Juden und
Griechen. Die altsyrische, abessinische und koptische Kirche wurden dem Patriarchat
angeschlossen. Ab dem 19. Jahrhundert zogen Armenier aus dem Osten nach Bursa.
Die meisten von ihnen lebten im Gebiet Setbaşı. Die vom Gouverneur Hacı İzzet
Paşa veröffentlichte erste halboffizielle Zeitung der Stadt Bursa
"Hüdavendigar", wurde ab der 82. Auflage zum Teil auch in Armenisch
veröffentlicht. Zwar behauptet man, dass die Juden im Jahre 79 vor Christus
über eine Kolonie in Bursa verfügten, aber erst mit der Erlaubnis von Sultan
Orhan zur Gründung einer Synagoge in dem ihnen zur Verfügung gestellten
Viertel, gewannen die Armenier an Stärke. Ein Großteil der Armenier
beschäftigte sich mit Handel, Schneiderei oder waren Bankiers oder
Goldschmiede. Außerdem wanderte die Mehrheit der Moslems, deren Städte während
des osmanisch-russischen Krieges zwischen 1877 und 1878 besetzt wurde, nach
Bursa aus. Allein aus Rusçuk kamen 30 Tausend Einwanderer, die meisten davon
waren Georgier und Tataren. Die aus Kaukasien kommenden Einwanderer wurden in
Yıldırım, die aus Kazan in Mollaarap und die aus Krim in Alacahırka
angesiedelt.
Schon seit
frühesten Zeiten lebten in Bursa auch Kopten. Während des Frühlingsfestes am 6.
Mai veranstalteten die Kopten am Abhang des Uludağ Berges Feiern und wählten
ihren neuen Anführer den "Çeribaşı". Die Kopten lebten in den
Vierteln Kanberler und Demirkapı.
Zu Beginn des 20.
Jahrhunderts verfügten Deutschland, Großbritannien, Österreich-Ungarn, Spanien,
Italien, Frankreich, Belgien, Griechenland und der Iran über Konsulate in
Bursa. Die Einwohner der Stadt machten damals 9,84 Prozent Griechen, 6,66
Prozent Armenier, 18 Prozent andere Volksgruppen und den Rest moslemische
Türken aus. 1903 bestand der Stadtrat aus Mitgliedern wie dem Mufti Ali Rıza
Efendi, dem griechischen Metropolit, dem armenischen Erzbischof Natalyan Efendi,
dem armenisch-katholischen Bischof Arşoni Efendi, dem Bischof Artin Efendi, dem
Oberrabbiner Moşe Hayim Efendi. Im Stadtzentrum gab es 19 medizinische
Experten, fünf davon waren Türken, von den 17 Apothekern waren vier Türken.
Jedes Jahr fand
in Bursa das "Hyazinthen" Fest statt. Die breiten Hyazinthen-Gärten
um die Stadt wurden von den Einwohnern aufgesucht und zwar drei Tage von den
Frauen und vier Tage von den Männern. Als 1869 sich die Frauen in den
Hyazinthen-Gärten amüsierten, kamen zwei Männer zu ihnen. Über den Vorfall
wurde die Staatsanwaltschaft unterrichtet. Die Männer verteidigten sich mit
ihrer Aussage, dass sie Fremde seien und nicht wüssten, dass an diesen Tagen
die Gärten nicht für Männer zugänglich wären. Die Männer, die die Wahrheit sagten,
wurden freigelassen.
In der reichen
Küchenkultur Bursas nahm der "Kebap" einen wichtigen Platz ein.
Helmut von Moltke, der 1836 Bursa besuchte, schrieb in seinen Türkei-Briefen
über den köstlichen und günstigen "kebap" folgendes: „...Zu Mittag
haben wir richtig türkisch, in einem Kebabladen gegessen. Nachdem wir unsere
Hände wuschen, setzten wir uns nicht an sondern auf den Tisch. Ich wusste
nicht, wohin ich meine Beine tun sollte. Dann kam auf einem Holztablett der
Kebap, also am Spieß gegrilltes Lammfleisch mit Fladenbrot. Der Kebap schmeckte
so köstlich; dann wurden "Zeytin" (Oliven), die Süßspeise der Türken
"Helva" und eine Tasse "Pekmez" (Traubenmost) aufgetragen.
