7 Nisan 2012 Cumartesi

Die sieben Erzengel


Die sieben Erzengel

In den Ostkirchen werden die Engel in wesentlich mehr Textstellen im Gebet während des liturgischen Jahres erwähnt und mit viel mehr Festtagen ihrer zu Ehren gefeiert als in der Westkirche. Auch werden die Engel viel mehr in Bildern verehrt. Die Ostkirche kennt  in ihren Bildern bis zu acht  Erzengel. Die Namen der 7  Erzengel sind: Michael, Gabriel, Raphael, Uriel, Jehudiel, Barachiel und Salathiel. Als 8. Erzengel Jeremiel.
                                             Erzengel Michael und Gabriel

Die Geschichte der Erzengel

Das Wort Erzengel kommt aus dem Griechischen und Lateinischen und soll aufzeigen, dass es sich um einen »Vorsteher«, einen »höchsten Engel« handelt. Im Alten Testament (AT), das fünf oder sechs Engelsfürsten erwähnt, wird der Name des mächtigen Fürsten Michael (im Buch Daniel) dreimal genannt. Die Bezeichnung »Erzengel« war dem AT und auch sonst in der Antike unbekannt.  Doch es heißt im Buch Tobias (12,15): "Ich bin Raphael, einer von den sieben heiligen Engeln, die die Gebete der Heiligen emportragen und mit ihm vor die Majestät Gottes treten."
Im Neuen Testament wird der Erzengel Michael ausdrücklich im Judasbrief (1,9) genannt: "Als der Erzengel Michael mit dem Teufel rechtete und über den Leichnam des Mose stritt, wagte er nicht, den Teufel zu lästern und zu verurteilen, sondern sagte: Der Herr weise dich in die Schranken." Die Offenbarung des Johannes (1,4 und 12,7)   nennt unter den sieben Geistern/ Engeln Gottes ausdrücklich Michael: "Johannes an die sieben Gemeinden in der Provinz Asien: Gnade sei mit euch und Friede von Ihm, der ist und der war und der kommt, und von den sieben Geistern vor seinem Thron" und "Da entbrannte im Himmel ein Kampf; Michael und seine Engel erhoben sich, um mit dem Drachen zu kämpfen. Der Drache und seine Engel kämpften"
Das Neue Testament (NT) erst kennt den »Erzengel« und nennt ein einziges Mal einen solchen mit Namen: Michael. Die »Sieben«, eine im AT gottgewollte Vollkommenheitszahl, greift das Buch Tobit (12, 15) für die sieben Engel auf, die das Gebet der Heiligen emportragen und vor die Majestät des heiligen Gottes treten, so auch Johannes für die Sieben Engel der Apokalypse. Sieben Männer wählten die Apostel für die Diakonia, den Dienst an den Tischen (Apg 6,1 - 8,1a). Diese »Sieben« hat wahrscheinlich ihr Zahlenvorbild in den »Sieben einer Stadt«, den sieben Hirten (Vorstehern) des jüdischen Ortsvorstands. Darauf geht die Zahl der späteren sieben Erzengel zurück. Noch die Synode von Laodicea (zweite Hälfte des 4. Jhdts.) erkennt nur die drei namentlich in der Bibel genannten Engel —Michael, Gabriel und Raphael — an; aber der Kult anderer, nichtkanonischer Engel bestand trotz katholischer Widerstände weiter. Die Synode von Rom (745) verurteilte ein Gebet, das die Namen Uriel, Raguel und Tubuel erwähnte.

Der Erzengelkult war zunächst im ost-kirchlichen Raum verbreitet und erstreckte sich auf vier: Michael (insbesondere in Konstantinopel), Gabriel, Raphael und Uriel. Auf den Mosaiken von S. Maria Maggiore in Rom (4./5. Jhdt.), S. Apollinare Nuovo in Ravenna (520-530) und auf den byzantinischen Mosaiken aus normannischer Zeit (12. Jhdt.) auf Sizilien (Apsis im Dom von Monreale; Vierung der Martorana-Kirche in Palermo) wie auf dem Kuppelfresko in der Verklärungskirche in Nowgorod (1378) erscheinen, in ewiger Anbetung begriffen, eben diese vier namentlich bezeichneten Erzengel. Eine apokryphe Vita Johannes des Täufers erzählt, dass Christus Zacharias, den Vater des Johannes, erweckt habe, um ihn zusammen mit Johannes zu taufen. Die vier Erzengel hätten Zacharias dann vor dem Jerusalemer Altar begraben.

Für die Namen der Sieben (Michael, Gabriel, Raphael, Uriel, Jehudiel, Barachiel und Salathiel/Sealtiel) spielte eine große Rolle die Vision des Amadeus Ménes de Silva (1420-1482). Als man 1516 ein altes Fresko mit sieben Erzengeln in der Kirche »Sette Angeli« in Palermo entdeckte, breitete sich der Kult der Sieben über Italien hinaus aus. Die Malerei in Palermo, der J. Durand 1886 eine Studie widmete, ist nur schriftlich überliefert. Bekannt sind aber Namen und Attribute der Erzengel.
Diese wurden nach dem Befund von Palermo im Westen im 16. Jahrhundert neu geordnet, denn der sizilianische Priester Antonio Lo Duca hatte bei Papst Pius IV. die Errichtung der Kirche Santa Maria degli Angeli in Rom (1560-1566) durchgesetzt, obwohl noch unter Pius IV. die Namen der Sieben auf dem Bild der Maria wieder getilgt wurden.

Katholische Theologen bestanden weiter auf der Siebenzahl. In den folgenden Jahrhunderten folgte auch die Ostkirche (nur in Russland und danach in Serbien) mit diesen Sieben und einem achten Erzengel (Jeremiel) nach, zuerst (?) in der Kuppelausmalung der 1754 erbauten Andreas-Kirche in Kiev. Die russische orthodoxe Kirche (auch die russischen Altgläubigen) erkennt somit acht Erzengel an: Michael, Gabriel, Raphael, Uriel, Salathiel, Jehudiel (kirchenslavisch: Jegudiel), Barachiel und Jeremiel.

Diese (vor allem die Tetrade Michael, Gabriel, Uriel und Raphael, die am Thron Gottes Stehenden) und weitere nichtkanonisierte Engelfürsten findet man in den jüdischen Apokryphen und dem Talmud:
Metatron (Mittaron neben dem Thron, der Engel der feurigen Säule nach Ex 13,21 und 14,19ff., der die Juden führte), Piel (= »Gott zeichnet aus«, der Lehrer Jakobs, der mit ihm kämpfte), Remiel, Sariel, Anael (Ananyal), Raguel, Raziel (Radziel = »Geheimnisse Gottes«, vertrieb Adam aus dem Paradies), Fanuel und Sadakyal (Sedekiel oder Zadkiel »göttliche Gerechtigkeit«). Solche Namen listet u. a. die Handschrift »Speculum humanae salvationis« auf.

Insbesondere die christlichen kleinasiatisch-kappadokischen Denkmäler führen die Namen anderer Erzengel: Misrael (in Carikli Kilise), Phiogotheel (Elmali Kilise und Karanlik Kilise) und Sychael (Karanlik Kilise, ein Erzengel, der in Anligen von Fieberkrankheiten angerufen wurde). Ein Amethyst-Siegel überliefert nur die Namen: Raphael, Renel, Uriel, Michael, Gabriel und Azael. Auf einer Gabriel-Ikone aus dem 16. Jahrhundert in der JohannesLampadistes-Kirche in Zypern sind sechs Erzengel dargestellt: Gabriel, Sychael, Goael, Uriel, Raphael und Phloriel.

In der jüdischen Kabbala (12.-17. Jhd.) werden den sieben Hauptengeln bestimmte Wochentage, Farben und Planeten zugewiesen: Michael — Sonntag, Sonne und Goldgelb; Gabriel — Montag, Mond und Silbergrau; Samael — Dienstag, Mars und Rot; Raphael — Mittwoch, Merkur, das Spektrum; Sedekiel — Donnerstag, Jupiter und Blau; Anael bzw. Barakiel — Freitag, Venus und Grün, Lichtrosa und Lichtblau; Sabbataios/Schepteel — Samstag, Saturn und Schwarz. Insbesondere die Kabbalisten versuchten, durch die geheime Kunst der Gematrie die Namen der diversen Engel herauszufinden. Man kam durch Vertauschung und spekulative Deutung der Buchstaben-Zahlenwerte bestimmter Wörter im Buch Exodus 14, 19-21) auf 72 (!) Namen der Engel, die in der »weißen Magie« (Theurgie) als Vermittler angerufen wurden. Augustinus warnte die Engelbeschwörer, dass sie in Gefahr seien, statt dessen Dämonen heraufzubeschwören. Gegen solche und andere magisch-astrologische Vorstellungen in Verbindung mit Engeln hat sich u. a. Kosmas von Jerusalem gewandt, als er von den Lehren der Magier, des Zoroaster, Ostanes und Hystaspes sprach. Man hat eine gewisse Abhängigkeit der Darstellung der sieben Erzengel von solchen Vorstellungen in der Synaxis nicht übersehen, doch auf Ikonen sind sie (noch) nicht nachgewiesen worden.

So ist es in sich logisch, dass russische Ikonen bis ins 18. Jahrhundert hinein nur die Namen von vier Erzengeln — Michael, Gabriel, selten Raphael und noch seltener Uriel — wiedergeben. Erst die  Ikonen jüngerer Zeit [18. Jhd aufwärts] aus dem Südwesten Russlands (Ukraine, Weißrussland) weisen die Namen aller sieben bzw. acht Erzengel auf. Im 17. Jahrhunde waren ja die Grenzen zwischen Orthodox und der Union mit Rom im kleinrussischen Raum in Bewegung geraten. Polen und die römisch-katholisch beeinflussten Kiever Theologen sowie niederländische Stiche waren die Vermittler.