Und dieses köstliche Essen für zwei Personen kostete nur 120 para, also fünf
Schilling.“
Stadt des Exils
Im 19.
Jahrhundert lag die Zeit als Hauptstadt lange zurück und Bursa war mit allen
Tönen des Grüns und der alten Struktur eine Stadt des Exils.
Mevlanazade
Rıfat, der lange Jahre im Ausland gegen das Regime operiert hatte, kam
letztendlich nach İstanbul und stellte sich der Polizei. Entsprechend des
Urteils des Ausnahmezustand Gerichtes, wurde er nach Bursa ins Exil geschickt.
Die Verbannung endete erst, als Sultan Abdülhamid II. am 27. April 1909
entmachtet wurde und Mehmed Reşad V. als 35. osmanischer Padischah den Thron
bestieg. Mevlanazade Rıfat wurde amnestiert und kehrte aus Bursa nach İstanbul
zurück.
Er war aber nicht
der Einzige, der nach Bursa ins grüne Exil geschickt wurde, wie den Memoiren
von Mehmet Tevfik Bey zu entnehmen ist, der zwischen 1906 und 1909 als
Gouverneur in Bursa fungierte. Mehmet Tevfik Bey erzählt über seine
Freundschaft zu Fehime Sultan, einer der drei Töchter von Sultan Murad. Diese
drei Geschwister seien nach Bursa ins Exil geschickt worden und hätten im Haus
von Tevfik Bey gelebt, bis sie sich ein Haus in Bursa kauften.
Auch die
Geschichte von Kemaleddin Bey, dem zweiten Sohn von Osman Paşa ist interessant.
Kemaleddin Bey war mit der Tochter von Sultan Abdülhamid II., Naime Sultan
verheiratet. Als Naime Sultan eines Tages erkrankte, rief ihr Mann den Arzt
Hakkı Şinası Paşa, der Naime Sultan eine Kakodylverbindung injizierte. Es
wurden jedoch Gerüchte verbreitet, wonach Kemaleddin Bey eine Beziehung zu der
älteren Tochter des Sultans Murad, Hatice Sultan habe, die nebenan wohnte und
dass Kemaleddin Bey absichtlich seiner Frau eine Kakodylverbindung geben ließ.
Diese Gerüchte hörte auch Abdülhamid und ließ seine Tochter scheiden und
Kemaleddin Bey nach Bursa verbannen. Er musste in einem für ihn gemieteten Haus
leben und durfte dieses Haus nicht verlassen. Ein Adjutant des Padischahs sowie
eine Gruppe von Soldaten überwachten Kemaleddin Bey. Niemand durfte ihn
besuchen, sogar nicht einmal der Gouverneur; er musste erst eine Erlaubnis
einholen.
Nach dem Tod von
Sultan Murad wurden eine seiner Favoritinnen sowie mehrere Dienerinnen nach
Bursa ins Exil geschickt, denen aber auch ein Monatslohn zur Verfügung gestellt
wurden. Man versprach ihnen einzeln ein Haus zu kaufen und sie zu verheiraten,
falls sie es wünschen sollten. Da es lange dauern würde, bis allen Frauen ein
Haus in Bursa gekauft wurde, mietete man zwei Konaks in Bursa, wo die Frauen
zunächst gemeinsam wohnten.
Der
Provinzbotschafter und Erziehungsdirektor zählten ebenfalls zu den nach Bursa
verbannten Beamten. Der Bruder von Necmeddin Molla, Ali Ata, der eines Tages
während der Fahrt auf einem Schiff über dem Bosporus den Mann neben ihm um
Feuer bat, wurde ebenfalls nach Bursa ins Exil geschickt. Denn dieser
Unbekannte, war einer der Männer des Thronfolgers Reşad Efendi.
Neben dem
berühmten Fehim Paşa wurden noch viele andere Personen nach Bursa verbannt.
DER HANDEL Basare
Nach der
Eroberung Bursas gab es in dem von Orhan Bey errichteten Komplex den Emir Han,
der den ersten Basar der Stadt darstellte und in dem Webereien verkauft wurden.
Als der Basar von Yıldırım Bayezid an den neuen Ort verlegt wurde, versammelten
sich die Läden anderer Händler um diesen Basar. In dem Hacı İvaz Paşa Basar
arbeiteten die Filzhersteller, im Sipahi Basar die Bettdeckenhersteller, im
Gelincik Basar Schneider, im At Basar Pferdezüchter und Verkäufer, im Kapan
Basar Obsthändler, im Tahıl (Getreide) Basar Trockenfrüchteverkäufer.
Die Basare
Uzunçarşı, Bitpazarı, Tahtakale, Tavukpazarı, Bakırcılar sowie Pirinç Han, Tuz
Han, İpek Han und Koza Han waren die wichtigsten Handelszentren in Bursa.
Händler
Die Händler in
Bursa wurden von entsprechenden Organisationen je nach Sektor streng
kontrolliert. Diese Organisationen verhinderten, dass Personen, die sich in
einem Bereich nicht auskannten, Läden eröffneten und dass Produkte erfolgreiche
Händler, von Anderen nachgeahmt wurden.
Damit ein Händler
einen Laden eröffnen konnte, musste er über lange Jahre als Gehilfe gearbeitet
und sich behauptet haben.
Diese äußerst
diszipliniert erzogenen Menschen wurden bei jedem beruflichen Aufstieg belohnt.
Wenn ein Lehrling zum Gehilfen aufstieg, wurden alle Meister des betreffenden
Berufszweiges darüber informiert. Es wurden Festessen veranstaltet und
zeremoniell erhielt der Lehrling seinen Gehilfe-Titel.
Dass ein Gehilfe
den Meister Titel erhielt, hing jedoch nicht allein von der Zeit und von seinem
Erfolg ab. Es musste auch ein Bedarf nach einem Meister bestehen. Die Chance
trat nur dann auf, wenn ein Meister starb oder sein Laden geschlossen werden
musste. Der Gehilfe wurde dann wieder zeremoniell zum Meister gekrönt.
Mit der Eröffnung
der Seidenfabriken 1833 von Konstanz Bey, 1843 von Boduryan Efendi, begann auch
in Bursa der Übergang zur Industrialisierung.
Kokon
Mit den Reben,
Obstgärten, Mineralwasserquellen, Milchprodukten, den Oliven in Gemlik und
Mudanya war Bursa reich an landwirtschaftlichen Produkten. Durch die große
Anzahl der Maulbeerbäume in der Region eignete sich der Ort zugleich auch zur
Seidenraupenzucht.
Seidenherstellung
war ein Handelszweig der bis zur Stoffproduktion in allen seinen
Produktionsstufen viel Mühe und Risiken beinhaltete. Die Risiken begannen schon
in der Seidenraupenzucht. Gegen 1860 beeinträchtigte eine Epidemie, die in
Frankreich ausbrach und bis nach Bursa reichte, die Seidenraupenzucht. Diese
Katastrophe führte zum Bankrott mehrerer Händler, die alle Maulbeerbäume
fällten. Es dauerte aber nicht lange und die Epidemie würde überwunden sein,
hieß es. Aus Frankreich kam gesunder Samen. Aber es stellte sich heraus, dass
auch dieser Samen befallen war.
Am 2. April 1888
wurde das Haus von Kazaz Ahmet Muhtar Efendi im Stadtviertel Şehreküste
vermietet und die Harir Darüttalimi Schule eröffnet. Die ersten Absolventen
verließen 1889 diese Schule. Die Schule wurde in das größere Haus von
Burdurizade Osman Efendi in das Viertel Setbaşı verlegt. 1894 zog die Schule in
ein Gebäude nahe Maksem um und erhielt den Namen „Institut für
Seidenraupenzucht“. Der Direktor der Schule Torkumyan Efendi leistete bei der
Samengewinnung nach dem Pasteur Stil wichtige Beiträge und bildete mehrere
Schüler aus.
Am Webstuhl
Bursa war das
Webzentrum des osmanischen Reiches. Gegen 1850 gab es in der Stadt 14
Seidenfabriken, die wie in Europa mit Wasser und Dampfkraft arbeiteten. Zwei
ähnliche Fabriken gab es auch in Mudanya. In Bursa wurden an rund 150 bis 200
Webstühlen Tüll und Seide gewebt.
Die bei der
Herstellung der Bursa Stoffe verwendeten Webstühle waren sehr einfach gebaut.