Die Ikonographie, insbesondere szenische Darstellungen zahlreicher Wunder der Erzengel, wurde entscheidend beeinflusst von den byzantinischen Monatsbüchern (Menäen) des griechischen Stundengebets (ähnlich unseren westlichen Lesehorebüchern; Ende 8. Jhd.), die später Simeon Metaphrastes (+ 940) und andere byzantinische Schriftsteller ergänzt haben. Eine große Rolle im Engelkult spielten andere ältere Schriften, aber auch neuere Kompilationen wie »Wunder und Lobpreis des Erzengel Michael« (eine griechische Handschrift aus dem 12. Jhd. im Historischen Museum Moskau) des byzantinischen Diakon und Schriftstellers Panteleonos und der  »Kodex Damaskinos« von Damaskino (Ende 16. Jhd.). Erste Übersetzungen der Monatsbücher ins Kirchensklavische hatten bereits die Sklavenapostel Kyrill und Methodius im  9. Jhd. geliefert. Für die russische Ikonenmalerei war von großer Bedeutung , dass Erzbischof Gennadij 1499 die noch nicht ins Kirchenslavische übersetzten Bücher des Alten Testaments (u.a. 1, 2 und 3 Esra, Tobit) übersetzte, und dass etwa später der russische Metropolit Makarij seine berühmten »Großen Lesemenäen« edierte. Der letzte Band der Makarij-Menäen wurde 1552 fertiggestellt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass unter den Erzengeln das Paar Michael und Gabriel eine herausragende Stellung inne hat. An zweiter Stelle folgt Gabriel (allein) und mit großem Abstand auch Uriel. Das gilt sowohl für die byzantinisch- wie für dien russisch-orthodoxe Kirche. Nach der Mitte des 18. Jahrhunderts haben Moskauer Theologen zwar weitere drei Erzengel, die von Rom und Kiev propagiert wurden, anerkannt und sogar einen vierten (Jeremiel) hinzugefügt, wodurch sich die Zahl acht ergab. Dennoch wurden nicht acht, sondern sieben Erzengel auf Ikonen gemalt — außer in »Kleinrussland«, d.h. in der Ukraine und Weißrussland.

In deutschsprechenden Landen gibt es vereinzelt Kirchen, in denen die 7 Erzengel dargestellt sind. So in der Kirche von Mettenheim bei Mühldorf (Bayern) und in der Kirche (Unterkirche der Pfarrkirche) von Oetz im Oetztal in Tirol. In Mettenheim sind folgende Engel mit Namenschild dargestellt: Michael, Raphael, Uriel, Jehudiel, Barachiel, Sealtiel und der Schutzengel Namens Abdiel, und ohne Namenschild Gabriel. Bilder der Erzengel von Mettenheim kannst du sehen auf Seite http://br-thomas-apostolat.de/heiligen/Erzengel.htm
Ebenso wurden vereinzelt Gebetsbildchen zu Ehren der 7 Erzengel heraus gegeben. So ein Bildchen Anfang des letzen Jahrhunderts von Carl Poellath, Schrobenhausen.
In der Zeitschrift "Erneuerung in Christus, Salvator Mundi", Nr. 5/2001 Sept/Okt, 10. Jahrgang, Erscheinungsort Gaming, wurde ein jüngeres westliches Bild von den 7 Erzengeln mit dem Titel: "Maria, Mutter der Kirche" veröffentlicht. Hier sind sie ohne Namen, aber mit Wortbändern dargestellt.

Michael

Der hebräische Name Michael bedeutet »Wer ist wie Gott?« Der Erzengel Michael ist einer der sieben Erzengel im Judentum, Christentum und Islam. Im Talmud wird das Verhältnis Michaels zu den anderen Engeln mit dem Verhältnis verglichen, das der irdische Hohepriester zu Israel hat. Den Juden gilt er als »der Engel aus dem Süden«. Im AT ist Michael der wichtigste der Engel, ihr Anführer (Buch Jesus Navin 5,13-15; Dan 10,13 und 21; 12,1). Deswegen wird ihm in der Regel die bevorzugte Stelle zur Rechten Christi zugewiesen. In der biblischen und griechischen Tischordnung lag der besonders zu Ehrende zur Rechten des Gastgebers: »So spricht der Herr zu meinem Herrn: Setze dich mir zur Rechten« (Ps 110,1). Er ist der Schutzengel des Volkes Israel und der Stadt Jerusalem, der Fürsprecher des Alten und Neuen Bundes. »Michael erhielt als seinen Anteil das Judenvolk« (Johannes Chrysostomos) .

Michael kommt noch in der Apokalypse des Johannes (12,7f.) und im Brief des Judas (9) vor. Nach dem apokryphen Buch Henoch besiegte Michael, der Fürst des Vierten Himmels, als Anführer der Himmlischen Heerscharen den aufständischen Erzengel Luzifer und sein Heer und warf sie in die Hölle. »Der heilige Erzengel Michael hat auf Befehl Gottes den gefallenen Geist in die Hölle gestoßen.« So lautet die Beischrift auf einer südrussischen Ikone der Zeit um 1800.
In seiner Hand hält der Satanbezwinger den Lichtglobus mit einem Kryptogramm, das aus den zehn Anfangsbuchstaben des Trishagios-Hymnus besteht.

Mehrere Kirchenväter beziehen sich auf Daniel 10,13, wo er als ,,archontes" (Herrscher), »einer der obersten Fürsten« und in 12,1 als »Großfürst, den Söhnen seines Volkes beistehend« bezeichnet wird. Erst im NT (Brief des Judas 9) wird er »Erzengel« genannt. Es ist die einzige Stelle im NT, wo das Wort überhaupt vorkommt. Von frühchristlicher Zeit an werden Michael und Gabriel wahlweise Christus und der Gottesmutter, die insbesondere in der katholischen Kirche als »Regina angelorum« gefeiert wird, oder auch beiden zugeordnet.

Aufgrund seiner biblisch bezeugten Erscheinungen, aber auch wegen seiner ungewöhnlichen Schutzrolle nimmt der heilige Erzengel Michael in der christlichen Theologie und Frömmigkeit schon seit dem 4. Jahrhundert eine außerordentliche Stellung ein. In der nachapostolischen Zeit gilt Michael als Bote und Beschützer par excellence. Er vertraut die Gebete der Christen dem himmlischen Vater an und begleitet die Seelen der Verstorbenen ins Paradies, wie er überhaupt mit dem Totenkult in Verbindung gebracht wird. Nach Gregor von Tours übergibt Jesus Christus die Seele seiner verstorbenen Mutter dem Erzengel Michael, der am Tage des Jüngsten Gerichts als »praepositus paradisi« dient.

Ein apokrypher Text der häretischen Bogomilen, der zur »Liste der göttlichen Bücher« gehört, ist die Legende vom See Tiberias, die uns zumindest in russischen Varianten aus dem 15./16. Jahrhundert überliefert ist. Als weder Himmel noch Erde existierten, sondern nur der See Tiberias, flog Gott durch die Lüfte (wahrscheinlich in Form eines Engels). Da sah er einen Vogel im See schwimmen. Das war Satanael. Gott fragt ihn, wer er sei. »Ich bin Gott«, sagt Satanael schlicht. »Und wie nennst du mich dann?«, fragt Gott etwas ungehalten. — »Du bist der Gott der Götter und der Herrscher aller Herrscher«, antwortet ihm Satanael. Diese Antwort muss Gott so imponiert haben, dass er den Satan auf den Meeresgrund hinuntertauchen ließ und ihn zum Herrn der Engel ernannte. Später aber, als Satanael seinen Thron über die Wolken erheben wollte, befahl Gott dem Erzengel Michael, ihn hinabzustürzen.

In der breiten und würdigen biblischen Überlieferung hilft Michael zur Zeit der Syrerkriege (701 v. Chr.) den Bedrängten in Jerusalem (vgl. Dan 10,13; 12,1). Als Held bewährt er sich im Kampf gegen den Teufel, als dieser den Leib Moses an sich zu reißen versucht (Jud 9). Der Evangelist Johannes beschreibt die Himmelsschlacht, in der Michael und die anderen Engel gegen den Satan bzw. den Drachen und seine Engel kämpfen und der Frau der Offenbarung ihren Schutz gewähren (Offb 12,7-12). Er stürzt den Drachen (Offb 20,2-3) und vernichtet als Anführer der himmlischen Scharen den Antichrist (Kommentare zur Apokalypse). Michael wird daher auf Ikonen meistens als der den Luzifer stürzende Kämpfer, Drachentöter (unter etwa 50 Heiligen, die als solche gelten), als Anführer der himmlischen Scharen (griech.: »Archistrátegos dynameiön Kyriou«) dargestellt. Er ist der eigentliche ritterliche Held und Krieger unter den Erzengeln. Entsprechend zahllos sind die Ikonen zum Thema. Ausgerüstet mit mächtigen Flügeln, gekleidet nach römischem Kriegervorbild, zieht er das Schwert aus der Scheide. Eine besondere Aufgabe erfüllt er auch beim Jüngsten Gericht, als Anführer des Engelszugs in den Hades, wo er den Teufel tötet. Byzantinische Elfenbeintafeln (5. Jhd.) zeigen ihn als Herold, gemalte Ikonen als Priester am Opferaltar, den die Orthodoxen als Thron Christi bezeichnen. Am häufigsten aber, als Deesis-Engel, flankiert er zusammen mit Gabriel den thronenden Christus Pantokrator oder den präexistenten Christus Emmanuel. Letzteres Thema schreibt auch das Malerbuch Henneneia für die Ausmalung des inneren Kirchenportals vor.

Michaels Heiligtümer sind in Rom, an der Via Salaria beim Vorgebirge Hostia, und in Konstantinopel bereits im 4. Jahrhundert belegt. In Byzanz war Michael der besondere Beschützer und Patron der Kaiser. Bereits Kaiser Konstantin hatte in einem Vorort von Konstantinopel eine Erzengelkirche bauen lassen, die man später Michaelion nannte, und auch in Alexandria baute man eine Michaelskirche über einen früheren Kleopatratempel. Kaiser Justinian 1. (527-565) hat in Konstantinopel, wie Prokopios berichtet, sechs Michaelskirchen bauen lassen.
Im Mittelalter gab es in der byzantinischen Reichshauptstadt nicht weniger als 15 Michaelspatrozinien. Durch sein Einschreiten soll Konstantinopel zweimal gerettet worden sein: 626 vor den Avaren und 676 vor den Arabern (vgl. die Szene auf den Bronzetüren von Monte Gargano, Konstantinopel, 1076).