Sie bestanden aus einem viereckigen Rahmen, aus zwei Warenbäumen, aus
Spannergewichten und aus dem Webschiffchen. Unten lag ein Pedal, das vom Weber
der Maschine bedient wurde. Außer den Gewichten aus Blei war alles aus Holz.
In Bursa, Bilecik
und Üsküdar wurde ein "çatma" genannter Samtstoff gewebt. Die in
Bursa gewebten "diba" genannten Stoffe waren weltweit bekannt. Sogar
China kaufte aus Bursa Stoffe, in Ungarn, Polen, Italien und in den
Balkanländern wurden diese Stoffe verkauft. Die in Bursa gewebten Stoffe waren
im 16. Jahrhundert sehr gefragt, da aus diesen auch die Kleider der Padischahs
geschneidert wurden. Vor dem Verkauf wurden die Stoffe einzeln kontrolliert und
gesiegelt. Wenn die Qualität nicht stimmte, wurde der Stoff vom Staat
beschlagnahmt. Jedes Atelier hatte sich auf einen Stoff spezialisiert. Auch
Baumwollfäden, die aus dem Ausland kamen, wurden streng kontrolliert.
Baumwollfäden wurden samstags auf dem Markt im Hof der Ulu Moschee,
Seidenkokons im Koza Han verkauft.
Die ausländische
Konkurrenz, die im 18. Jahrhundert zunehmenden Einfluss gewann zwang die
Hersteller zu billigerer Produktion, wonach die Stoffe aus Bursa an Qualität
verloren.
SCHULEN Missionsschule
Im Oktober 1834
eröffneten amerikanische Missionare in Pera in İstanbul ein Knabengymnasium.
Diese Schule galt als wichtiges Zentrum und bis 1839 wurden auch in İzmir,
Bursa und Trabzon Schulen eröffnet. Diese Schulen, in denen nach westlichen
Unterrichtsplänen gelehrt wurde, konnten sich in kurzer Zeit behaupten. Das
amerikanische Mädchengymnasium in Bursa besuchten 70 Schülerinnen. 1893 wurden
dem Unterrichtsplan nach in der ersten, zweiten, dritten und vierten Klasse die
folgenden Fächer unterrichtet: Griechisch oder Armenisch, Mathematik
(Griechisch oder Armenisch), Geographie (Griechisch oder Armenisch), Englisch,
Geometrie, Botanik (Englisch), Physik, Astronomie (Englisch) und Geschichte
(Englisch).
Militärgymnasium Işıklar
Die Schule wurde
1845 durch Anweisung von Sultan Abdülmecid auf dem heutigen Heykel Platz
errichtet. Später wurde das Schulgebäude im Stadtviertel Işıklar gebaut und am
10. Juni 1892 von Gouverneur Münir Paşa eröffnet. Mit dem Bau eines
zusätzlichen Gebäudes im Jahre 1894 erhöhte sich die Schülerzahl des Gymnasiums
auf 500. 1911 wurde ein Krankenhausgebäude gebaut. Während der Besetzung wurde
das Gebäude von griechischen Soldaten als Stall benutzt. Am 11. Dezember 1922
wurde die Schule noch einmal unter dem Namen "Militärgymnasium" eröffnet.
Man nannte die Schule "Işıklar Militärgymnasium", da sie sich in dem
alten Viertel Işıklar befand. Das Viertel soll wiederum nach dem "Aşıklar
tepe", also dem Geliebten Hügel benannt worden sein.
Die Hamidiye Senayi Schule
Die Schule wurde
am 10. April 1869 im Türkmenoğlu-Konak im Stadtviertel Filibos eröffnet. In der
ersten Phase wurde an dieser Schule nur Weberei gelehrt. Die erste Produktion
der Schüler waren Stoffe für die Kleider der Gendarmerie. Dann wurden aus
İstanbul Lehrer und Werkzeuge geliefert, um auch Schuhmacher auszubilden. Ab
1900 wurden auch Französisch und Musik als Unterrichtsfächer eingeführt und
eine Kapelle gegründet. 1906 wurde ein Laden auf der Hükümet Straße eröffnet,
in dem die in der Schule hergestellten Erzeugnisse verkauft wurden. Alle
Bewohner der Stadt Bursa bemühten sich um die Entwicklung der Schule. Es wurde
eine Lotterie veranstaltet und ein vom Tiermarkt in Atıcılar gekauftes Gemälde
der Schule geschenkt. 1906 erhielten Necip aus Bursa und Mirat aus İstanbul die
Genehmigung dafür, in Europa hergestelltes Zigarettenpapier unter dem Namen
"Zigarettenpapier der Hamidiye Senayi Schule" zu verkaufen. Die
Einkommen aus diesem Geschäft wurden der Schule überlassen. Nach zwei Jahren
zog die Schule in das Viertel Tophane um.