Im 9. Jahrhundert, unter Kaiser Basilios dem Makedonier, nahm sein Kult weiter zu. Auf dem ersten Paar der zwölf kaiserlichen Fahnen war nach Kodimus (De officiis 6) der Erzengel Michael dargestellt. Das berühmte Mosaik über der Kaisertür der Hagia Sophia in Konstantinopel (wohl 907) zeigt ihn halbfigurig in einem Medaillon als Patron der byzantinischen Kaiser-Krieger. Dieses und ein zweites Muttergottes-Medaillon flankieren den thronenden Christus, vor dem Kaiser Leo VI. kniet. Im Heroon, der Michaelskapelle der kaiserlichen Grabeskirche des Pantokratorklosters in Konstantinopel, befand sich die Proskynesis-Titelikone des »Unkörperlichen Erzengels gegenüber dem Erlöser«.

Die ägyptische Tafel des Erzengels Michael aus dem 6. Jahrhundert im Pariser Cabinet des Médailles ist wohl die früheste uns überlieferte Porträtikone des Heiligen. Sie zeigt das Brustbild eines nimbierten bartlosen Jünglings mit Edelstein-Tänie im Haar, gekleidet in die antike Offiziersuniform mit bestickter Chlamys. Dieses Bild ist eine Ikone, die, wie Belting bemerkt hat, »die Traditionslinie vom Gedächtnisbild zum Heiligenporträt überschritten hat. Die Bildgegner, besonders die Juden, haben diese Inkonsequenz den Christen zum Vorwurf gemacht: Sie wurden mit dem Argument beschieden, Gott habe den Engeln eine physische Erscheinungsgestalt verliehen, um sie den Menschen sichtbar zu machen. Darstellbar ist also jede durch Offenbarung bezeugte Gestalt des christlichen Kosmos.«

Öfter in der Monumentalmalerei als auf Ikonen kommen Michael-Zyklen vor. Die Hermeneia schreibt 16 Szenen aus seiner Vita vor, zwölf biblische und vier aus späteren Legenden. Freilich fehlen sie in den wichtigsten Kultstätten des Erzengels: in der Kapelle der Nea-Kirche des Kaisers Basilios I. in Konstantinopel, wo wichtigste Reliquien aufbewahrt wurden (z. B. das Kreuz des Kaisers Konstantin und das Horn des Jesus Navin), und auch in Chonae. Man vermutet, dass Michael-Zyklen aus Konstantinopel hervorgegangen sind. Im Kircheninnern sind sie im Naos oder in Seitenkapellen zu finden. Die Erscheinung des Erzengels Jesus Navin vor Jericho, das Wunder in Chonae und die Synaxis sind drei populäre Szenen, die besonders in kretischen Erzengel-Zyklen im 14. -15. Jahrhundert vorkommen. Diese gehen auf die byzantinischen Monatsbücher des Stundegebetes (8. Jhd.), eine Schrift des Damaskinos und die Schrift »Wunder und Lobpreis des Erzengels Michael« des byzantinischen Schriftstellers Panteleonos zurück. Panteleonos beschreibt unter dem 6. September (Wunder in Chonae) und dem 8. November nicht weniger als 36 Wunder des Erzengels Michael, darunter die Errettung Konstantinopels vor den Sarazenen, Wunder im Athos-Kloster Dochiariou u.a.

Man suchte bei Michael Beistand im Krieg, im jenseitigen Leben und beim Jüngsten Gericht. Er wurde angerufen um gute Gesundheit. Michael gilt als Schutz-heiliger der Kranken, aber auch der Händler, der Soldaten und der Seeleute. In der russischen Ikonographie wird er uns vorgestellt in seiner Zuständigkeit für Landwirtschaft (Pferdezucht) und Handwerk.

Diesem kriegerischen Erzengel wurden auch in Russland sehr viele Kirchen geweiht. Die Goldmünze des Fürsten Vladimir Monomach (Ende 11. Jhd.) zeigt Michael in frontaler Haltung. Vor der siegreichen Schlacht über den Mongolenfeldherrn Mamaj auf dem Kulikovo-Feld im Jahre 1380 ging Großfürst Dmitrij Donskoj in die Kirche des »Himmlischen Führers und Archistrategen Michael, um sich vor seiner Ikone niederzuwerfen«, heißt es in der russischen Chronik.

Eine der schönsten russischen Monumentalikonen (236 cm hoch) ist die Michael-Vita-Ikone in der Erzengeiskathedrale des Moskauer Kreml. Die um 1399 im Umkreis Theophanes‘ des Griechen entstandene Patrozinium-Ikone stellt im Mittelfeld den Erzengel mit dem blanken Schwert dar. 18 Szenen umrahmen das zentrale Bild.
Sie bilden den frühesten und vollständigsten Zyklus der »Taten« des Michael in der Ikonenmalerei: Dreifaltigkeit, Synaxis, Weissagung Hesekiels (Ezechiels), Daniel, Kampf um die Seele des Moses, Jakobsleiter, die drei Jünglinge im Feuerofen, Erscheinung vor Josua, die Befreiung des Petrus; Michael erscheint dem Mönch Pachomios im Gewand eines Büßermönchs; Jakobs Kampf mit dem Engel, Vernichtung von Sodom und Rettung Lots, der Sieg über das assyrische Heer des Königs Sanherib, Sintflut, David und Urija oder die Bestrafung Nebkadnezzars, David und Batseba, Sündenbekenntnis Davids und schließlich das Wunder in Chonae.

Michaels Attribute: Die häufigsten Darstellungen auf Ikonen sind jene als Heerführer, auf einer Wolke stehend, gekleidet in der Art eines römischen Kriegers mit kurzem Chiton, Schuppenhemd und roter Chlamys. Die Beine stecken in Stiefeln mit goldenen »Beinlingen«. Wahlweise trägt Michael Stab, Speer oder Lanze, Licht-Globus, Schwert (oft gezückt), zuweilen ein Flammenschwert. In der Szene des Jüngsten Gerichts posaunt Michael um Mitternacht, die Toten aufweckend. Bei der Darstellung der Passionsmadonna trägt er das wichtigste Passionswerkzeug Christi, das Kreuz (mit ihm erscheint er auch dem Kaiser Konstantin), während Speer und Schwamm dem Gabriel überlassen sind. Russische Ikonen zeigen ihn seit dem 17. Jahrhundert als bekrönten Fürsten unter dem kosmischen Regenbogen, die mächtigen Engelsflügel ausgebreitet, auf feurigem Pferd reitend, überladen mit Attributen: Speer, Lanze, Posaune und geschlossenem Evangeliar.

Die Festtage Michaels feiert die orthodoxe Kirche am 6. September und am 8. November; in der römisch-katholischen Kirche ist der »Michaelstag« seit 1970, zusammen mit dem Fest für Gabriel und Raphael, auf den 29. September festgelegt.

In Mettenheim bei Mühldorf, Oberbayern,   ist der Erzengel Michael Patron der Kirche. Er ist dreimal dargestellt: Im Altarbild, mit dem Flammenschwert und den Schild "Wer ist wie Gott?" den Satan in die Hölle stürzend; zwischen den Tafeln der gefallenen Soldaten im ersten Weltkrieg mit Falmmenschwert in der linken Hand und Waage in der rechten Hand haltend; und wie auf dem Altarbild als Teufelsbewinger in Figur dargestellt in der Taufkapelle.

Auf dem Schrobenhausener Gebetsbild Anfang letzten Jahrhunderts ist St. Michael als der himmlische Sieger in Ritterrüstung dargestellt, der den den Luzifer mit den Füßen tritt. In der linken Hand hält er die Palme, in der rechten Hnd die Siegesfahne.

»Michael, Anführer und Vorkämpfer und Fürst der Engel!« (Doxastikon zu den Aposticha) Der Frzengel Michael wird, wohl seit dem 6. Jahrhundert, auf Ikonen — nach Daniel 10,13, wo er mit dem Engel der Perser kämpft, nach der Apokalypse, der Hermeneia und vielen anderen Quellen — als Krieger, den Luzifer stürzender Kämpfer, Drachentöter und Archistrategos/Anführer der Himmlischen Scharen dargestellt.

Seit dem 17. Jahrhundert zeigen russische Ikonen, einem Thema aus der Offenbarung des Johannes folgend, den Erzengel Michael als bekrönten Engelfürsten, Kriegsherrn und Teufelsbezwinger. Gekleidet in Schuppenharnisch und roten Mantel, reitet Michael auf einem geflügelten feurigen Pferd. Zwischen seinen ausgestreckten Armen spannt sich der welt-umfassende Regenbogen, der Thron Gottes; aus seinem Mund ertönt die Posaune. Er hält in der Rechten das Evangelienbuch, schwenkt mit der Linken ein Weihrauchgefäß, und gleichzeitig bringt er es fertig, mit seinem Kreuzstab den gefallenen Engel Luzifer bzw. den Teufel zu treffen. Michael tritt also in voller Rüstung auf, und die Maler lassen hier ihre Phantasie spielen. Aber diese Phantasie hat einen sehr ernsthaften Hintergrund; denn unter diesem mächtigen apokalyptischen Reiter stürzen die brennenden weltlichen Gebäude in die Sintflut. Gottvater in einem Wolkensegment oder Christus Emmanuel hinter dem aufbereiteten Altar ergänzen die Hauptdarstellung, die meistens mit der kirchenslavischen Beischrift »Bild des heiligen Archistrategen Michael, Anführer der schrecklichen Mächte« bezeichnet wird. Bei akribisch gemalten Ikonen kann man im Hintergrund weitere erklärende Beischriften in Russisch-Kirchenslavisch finden, die, wie so oft, aus einer Synthese verschiedener Texte entstanden sind, in diesem Falle biblischer.

Diesen Festtag feiert die orthodoxe Kirche am 6. September, dem Festtag des heiligen Archippos. Patriarch Sisinnios von Konstantinopel (+ 427) soll die erste Legende vom Wunder des Erzengels zu Chonae verfasst haben. Die aus dem 9. Jahrhundert stammende Tradition, wie sie im Menologion vom 6. September überliefert ist, beschreibt ein Wunder in oder in der Nähe von Chonae, dem antiken Kolossai, unweit von Hierapolis und Laodicea, am Fluß Lykos. In der Einleitung finden auch die in Phrygien und Kleinasien wirkenden Apostel Philippus und Johannes Erwähnung, die von Hierapolis (dem heutigen Pamukkale) nach Chairetopa ziehen und die Erscheinung des Erzengels weissagen.