Verwaltungsschule
1885 wurde unter
dem Namen Verwaltungsschule ein Knabengymnasium eröffnet. 1888 absolvierten
fünf Studenten die Schule. Diese Hochschule arbeitete von 1890 bis 1891 mit
vier Klassen. Im Schuljahr 1891-1892 erhöhte sich die Klassenzahl auf sieben
Schüler. Zwischen 1901 und 1904 wurden ferner ein Labor, Schlafräume, ein
Esssaal sowie eine Aula dazu gebaut; 1906 kam auch ein Badehaus in der Schule
dazu und 1909 änderte sich der Name der Schule in "Mektebi Sultani".
Agrarschule
Die Hüdavendigar
Agrarschule wurde für die Ausbildung von Landwirtschaftsexperten im März 1891
auf dem Grundstück von Topal Aga im Dorf Hamitler eröffnet. Die Schüler wurden
auch praktisch ausgebildet und lange Zeit absolvierten jährlich 15 Schüler die
Schule.
1904 besuchten
325 Schüler die Verwaltungsschule, 150 die Hamidiye "Sanayi" Schule
und 78 Schüler die Agrarschule. Eine weitere Schule, die "Hamidiye
Medresesi Muallimini Schule", wurde 1905 eröffnet, die man später als
"Darülmallimin" umbenannte.
BADEHÄUSER
Von der römischen
bis zur byzantinischen Zeit
Dass das erste
Badehaus in Bursa in der römischen Zeit errichtet wurde, ist aus einem Brief
des ersten römischen Gouverneurs Plinius zu entnehmen. Während der Bebauung der
Stadt in der Herrschaftszeit des römischen Kaisers Jüstinyen I. wurden die
heißen Thermalquellen in Pythia (Çekirge) dem Volk zur Verfügung gestellt. Die
Badehäuser in diesem Teil gewannen in der byzantinischen Zeit mehr an
Bedeutung.
Badehäuser nach osmanischer Tradition
Nach Angaben des
türkischen Reisenden Evliya Çelebi gab es in Bursa sehr viel Wasser. Die ersten
osmanischen Bauarbeiten bezüglich der Badehäuser begannen im Jahre 1511, als
Muradı Hüdavendigar weitere zwei Kuppel an dem Badehaus des römischen Kaisers
Jüstinyen errichten ließ. Palastangehörigen bis hin zu wichtigen
Persönlichkeiten, Botschafter, ausländische Prinzen, Wissenschaftler und
Autoren sowie Staatsmänner kamen nach Bursa, um aus diesen Thermalbädern Nutzen
zu ziehen. Der Bruder von Augusta, der Ehefrau des deutschen Kaisers Wilhelm
II., der Graf zu Holstein und seine Frau waren am 5. Mai 1906, Prinz Victor
Napoleon aus der Familie Bonapart am 7. Juni 1908, Graf und Gräfin Carl Udard
Saxe Cobour am 4. Juli 1908 besuchten als Gäste des Gouverneurs von Bursa Mehmet
Tevfik Bey die Badehäuser.
Die Badehäuser in
Bursa, die aus einem Umkleideraum, einem "soğukluk" genannten kalten
und einem "halvet" genannten heißen Badeteil bestanden, beschrieb der
Dichter Arif wie folgend:
Wer rein geht,
bleibt drinnen
Das Wasser gibt Leben
Viele finden Genesung
So sind die Badehäuser in Bursa.
Das Wasser gibt Leben
Viele finden Genesung
So sind die Badehäuser in Bursa.