In Chairetopa/Chonae existierte — beinahe hundert Jahre, bevor der heilige Archippos im 4. Jahrhundert dorthin kam —ein bescheidenes Gotteshaus bei einer Heilquelle, die der Erzengel Michael hatte sprudeln lassen. Hier geschah eine Vielzahl von Heilwundern. So z.B. erhielt die taubstumme Tochter eines Laodiceers durch die Heilwirkung der Quelle ihre Sprache wieder. Auch während der 60 Jahre, die angeblich der Eremit Archippos über der Quelle wachend verbrachte, wird von Heilungen und Wundererscheinungen berichtet. (Einen Priester Archippos erwähnte schon der Apostel Paulus im Brief an die Kolosser: Kol 4,17.) Schließlich beschlossen die Heiden, den populären Heilskult auszulöschen. Sie wollten die heilende Quelle verunreinigen, indem sie die Wasser eines anderen Flusses darin einleiteten. Zuerst versuchten sie, den Fluss Chryses umzuleiten, doch das Wasser floss zu beiden Seiten an der heilenden Quelle vorbei. Nach diesem Misserfolg stauten 5000 (!) Heiden die beiden Gebirgsflüsse, den Lykokapros und den Kouphos, und erwarteten in ihrer gottlosen Einfältigkeit, dass die Heilquelle versieen würde. Als sich aber die beiden von den Gebirgen herabstürzenden Flüsse dem Heiligtum näherten, flehte Archippos in seiner Not zu Michael. Und nun fuhr der Erzengel »wie eine feurige Säule« unter Donnergetöse vom Himmel herab und spaltete mit seinem Stab einen riesigen Felsen von oben bis unten. Er ließ durch diese Kluft das gestaute Wasser abfließen, wobei die Wassermassen unterirdisch weitergeleitet werden, ohne der Kirche Schaden zuzufügen. Die Heiden aber wurden in die Tiefe gerissen. Michael segnete das Wasser und erklärte, dass in Zukunft jeder, der den Namen der Heiligen Dreifaltigkeit und den heiligen Michael, den Anführer der Himmlischen Heerscharen, anrufe, von all seinen Gebrechen geheilt werde.

Das Heilwasser brachte tatsächlich viele Kranke und Pilger von weither nach Chonae. Durch das Michaels-Wunder wurde Chonae zum Mittelpunkt des Erzengelskultes in Phrygien. Die Erzengel-Michael-Kirche war eines der größten und prächtigsten Gebäude der ganzen Region. Der Heilungsbrauch von Chonae ging offensichtlich, wie so oft, auf eine vorchristliche Kultstätte zurück. Der Kult um den Erz.engel Michael hat eine phrygische Gottheit, wahrscheinlich den Gott Men-Karoi, verdrängt. So wie die Bäder von Hierapolis oder die heißen Quellen von Laodicea hatte der phrygische Gott auch diese heilenden Wasser hervorsprudeln lassen. Mit der Christianisierung des Landes wurde die einheimische Tradition auf den Erzengel Michael übertragen.

Die kleinasiatischen Christen im Phrygien des 3. und 4. Jahrhunderts sahen also den Erzengel Michael nicht als Krieger. Sie verehrten vielmehr seine ärztliche Wundermacht. Hier in Phrygien, wo sich der Glaube an die Macht der Himmlischen Heerscharen bis in das apostolische Zeitalter zurückverfolgen lässt, war die Verehrung der Engel und des Erzengels Michael so weit verbreitet, dass schon der Apostel Paulus die Gemeinde zu Kolossai ausdrücklich vor jenen Leuten, die in ihren Visionen die Engelsmächte schauen (Kol 2,18), warnte. Und auch bei der Synode von Laodicea am Lykos (ca. 363) sahen sich die Kirchenväter gezwungen, die Engelverehrung der Phrygier als einen verdeckten Götzendienst zu verdammen. Der griechische Kirchenschriftsteller Theodoretos von Kyrrho bei Antiocheia erwähnte um 450 eine Michaels-Kapelle in Kolossai, also ca. 100 Jahre vor der Errichtung der großen Erzengel-Kirche. Wegen seiner ungeschützten Lage im Tal wurde Kolossai, wie auch Laodicea, ständig angegriffen. Schließlich zogen die Bewohner von Kolossai weg und ließen sich an den Hügeln des Kadmos-Berges nieder, wo Kaiser Justinian I. (6. Jhdt.) zu ihrem Schutz Befestigungsanlagen errichten ließ.
Zur Zeit des 7. ökumenischen Konzils in Nikaia (787) nannte sich der Bichof der Stadt noch »von Kolossai«, obwohl er tatsächlich schon als Bischof von Chonae fungierte. Der Name Kolossai war also noch im 8. Jahrhundert bekannt. Um 860 wurde Chonae zum Frzbistum erhoben, so dass am Konzil von Konstantinopel 869 ein Erzbischof von Chonae teilnahm. An die Stelle von Kolossai war nun endgültig Chonae getreten.

Zwar existierte noch die große Michaels-Kirche von Kolossai im Lykos-Tal, aber für die nächsten 300 Jahre hieß sie »Hl. Michael von Chonae«. Einem Bericht von Niketas Choniates zufolge wurde die Kirche 1189 von den Türken unter der Führung eines abtrünnigen Griechen zerstört. Die Anhöhe von Kolossai/ Chonae, die ehemalige Akropolis der Stadt, liegt 4,5 km nordwestlich von dem heutigen türkischen Dorf Honaz entfernt. Der türkische Name der Ortschaft verrät den ursprünglichen phrygischen Ortsnamen: Chonae-Honaz. Östlich der Anhöhe fließt durch eine Schlucht der Lykos. Am Ostufer liegen heute noch verstreut einige Reste der einst berühmten Michaels-Kirche zu Chonae.

Nicht zufällig wird man durch den Michaels-Kult in Chonae auf den Bezug Michaels zu Quelle, Fluß oder Meer — in Verbindung mit hochgelegenen Orten — erinnert, den viele westeuropäische Kirchen und Klöster aufweisen — etwa der Monte Gargano, auf dem er schon 493 erschienen sein soll, und Mont Saint-Michel in der Normandie. Michael ersetzte im Zuge der Christianisierung des Westens auch dort heidnische Gottheiten, etwa den griechisch-römischen Merkur, den germanischen Windgott Wotan und den Lug der keltischen Druiden, wie man an vielen, ehemals heidnisch geweihten Heiligtümern belegt hat.

Sowohl in der byzantinischen als auch in der russischen Ikonographie war die Darstellung des Michaels-Wunders zu Chonae ein beliebtes Thema. Die Szene erscheint auch auf dem Bronzeportal von Monte Gargano (1076). Das mittelalterliche byzantinische Malerbuch gibt für die Kalenderikone für den 6./19. September folgende Beschreibung der Darstellung an: »Eine Kirche, drinnen der greise Heilige Archippos mit einem spitzen Bart in Gebetshaltung. Der Erzengel Michael steht vor ihm und sticht mit seiner Lanze in den Kirchenbrunnen, wobei der Stein auseinanderbricht. In der Ferne sieht man zwei Gebirgsströme, die sich vor der Kirche in einen Fluss vereinigen und durch den aufgebrochenen Stein fließen. Darüber, am Flusslauf auf der Anhöhe, arbeiten Männer mit Äxten und Werkzeug.«


Gabriel          
Der hebräische Name Gabriel bedeutet »Gott hat sich stark gezeigt«; »Stärke Gottes/Vertrauter (Mann) Gottes«, »fortitudo Dei, nuncius«, (Dan 8,16; Lk 1,26). Den »Engel seines [Gottes] Angesichts« (nach Jes 63,9, ähnlich Mt 18,10) bezieht die orthodoxe Lehre auf den Erzengel Gabriel, der vor dem inkarnierten Logos, im Lichtschein der Majestät des Vaters steht, und nennt ihn »Engel des Gottes-Antlitzes« oder »der vor seinem Antlitz steht«.

Neben Michael ist also Gabriel einer der höchstrangigen Engel, den die Bibel mit Namen nennt. Er gilt dem Alten Testament als Schutzengel des erwählten Volkes. Sein Platz war an der Nordseite des Tempels. In der jüdischen Apokalypse ist er auch der Straf- und Todesengel und der Herr des Paradieses, der Geist, der über den Donner und über die Reife der Früchte gebietet. In der jüdischen Kabbala tritt er als Lehrer des Patriarchen Joseph auf. Die Muslime glauben, dass, Mohammed, der Prophet Allahs (570-632), durch die Vermittlung des Erzengels Gabriel, arabisch »Djabril — Engel der Offenbarung«, die göttlichen Offenbarungen im Koran niedergeschrieben hat und dann in den Himmel gefahren worden ist. Im Koran, Sure 32,12, lesen wir: »Sprich: Der Engel des Todes, der über euch eingesetzt wurde, wird eure Seele hinnehmen; zu eurem Herrn dann werdet ihr zurückgebracht.« Lukas (16,22) dagegen spricht allgemein von Engeln, die die Seele des Verstorbenen in Abrahams Schoß tragen. Wir haben erwähnt, dass als eigentlicher Seelenbegleiter der Erzengel Michael galt.

Gabriel wird — wie Michael — Archistrategos genannt und für »göttlich schön« gehalten. Er gilt den Christen als der Engel, der die Gebete der Menschen dem Himmel überbringt (vgl. Lk 1,19; 1,26). Gabriel ist der eigentliche Bote (angelos), Übermittler froher Botschaften, Engel der Offenbarung von Gottes Willen und der Verkündigung im Alten und im Neuen Testament. Gott schickt ihn, um Daniel aufzurichten und ihm die Ankunft des Messias zu prophezeien. Am Fluss Ulai hat Daniel eine Vision von einem gewaltigen Widder, der von einem noch gewaltigeren Ziegenbock getötet wird. Es ist Gabriel, der Daniel diese Erscheinung als Endzeitvision auslegt (Dan 8,15-27). Später begegnet er Daniel noch einmal, als dieser ein Bußgebet für sein Volk spricht. Gabriel überbringt ihm als Antwort darauf die Weissagung, dass der Messias nach 70 Jahrwochen (oder 490 Jahren) kommen werde (Dan 9,21-27).

Lukas berichtet in den Geburtsgeschichten Jesu davon, dass Gabriel dem Tempelpriester Zacharias im Tempel von Jerusalem erscheint und ihm die Geburt seines Sohnes Johannes, dessen Schicksal es sein wird, der Täufer zu sein, ankündigt, wobei er sich selbst »Gabriel, der vor Gott steht«, nennt (Lk 1, 11-22). Ein halbes Jahr später, in Nazaret, bringt er Maria die frohe Botschaft (»Euangelion«), dass Gott sie zur Mutter seines Sohnes Jesus Christus erwählt hat (Lk 1, 26-45). Er nennt ihr als Zeichen, dass ihre Verwandte Elisabeth ebenfalls Mutter werden wird, wovon sich Maria bei ihrem Besuch dann überzeugen kann (Lk 1, 26-28.36f). Auch dem Josef erscheint Gabriel (genannt nur als Engel des Herrn,  Mt 1,20)  mit der frohen Botschaft im Traum, später auch den Hirten (ebenfalls nur genannt als Engel des Herrn, Lk 2,9). Apokryph sind Vorstellungen, dass zur gleichen Zeit, als der Erzengel Uriel den kleinen Johannes aus der Wüste zurückbringt, das Jesuskind aus Ägypten in den Jerusalemer Tempel kommt, begleitet von Gabriel. Den Engel, der Adam verbietet, vom Baum der Erkenntnis zu essen, und der Set, dem Sohn Adams, die Buchweisheit beibringt und auch Jesus in Gethsemani stärkt, identifiziert die orthodoxe Kirche mit Gabriel; er sagt den Heimgang der Muttergottes voraus. Ihm wird explizit die von den Engeln übernommene Buchführung über die Taten der Menschen zugedacht. Oft erscheint er daher mit einer Schriftrolle, als Pendant zum kriegerischen Michael, neben dem Portal, das von der Vorhalle in den Kirchenraum führt. Dabei schreibt er »die Gedanken der Eintretenden« auf, wie es in der Hermeneia heißt.

Gabriel, den viele Forscher in vielfältige Beziehung zum griechischen Hermes bringen, tritt in der Katakombenmalerei der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts zunächst in antikem Idealgewand, ohne Flügel, die Rechte wohl zu Maria hin grüßend erhoben, in der umstrittenen Verkündigungsszene in der Priscilla-Katakombe auf. Ikonen geben ihm später Diakonskleidung (Albe, Dalmatika) und das prächtige Pluviale, den bischöflichen Mantel. Eine byzantinische Miniatur von 879-883, heute in Paris, zeigt ihn als Vertreter Gottes, den Kaiser Basilios I. krönend, in derselben prächtigen Gewandung, mit juwelenbesetztem Diadem. Auf der Elfenbeinplatte in Berlin krönt die Gottesmutter Kaiser Leo VI. Zugegen ist Gabriel mit Zepter und Weltkugel. Auf späten russischen Ikonen wird er mit Kerze und Jaspis-Spiegel dargestellt. Die Beischrift, z.B. auf einer südrussischen Ikone um 1800, lautet: »Der heilige Erzengel Gabriel offenbart Gottes Geheimnisse; er verkündete der allreinen Gottesgebärerin die aus ihr hervorgehende Inkarnation des Logos.«

Attribute: Stab; Welt- oder Lichtkugel. Bei abendländisch beeinflussten Ikonen kommt ein Spiegel vor, von dem er die Befehle des Herrn abliest. Russische Autoren (wie Dmitrij Rostovskij) geben als Attribute Kerze und Jaspis-Spiegel an. Letzterer soll die unergründbaren Wege Gottes symbolisieren. Auf ukrainischen Ikonen sehen wir oft Ziborium und Kerzenlaterne.

Festtag in der orthodoxen Kirche: 26. März (am Tag nach der Verkündigung an Maria), 13. Juli (seit dem 9. Jahrhundert zweites Fest, da die Feierlichkeiten am 26. März in die Fastenzeit fallen; gedacht wird aller anderen Verkündigungen); Gabriels Festtag in der katholischen Kirche ist der 29. September.

In  Mettenheim weist der Engel Gabriel mit rechten Hand nach oben. Auf dem Schrobenhausener Gebetsbild Anfang letzten Jahrhunderts hält St. Gabriel, der himmlische Botschafter, gekleidet in einer Art dunkelrotem Mönchsgewand, eine Laterne in der Rechten und einen Spiegel von Jaspis in der Linken.


Raphael        
»Medicina Dei«, medicus; (Tob 3,16f.; 5,4; 12,15).
Der Engel Raphael wird nur im Buch Tobit erwähnt, das innerhalb des Alten Testaments zur Weisheitsliteratur zählt und wahrscheinlich erst im 2. oder 1. Jahrhundert v. Chr. in Palästina auf Aramäisch oder Hebräisch verfasst wurde. Das älteste erhaltene Exemplar liegt in griechischer Sprache vor; die römisch-katholischen und orthodoxen Versionen orientieren sich an der griechischen »Septuaginta«; in der jüdischen Bibel erscheint das Buch Tobit nicht, in der protestantischen Bibel zählt es zu den Apokryphen. 1955 wurden Teile des Buches auf Aramäisch und Hebräisch bei Qumran am Toten Meer entdeckt. Die Erzählung eines unbekannten Verfassers, die in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts v. Chr. nach dem Sieg der Assyrer über das Königreich Israel beginnt, handelt in der antiken assyrischen Hauptstadt Ninive (nachweislich 612 v. Chr. zerstört). Mit seinem Wandergesellen, dem von Gott »um zu heilen« gesandten »großen« Engel Raphael, macht sich der junge Tobias auf den Weg. »Raphael war ein Engel, aber Tobias wusste es nicht« (Tob 5,4). Raphael beschützt Tobias vor dem Dämon Aschmodai. Er selbst gibt sich als einer der sieben Engel zu erkennen, die am Throne Gottes stehen und die Gebete zu ihm emportragen (Tob 12,15). Ein riesiger Fisch erschreckt Tobias am Tigris. Durch seinen Gesellen ermutigt, packt ihn Tobias an den Flossen. Beide zerteilen und essen den Fisch. Auf Raphaels Rat nimmt Tobias Galle, Leber und Herz heraus, da diese sich später als Medizin erweisen werden (die Szene am Ufer wurde gelegentlich auf russischen Ikonen wiedergegeben). Später wird Sara, der ein böser Geist siebenmal den Verlobten getötet hat, mit der Fischleber von allen bösen Geistern befreit, sie wird Verlobte des Tobias; der greise Vater Tobit wiederum wird mit der Fischgalle geheilt.
Auch Sara betete — wie Tobit — um Hilfe (Job 3,10-15). Und der biblische Erzähler fügt hinzu: Das Gebet beider, Tobias‘ und Saras, fand Gehör bei der Majestät des großen Raphael. Er wurde gesandt, um beide zu heilen (Tob 3,16-17). Wegen dieser Heilung nennt der Engel sich »Raphael« (»Gott heilt«) und gilt als der Heiler und Schutzengel unter den Erzengeln. Das apokryphe Buch Henoch 1 setzt ihn unter den vier Nothelfern »über alle Krankheiten und Wunden der Menschen« ein.
Die Beischrift auf einer südrussischen Ikone (um 1800) der Heiligen Heiler bezeichnet ihn als »Arzt der menschlichen Krankheiten« und erklärt weiter: »Der heilige Erzengel Raphael hat Tobias auf seiner Wanderung vor Unglück bewahrt und seinen blinden Vater geheilt.« Seine früheste Darstellung findet sich in der Katakombe des Friedhofs von Trassone.
Attribute: Medizinbüchse / Gefäß mit Fischgalle; Kreuz und Stab.

Die orthodoxen Festtage Raphaels, der als Schutzpatron der Reisenden, Ärzte und Apotheker gilt, werden am 8. September und 8. November gefeiert, die Katholiken feiern ihn seit 1970 zusammen mit Gabriel und Michael am 29. September.

In der Kirche von Mettenheim trägt Raphael das Salbgefäß in der linken Hand und den Wanderstab in der rechten Hand. Auf dem Schrobenhausener Gebetsbild Anfang letzten Jahrhunderts ist St. Raphael, der himmlische Arzt, in hellblauen Wandergeand alter Zeit gekleidet und hält in der Rechten den jungen Tobias und in der Linken eine Arzneibüchse.


Uriel  

(Hebr.: Urjieïl, manchmal »Surial« und auch »Ariel«genannt; kirchenslavisch: Uriil)
Die kirchenslavische Übersetzung im 3. Buch Esra (1. Jhd. n.Chr.), wo Uriel genannt wird (3 Esra 4,1-34; 5,20; 10,28), erfolgte nach der Vulgata (Ende 4. Jhdt.).
Von diesem bei slavischen Orthodoxen (russische Bibel) als kanonisch geltenden Buch gibt es nur lateinische, also keine hebräischen oder griechischen Texte. Den Engel Uriel schickt Gott zu Esra, um ihn über die Erkenntnisgrenzen der Menschen zu belehren: »So wie die Erde dem Wald gegeben ist und das Meer seinen Wellen, so können die Bewohner der Erde nur das, was auf Erden ist, verstehen; und nur die Bewohner des Himmels können verstehen, was im Himmel ist« (3 Esra 4,20). Es folgen sieben apokalyptische Visionen des Esra, deren Bedeutung ihm Uriel erläutert.
In der ostkirchlichen Liturgie wird Uriel zusammen mit den drei allgemein kanonischen Erzengeln angerufen. Der aus dem Altjudentum übernommene Engel, dem er als Regent der Sternenwelt und des Engelheeres galt, trägt einen bedeutungsvollen Namen: »(Mein) Licht ist Gott« oder »Feuer (Licht) Gottes« (lat.: Lux vel ignis Dei, fortis socius). Uriel kommt ansonsten außer in spätjüdischen (rabbinischen) und gnostischen Schriften nur in umstrittenen bzw. nicht kanonischen Büchern und Apokryphen vor.
Uriel, einer der vier Erzengel, geleitet die Toten zum Thron Gottes, nachdem er die Hades-Tore geöffnet hat (Oracula Sibylli.na), und bewacht danach das Paradiesestor. In apokryphen Schriften wird erzählt, dass er Elisabeth und ihren kleinen Sohn Johannes (den späteren Täufer) auf der Flucht in der Wüste begleitet und später den vier Monate alten Johannes aus der Wüste herbeiführt. Uriel gilt aber auch als Engel der Buße und Strafe, wohl weil er Esra eine siebentägige Fastenbuße auferlegt hat (3 Esra 5,20).
In der Apokalypse des Paulus — einem Apokryphon vom Ende des 4., Anfang des 5. Jahrhunderts, das auch in slavischen Übersetzungen bekannt ist, wird erzählt, dass der dem dritten Himmel entrückte Paulus von einem Engel ins Paradies begleitet wird. Zwei singende Engel, die Uriel und Suriel genannt werden, stehen vor dem Thron, der für den Apostel in einem Zelt von Licht bereitgestellt ist.
Uriel zeigen die Mosaiken von S. Maria Maggiore in Rom (4./5. Jhd.), ein antikes Grabmal in Sofia, Bulgarien (5. - 6. Jhdt.), das Mosaik in S. Apollinare Nuovo in Ravenna (520-530), folkloristische Szenen in Ägypten (Fresko in Bawit), das Kuppel-mosaik in der Sophienkathedrale in Kiev (11. Jhd.; erneuert), das südliche Portal von Saint-Gilles in der Provence (1. Hälfte 12. Jhd.) und die byzantinischen Mosaiken aus normannischer Zeit (12. Jhd.) auf Sizilien (Apsis im Dom von Monreale; Vierung der Martorana-Kirche in Palermo, zusammen mit Michael, Gabriel und Raphael in Relation zur Deesis des Bema). Noch um 1200 ist Uriel auf der Holzdecke von St. Michael in Hildesheim und im 13. Jahrhundert auf Tafelbildern der Schulen von Siena (»Antependium von Siena«) und Parma dargestellt worden. Die Beischrift auf einer russischen Ikone der Heiligen Heiler bezeichnet ihn als »leuchtendes Feuer Gottes, Erleuchter der Umnachteten«.