Helmut von Moltke
berichtete in einem Brief an seinen Vater, dem er aus der Türkei schrieb, wie
folgt: "Ich hatte zwar zuvor geschrieben, wie schön es in türkischen
Badehäusern ist. Die Badehäuser in Bursa jedoch sind nicht künstlich, sondern
das Wasser ist von Natur aus so heiß, dass es einem im großen Becken zu heiß
wird und man hinaus gehen muss. Die Terrasse des Badehauses, wo wir waren, war
so schön, dass wir gar nicht von dort weg wollten.“
STRASSEN Küsten, die das Marmarameer umarmen
Bursa war im 19.
Jahrhundert das Zentrum der Provinz Hüdavendigar. Die Sandschaks Balıkesir,
Karahisar-ı Sahip, Kütahya und dessen Ortschaften, Gemlik, Pazarköy, Mudanya,
Yalova, Karamürsel, Tirilye, Bilecik, Lefke, Gölpazarı, Söğüd, Mihaliç,
Kirmasti, İnegöl, Yarhisar, Yenikent, İznik und Pazarcık waren alle an Bursa
gebunden.
Diese riesige
Provinz verfügte über drei wichtige Häfen am Marmarameer. Gemlik liegt am Ende
des Golfes, der mit dem "Bozburun Kap" beginnt, dem letzten Ausläufer
der "Samanlı" Berge und war stets bekannt für die Werften. In dem vor
dem Nordostwind geschützten Hafen in Gemlik fanden die Schiffe Zuflucht. Der
Hafen Yalova, der weiter im Norden liegt, war weniger geeignet, da er schwer
auf dem Landweg zu erreichen war. Der am meisten benutzte Hafen war Mudanya.
Der Name soll nach Angaben von Evliya Çelebi, nach der Tochter des
byzantinischen Fürsten von Konstantiniyye, Mudanya, benannt worden sein.
Landstraße
Wenn jemand mit
dem Schiff nach Mudanya kam, konnte er nur auf dem Pferd Bursa erreichen. Lange
Zeit musste man durch die grünen Gärten, im Panorama des Marmarameeres und der
umliegenden Hügel reiten. Dann ging es langsam abwärts und auf der mit
Zypressen bedeckten Ebene konnte man die Stadt erkennen. Die mehr als Hundert
Minarette und Kuppeln der Stadt an den bewaldeten Abhängen des Olympos Berges
fielen sofort auf.
Wenn man nahe an
der Stadt war, kam man an einer Brücke und an dem Nilüfer Fluss vorbei. Der
Fluß schlingt sich durch Tannen und Wiesen. Jeder weitere Schritt in Richtung
Bursa, hatte grüne Überraschungen anzubieten.
Die Bahn
In der zweiten
Hälfte des 19. Jahrhunderts maßen die osmanischen Verwalter der Bahn zunehmende
Bedeutung bei. Sultan Abdülaziz veröffentlichte 1871 ein Dekret über die
Eisenbahn. So sollte die Hauptstrecke zwischen İstanbul und Bagdad liegen. An
die Leitung der Asiatisch-Osmanischen Eisenbahn wurde der deutsche Ingenieur
Wilhelm von Pressel benannt. Sein Projekt begann in Haydarpaşa und umfasste
auch die Strecke zwischen Bursa und Mudanya. Von Mudanya aus begann man in
Richtung Bursa die Strecke zu bauen. Erst 1874 wurde der Bau beendet. Man hatte
185.000 osmanische Lira (4.200.000 Franken) für die Strecke ausgegeben, die
aber nicht betrieben wurde. Eine Weile wurde das Projekt eingefroren. Erst nach
17 Jahren setzte man die Bauarbeiten wieder fort. Die Firma M. Nagelmakers, die
die Verwaltung übernahm, gründete die Bursa-Mudanya Osmanische Eisenbahn und
eröffnete 1892 den Betrieb.
Die Bahnfahrt zwischen
Mudanya und dem Acemler Bahnhof in Bursa dauerte zwei Stunden. Da die Bahn von
einem ausländischen Unternehmen betrieben wurde, wurde auch der Fahrtplan nach
europäischer Zeit eingestellt. Das stieß natürlich auf Widerwillen der Bürger.
Zwar versuchte die Firma am 5. September 1892 mit einem Schreiben die Bürger
darauf aufmerksam zu machen, aber auf Drängen und ausdrücklichen Wunsch der
Fahrgäste stellte man die Fahrpläne auf einheimische Zeit um.
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