Attribute: Stab, Licht-Globus, Schwert (nach Dmitrij Rostovskij), Feuerflamme (auf der offenen Hand), Laterne, Weihrauchschale. Einen besonderen Festtag Uriels (am 27. Tobi) kennt nur die koptische Kirche.

In Mettenheim trägt er in der linken Hand ein flammendes Schwert. Auf dem Schrobenhausener Gebetsbild Anfang letzten Jahrhunderts  hat St. Uriel, der himmlische Licht - oder Feuerengel, das Schwert. Er ist in grüner Albe und roter Diakons-Dalmatika gekleidet.


Salathiel        

Kirchenslavisch:: Salafiil/Selafiil, »mein Gebet gilt Gott«; »oratio Dei«, orator; in Mettenheim "Sealtiel"
Salathiel, der »Führer des Volkes«, wird erwähnt in einem astrologischen Traktat und in 3 Esra 5,16-20, in einem Vulgatatext also, der nicht in die griechische, aber in die kirchenslavische Bibelübersetzung des russischen Bischofs Gennadij — wenn auch erst 1499 — aufgenommen wurde, auf den sich aber schon einige Kirchenväter und auch späte russische Katechismen beziehen. Im dritten Esra-Buch ist Salathiel eigentlich antithetisch zu Uriel gestellt, als ein Engel, der den Propheten Esra auf die Probe stellt oder gar in Versuchung führt: Und es war so: In der zweiten Nacht kam zu mir Salathiel, der Führer des Volkes, und fragte mich:
Wo warst du, und warum ist dein Gesicht so traurig? Weißt du denn nicht, dass dir Israel samt seinem Land, in das es zog, übergeben worden ist? Also steh auf und iss Brot, und lass uns nicht allein, wie ein Hirte seine Herde den Wölfen überlässt. Ich aber sagte zu ihm: Geh weg und komm mir nicht nahe. Als er das hörte, ging er von mir weg. Ich aber verbrachte sieben Tage in Fasten und Buße, stöhnend und weinend, so wie es mir der Engel Uriel aufgetragen hatte.
Salathiel zeigen schon die Wandmalereien der russischen Spas-Kirche von Neredica bei Novgorod (1199). Die Beischrift auf einer südrussischen Ikone der Heiligen Heiler (um 1800) bezeichnet ihn als »Erzengel Selafliil — immerwährender Beter vor Gott für die Menschen« bzw. erläutert: »Der heilige Erzengel Salathiel wird von Gott dem Betenden gesandt«. Dieser Engel wird meist betend, mit vor der Brust gekreuzten Händen dargestellt.

Auf dem Schrobenhausener Gebetsbild Anfang letzten Jahrhunderts hält St. Sealtiel hält als Bittengel die Hände zum Gebet gefaltet. Er ist in hellblauem, bis zum Boden reichendem Frauengewand gekleidet.


Jehudiel        

Jehudiel oder Euchudiel /Jegudiil; »laus Dei«, renumerator,kirchenslavisch: chvala Bozija.
Er sorgt für die Erfüllung von Gottes Gerechtigkeit. Die Beischrift auf einer südrussischen Ikone der Heiligen Heiler (um 1800) bezeichnet ihn so: »Er preist Gott und die Gottesmutter, steht den Mühseligen und den Gottesdienern bei.« Auf anderen Ikonen ist zu lesen: »Der heilige Erzengel Jehudiel kümmert sich um die Bewahrung des Gesetzes Gottes.« Er trägt die Krone, hält aber auch die dreiteilige Peitsche für die Menschen bereit. Attribute: Stab, Krone und Geißel.

Auf dem Schrobenhausener Gebetsbild Anfang letzten Jahrhunderts hält St. Jehudiel, der Vergeltungsengel,  in der Rechten die Himmelskrone, in der Linken eine Geißel. Bekleidet ist er in violettem Mönchsgewand.


Barachiel      

In der Kirche in Mettenheim mit einem Buch in der Hand
Kirchenslavisch.: Varachuil, »Segen Gottes«; »benedictio Dei«, adiutor; (3. Henochbuch 14,4 und Sibyllina 2,315). Die jüdische Kabbala nennt ihn manchmal statt dessen Anael, der dort mit dem Freitag, der Venus und den Farben Grün, Licht-rosa und Lichtblau in Verbindung gebracht wird.
Die Beischriften auf südrussischen Ikonen der Heiligen Heiler, um 1800, bezeichnen Barachiel als »gesegnet von Gott« und »unseren Fürsprecher vor Gott, Überbringer der Gaben Gottes« bzw. lauten: »Der heilige Erzengel Barachiel, der gesegnete Engel des Herrn«. Dort auch ist sein Attribut ein Tuch voller Blumen, Symbol des Überflusses und Segens Gottes.

Auf dem Schrobenhausener Gebetsbild Anfang letzten Jahrhunderts ist St. Barachiel, der Siegesengel, in weißer Albe, roter Diakonsdalmatika und himmelblauem Vespermantel, in dem er vor dem Schoß einen Kranz von weißen Rosen zeigt, gekleidet.



Jeremiel        
Darstellungen des Erzengels Jeremiel scheint es in der Ikonenmalerei nicht gegeben zu haben.
Der Name bedeutet »Erhöhung Gottes«, kirchenslavisch: vysota Bozija
Jeremiel wird, wie Uriel und Salathiel, in den lateinischen und slavischen Versionen von 3 Esra 4,36 erwähnt: Esra fragt, wann der Tag der Erlösung kommen wird. Daraufhin antwortet ihm »der Erzengel Jeremiel«, dass nur der Allmächtige, der die Zeit gemessen und die Stunden gezählt hat, weiß, wann »die Zahl Sieben erreicht wird«.

2 Nisan 2012 Pazartesi

Der Granatapfel


Der Granatapfel oder Grenadine (Punica granatum) ist eine Pflanzenart, die heute bei weiter Fassung der Familie der Weiderichgewächse (Lythraceae) zugerechnet wird. Die Heimat des Granatapfels liegt in West- bis Mittelasien; heute wird er unter anderem im Mittelmeerraum angebaut.

Die Bezeichnung des Granatapfels ist in vielen Sprachen auf das lateinische Wort für Kerne oder Körner, granae, bzw auf deren große Zahl (lat. granatus = körnig, kernreich) zurückzuführen. Den lateinischen Namen Punica bekam er im Römischen Reich, da die Phönizier (auch Punier genannt) diese Pflanze, zum Teil aus religiösen Gründen, verbreiteten.

Heimat und Verbreitung

Das Verbreitungsgebiet des Granatapfels liegt im westlichen bis mittleren Asien; die Heimat des Baumes erstreckt sich von der Türkei über den Kaukasus (Armenien, Aserbaidschan, Georgien, Südrussland) sowie Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan östlich bis nach Iran, Afghanistan und Pakistan.

Im Mittelmeerraum und im Nahen Osten, beispielsweise im Iran, in Armenien, Ägypten, Spanien, Marokko, Tunesien, Syrien, Palästina, Israel und in Anatolien, wird der Granatapfel seit Jahrhunderten kultiviert (siehe auch Gartenkunst). In Indien wird der Granatapfel auch als Gewürz angebaut. Aber auch in Fernost-Asien tritt der Granatapfel auf. In Indonesien ist er bekannt als delima.

Einige Selektionen des Granatapfels können auch in wintermilden Regionen Mitteleuropas ausgepflanzt werden. Ein Strauch blüht jährlich zum Beispiel im Vorgarten des Museums für Kunstgewerbe in Budapest.

Im Zuge des spanischen Kolonialismus gelangte der Granatapfel auch in die Karibik und nach Lateinamerika.

Die Eigenschaften der Pflanze

Habitus und Blätter
Der Granatapfel wächst als sommergrüner kleiner Baum und wird oft als Strauch kultiviert; er erreicht Wuchshöhen bis zu fünf Metern, wird bis zu drei Meter breit und kann einige hundert Jahre alt werden. Die Rinde ist rotbraun bis grau. Die jungen Zweige sind oft vierkantig. Die Blattstiele sind zwei bis zehn Millimeter lang. Seine überwiegend gegenständigen, glänzenden, ledrigen Laubblätter sind etwa zwei bis zehn Zentimeter lang (je nach Sorte) und ein bis zwei Zentimeter breit. Nebenblätter fehlen.

Blüten
Im Frühjahr und Sommer trägt er an den Zweigenden große, urnen- bis glockenförmige Blüten. Die zwittrigen Blüten sind fünf- bis neunzählig mit doppelten Perianth. Ihre Farbe reicht von orangerot bis hellgelb. Es sind viele Staubblätter vorhanden.

Frucht
Die von der Form apfelähnliche, anfangs grüne, später orangerote Frucht, ist als Grenzfall einer Beere anzusehen, da das Fruchtfleisch nicht fleischig ist, allerdings auch nicht verholzt. Sie hat einen Durchmesser von bis zu etwa zehn Zentimetern und ist durchzogen von vielen Wänden. Dadurch entstehen Kammern, in denen sich zahllose bis zu 15 Millimeter große kantige Samen befinden, die jeweils umgeben sind von einem glasigen, saftig-prallen, tiefrot bis blassrosa gefärbten Samenmantel (Arillus), der auf Druck leicht zerplatzt. Insgesamt sind etwa 613 Samen in der Frucht enthalten.

Granatäpfel zeichnen sich durch einen hohen Gehalt bioaktiver Inhaltsstoffe aus. Der Granatapfel enthält größere Mengen Flavonoide wie Anthocyane und Quercetin, Polyphenole vor allem Ellagitannine wie Punicalagin sowie Phenolsäuren wie Ellagsäure und Gallussäure. Er ist reich an Kalium und enthält unter anderem Vitamin C, Calcium und Eisen. Die Früchte reifen nach der Ernte nicht nach, sie zählen zu den nichtklimakterischen Früchten.

Die fleischig ummantelten Samen kann man entweder mit den Fingern oder mit der Hilfe eines Löffels gut herauslösen und sogleich verzehren oder Süßspeisen und Eis damit dekorieren. Eine weitere Methode zum Herauslösen der Samen: Frucht horizontal halbieren, die Schale an den dünnen Häutchen einritzen und die Frucht sternförmig zerbrechen. Ferner ist es möglich, die Kerne herauszulösen, indem man eine Schüssel mit Wasser füllt, den Strunk abschneidet und den Granatapfel in der Schüssel aufbricht. Die essbaren Kerne werden zu Boden sinken, während die Schale und die weißen Häutchen auf dem Wasser schwimmen und leicht zu separieren sind. Außerdem lassen sich die Kerne durch Schlagen auf die Außenschale der halbierten Frucht (etwa mit einem Holzlöffel) lösen; hierzu bietet es sich an, die Granatapfelhälften mit der Schnittkante nach unten in eine kleine Schüssel o.ä. zu legen, damit die Kerne herausfallen können.

Nutzung

Die Früchte werden in den Monaten September bis Dezember geerntet.

Schale und Saft des Granatapfels sind seit Jahrhunderten Farbstoffe für Orientteppiche. Durch das Kochen der Frucht erhält man eine pechschwarze Tinte. Die Fruchtschale des Granatapfels wurde in Indien zum Färben von Wolle in Gelb- und Schwarztönen verwendet. Mit einem Extrakt aus der Wurzel des Granatapfelbaumes können mit Hilfe einer Eisenbeize tief dunkelblaue Farbtöne erzeugt werden.

Die Wurzel, die Rinde und die gekochte Schale wurden bis ins Mittelalter als Wurmmittel auch gegen Bandwürmer eingesetzt.

Grenadinesirup, also Sirup, der einst ausschließlich aus Granatäpfeln der Karibikinsel Grenada hergestellt wurde, gibt dem Tequila Sunrise und verschiedenen anderen Cocktails seinen fruchtigen Geschmack und seine rote Färbung.

Granatäpfel und der aus den ganzen Früchten gepresste Granatapfelsaft sind weltweit, insbesondere im Mittelmeerraum, im Nahen Osten, in den USA, in Südeuropa und seit einigen Jahren auch in Mittel- und Nord-Europa als Nahrungsmittel weit verbreitet. Durch Vergärung kann aus dem Saft auch Granatapfelwein gewonnen werden, der vor allem von Armenien und Israel exportiert wird. Er ähnelt süßlichen Dessertweinen oder Südweinen wie Portwein oder Sherry.

Granatapfelsaft wird aber auch zu medizinischen Zwecken fermentiert. Denn vor allem durch Fermentation mit lebendenden Mikroorganismen (Lebendfermentation) wird die Bioaktivität und Bioverfügbarkeit der im Granatapfel enthaltenen Polyphenole durch fermentative Vorverdauung gesteigert.

Das Fruchtfleisch oder der Saft des Granatapfels werden in der feinen Küche gerne zur Verfeinerung von Wild- oder Geflügelgerichten oder in Obstsalaten verwendet.

Medizinische Bedeutung

Über 250 wissenschaftliche Studien zeigen, dass der Granatapfel eine positive Wirkung bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und Arthritis haben könnte. Allerdings sind die meisten Studien nur auf Versuche mit Zellkulturen oder Tieren beschränkt. Die Übertragbarkeit auf den Menschen bleibt deshalb bis jetzt oft fraglich und muss in entsprechenden Studien belegt werden.
Bisher wurden sieben klinische Studien (zum Teil randomisierte Doppelblind-Studien) zur Wirkung des Granatapfelsafts veröffentlicht, und eine Phase-3-Studie mit 250 Patienten mit Prostatakrebs ist noch nicht abgeschlossen.

Der Granatapfel verfügt, selbst im Vergleich zu Rotwein und Blaubeeren, über besonders viele und stark wirksame Polyphenole, welche vermutlich für die positiven gesundheitlichen Effekte verantwortlich sind. Bei Granatapfelprodukten gibt es beträchtliche Unterschiede bezüglich Qualität und Gehalt an wirksamen Polyphenolen.

In einer In-Vitro-Studie konnte eine Schutzwirkung durch Granatapfelsaft vor Brustkrebszellen festgestellt werden. Sie hemmen die Bildung von körpereigenen Östrogenen und führen bei östrogenrezeptor-positiven Brustkrebszellen zu einer Wachstumshemmung von 80 Prozent - ohne das Wachstum der gesunden Zellen zu beeinträchtigen. Fermentierter Granatapfelsaft ist dabei doppelt so wirksam wie frischer Saft. Auch auf Leukämiezellen wirken die Polyphenole aus fermentiertem Granatapfelsaft: Die Zellen bilden sich entweder zu gesunden Zellen zurück (Redifferenzierung) oder werden in den programmierten Zelltod (Apoptose) getrieben. Außerdem verhindern die Polyphenole, dass sich neue Blutgefäße bilden (Neoangiogenese) - das erschwert die Ausbreitung des Tumors.

Auch gegen Prostatakrebs scheinen die Polyphenole aus fermentiertem Granatapfelsaft besonders wirkungsvoll zu sein, wie eine Reihe von präklinischen Studien zeigen. In einer Studie konnten Prostatakrebs-Patienten durch den täglichen Konsum von Granatapfelsaft (570 mg Polyphenole) ihren PSA-Wert, den zentralen Biomarker bei Prostatakrebs, viermal länger konstant halten als vor der Behandlung: In der sechsjährigen Nachbeobachtungsphase stieg die PSA-Verdopplungszeit von 15,4 auf 60 Monate. Nach diesem Erfolg wird die Studie nun ausgeweitet. In einer Zellkultur-Studie aus dem Jahr 2008 konnte außerdem gezeigt werden, dass auch im Spätstadium des Prostatakrebses Granatapfelsaft noch einen positiven Effekt auf die Zellstruktur haben kann - die Übertragung der Ergebnisse auf den Krankheitsverlauf eines Menschen ist allerdings ohne weitere Untersuchungen nicht möglich. Ähnliche positive Effekte mit hormonunabhängigem Prostatakrebs traten in Tierstudien auf.

In einer doppelblinden, placebo-kontrollierten Studie an 45 Patienten mit koronarer Herzkrankheit erhöhte die tägliche Gabe von 240 ml des Saftes des Granatapfels die Herzmuskeldurchblutung signifikant. Positive Effekte zeichneten sich auch bei einer Studie mit Patienten mit verengter Halsschlagader ab: Nach einem Jahr Granatapfelverzehr verminderten sich die Ablagerungen an der Halsschlagader um 35 %, während sie in der Kontrollgruppe deutlich zunahmen.

Anwendung
1. Granati cortex - früher als Bandwurmmittel. Infolge Nebenwirkungen, die sich durch Steigerung des Blutdruckes, Sehstörungen, Erbrechen und Kollaps äußern können, ist die Droge heute obsolet.

2. Granati radicis cortex - früher als Bandwurmmittel, mitunter auch gegen Spulwürmer. Die Wurzelrinde ist wirksamer als die Rinde der oberirdischen Organe. In der Volksheil­kunde der Herkunftsländer kommt sie auch als Adstringens und bei Dysenterie zum Einsatz.

3. Pericarpium Granati - als Adstringens, unter anderem bei Durchfall, sowie technisch in der Gerberei. Die Früchte von Punica granatum werden zur Herstellung erfrischender Getränke genutzt (s. Granatapfelsaft).

4. Flores Granati - Adstringens

5. Granatapfelsaft - Über 250 wissenschaftliche Studien zeigen, dass der Granatapfel eine positive Wirkung bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und Arthritis haben könnte. Allerdings sind die meisten Studien nur auf Versuche mit Zellkulturen oder Tieren beschränkt. Die Übertragbarkeit auf den Menschen bleibt deshalb bis jetzt oft fraglich und muss in entsprechenden Studien belegt werden. Bisher wurden sieben klinische Studien (zum Teil randomisierte Doppelblind-Studien) zur Wirkung des Granatapfelsafts veröffentlicht, und eine Phase-3-Studie mit 250 Patienten mit Prostatakrebs ist noch nicht abgeschlossen.

Wirkstoffe
Gerbstoffe:
Fruchtschalen, Stammrinde und Blätter von Punica granatum enthalten Ellagitannine, deren Zusammensetzung sich je nach Pflanzenteil etwas unterscheidet. Die Frucht­schalen enthalten 25 bis 28 % Gerbstoffe mit Punicalin (= Granatin D) und Punicalagin (= Granatin C) als Hauptkomponenten. Gerbstoffbaustein beider Ellagitannine ist das Dilacton der Dodecahydroxyquaterphenyltetracarbonsäure (= Gallagsäure). In den Fruchtschalen kommen außerdem die ebenfalls gallagsäurehaltigen Ellagitannine Granatin A und Granatin B vor. Aus den Blättern wurden sowohl die Ellagitannine Granatin A, Granatin B, Corilagin, Strictinin und Punicafolin und weitere Gallotannine isoliert.

Alkaloide:
Punica granatum enthält in fast allen Pflanzenteilen, vor allem aber in der Rinde von Wurzel, Stamm und Zweigen α-substituierte Piperidin­alkaloide (Isopelletierin, N-Methyl­isopelletierin und Pseudopelletierin). Die Wurzel-, Stamm- und Zweigrin­den wilder Granatapfelbäume ent­halten mehr Alkaloide als die der kultivierten Formen. Das Holz ist alkaloidarm, die Fruchtschale ist alkaloidfrei. Nach einer neueren Untersuchung soll die Fruchtschale wilder Granatapfelbäume jedoch 0,15 % Alkaloide enthalten.

Phenole:
Die Fruchtschalen, die Blätter und die Blüten enthalten Ellagsäure, die in den Fruchtschalen und in den Blüten von Gallussäure begleitet wird. In den Blättern außerdem Brevifolin, Brevifolincarbonsäure und Pentahydroxy­dibenzo[b,d]pyran-6-on. Im Granatapfelsaft wurden Protocatechusäure, p-Cumarsäure, Chlorogensäure und Neochlorogensäure, in den Fruchtschalen wurde Iso­quercitrin nachgewiesen. Die Blüten enthalten Pelar­gonidin-3,5-diglucosid, die Fruchtschalen und der saft­reiche Samenmantel enthalten Cyanidin-3-glucosid, Pelar­gonidin-3-glucosid, Cyanidin-3,5-diglucosid und Pelar­gonidin-3,5-diglucosid. Im Samenmantel kommen zusätzlich Delphinidin-3-glucosid und Delphinidin-3,5-diglucosid sowie zwei Malvidinderivate vor.

Terpene, Steroide:
Alle Pflanzenteile des Granatapfelbaumes enthalten reichlich Triterpene sowie geringe Mengen Sterole. So wurden in den Blättern β-Sitosterol, Ursol- und Betulinsäure, in der Stammrinde β-Sitosterol und Friedelin sowie Betulinsäure, in der Fruchtschale Ursol­säure in den Samen ss-Sitosterol und Stigmasterol und in den Blüten Sitosterol, Ursol­säure, Maslinsäure, Asiatsäure und Sitosterol-β-D-glucosid gefunden. Die Samen sollen 17 ppm Östron enthalten. Bei einer Nachuntersuchung wurden mit Hilfe kompetitiver Proteinbindungstechniken jedoch nur 4 ppb Östron nachgewiesen.

Sonstige Inhaltsstoffe:
Der Fruchtsaft enthält Borsäure, Oxalsäure, Äpfelsäure, Ascorbinsäure, zahlreiche freie Aminosäuren sowie 5 bis 11 % Glucose und 8 bis 20 % Invertzucker. Die Samen enthalten Mono-, Di- und Triacylglycerole, freie Fettsäuren, Sterole und Sterolester sowie Phos­pho­lipide und Cerebroside. Die vorwiegende Fettsäure des Samenöls ist Punicinsäure, eine konjugierte C18-Triensäure. Das wässrige Homogenat von Samenmantel und Samen agglutiniert menschliche Erythrocyten, und daraus wurde auf das Vorkommen von Lectinen geschlossen. Diese sind bisher jedoch nicht näher untersucht worden. Aus den Fruchtschalen wurde ein Pektin mit einer Molekularmasse von 58.000 isoliert.


Zuchtformen

Es ist eine Vielzahl von Formen gezüchtet worden, wobei teils die Blütenpracht, teils die Früchte das Zuchtziel darstellten.

Der Zwerggranatapfelbaum (als natürliche Zwergform Punica granatum var. nana, als Zuchtform Punica granatum 'Nana') bleibt ein kleiner Strauch und erreicht bis etwa einen Meter Wuchshöhe.

Der Granatapfel in den Religionen

Der Granatapfel ist das Symbol der syrischen Göttin Atargatis.

Griechische Mythologie
Im antiken Griechenland wurde der Granatapfel den Gottheiten der Unterwelt, Hades und Persephone, zugeschrieben. Der Unterweltgott Hades entführte Persephone ihrer Mutter Demeter und nahm sie mit in die Unterwelt. Göttervater Zeus beschloss, das Mädchen dürfe zurück zu ihrer Mutter, wenn sie in der Unterwelt nichts gegessen habe.
Kurz vor ihrer Rückkehr drückte Hades sechs Granatapfelkerne in ihren Mund. Da sie nun doch etwas in der Unterwelt gegessen hatte, musste sie ein Drittel des Jahres in der Unterwelt mit Hades regieren und durfte die anderen zwei Drittel mit ihrer Mutter Demeter verbringen.

Den Streit der drei griechischen Göttinnen Hera, Athene und Aphrodite, wer die Schönste von ihnen sei, beendete der Trojaner Paris, indem er Aphrodite einen Apfel (Granatapfel) überreichte (siehe Urteil des Paris).

Erwähnung in der Bibel
Die Frucht wird auch mehrfach im Alten Testament der Bibel erwähnt. Der Granatapfel soll 613 Kerne haben, genauso viel wie das Alte Testament Gesetze enthält. Granatäpfel waren laut der Schilderung in 2 Mos 28,33f. Lut Teil des Efods des Hohepriesters, dessen Anfertigung Gott den Israeliten befohlen haben soll. Die abschließenden Knäufe der beiden erzernen Säulen Jachin und Boas vor dem Salomonischen Tempel wurden laut 1 Kön 7,18 Lut von zwei Reihen Granatäpfeln geschmückt. Der erste König Israels, Saul, wohnte nach 1 Sam 14,2 Lut zeitweilig unter einem Granatapfelbaum. Im Hohelied Salomos wird das Wort Granatapfel mehrere Male verwendet, um die Schönheit einer Frau zu untermalen (4,3 Lut, 4,13 Lut, 6,7 Lut). Schließlich findet sich der Granatapfelbaum noch bei den Propheten Joel 1,12 Lut und Hag 2,19 Lut.

Erwähnung im Koran
Die Frucht wird auch im Koran erwähnt:

Das Vieh (6. Sure), 99: „Und Er ist es, Der Wasser niedersendet aus der Wolke, damit bringen Wir alle Art Wachstum hervor; mit diesem bringen Wir dann Grünes hervor, daraus Wir gereihtes Korn sprießen lassen, und aus der Dattelpalme, aus ihren Blütendolden, (sprießen) niederhängende Datteltrauben, und Gärten mit Trauben, und die Olive und den Granatapfel - einander ähnlich und unähnlich. Betrachtet ihre Frucht, wenn sie Früchte tragen, und ihr Reifen. Wahrlich, hierin sind Zeichen für Leute, die glauben.“

Das Vieh (6. Sure), 141: „Er ist es, Der Gärten wachsen lässt, mit Rebspalieren und ohne Rebspalieren, und die Dattelpalme und Getreidefelder, deren Früchte von verschiedener Art sind, und die Olive und den Granatapfel, einander ähnlich und unähnlich. Esset von ihren Früchten, wenn sie Frucht tragen, doch gebet Ihm die Gebühr davon am Tage der Ernte und überschreitet die Grenzen nicht. Wahrlich, Er liebt die Maßlosen nicht.“

Der Gnadenvolle (55. Sure), 68: „In beiden werden Früchte sein, und Datteln und Granatäpfel.“

Kulturgeschichte

Granatapfelbaum aus dem Jahr 1653 in den Herrenhäuser Gärten
Die archäologischen Überlieferungsbedingungen für Granatäpfel sind schlecht, da die Frucht meist frisch verzehrt wird und die wasserreiche Schale beim Erhitzen explosionsartig zerbirst. Wie Versuche ergeben haben, haben lediglich alte Granatäpfel mit relativ ausgetrockneter Schale die Chance, zu verkohlen und so überliefert zu werden. Ein verkohlter Granatapfel wurde in den frühbronzezeitlichen Schichten des Tel es-Sa'idiyeh in Jordanien gefunden. Auf Zypern und in Ägypten wurden in der späten Bronzezeit farbige Glasgefäße in Form eines Granatapfels hergestellt. Das bei Kaş in der Türkei gefundene Ulu Burun-Schiff enthielt zyprische Vorratskrüge mit über 1000 Granatapfelsamen. Es ist nach den geborgenen Gefäßen in die Periode SM IIIA2 zu datieren. Granatäpfel wurden als Grabbeigabe in einer Grabkammer eines hohen ägyptischen Beamten aus der Zeit Ramses IV. gefunden. Im jordanischen Tell Deir ʿAllā im Jordantal wurden Granatäpfel in eisenzeitlichen Schichten geborgen. In Deutschland ist der Granatapfel etwa im mittelalterlichen Konstanz archäologisch nachgewiesen.

Der Granatapfel ist seit Urzeiten ein Symbol für Leben und Fruchtbarkeit, aber auch für Macht (Reichsapfel), Blut und Tod.

In der christlichen Symbolsprache kann der Granatapfel für die Kirche als Ekklesia stehen, als Gemeinschaft der Gläubigen. Er symbolisiert auch das Enthaltensein der Schöpfung in Gottes Hand bzw. Vorsehung. Er ist außerdem auch Symbol des Priesterstandes, weil er in seiner harten Schale (= Askese des Priesterstandes) reiche Frucht trägt. Aufgrund dieser Symbolik taucht der Granatapfel in zahlreichen mittelalterlichen Tafelgemälden auf. So spielt zum Beispiel auf der von Matthias Grünewald 1517/1519 geschaffenen Stuppacher Madonna das Jesuskind mit dem Granatapfel, den ihm seine Mutter reicht. Damit ist die Frucht der Schlüssel zu der mit diesem Gemälde verbundenen Aussage, dass Maria die Mutter der Kirche sei.

Der Orden der Barmherzigen Brüder hat als Emblem einen Granatapfel mit Kreuz. Zum einen wurde der Orden in der spanischen Stadt Granada gegründet, die in ihrem Wappen den Granatapfel hat. Zum anderen gilt der Granatapfel bei vielen Völkern als Symbol der Liebe, der Fruchtbarkeit und Unsterblichkeit. In der katholischen Kirche wurde der Granatapfel schon bald zu einem Symbol für Jesus.

Der Granatapfel ist auch Bestandteil der Wappen der Stadt Granada, der gleichnamigen Provinz und vieler ihrer Orte, sowie Teil des Wappens von Spanien, wo es das alte Königreich Granada nach der Übernahme durch die christlichen Herrscher Spaniens repräsentiert.

In China gilt der Granatapfel wegen seiner vielen Kerne als Symbol für Fruchtbarkeit und Kinderreichtum.